Deutsche Hallen-MS Leipzig 2: Christina Hering, Maren Kock und Florian Orth sammeln weitere Titel
Vor zwei Jahren hatte Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) in der Arena Leipzig das begehrte Lauf-Double über 1500 und 3000 Meter geholt. 2016 machte ihm Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) das Kunststück an selber Stelle nach. Nach dem Erfolg am Samstag über die längere Strecke setzte sich der Regensburger am Sonntag auch über 1500 Meter durch. Der angehende Zahnarzt ließ sich auf kein Spurtrennen ein und zog nach 700 Metern das Tempo extrem an und rettete einen kleinen Vorsprung ins Ziel. Nach 3:51,20 Minuten wurde Florian Orth von seiner Lebensgefährtin Maren Kock im Ziel in den Arm genommen. Die hatte wenige Minuten zuvor den 1500-Meter-Titel bei den Frauen gewonnen.
Der Regensburger hatte alles auf eine Karte gesetzt und wurde für seinen Mut belohnt. Zwar stürmten die Konkurrenten noch einmal heran, abfangen konnten sie ihn aber nicht mehr. „Es war knapp. Aber es sind ja auch nur 1500 Meter und keiner mehr“, lachte Florian Orth. Der 26-Jährige hatte den Überraschungsmoment genutzt und die nötigen Meter zwischen sich und die Konkurrenz gelegt. Zwei weitere Bayern hatten ebenfalls den Sprung ins Finale geschafft, spielten dort aber keine Rolle. Niklas Bühne wurde Neunter in 3:56,74 Minuten und Bastian Grau (beide LSC Höchstadt/Aisch) Elfter in 3:57,39 Minuten.
Ebenfalls Gold für die "bessere Hälfte"
Zur bereits erwähnten "besseren Hälfte" von Florian Orth: Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) warf ihre ganze Erfahrung und Souveränität in die Waagschale, um nach 2012 und 2015 zum dritten Mal Deutsche Hallen-Meisterin über 1500 Meter zu werden. Die 25-Jährige aus Brögbern im Emsland ließ zunächst die Mitbewerberinnen gewähren. Lena Klaassen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 4:37,32 min) hängte sich vom Start weg vor das Feld und führte den Pulk bei 400 Metern in verhaltenen 67,56 Sekunden und dann einige weitere Runden an.
Eingangs der letzten Runde verschärfte Maren Kock dann die Fahrt, um in 4:36,59 Minuten lockeren Fußes den nächsten Meistertitel einzufahren. "Ich habe vermutet, dass es ein langsames Rennen wird und dann im Spurt meine Stärke ausgespielt", sagte die Deutsche Meisterin. "Drei Wochen vor dem Meeting in Karlsruhe war ich krank. Da habe ich mich zwar geärgert, aber gesagt: besser als drei Tage vor der Deutschen", meinte die Wahl-Regensburgerin, die zur Vorbereitung lediglich einen 800-Meter-Start unter dem Hallendach absolviert hatte.
Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg), einige Zeit durch eine Verletzung aus der Bahn geworfen, holte mit einer energischen Schlussrunde wie im vergangenen Jahr den dritten Platz. Ihre Zeit: 4:37,69 Minuten.
Christina Herings Sololauf
Es wurde ein einsames Rennen über 800 Meter für die Titelverteidigerin Christina Hering (LG Stadtwerke München). Nachdem ihrer Trainingspartnerin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) die Hallensaison vorzeitig abgebrochen hatte, um ihre gereize Achillessehne zu schonen, fehlte der Münchnerin schlichtweg die Konkurrenz. Runde eins ging Hering knapp unter 30 Sekunden durch, bei 400 Metern war sie unter einer Minute geblieben (59,81 Sekunden), wobei die Distanz zum Rest des Feldes wuchs und wuchs. Durch ihren neuen bayerischen Hallenrekord von 2:00,93 Minuten wusste sie um ihre gewachsene Fähigkeit, solch ein Rennen auch allein von der Spitze weg bestreiten zu können. Dafür wog ihre Siegerzeit von 2:02,48 Minuten um so höher. „Ich wollte zeigen, dass ich auch alleine rennen kann. Das war Wahnsinn. Es war auch eine tolle Stimmung in der Halle.“
Pech hatte Stella Kubasch (LG Telis Finanz Regensburg), die auf den letzten Metern noch von Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) vom Bronzerang verdrängt wurde (2:06,07 Minuten). Für Christine Gess (LG Stadtwerke München) blieb im Finale der siebte Rang (2:07,94 Minuten).
Ebenfalls nur knapp eine Medaille verpasste Domenika Mayer (LAC Quelle Fürth) in der "Klosterhalfen-Show" über 3000 Meter. Im Sog der 18-jährigen Wunderläufern aus Leverkusten, die mit 8:56,36 Minuten einen neuen U 20-Europarekord aufstellte, wurde die 25-Jährige Vierte (9:28,86 Minuten). Im Rampenlicht des B-Endlaufes über 400 Meter standen zwei Bayern. Der eine, nämlich Samuel Aßmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) gewann diesen auch nach hartem Kampf in 48,19 Sekunden gegen Stefan Gorol (DJK Friedberg; 48,28 Sekunden). Im A-Finale hatte Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München) offenbar nach einem kräftezehrenden Vorlauf am Samstag keine Körner mehr. Ihm blieb nur Rang sechs in 49,33 Sekunden.