Deutsche Meisterschaften Nürnberg 1: Zum Auftakt vier bayerische Medaillen beim Heimspiel
Der Deutsche Meister von 2016, Hannes Liebach (SCC Berlin), war es, der über 3000 Meter Hindernis auf den ersten anderthalb Kilometern Tempo für seinen Vereinskollegen Fabian Clarkson (SCC Berlin) machte, weil dieser die EM-Norm (8:34,00 Minuten) angreifen wollte. Dass die Zwischenzeiten passten, bewies letzten Endes Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch), der im zweiten Teil des Rennens die Führung übernahm. In 8:33,90 Minuten holte er nach 2015 (damals auch in Nürnberg) seinen zweiten DM-Titel und blieb erneut unter der Norm, sehr zu Freude seines Fanclubs aus seiner nahegelegenen Heimat Höchstadt. Im Schlussspurt zog auch Patrick Karl (TV Ochsenfurt; 8:41,22 Minuten) noch an Fabian Clarkson (8:41,50 Minuten) vorbei und machte den weißblauen Doppelsieg perfekt. Fast hätte es noch zu einem "Sweap" gelangt. Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) landete auf dem undankbaren vierten Rang (8:43,04 Minuten), mit Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) schob sich ein vierter Bayer in 8:52,52 Minuten auf Rang acht.
"Der Regen macht mir gar nichts aus, da müssen wir ja alle durch", lächelte Martin Grau nach dem Rennen. "Ich war nicht darauf eingestellt, dass die Berliner so ein Tempo machen. Aber es war gut zum Mitlaufen und hat das Feld auseinandergezogen. Die letzten zwei Runden habe ich mich darauf konzentriert, nicht zu stürzen und den Rhythmus zu halten. Mit dem Rennen kann ich ganz zufrieden sein. Und ich konnte zeigen, dass der Titel 2015 keine Eintagsfliege war. Bei der EM würde mich eine Platzierung unter den Top acht zufrieden stellen."
Die Platzierung kennt Maximlian Entholzner bereits, schließlich war er auch 2017 in Erfurt schon Deutscher Vizemeister im Weitsprung. Was damals noch eine kleine Überraschung war, konnte diesmal allerdings niemanden mehr in Erstaunen versetzen. Der 24-jährige Niederbayer übernahm mit seinem ersten Sprung auf 7,72 Meter die Führung, musste diese jedoch dann an den neuen Deutschen Meister Fabian Heinle (VfB Stuttgart) abgeben, der im fünften Durchgang auf 8,04 Meter kam und die EM-Norm für Berlin knackte. Mit seinem zweiten Platz hat Entholzer nun ebenfalls allerbeste Chancen, mit zu den Kontinentaltitelkämpfen zu fahren.
Medaille Nummer vier für einen bayerischen Athleten ging am ersten Tag an Maximilian Bayer über 110 Meter Hürden. In einem engen Rennen, in dem mit dem neuen Deutschen Meister Gregor Traber, Erik Balnuweit und Alexander John gleich drei Normerfüller für die EM in Berlin angetreten waren. Traber gewann erwartungsgemäß in 13,37 Sekunden, Zweiter wurde Balnuweit ((13,52 Sekunden), doch dahinter kam schon der Ingolstädter in einem starken Rennen mit 13,77 Sekunden. Bundestrainer Jan May und Idriss Gonschinska, der Leitende Direktor Sport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), geben Bayer, dem zur DLV-Norm für Berlin noch sieben Hundertstel fehlen, nun die Chance diese quasi als "Last-Minute-Chance in Leipzig zu laufen.
Für ihre Finals am zweiten Tag qualifizierten sich souverän drei weitere bayerische Eisen im 400-Meter-Feuer, nämlich bei den Männern der Deutsche Meister Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) und der Vizemeister des Vorjahres, Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth), sowie bei den Frauen die frischgebackene 4 x 100-Meter-U 20-Weltmeisterin Corinna Schwab (TV 1861 Amberg). Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg) hat wie Johannes Trefz einen Titel zu verteidigen, und zwar über 800 Meter. Am Samstag sicherte er in einer nicht unbedingt relevanten Zeit den Sprung in die nächste Runde, ebenso wie Jamie Williamson (LAC Quelle Fürth). Ein Unterfangen, dass über 400 Meter Hürden auch Tobias Giehl (mit dicken Bandagen wegen einer Handoperation am vergangenen Montag) und Michael Adolf (LG Stadtwerke München) gelang.
Ein Kuriosum gilt es nach den Vorläufen über 800 Meter zu bilanzieren. Nicht nur die amtierende Deutsche Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) qualifizierte sich für den Endlauf, sondern mit ihr noch vier weitere bayerische Mittelstrecklerinnen. Für die LG Stadtwerke München nehmen Mareen Kalis, Katharina Trost und Christine Gess den Kampf um Medaillen auf, für die LG Karlstadt-Gambach-Lohr ist es Corinne Kohlmann, die kleine Schwester von Fabienne Kohlmann. Bei aller gebotenen Zurückhaltung scheint da wenigstens eine Medaille schon fast programmiert.