Darmstadt-Cross: Miriam Dattke und Patrick Karl können mit Cross-EM planen
Der Sieg im Frauen-Rennen über den insgesamt 6000 Meter langen Kurs war hart umkämpft: Am Ende war es Alina Reh (21:23 Minuten), die die besseren Reserven hatte. Die WM-Teilnehmerin über 5000 Meter bildete mit der U 20-Cross-Europameisterin Konstanze Klosterhalfen (21:25 Minuten) von Anfang an das Spitzen-Duo, das für Tempo sorgte.
Alina Reh war stets einen Schritt voraus, eingangs der letzten Runde übernahm aber ihre Verfolgerin zwischenzeitlich die Führung. "Ich habe versucht, weiter dranzubleiben, die Lücke nicht zu groß werden zu lassen und weiter zu kämpfen", meinte die Ulmerin. Sie zog mit dem stärkeren Finish auf dem letzten Drittel der abschließenden Runde dann an Konstanze Klosterhalfen vorbei und kam zwei Sekunden vor ihr ins Ziel. "Klar ist es schön, als Erste über die Ziellinie zu laufen, aber wir haben gut zusammen gearbeitet und ein tolles Rennen gemacht. Es hat uns beiden Spaß gemacht."
Die beiden U 23-Athletinnen qualifizierten sich mit starker Form für die Cross-Europameisterschaften in Samorin (10. Dezember). Begleiten wird das Duo Anna Gehring (SC Itzehoe; 23:05 Minuten), die hinter der Kenianerin Betty Chepkwony (22:45 Minuten) Platz vier belegte und das dritte Einzel-Ticket löste. Die zweifache U 23-Vize-Cross-Europameisterin (Einzel und Mannschaft) konnte sich damit nach überstandener Verletzung wieder zurückmelden. "Der Schritt hat gepasst, der Fuß hat gehalten, ich kann wieder schmerzfrei trainieren", freute sie sich. Auf Platz fünf empfahl sich Vera Coutellier (ASV Köln; 23:08 Minuten) für das DLV-Team.
Beste Bayerische Akteure waren Jannika John (LAC Quelle Fürth; 23:46 Minuten) als Siebte und Cornelia Griesche (LG Telis Finanz Regensburg; 24:01 Minuten) als 15.
Miriam Dattke gewinnt souverän in der U 20
Das Rennen (4200 Meter) in der weiblichen U 20 machte Miriam Dattke. Die Regensburgerin forcierte gegen Ende das hohe Tempo und holte sich in 14:29 Minuten als überlegene Siegerin das Ticket für die Cross-EM. "Es lief optimal, ich konnte mich erst zurückhalten und am Ende nochmal ordentlich antreten", meinte die Gewinnerin, deren Form nach dem Grundlagentraining passte. „Nicht, dass sie gewonnen hat, sondern wie sie gewonnen hat mit einem am Ende auffallend lockeren raumgreifenden Schritt, macht mich für Samorin optimistisch. Trotzdem sei es gesagt: Für Miriam ist das nur ein weiterer kleiner Schritt zur guten Langstrecklerin“, sagt dazu ihr Coach Kurt Ring, der die ehemalige Berlinerin und jetzige Jura-Studentin an der Uni Regensburg seit Frühherbst nun endlich auch „dahoam“, wie man in Bayern sagt, betreuen kann. Auch die Marschrichtung für die Cross EM hat das Gespann schon abgesteckt. „Mein Trainer sagt, ich soll einfach vorne mitlaufen und mein Bestes geben. Der wird es schon wissen. Und wenn es nicht ganz für vorne reicht, waren die anderen einfach besser.“
In der männlichen U 20 (6600 Meter) war wie schon in Pforzheim Ilyas Yonis Osman (TV Waldstraße Wiesbaden; 19:53 Minuten) der Schnellste. Der 18-Jährige stammt wie sein großes Vorbild Mo Farah (Großbritannien) aus Somalia und lief vorne weg. Als Zweiter kam Markus Görger (LAC Freiburg; 20:22 Minuten) mit dem Terrain diesmal besser zurecht und bestätigte seine Form für Samorin nach Platz zwei in Pforzheim auch in Darmstadt. "Ich hatte mir vorgenommen, etwas aggressiver zu laufen. Das hat geklappt", sagte der Freiburger. "Bei der Cross-EM will ich es in die Top 20 schaffen."
Auf Position drei lief Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 20:41 Minuten), der sich nach der U 18-EM-Teilnahme in Tiflis (Georgien) über seinen nächsten internationalen Einsatz freuen darf. "Ich habe mir das Rennen heute sehr gut eingeteilt und auf die Taktik meines Trainers gehört. Es lief hervorragend", meinte der Drittplatzierte. Nach dem Österreicher Stefan Schmid kam der Mannheimer Steffen Ulmrich (20:57 Minuten) als Fünfter und damit drittbester Deutscher an.
Als mit Abstand Jüngster lief Florian Bremm (17; TV Leutershausen) im U 20 Rennen nach 21:04 Minuten über die Ziellinie. Als Lohn darf sich das bayerische Hindernis-Ass, das seit dem Herbst im Sportprojekt der Lothar-von-Faber-FOS in Nürnberg Quartier bezogen hat, als Ersatzläufer für die Cross-Europameisterschaften bereit halten. Mit Hannes Burger (18; LC Buchendorf, 21:20 Minuten) und Niklas Buchholz (19; TV Hemhofen, 21:26 Minuten) zeigten sich zwei weitere bayerische Nachwuchshoffnungen in starker Form.
Den Abschluss machten die Männer (mit U 23). Über der Form von Amanal Petros (SV Brackwede; 27:24 Minuten) stand vor der Cross-EM-Quali ein kleines Fragezeichen. Er absolvierte kürzlich seine Bundeswehr-Grundausbildung und konnte ein paar Wochen kaum trainieren. Bei seinem Auftritt machte sich dies aber kaum bemerkbar. Die ihn umgebende Spitzengruppe reduzierte sich bis zur vierten Runde auf vier Läufer. Auf der letzten Runde machte der U 23-Vize-Europameister über 10 000 Meter Druck und gewann schließlich vor Abdi Uya Hundessa (Äthiopien; Dietzer TSK Oranien; 27:27 Minuten), Samuel Fitwi Sibhatu (Eritrea; LG Vulkaneifel; 27:31 Minuten) und dem schnellsten "Mann" Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; 27:43 Minuten).
"Ich bin sehr zufrieden, besser geht's nicht. Ich habe wenig trainieren können, weil ich bei der Bundeswehr war", sagte Petros nach dem 9000 Meter langen Kurs. "Bei der Cross-EM will ich in die Top Fünf laufen."
Dorthin begleiten könnte ihn unter anderen Patrick Karl (TV Ochsenfurt; 27:48 Minuten). Der unterfränkische Hindernisspezialist versuchte mehrmals vergeblich die Lücke zu den Führenden zu schließen und wurde am Ende Gesamt-Fünfter. Als souveräner Zweiter der Deutschen U 23-Wertung kann auch er sehr sicher mit einem Start bei der Cross-Europameisterschaft planen. Auf Rang sechs folgte Kidane Tewolde (LG Olympia Dortmund; 27:56 Minuten). Jonathan Dahlke (TV Herkenrath; 28:02 Minuten) und Geher Karl Junghannß (LAC Erfurt; 28:14 Minuten) belegten in der U 23-Wertung die Ränge sechs und sieben.
In der offenen Männerwertung gingen hinter Sieger Simon Boch auch die nächsten drei Plätze an Vertreter aus Bayern. Tim Cherif Ramdane (27:58 Minuten), Fillimon Abraham (28:14 Minuten; beide LG Telis Finanz Regensburg) und Konstantin Wedel (28:29 Minuten; LAC Quelle Fürth) sorgten für eine "Bayerische Meisterschaft" in Darmstadt.
Traditionell sind die U 16-Läufe auf dem Sport- und Freizeitgelände an der Winkelschneise der ranghöchste Vergleich im Querfeldeinlaufen. Eine Deutsche Schülermeisterschaft im Cross wird vom DLV nicht angeboten, daher suchen viele Talente in Darmstadt den ersten Kontakt zu ihren nationalen Mitstreitern. Um so höher ist der dritte Rang von Luk Jäger (TSV Penzberg) und der fünfte Platz von Dominik Seib (LG Bayernwald) zu bewerten.