Hochsprung-Meeting Essing: Lokalmatador Sven Glück stiehlt allen die Schau
Die Latte liegt auf 2,11 Meter Höhe. Nur noch zwei Athleten stehen bereit, alle anderen mussten bereits aufgeben. Sven Glück ist schon jetzt weit über seine bisherige Grenze hinaus: Mit persönlicher Bestleistung von 2,05 Meter kam der Lokalmatador nach Essing, höher ist er bei einem Wettkampf noch nie gesprungen. Doch jetzt will er es auch über die 2,11-Meter-Marke schaffen. Bei zwei Versuchen ist die Latte bereits zu Boden gekracht, auch bei seinem slowakischen Konkurrenten Tomas Zeman. Nun folgt der dritte und letzte Versuch. Die Zuschauer in der Essinger Halle feuern ihn an, aus den Lautsprechern tönt Eminems „Without me“. Glück nimmt Anlauf, sein Körper ist angespannt. Seine Schritte werden länger, er erhöht die Geschwindigkeit. Wenige Zentimeter vor der Latte springt er ab und katapultiert sich mit voller Kraft in die Höhe.
37 Athleten sind zu dem traditionellen Meeting gekommen, einige sind aus Tschechien und der Slovakei zu Gast. Bei den Frauen kann Carina Dörr (Athletik- und Sprintteam München) den dritten Sieg in Folge nicht verwirklichen, sie muss sich der Tschechin Nikola Strachova (Slavoj Stara Bolesvav) geschlagen geben, die mit 1,75 Meter zwei Zentimeter höher springt.
Die größte Überraschung aber gibt es bei den Männern: Tobias Potye ist bei seinem ersten Start im Trikot seines neuen Vereines LG Stadtwerke München als Favorit nach Essing gekommen. Doch diesmal will es nicht so recht klappen. Bei 2,05 Metern ist Schluss. „Ich bin nicht zufrieden, enttäuscht aber auch nicht“, sagt der 19-Jährige. „Ich hatte mir keine großen Ziele gesteckt, ich wollte einfach gut ankommen im neuen Jahr.“ Nun will er sich auf die Südbayerischen Meisterschaften am kommenden Wochenende konzentrieren. Für den Sieg bei den Männern reichen die 2,05 Meter dennoch: Potye verweist Dauergast Marko Manuel (LAC Quelle Fürth) auf Rang zwei.
Die U-20-Jugend um Sven Glück aber stielt den Männern die Show. Es geht um 2,11 Meter. Glück springt ab, gleitet über die Stange, fällt mit dem Rücken auf die Matte. Die Zuschauer schauen gebannt auf die Latte – sie hält. Auch sein Konkurrent Zeman schafft diese Höhe. Der Slovake vom Team SK Vital Bratislava sichert sich damit den Sieg bei der U-20-Junioren. Doch der Star des Tages ist Glück. Erst bei 2,14 Metern ist für die beiden Schluss.
„Mit 2,05 Metern ankommen und mit 2,11 Metern aussteigen – was will man mehr“, sagte Glück. Er hatte zwar bereits erwartet, dass er sich steigern werde. „Die Tendenz war ischon gut, es waren immer gute Sprünge dabei“, sagt Glück. „Aber dass es so stark wird, ist sehr überraschend.“ Er trainiert in Essing bei Jörg Nowy. „Von seiner Leistung in den zurückliegenden Trainingseinheiten war es klar, dass er sich steigert. Ich war überzeugt, dass er heute eine persönliche Bestleistung springt“, sagt der Essinger. „2,11 Meter ist aber schon eine Hausnummer, ein sehr großer Schritt nach oben.“ Dennoch sieht Nowy Verbesserungspotenzial. „Er hat schon viele Fehler abgestellt, aber ich habe trotzdem heute noch viele gesehen. Er ist noch nicht stabil genug, daran müssen wir noch arbeiten."
Auch für Lucas Mihota bedeutete der Wettkampf in Essing einen Quantensprung. Der Deutsche U 16-Meister des Vorjahres war mit einer Bestleistung von 2,00 Meter angereist und deutete mit einer phänomenalen Steigerung auf 2,08 Meter sein gewaltiges Potenzial an. Hinter ihm gelangen auch Christoph Kurz (FC Aschheim) mit 1,96 Meter, Manuel Riemer (TSV 1880 Wasserburg) und Vinzent Halbig (TuS Bad Aibling), beide mit 1,80 Meter, neue Hausrekorde. Ein feiner Saisonauftakt gelang Laura Gröll (LG ECkental), die als U 20-Siegerin mit 1,75 Meter genauso hoch sprang wie die Frauen-Siegerin Strachova. Alisa Böhm (TSV 1880 Wasserburg) kam mit 1,69 Meter auf den dritten Rang.