Ein Äthiopier, der für einen bayerischen Verein Deutscher Meister wird: Mitku Seboka gewann in Ohrdruf den Titel über 10 000 Meter.

Gegen Mitku Sebokas Tempoverschärfung war am Ende des Rennen kein Kraut gewachsen.

Der Bayernexpress rollte auch bei den Frauen: (von rechts) Regina Högl holte Silber in der U 23, Franziska Reng gewann Bronze) und Domenika Mayer wurde Achte. Alle Fotos: Theo Kiefner

02.05.2015 21:08 // Von: Reinhard Köchl/Theo Kiefner

Deutsche 10 000-Meter-Meisterschaften in Ohrdruf: Mitku Seboka holt seinen ersten Deutschen Titel

Überraschung bei den Deutschen 10 000-Meter-Meisterschaften in Ohrdruf (Thüringen): Der für das LAC Quelle Fürth startetende Äthiopier Mitku Seboka setzte sich in 29:18,14 Minuten mit einer starken Schlussrunde von 56 Sekunden gegen Jannik Arbogast (LG Karlsruhe) durch und holte Gold. Eine eindrucksvolle Vorstellung lieferten auch Regina Högl (LG Region Landshut) und Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) in der weiblichen U 23. Für sie gab es Silber und Bronze.

Zwei Mal hatte Christoph Herle den 10 000-Meter-Titel für das LAC Quelle Fürth gewonnen, und zwar 1983, als er in Helsinki WM-Achter und 1984 in Los Angeles Olympia-Fünfter wurde. Sebokas Trainer Harald Schmaus lief in dieser Zeit mit und gegen Herle, wenn dieser sich auf den 1500 Metern versuchte. Seither gewannen die Langstreckler des LAC noch viele Titel auf der Bahn. Bei den Aktiven liegt der letzte allerdings schon bis 2003 in Ulm zurück: Christian Knoblich stand damals über 3000 Meter Hindernis ganz oben auf den Siegertreppchen.

 

In den Wochen vor Ohrdruf hatte Mitku Seboka im Training schon angedeutet, wie sehr er sich im Tempo verbessert hat. Das Trainingslager in Warnemünde an der Ostsee hatte für den Asylbewerber aus Äthiopien einen Sprung nach vorne gebracht. Mit den jungen Mittelstrecklern aus der Trainingsgruppe von Harald Schmaus konnte er vor allem an seiner Schnelligkeit arbeiten. Die Ausdauer hatte er sich bei langen Läufen mit Joseph Katib (TSG 08 Roth) geholt.

 

Bei seinen bislang letzten Start bei einer Deutschen Bahnmeisterschaft lief Seboka in Ulm beim 5000-Meter-Finale mutig an der Spitze und wurde am Ende Siebter. „Ich werde heute mit Kopf laufen“, sagte er in Ohrdruf vor dem 10 000-Meter-Rennen, das in der Spitze sehr offen war. Es fehlten Titelverteidiger Richard Ringer (VfB Friedrichshafen), der an selben Wochenende ausgerechnet in Fürth zu einem Trainingslager weilte, sowie krankheitsbedingt auch Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg).

 

Die Taktik von Seboka war einfach: Erst nach sieben Kilometern wollte er aktiv werden und auf dem letzten Kilometer das Tempo verschärfen. Das Rennen lief für ihn genau richtig, das Tempo war hoch aber nicht zu schnell. Mit seinen 29:57 Minuten aus dem Vorjahr hatten ihn nur wenige Konkurrenten auf der Rechnung. Als er 900 Meter vor dem Ziel die Spitze übernahm, wurde es schnell und auf der letzten Runde konnte ihn keiner mehr folgen.

 

Schon vor der Saison hatte Seboka sich hohe Ziele gesetzt: „Ich möchte für Deutschland bei Olympia starten." Was sich zunächst wie ein frommer Wunsch anhört, bekommt mit dem Rennen von Ohrdruf schon mehr Gehalt. „Auch bei den 5000 Metern bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg werde ich alles geben“, verspricht er. Von Nürnberg-Langwasser, wo er bis dato wohnt, bis zum Stadion kann er locker zu Fuß gehen, um die schnellen Läufer um Titelverteidiger Richard Ringer herauszufordern. Deren Zeiten um 13:20 Minuten versetzen Seboka nicht in Angst. "Das kann ich auch“, gibt sich der 27-Jährige vor allem nach seinem ersten Titelgewinn selbstbewusst.

 

Eine glänzende Vorstellung lieferte in Ohrdruf auch Regina Högl ab. Nach ihrem Halbmarathon-Titelgewinn von Husum vor drei Wochen, dem manche wegen fehlender Konkurrenz ein wenig die Wertigkeit absprechen wollte, lief die 21-jährige Niederbayerin nun ein überaus couragiertes Rennen, kam nur knapp hinter Annett Horna (LC Rehlingen; 35:04,65 Minuten) ins Ziel und setzte sich in 35:09,15 Minuten klar vor ihre bayerische Konkurrentin Franziska Reng (35:40,53 Minuten) durch.. Schneller war in der U 23-Klasse nur die neue Titelträgerin Isabell-Sophie Teegen (SC Rönnau 74; 34:22,73 Minuten). Högl und Reng wurden Gesamt-Fünfte und Sechste bei den Frauen. Domenika Mayer, ehemals Weiß (LAC Quelle Fürth) kam hier in 36:32,24 Minuten auf Rang acht.

 

Als Sechster in der U 23-Wertung beendete Cherif Tim Ramdane (LG Telis Finanz Regensburg) das Rennen (30:41,91 Minuten). Mit 30:18,03 beziehungsweise 30:21,59 Minuten kamen Andreas Straßner und Joseph Katib (beide TSG 08 Roth) auf den Plätzen elf und zwölf der Männerwertung ins Ziel. Eine Steigerung von Rang sechs im Vorjahr auf nunmehr die Position vier gelang Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) im 5000 Meter-Rennen der weiblichen U 20. Von den Medaillenrängen war sie allerdings mit ihren 17:30,95 Minuten schon ein Stückchen entfernt.

 

Bei den Senioren gab es noch einen Titel durch Christine Sachs (TV Geislehöring) in der Klasse W 55 und sechs weitere Medaillen zu feiern. Sie verteilen sich wie folgt:

 

W 35; 3. Christiana Adriaanse (TV 1848 Coburg) 39:17,33 Minuten

 

W 55; 1. Christine Sachs (TV Geiselhöring) 43:01,41 Minuten

 

W 60; 2. Regina Graf (SWC Regensburg) 45:37,62 Minuten

 

W 70; 2. Leni Bauer (LC Aichach) 55:47,05 Minuten

M 50; 2. Hans-Joachim Hermann (LG Erlangen) 33:48,36 Minuten

         3. Harald Stecker (LG Allgäu/Kempten) 35:17,71 Minuten

M 75; 2. Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen) 44:13,09 Minuten