Deutsche Jugend-Hallen-DM Dortmund 2: Straub wird Deutscher Meister und Schwab bricht Uralt-Rekord
Am zweiten Tag der nationalen Titelkämpfe schlugen die Nachwuchs-Leichtathleten aus dem Freistaat noch einmal richtig zu. Insgesamt hab es gleich sieben Mal Edelmetall. Das Erfreuliche dabei: Mindestens zwei Medaillen hatte niemand auf dem Zettel, sie kamen quasi aus dem Nichts. Auf der anderen Seite fiel die Bilanz der großen weißblauen Leichtathletikvereine auf. Für die LG Stadtwerke München – im vergangenen Jahr in Neubrandenburg noch die bayerische „Lokomotive“ – gab es diesmal nur einen Podestplatz durch Amelie Döbler im Diskuswerfen der U 18 und die LG Telis Finanz Regensburg hatte gar niemanden zu den nationalen Titelkämpfen ins Westfälische geschickt. Auch das LAC Quelle Fürth als Nummer drei des Rankings hatte lediglich eine Medaille als „Beute“ zu verzeichnen – aber was für eine!
Felix Straub, als Jahresbester über 200 Meter nach Dortmund gereist, ließ schon im Vorlauf keine Zweifel darüber aufkommen, wer an diesem Wochenende den Titel in dieser Disziplin ergattern würde. Im Vorjahr nach der schnellsten Vorlaufzeit noch auf dem zweiten Rang, trommelte der 18-jährige Sprinter auf Bahn drei in einem innerbayerischen Duell rasch an seinen hartnäckigsten Konkurrenten Max Grieger (1. FC Passau) heran, um in 21,54 Sekunden ungefährdet durchs Ziel zu stürmen. „Das war für mich ein perfekter Lauf“, strahlte Felix Straub, der nach dem bayerischen U 20-Hallenrekord schielt. Der steht bei 21,40 Sekunden und wird gehalten von Christian Blum. „Vielleicht klappt es ja nächsten Samstag beim Hallen-Länderkampf gegen Italien und Frankreich in Padova“, meinte Straub, der dem in 21,88 Sekunden Silber erkämpfenden Max Grieger großes Lob zollte: „Max ist ein sehr starker Gegner und prima drauf. Von daher war für mich vor dem Rennen gar nichts klar.“ Logisch, dass Grieger als Deutscher Vizemeister seinen Rivalen zum Länderkampf begleiten wird. Straub und Grieger: ein perfektes bayerisches Duo für Deutschland!
Löffelmann und Wiertz: Zwei überraschende Deutsche Vizemeister
Ebenfalls die Reise nach Padova antreten dürfen zwei, die bei der Anreise nach Dortmund nicht einmal im Traum davon zu träumen gewagt hätten. Über 400 Meter hatte Christopher Löffelmann (1. FC Schweinfurt 1905) die Chance beim Schopf gepackt, die sich nach dem krankheitsbedingten Ausfall des Titelfavoriten Florian Colon Marti (TV Wattenscheid 01) ergab, und in der zweiten Runde des A-Finals mutig die Flucht nach vorne angetreten. Bis eingangs der Zielgeraden sah es nach einer dicken Sensation aus, den Löffelmann führte deutlich. Aber auf den letzten Metern stürmte schließlich Fabian Dammermann (LG Osnabrück) heran und „klaute“ dem lang aufgeschossenen Unterfranken quasi auf dem Zielstrich den Titel. Da half auch ein Zielsprung von Löffelmann nichts mehr. Nach Auswertung des Zielfotos hatte Dammermann mit 49,17 zu 49,18 Sekunden hauchdünn die Nase vorne.
Den dritten Durchgang des Dreisprung-Wettbewerbes wird Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen) so schnell nicht vergessen. Da hatte der 18-Jährige das Brett optimal getroffen und einen blitzsauberen Hop-Step-Jump in die Grube gesetzt. Das Resultat verblüffte nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Konkurrenten: Mit 14,52 Meter steigerte sich Wiertz gleich um 20 Zentimeter und belegte hinter Meister Benjamin Bauer (LAC Erdgas Chemnitz) einen nie erwarteten zweiten Platz.
Er war einer der ältesten Rekorde in der bayerischen Leichtathletik. Auf den Tag genau vor fast 40 Jahren lief die damals 17-jährige Claudia Steger (TSV Göggingen) in Böblingen (handgestoppten) 55,0 Sekunden. Den Älteren dürfte der Rest der Geschichte bekannt sein: Steger steigerte sich im selben Jahr im Freien auf 52,65 Sekunden und durfte sogar mit der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel zu den Olympischen Spielen nach Montreal (Kanada) fahren. Nun schickte sich Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) in Dortmund an, die Uralt-Bestmarke von Claudia Steger auszulöschen. In einem superschnellen A-Finale über die zweite Hallenrunde blieb Schwab als Zweite in 54,95 Sekunden unter der magischen 55-Sekunden-Grenze und verbesserte damit auch ihre Freiluftbestleistung deutlich. Nur gegen die wie entfesselt laufende neue Deutsche Meisterin Hendrikje Richter (SCC Berlin; 54,67 Sekunden) hatte sie an diesem Tag keine Chance. Dennoch zeigt das Ergebnis der Hallen-DM, welch immenses Potenzial in Corinna Schwab steckt. Übrigens: Auch in diesem Jahr finden in Rio Olympische Spiele statt . . .
Bronze für angeschlagene Katrin Fehm
Noch eine pfeilschnelle Sprinterin aus Amberg durfte sich in der Helmut-Körnig-Halle ein Medaille umhängen lassen. Vielleicht wäre es für Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) sogar noch etwas mehr als Bronze geworden, wenn sie nicht mit einem Infekt zu kämpfen gehabt hätte. So musste sich die 17-Jährige über 200 Meter nur Eleni Frommann (LC Jena; 24,25 Sekunden) und Janika Baarck (SC Neubrandenburg; 24,44 Sekunden) geschlagen geben. Als Zweite des ersten Laufs rutschte sie nach dem Sieg von Janika Baarck auf den Bronzerang. Fehms Zeit von 24,53 Sekunden war um eine Viertelsekunde langsamer als bei den Nordbayerischen Meisterschaften in Fürth (24,27 Sekunden). Dennoch eine ganz starke (Willens-) Leistung!
Schon im Vorjahr hatte Amelie Döbler (LG Stadtwerke München) bei den Winterwurf-Titelkämpfen in Neubrandenburg als Diskus-Vizemeisterin in der weiblichen U 18 eine Medaille mit in die Landeshauptstadt gebracht. Diesmal gelang ihr im benachbarten Wattenscheid mit 42,65 Meter in einem ausgeglichenen Feld eine ähnliche Leistung, was mit dem verdienten Bronzerang belohnt wurde. Eine Medaille in Reichweite hatte Stadtwerke-Neuzugang Mareen Kalis, immerhin die Deutsche Hallenmeisterin der U 20 über 800 Meter in den Jahren 2014 und 2015. Den Hattrick machte ihr diesmal allerdings die wie entfesselt laufende Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) zunichte, die in 2:03,37 Minuten obendrein auch noch einen neuen Deutschen Jugendrekord aufstellte. Für Kalis, die als Jahresbeste nach Dortmund angereist war, verlief das Rennen suboptimal. Auf dem Zielstrich verlor die 18-Jährige sogar noch Bronze an Joana Staub (LC Rehlingen). Ihre Zeit: 2:10,08 Minuten. Mehr als zufrieden mit dem Erreichen des Finals war Julia Schraml (DJK Weiden). Nach schnellen 2:14,98 Minuten im Vorlauf gab es tags darauf einen achten Gesamtrang (2:18,40 Minuten).
Auf den Punkt genau seine Topleistung abrufen konnte im Hochsprung Christoph Kurz (FC Aschheim). Dass ihm mit 2,03 Meter nur drei Zentimeter auf Bronze fehlten und er letztlich ebenfalls auf dem vierten Platz landete, wird der 18-jährige Oberbayer bestimmt verschmerzen können. Der Jahresbeste Lucas Mihota (DJK SB Rosenheim; 2,17 Meter) war gar nicht erst nach Dortmund gefahren.
Absolut zufrieden mit ihren jeweils sechsten Gesamträngen dürfen Diskuswerferin Rebecca Zimmer (LG Bamberg; 44,83 Meter) in der U 20, Stabhochspringer Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing; 4,70 Meter) und 1500-Meter-Läufer Niklas Buchholz (TSV Hemhofen; 4:01,02 Minuten) sein. Ebenfalls noch unter die besten Acht kam Fabian Frühholz (LG Stadtwerke München) im Diskuswerfen der männlichen U 18 (42,61 Meter).
Höchstäder Männer-Langstaffel auf Rang drei
Auf einen durchaus wertvollen dritten Rang kam die 3 x 1000-Meter-Staffel des LSC Höchstadt/Aisch bei den Männern. In der Besetzung Niklas Bühner, Bastian und Martin Grau kamen die Oberfranken in 7:20,84 Minuten ins Ziel. Während im Vorjahr lediglich drei Staffeln am Start waren, traten dieses Mal neun Teams an. Da wird sicherlich Dortmunds zentrale Lage eine Rolle gespielt haben.