Deutsche Hallenmeisterschaften Leipzig Tag zwei: Eine Tausendstel entscheidet zwischen Trost und Hering
Schon die Vorlaufserie über 800 Meter hatte angedeutet, dass Katharina Trost und Christina Hering mit jeweils ungefährdeten Siegen auch im Finale den Ton angeben würden. Und dieser Eindruck sollte sich dann auch bestätigen. Hering übernahm sofort die Führungsposition, Trost reihte sich direkt dahinter ein. An dieser Reihenfolge änderte sich bis zur Zielgeraden nichts, obwohl Trost auf der letzten Runde mehrfach versuchte, Hering zu attackieren. Auf den letzten 50 Metern trat Trost dann vollends aus Herings Windschatten heraus und versuchte Schritt um Schritt die Führung zu übernehmen. Beide schenkten sich bis zum letzten Meter nichts und überquerten am Ende zeitgleich nach 2:05,16 Minuten die Ziellinie.
Erst die Auswertung des Zielfotos ergab, dass Trost eine winzige Tausendstelsekunde Vorsprung herausgelaufen hatte. 2:05,158 Minuten lautete schließlich ihre Siegeszeit, 2:05,159 Minuten bescherten Christina Hering nach zuletzt vier Titeln in Serie die Silbermedaille. Auf Rang drei folgte Alina Ammann (TuS Esingen; 2:05,71 Minuten).
Nach Titeln im Jugend- und Juniorenbereich ist es für Trost der erste nationale Einzeltitel im Erwachsenenbereich: „Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich wusste, dass es hart wird, aber dass es so hart wird, habe ich nicht erwartet. Ich hatte zwar die beste Vorleistung, aber ich habe mich nicht unbedingt in der Favoritenrolle gesehen, weil Christina viel mehr Erfahrung hat. Eine Medaille war das Ziel, ich bin super überrascht, dass es jetzt der Titel wurde. Mit der Hallen-EM habe ich in diesem Winter nicht geplant, da ich viel Stress von der Uni her hatte. Im Sommer will ich dann die Norm für die WM angreifen“, so die 23-jährige.
Hering meinte nach einer gemeinsamen Ehrenrunde Hand in Hand: „Die Enttäuschung ist schon da, ich hätte noch mehr durchziehen müssen auf den letzten Metern. Ich freue mich aber für Kathi, ich gönne es ihr sehr. Wir sind heute auf den Tag vor sechs Jahren zum ersten Mal gegeneinander gelaufen bei den deutschen Jugendmeisterschaften. Damals habe ich gewonnen und alle Rennen seitdem auch. Heute hat sie mich zum ersten Mal geschlagen. Daraus ziehe ich viel Motivation für den Sommer.“
In der Dreisprung-Konkurrenz der Männer gab es fürs Duo der LG Stadtwerke München hingegen Licht und Schatten. Der mit der zweitbesten Meldeweite von 15,91 Meter angereiste Paul Walschburger kam mit der Wettkampfanlage in Leipzig gar nicht zurecht. Nach den ersten beiden Versuchen drohte sogar das Vorrunden-Aus, ehe er sich dann stetig verbesserte und am Ende nach drei gültigen Versuchen mit 15,30 Metern Vierter wurde. Vom Bronzemedaillen-Gewinner Vincent Vogel (LAC Erdgas Chemnitz) trennten ihn letztlich dennoch nur zwölf Zentimeter. Positiv ist zu werten, dass Patrick Lutzenberger seinen Plan, den Endkampf zu erreichen, in die Tat umgesetzt hat. Zu Buche stand am Ende Rang acht mit neuer Saisonbestleistung von 14,75 Metern, wobei zum Leidwesen von Trainer Richard Kick fünf der sechs Versuche ungültig waren. Deutscher Dreisprung-Hallenmeister wurde der haushohe Favorit Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) mit 16,74 Metern.
Ebenfalls hauchdünn am Stockerl vorbeischrammten die beiden 400-Meter-Hoffnungen aus dem Freistaat, Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) und Michael Adolf (TSV Gräfelfing). Obwohl beide mit neuen persönlichen Hallenbestleistungen aufwarteten, mussten sie sich nach beherztem Kampf mit dem undankbaren vierten Rang im Finale begnügen. Corinna Schwab fehlten ganze zwei Hundetstelsekunden zu Bronze. Mit 54,22 Sekunden musste sie Laura Müller (LC Rehlingen; 54,20 Sekunden) hauchdünn den Vortritt lassen. Für Michael Adolf reichte es immerhin noch zu einer Zeit unter 48 Sekunden (47,97 Sekunden), mit der er aber dem Dritten Marc Koch (LG Nord Berlin; 47,75 Sekunden) den Vortritt lassen musste.
Eine famose Leistungssteigerung in einem Wettkampf der Superlative brachte die noch der U 20 angehörende Deutsche Jugendmeisterin Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg) einmal mehr in die Pole-Position für die Deutschen Hallenmeisterschaften ihrer Altersklasse, die am kommenden Wochenende in Sindelfingen über die Bühne gehen. Gleich zwei Mal überbot die 18-Jährige persönliche Bestleistung. Zunächst floppte sie über 1,83 Meter im dritten Versuch, um dann mit 1,86 Meter gleich einen weiteren Hausrekord folgen zu lassen. Die 1,88 Meter waren an diesem Tag noch etwas zu hoch. Dass Lavinja Jürgens bei der 1,96-Meter-Gala von Imke Onnen (Hannover 96) nur auf dem vierten Platz landete und ohne Medaille blieb, war das geringste Problem an einem für sie eigentlich perfekten Tag.
Die andere bayerische Hochsprung-Hoffnung, nämlich Lucas Mihota (LG Stadtwerke München), lieferte bei seiner ersten Meisterschaft im Erwachsenenbereich einen grundsoliden Wettkampf ab. Der 19-Jährige übersprang bei seinem erst zweiten Hallenwettkampf des Jahres bis einschließlich 2,10 Metern alle Höhen im ersten Versuch. Bei der nächsten Höhe fehlte Mihota dann die erforderliche Feinabstimmung im Anlauf – verständlich nach derart wenigen Wettkampfsprüngen infolge einer Fußverletzung. Beim Sieg von Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,26 Meter) reichte es für Mihota nach drei Fehlversuchen bei 2,14 Meter am Ende zu Rang fünf im Gesamtklassement. Auf dem achten Rang landete der Bayerische Hallenmeister Manuel Marko (MTV 1881 Ingolstadt). Für ihn standen am Schluss 2,05 Meter zu Buche.
Ebenfalls mehr als achtbar schlug sich Adrian König-Rannenberg (LSC Höchstadt/Aisch) im Endlauf über 1500 Meter. Mit 3:51,65 Minuten gelang ihm beim Sieg von Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:42,38 Minuten) nicht nur eine persönliche Hallenbestleistung, sondern auch ein sehr guter achter Rang. Ebenfalls zufrieden sein darf Tina Pröger (TSV Zirndorf) mit ihrem siebten Platz im Weitsprung. Die 23-Jährige sprint mittlerweile stabil über sechs Meter. In Leipzig gelang ihr dies zwei Mal, wobei der beste Versuch bei 6,07 Meter gemessen wurde.