Bayern, Bayern, über alles! Julia Rath konnte nach ihrem Husarenritt über 800 Meter ihre Goldmedaille und die Glückwünsche aus vollem Herzen genießen.

Medaillenbeißen macht Spaß! Leni Hölzlwimmer überrascht in Koblenz nicht nur ihre Trainer, sondern auch sich selbst mit einem neuen bayerischen Rekord.

Die schnellen Mädchen der Startgemeinschaft Passau-Pfarrkirchen wollen auch bei den Deutschen U 16-Meisterschaften eine entscheidende Rolle spielen.

Leonie Liebenwald und ihr Bruder Linus schicken sich an, als Geschwisterpaar die Hammerwurfszene aufzumischen.

24.06.2019 17:33 // Von: Jörg Stäcker

Süddeutsche Meisterschaften U 23/U 16 Koblenz: Fünf Titel und ein bayerischer Rekord

Der bayerische Nachwuchs musste sich heuer zwischen den gleichzeitig stattfindenden Blockmehrkampfmeisterschaften und den Süddeutschen Titelkämpfen entscheiden. Bei Julia Rath (TSV Penzberg), Leni Hölzwimmer (Sportgemeinschaft Schönau), den Geschwistern Leonie und Linus Liebenwald (UAC Kulmbach), den Mädchen der Passauer-Pfarrkirchener Startgemeinschaft fiel die Wahl auf die höherwertigen Titelkämpfe - richtig! In der U 23 siegte Stabhochspringer Maximilian Kurzbuch (TSV 1860 Wasserburg).

Alle vier U 16-Siege gestalteten die Protagonisten trotz der hochsommerlichen Temperaturen und der ständig wechselnden Winde souverän. Julia Rath verteidigte dabei ihren 800-Meter-Titel aus dem Vorjahr. Damals als 14-Jährige behielt sie in 2:16-Minuten die Oberhand, ein Jahr später als 15-Jährige schnappte sich die Schülerin der Bertolt-Brecht-Sportschule Nürnberg in 2:12,55 Minuten erneut den Titel und war sogar schneller als die Siegerin der U 23 direkt vorher.

„Julia hat alles richtig gemacht und sich auch nicht von der kurzfristigen Änderung der Laufeinteilungen aus dem Konzept bringen lassen“, lobte BLV-Teamleiter Jörg Stäcker die Oberbayerin. Denn während die 22 Teilnehmerinnen schon im Call-Room kurz vor dem Start saßen, wurden die geplanten drei Zeitendläufe plötzlich auf zwei zusammengestrichen. „Dadurch wurde es richtig eng und ich hatte plötzlich keine Bahn mehr für mich, aber ich bin einfach schnell losgelaufen und dann war alles so wie immer", erzählte Julia Rath, die eingangs der zweiten Runde das Heft in die Hand nahm und ihren Vorsprung kontinuierlich auf 30 Meter ausbaute.

Leni Hölzlwimmer (Sportgemeinschaft Schönau) schaffte das Kunststück, bei ihrer ersten überregionalen Meisterschaft überhaupt den 500-Gramm-Speer auf 40,89 Meter zu katapultieren und damit neben dem Gold auch die alte bayerische Bestmarke um 64 Zentimeter zu verbessern, die Julia Weber (LG Bamberg) gehalten hatte. Auch die W 15 warf in Koblenz nicht weiter.

Am Ende ähnlich klar war der Erfolg von Hammerwerfer Linus Liebenwald (M 15). In Durchgang vier übernahm der Kulmbacher mit 58,76 Meter die Führung und hätte auch mit seinem zweitweitesten Versuch von 56,81 Metern den Titel gewonnen. Zwar wurde es im letzten Durchgang noch einmal spannend, als der ärgste Verfolger Tim Steinfurth aus Hessen den Vier-Kilo-Hammer optimal erwischte, aber seine 56,22 Metern konnten Linus Liebenwald nicht mehr gefährden.

Noch eindeutiger war die Sache bei Schwester Leonie Liebenwald in der W 15. Mit einem satten Vorsprung von elf Metern bei erzielten 55,78 Meter verwies die Kulmbacherin die Konkurrenz auf die Ränge. Die 55,78 Meter sind natürlich auch neuer Hausrekord. Kurios: Im ersten Versuch landete das Wurfgerät von Leonie genau auf ihrer alten Bestmarke von 54,98 Metern. Damit sind die Sieger-Zwillinge von Trainerurgestein Martin Ständner das wohl erfolgreichste Geschwisterpaar in der Hammerwurfszene.

Mit der neuformierten Startgemeinschaft Passau-Pfarrkirchen gibt einen neuen "Player" im deutschen Staffelgeschehen.

Franziska Rohmann, Christina Ammer, Johanna Weigl und Annika Just siegten nach 49,08 Sekunden auf Anhieb über die 4 x 100 Meter in der U 16 . Bis zur deutschen Schülermeisterschaft in Bremen wollen die vier Mädels jetzt noch ihre Wechsel perfektionieren. Schon im 100 Meter Sprintfinale der W 14 machte wenig vorher Annika Just als Zweite in bärenstarken 12,16 Sekunden auf sich aufmerksam. Nur der minimal zu starke Rückenwind von 2,3m/sec verhinderte einen neuen Bayerischen Rekord. Dieser steht seit 1970 bei handgestoppten 12,0 Sekunden. Die von Annika Just im Zwischenlauf regulär erzielten 12,27 Sekunden sind diesem schon fast gleichwertig, 12,24 Sekunden reichen für eine Egalisierung einer der ältesten bayerischen Bestmarken. Die Trainer des Landesstützpunkt Passau um Roland Fleischmann waren aber auch so reichlich zufrieden.

Über 2000 Meter in der W 14 und W 15 ging die zahlenmäßig größte bayerische Abordnung an den Start. Neben fünf D-Kadernormen gab es auch die Bronzemedaille durch Anna Thaumiller (W 14, Sportgemeinschaft Schönau). Jonas Perner (LG Fichtelgebirge; M 15) als Zweiter mit dem Diskus und Dritter mit dem Stab durfte sich genauso wie Georg Harpf (MTV 1881 Ingolstadt; M 14) über zwei Medaillen freuen. Der Nachwuchswerfer aus der Schanz wurde Dritter im Kugelstoßen und im Diskuswurf.

Weiteres Edelmetall in der U 16 gingen an Julian Wagner (M 14, Platz drei 3000 Meter, Sportgemeinschaft Schönau), Christina Ammer (W 15, Platz zwei Dreisprung, TuS 1860 Pfarrkirchen), Lilly Samanski (W 14, Platz zwei Stabhochsprung, TSV 1862 Erding), Maria Anzinger (W 14, Platz drei Weitsprung, SV Pocking), Lara Holzapfel (W 14, Platz zwei Hammerwurf, LG LKr Aschaffenburg). Aus bayerischer Sicht eine wahrlich gute Ausbeute der aufstrebenden Talente.

Wie schon bei der Deutschen U 23-Meisterschaft eine Woche zuvor waren die bayerischen Teilnehmer in dieser Altersklasse eher überschaubar. Im Stabhochsprung war es allerdings besonders spannend und das bessere Ende hatte der Bayer für sich. Höhengleich mit 4,55 Metern durfte sich Maximilian Kurzbuch (TSV 1860 Wasserburg) mit Gold ehren lassen. Er hatte weniger Fehlversuche als sein Kontrahent. Philipp Reß (LA-Team Alzenau) als Vizemeister im Hochsprung steuerte die zweite weiß-blaue Junioren-Medaille bei.

Nach der wetterbedingten Absage des internationalen Meetings in Tübingen nutzten einige Bayern kurzfristig die Einlageläufe. Adrian König-Rannenberg (LSC Höchstadt /Aisch) steigerte sich über 1500 Meter auf 3:47,94 Minuten und erfüllte die DM-Norm für Berlin. Bis 100 Meter vor dem Ziel war Mareen Kalis (LG Stadtwerke München) nach Tempoarbeit von Trainingspartnerin Christina Hering auf U 23-EM-Kurs. Am Ende blieb die Uhr bei 2:05,94 Minuten knapp über der Norm stehen.

Im Jahr 2021 finden in Koblenz übrigens die Deutschen U 23-Meisterschaften statt.