Mittsommerlauf Regensburg: Dattke ohne Happyend, Pflieger plötzlich mit Doppelnorm
Für die tapfere Regensburgerin war das besonders schlimm, weil sie als Dritte des Rennens mit 32:44,79 Minuten erneut besser als die EM-Norm von 32:55,00 Minuten war, aber am Ende eben knapp neun Sekunden langsamer als jene 32:36,15 Minuten, die die in Amerika lebende Deutsch-Amerikanerin Natalie Tanner bereits am 30. März in Stanford (USA) erzielt hatte. Beim einzigen direkten Vergleich Ende Mai beim Europacup in London hatte Dattke gegenüber Tanner noch die Nase vorn.
„Das alles geht so schon in Ordnung, auch wenn es für uns bitter ist. Die für mich absolut in die falsche Richtung gehenden Nominierungsrichtlinien des DLV – und das habe ich schon im Herbst gesagt – geben keine andere Möglichkeit her, der direkte Vergleich ist eben nichts wert. Hauptsache die Sportführung kann gegenüber dem DOSB die erweiterte Endkampfchance nachweisen“, konnte sich Dattke-Trainer und Telis-Teamchef Kurt Ring unmittelbar nach dem Rennen, das unter idealen Bedingungen stattfand, einen Seitenhieb Richtung DLV-Führung nicht verkneifen.
Auch Anna Gehrings Bemerkung „eigentlich gehören die ersten Drei dieses Rennens nach Berlin“ war am Ende nur ein schwacher Trost. Für Sabrina Mockenhaupt (LT Haspa Marathon Hamburg) brach ebenfalls eine Welt zusammen. Noch vor 14 Tagen hatte sie sich im holländischen Leiden mit 32:38,22 Minuten knapp an Dattke vorbeigeschoben, auf einen vermeintlich sicheren EM-Platz. Jetzt vermasselten ihr Alina Reh (SSV Ulm) und Anna Gehring (ASV Köln) ihre letzte große Tribüne bei der Heim-EM. Mit dem Ausgang des Rennens am Oberen Wöhrd hatte sie nichts mehr zu tun. Am Ende lag sie als Fünfte mit 34:09,95 Minuten noch hinter der bereits für den Marathon nominierten Deutschen Marathon-Meisterin Fabienne Amrhein (MTG Mannheim; 33:46,14 Minuten). Die Normenhatz der vergangenen Wochen mit drei Läufen über die 25 Stadionrunden und zwei über die 5000-Meter-Distanz hatten sie im wahrsten Sinne schon im Vorfeld zerstört.
Pflieger-Coach Kurt Ring hatte jene Aussage seines Schützlings vor dem Start „Wenn ich unter 28:44 Minuten laufe, will ich in Berlin den Doppelstart“ noch als „nette Spinnerei“ abgetan. Nach dem Rennen war er, der als Einziger mit ihm überhaupt an „eine 28-er Zeit, wenn’s superoptimal läuft“ geglaubt hatte, einfach nur sprachlos. Mit einem unglaublichen Schlusskilometer in zirka 2:40 Minuten stürmte der Regensburger ins Ziel und direkt auf Platz drei der deutschen Bestenliste. Damit hat er rein formell Anspruch auch im Stadion in Berlin zu laufen.
„Das kann ich, das hat Europameister Meucci auch schon hingebraucht. Der 10 000-er ist am Dienstag, der Marathon fünf Tage später am Schlusstag,“, war der Schwabe im Regensburger Trikot auch nach dem Rennen von seiner fixen Idee nicht mehr abzubringen und übermittelte diese Botschaft auch gleich per Whatsapp seiner Bundestrainerin Kathrin Dörre-Heinig.
Erfreulich durch die Telis-Brille gesehen war auch die Tatsache, dass das einheimische Duo Jonas Koller und Tim Ramdane Cherif nach etlichen Verletzungsturbulenzen im Vorfeld mit 30:15,75 und 30:19,49 Minuten allmählich wieder in Schwung kommt. Teamkollege Kevin Key blieb mit 30:52,07 Minuten erstmals unter 31 Minuten. In einem Einlagerennen über 3 x 1000 Meter qualifizierte sich das Jugendtrio der LG Telis Finanz Regensburg in der Besetzung Linus Wiedenbauer, Julian Öchsl und Benedikt Brem mit 7:50,63 Minuten souverän für die Deutschen Jugendmeisterschaften, die in diesem Falle in die DM am 21./22. Juli in Nürnberg eingelagert sind.