Jugend-Hallen-Winterwurf-DM, Tag zwei: Aubry, Potye und Bonewit entpuppen sich als "Gold-Buam"
Es ist schon sehr lange her, dass ein bayerische Sprinter die gesamte bundesdeutsche Konkurrenz in Grund und Boden rannte. Dass dies ausgerechnet im Sindelfinger Glaspalast dem "Rohdiamanten" Lucien Aubry (LG Erlangen) gelingen würde, hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht erwartet, "Eine Medaille, ja, das hatten wir bei optimalem Verlauf für denkbar gehalten", gestanden Rebecca Schliffka und Jörg Stäcker, die mit Aubry täglich an der Nürnberger Bertold-Brecht-Schule trainieren, in einer ersten Reaktion. "Aber dass es gleich Gold werden würde, ist echt ein Hammer!"
Dass es eng und spannend werden würde, deutete sich schon in den Vorläufen an. Lucien Aubry legte 6,89 Sekunden vor, der Jahresschnellste Peter Adjayi (TV Wattenscheid 01) kam ihm mit locker aussehenden 6,90 Sekunden am nächsten. Im Zwischenlauf drückte Aubry die deutsche Jahresbestzeit auf sagenhafte 6,79 Sekunden und machte bereits hier deutlich, dass der Titel nur über ihn gehen würde. Simon Schütz (Wiesbadener LV) und Nils Kessler (TV Herborn) meldeten mit 6,86 und 6,87 Sekunden ebenfalls starke Medaillenambitionen an. Im Finale war der Sieger kaum auszumachen. Freuen durfte sich über 6,85 Sekunden und Gold schließlich der "fränkische Usain Bolt". „Das hätte ich nicht gedacht, das ist ein unglaubliches Gefühl“, meinte der von Jörg Lorenz und Nina Will trainierte Lucien Aubry einfach nur glücklich und fast sprachlos.
Gold Nummer zwei ging am Sonntag an Tobias Potye (FC Aschheim), der seiner Favoritenrolle im Hochsprung vollauf gerecht wurde. 2,16 Meter überquerte der U 20-Europameister von Rieti als Einziger und versuchte sich schließlich drei Mal vergeblich an nur ganz knapp gerissenen 2,18 Metern. Die Erleichterung des neuen Deutschen Jugendhallenmeisters war groß, denn wegen einer Entzündung im Sehnenansatz des linken Knies hatte sogar seine Teilnahme in Sindelfingen auf der Kippe gestanden. „Es lief viel besser als ich gedacht habe“, so der weißblaue Hoffnungsträger hinterher entspannt. Selbst der tiefe Fall auf eine sehr niedrige Matte mit Abschürfungen an der Schulter konnte seine Freude nicht trüben. Einen guten achten Platz gab es außerdem für Sven Glück (TV Schierling) mit übersprungenen 1,95 Meter.
Erinnerungen an Mönchengladbach 2012 wurden im Sindelfinger Floschenstadion wach. Damals bei der U 18 wie heute beim U 20-Winterwurf durfte sich Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) die Goldmedaille bei einer Deutschen Meisterschaft um den Hals hängen lassen. Diesmal schleuderte er den 800-Gramm-Speer so weit wie kein anderer. 67,34 Meter im allerletzten Versuch – das ist eine gute Leistung für den 18-Jährigen. Außerdem kratzte Bonewit mit diesem Ergebnis doch an seine Bestleistung, die er im vergangenen Sommer als Vierter der Junioren-Gala in Mannheim aufstellen konnte. Der Münchner wehrte in seinem ersten Wettkampf des Jahres auch den Angriff von Dominic Strauß (SC Potsdam) ab. Der Achte der U 18-WM kam mit 66,18 Metern auf den zweiten Podiumsplatz.
Obwohl der Dreisprung-U 18-WM-Dritte Dimitri Antonov junior (LAC Quelle Fürth) mit 15,51 Meter eine neue Jahresbestleistung aufgestellt hatte, fehlten ihm ganze sechs Zentimeter zur erfolgreichen Titelverteidigung. Gold ging diesmal an Antonovs Rivalen Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz), der gleich drei Mal Sprünge über 15,50 Meter ablieferte - der weiteste landete bei 15,57 Meter.
Auch wenn Evi Weber (TSV 1862 Erding) im Diskuswerfen der weiblichen U 20 fast neun Meter hinter der neuen Deutschen Winterwurfmeisterin Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 54,31 Meter) zurücklag, kam sie ihrer eigenen persönlichen Bestleistung bei verhältnismäßig guten Bedingungen mit 45,43 Meter doch erfreulich nahe. Besser noch: Außer Claudine Vita warf an diesem Tag niemand weiter, was für die symphatische Erdingerin überraschend die Silbermedaille bedeutete.
Fast hätte es auch für ihren oberbayerischen Diskuskollegen Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) zu Edelmetall in der U 20 gelangt. Mit 50,88 Meter gelang ihm gleich eine neue persönliche Bestleistung, die ihn hinter dem bärenstarken Trio Tony Zeuke (60,08 Meter), Maximilian Klaus (beide LV 90 Erzgebirge; 56,51 Meter) und Kugelstoß-Sieger Patrick Müller (Sportclub Brandenburg; 53,49 Meter) auf die vierte Position im Endergebnis katapultierte. Im Kugelstoßen selbst hatte es für Koller zuvor nur zu Rang 15 (15,47 Meter) gereicht. Siebter wurde hier Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) mit 16,85 Meter.
In der Halle kam derweil Sebastian Viehbeck (LG Telis Finanz Regensburg) über 3000 Meter auf einen respektablen siebten Rang in 8:43,73 Minuten. Dass eine große Zahl namhafter bayerischer Läufer bei den zwei Tagen von Sindelfingen fehlten, lag nach Auskunft von BLV-Laufteamchef Jörg Stäcker an einer strategischen Entscheidung: "Viele haben sich entschlossen, ihren Fokus ganz auf die Deutschen Crossmeisterschaften in Löningen zu legen. Deshalb sind sie nicht in Sindelfingen an den Start gegangen." Michael Adolf (DJK Ingolstadt) schaffte den Sprung ins 400-Meter-B-Finale. Dort langte es für ihn zu Rang drei in 49,42 Sekunden.
Ihre Haut so teuer wie möglich verkauften außerdem Weitspringerin Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) als Sechste mit 5,81 Meter und Stabhochspringerin Salome Schlemer (TSV Gräfelfing) als Siebte mit übersprungenen 3,80 Meter. Im Speerwurf der U 20-Klasse wurde Simone Schramm (LG Bamberg) Achte mit 40,42 Meter vor Eva Herrmann (LG Reischenau-Zusamtal), die als Neunte auf 40,11 Meter kam. Die Deutsche U 18-Hammerwurf-Wintermeisterin von 2012, Anja Weiss (TuS Alztal Garching) kam in der U 20 als Neunte ebenfalls nicht in den Endkampf (44,39 Meter).