Bayerische Hallen-MS Fürth, Tag 2: Einige Bayern schließen zur deutschen Spitze auf
Titelverteidigung bei den Deutschen Meisterschaften in Karlsruhe durchaus im Bereich des Möglichen: Dieses Fazit durfte ein zufriedener Florian Orth am Sonntagnachmittag nach seinem Parforceritt über die 1500 Meter in Fürth ziehen. Von Beginn an drücke Orth dem Rennen seinen Stempel auf und setzte sich kontinuierlich von der Konkurrenz ab. So bestand denn nie ein Zweifel daran, dass er sich den Titel holen würde. Interessant lediglich die Zeit. Die Uhren blieben für Orth bei 3:46,96 Minuten stehen, hinter ihm verbesserte sich Michael Wilms (LG Stadtwerke München) auf nicht minder beachtliche 3:49,44 Minuten und landete auf Platz zwei vor Erik Somssich (LG Telis Finanz Regensburg), der mit 3:49,66 Minuten ebenfalls noch unter 3:50 Minuten lief.
Auch dahinter reihte sich wegen des wie ein Damoklesschwert über jedem Wettbewerb hängenden Drucks der Normerbringung für die Deutschen Hallenmeisterschaften jede Menge Laufprominenz ein. Auf Platz vier und fünf kamen mit Felix Plinke und Philipp Pflieger noch zwei Regensburger Asse ein (3:50,14 und 3:50,42), Sechster wurde Nachwuchstalent Marco Kürzdörfer (TSV Höchstadt-Aisch; 3:54,42 Minuten), Siebter Tobias Gröbl (LG Zusam; 3:54,81 Minuten) und gar nur Achter Martin Conrad (LAC Quelle Fürth; 3:58,06 Minuten), der noch tags zuvor in souveräner Manier die 800-Meter-Konkurrenz für sich entschieden hatte.
„Ich bin sehr zufrieden. Ich wollte die A-Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften laufen, und das habe ich geschafft“, freute sich der frischgebackene Bayernmeister. Der Fokus liegt bei Florian Orth auf der Olympischen Sommersaison, in der neben den Spielen in London auch noch die Europameisterschaften in Helsinki im Terminkalender stehen. Aber auch für die Deutschen Hallen-Meisterschaften, wo er im vergangenen Jahr den Arrivierten ein Schnippchen schlagen konnte, liegen im Fokus: „Es wird nicht einfach, meinen Titel zu verteidigen. Aber eine Medaille soll es auf jeden Fall sein.“
Deutsche Jahresbestleistung für Pamela Spindler
Mit dem Sieg hatte sie gerechnet, nicht aber mit einer neuen Bestzeit: Pamela Spindler (LG Telis Finanz Regensburg) wurde in 8,24 Sekunden Meisterin über 60 Meter Hürden und setzte sich damit sogar an die Spitze der (allerdings noch Carolin-Nytra-freien) Deutschen Bestenliste. „Ich bin überrascht, dass es so gut geklappt hat. Eigentlich habe ich mich gar nicht so spritzig gefühlt, da ich gestern schon drei 60-Meter-Läufe hatte“, sagte die schnellste Bayerin über die Kurzhürden, die vor allem durch die extrem starke Konkurrenz getrieben wurde. Auf Rang zwei landete, wenn auch deutlich abgeschlagen, die 17-jährige Alexandra Burghardt (LAZ Inn). Die Viertplatzierte der U 18-WM kam mit 8,40 Sekunden auf den zweiten Platz, während die 29-jährige Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) mit 8,49 Sekunden ebenfalls eine Klassezeit ablieferte. „Das Wissen, dass ich mich für den Titel wirklich anstrengen muss, hat mich sehr motiviert“, betonte Pamela Spindler. Die Leistung weckt Hoffnung auf eine erfolgreiche Teilnahme bei der Hallen-DM: „Ich will auf jeden Fall unter die Top Fünf kommen.“
Mit einer dicken Wollmütze auf dem Kopf war Robert Dippl in die Halle gekommen. Ein Grippe hatte den blonden Hünen in den Tagen vor den Meisterschaften lahm gelegt. Im Kugelstoßring bewies der 28-Jährige jedoch einmal mehr, dass der Weg zum Gold mit der 7,26 Kilogramm schweren Kugel im Freistaat seit Jahren nur über ihn führt. Mit exzellenten 18,61 Metern gewann Dippl wie erwartet mit haushohem Vorsprung von fast zweieinhalb Metern vor Alexander Brosche (LG Hof; 16,12 Meter). Dass auch er sich für die Freiluftsaison einiges vorgenommen hat, belegt seine Serie von gleich vier 18-Meter-Stoßen. Ein gesunder Robert Dippl sollte in der Lage sein, diese Leistung womöglich sogar bald zu toppen.
Doppel-Gold für Corinna Harrer und Michelle Weitzel
Den zweiten Meistertitel des Wochenendes gab es am Sonntag für Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg). Über 1500 Meter der Frauen gestaltete sich der Rennverlauf ähnlich wie beim 3000-Meter-Lauf am Vortag. Die 20-Jährige übernahm vom Start weg die Führung und lief in 4:20,04 Minuten ungefährdet zu Gold. Dahinter reihte sich erneut Telis-Neuzugang Jana Soethout als Zweite ein (4:36,08 Minuten), gefolgt von Julia Hiller (LAC Quelle Fürth) in 4:36,26 Minuten. Ebenfalls eine Titel-Doublette gelang Michelle Weitzel. Mit ihrem Sieg im Hochsprung (1,73 Meter) vor Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim; 1,70 Meter) verteidigte sie sogar ihre Bayerische Meisterschaft aus dem Vorjahr. Über 60 Meter Hürden schaffte es Weitzel noch in den Endlauf und belegte dort einen respektablen fünften Rang (8,78 Sekunden). Kein Wunder: Schließlich hatte die 24-jährige Studentin ja noch 2009 den Deutschen Siebenkampftitel bei den Juniorinnen gewonnen.
Obwohl er den (gelungenen) Schlusspunkt der zweitägigen Veranstaltung setzte, soll die Leistung von Tobias Giehl (LG Würm Athletik) über 400 Meter nicht ganz am Ende genannt werden. Seine 48,44 Sekunden über die 400 Meter katapultieren ihn nämlich auch in Deutschland ganz nach vorne. Den Stabhochsprung der Frauen konnte die A-Jugendliche Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen) für sich entscheiden. Der Deutschen B-Jugend-Meisterin von 2010 reichten 3,80 Meter zum Sieg. Danach ließ die 18-Jährige 4,06 Meter auflegen, was für sie eine neue Hallen-Bestleistung gewesen wäre, doch sie scheiterte knapp. Höhengleich mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen musste die Österreicherin Daniela Höllwart (LG Stadtwerke München).
Nach einem verkorksten Jahr meldete Dreispringer Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) mit einem feinen Resultat von 15,52 Meter wieder seine Ansprüche auf bundesdeutscher Ebene an. Die 200-Meter-Zeitläufe fanden mit Magdalena Weiß (TV Bad Kötzting) eine Sieger, die nach einem Blick auf die Startliste nicht jeder erwartet hätte. Nicht, dass die 17-Jährige Noch-Jugendliche keine ausgezeichnete Sprinterin wäre. Allerdings hatten nicht wenige Julia Riedl (LG Stadtwerke München) auf dem obersten Treppchen erwartet. Die Junioren WM- und EM-Teilnehmerin befindet sich nach einer Verletzung jedoch erst wieder im Aufbau und musste diesmal sogar nur mit dem vierten Rang und der für sie enttäuschenden Zeit von 25,49 Sekunden Vorlieb nehmen. Vor ihr landeten noch Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen; 25,21 Sekunden) und Mona Schilhanneck (LG Stadtwerke München; 25,38 Sekunden).
Die kleine Schwester triumphiert über 400 Meter
Nachdem Schwester Fabienne am Samstag mit einem eindrucksvollen Sieg über 800 Meter unter Beweis gestellt hatte, dass mit ihr 2012 wieder zu rechnen ist, tauchte der Name „Kohlmann“ in der zweiten Halbzeit der Titelkämpfe erneut in der Ergebnisliste auf Platz eins bei den Frauen auf. Mit einem kleinen Unterschied: Diesmal war es die 17-jährige Corinne, die sich über 400 Meter ihren ersten Aktiven-Bayerntitel in 57,07 Sekunden vor Isabell Hergenröther (LAC Quelle Fürth; 57,35 Sekunden) holte. Eine Klassevorstellung lieferte über 200 Meter bei den Männern Marcus Mikulla (LG Stadtwerke München), als er den Favoriten Thomas Schiller (LG Region Landshut) in 21,75 zu 21,92 Sekunden niederrang.
Der Dreisprung bei den Frauen ging erwartungsgemäß an Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) mit 12,78 Metern, auch das Kugelstoßen sah mit Alexandra Raabe (LG Festina Rupertiwinkel) eine Abonnement-Meisterin vorne (14,12 Meter), während sich über 60 Meter Hürden deutlich Christian Balke (DJK Weiden) in 8,13 Sekunden durchsetzte.
Wer das Kapital der bayerischen Leichtathletik bei seinem Reifeprozess beobachten wollte, der konnte bei den gleichzeitig stattfindenden Titelkämpfen der Altersklasse U 18 (früher B-Jugend) viele hoffnungsvolle Talente mit teils außerordentlichen Leistungen erkennen. Zwar hatte Bayerns beste Hochspringerin (inklusive der Frauen), die erst 15-jährige Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth), bei ihrem Sieg mit 1,64 Meter mehr Mühe als erwartet. Doch die 1,79-Meter-Springerin machte in diesem Winter schon durch mehrere Wettkämpfe über 1,70-Meter auf sich aufmerksam. Über 200 Meter revanchierte sich Laurin Walter (LG Stadtwerke München) für sein verpasstes 400-Meter-Gold mit einem schnellen 200-Meter-Titel in 22,91 Sekunden. Michael Adolf (DJK Ingolstadt), der Walter-Bezwinger des Vortages über die zwei Hallenrunden, bewies mit einem ungefährdeten Erfolg über 60 Meter Hürden (8,33 Sekunden) seine erstaunliche Vielseitigkeit.
Im äußerst dünn besetzten Weitsprung (nur drei Teilnehmer in der offiziellen Wertung!) musste sich Dimitri Antonov (LAC Quelle Fürth) mit seinen 6,53 Metern unerwartet der Attacke von Max Zenger (SG Nürnberg-Fürth; 6,50 Meter) erwehren. Das Kugelstoßen der Jungs ging mit guten 15,55 Meter an Alan Vizjak (LG Stadtwerke München), das der Mädchen entschied dessen Vereinskameradin Nele Warneke (13,23 Meter) für sich, während über 60 Meter Hürden Esther Dreier (TSV Plattling) mit 8,86 Sekunden das Maß aller Dinge darstellte. 200-Meter-Meisterin wurde Lisa Marie Petkov (TSV Königsbrunn) in 25,86 Sekunden, im Stabhochsprung triumphierte Franziska Heiß (TSV Gräfelfing) mit 3,52 Meter und im Weitsprung Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) mit 5,69 Meter.
Bei den 1500 Meter-Läufen landeten folgende Athleten ganz vorne: Konstantin Wedel (TSV Höchstadt-Aisch; U 20) in 4:00,17 Minuten, Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt; U 20) in 4:39,20 Minuten, Patrik Karl (LAC Quelle Fürth; U 18) in 4:28,15 Minuten sowie Maria Dietz (ebenfalls LAC Quelle; U 18) in 4:39,40 Minuten.