Senioren-WM Lyon: Guido Müller, Ingrid Meier und Hans-Jürgen Frühauf erweisen sich als Goldhamster
Die Wettkämpfe waren in Lyon auf vier Stadien verteilt, was von einigen Athleten kritisch bewertet wurde. Andererseits konnte so aber der anspruchsvolle Zeitplan fast immer eingehalten werden. Wer in den ersten Tagen der Meisterschaft antreten musste, der hatte jedoch mit Temperaturen nahe der 40 Grad zu kämpfen.
Bei den Sprinterinnen konnte Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg) über 200 Meter in der W 45 in 26,01 Sekunden zur Silbermedaille laufen. Ihre Vereinskollegin Romana Schulz trat in der W 50 im Siebenkampf antrat und gewann mit 4821 Punkten die Bronzemedaille.
Margarete Tomanek (LG Ebersberg-Grafing) kam in der Altersklasse W 65 mit einer Gold-, einer Silber- und zwei Bronzemedaillen aus Lyon zurück. Im Diskuswurf kam sie mit 28,01 Meter auf den zweiten Platz, im Hammerwurf reichten ihre 38,46 Meter für Platz drei, ebenso wie die 14,56 Meter im Gewichtwurf. Im Werfer-Fünfkampf landete sie schließlich mit 4599 Punkten auf dem ersten Platz.
Ingrid Meier einmal mehr nicht zu schlagen
Meier Ingrid (LAC Quelle Fürth) gewann in der W 65 ihre Paradedisziplinen, nämlich die 100 Meter in 14,67 Sekunden und die 200 Meter in 30,68 Sekunden. Im Weitsprung lieferte sie sich einen spannenden Wettkampf mit ihrer Hauptkonkurrentin aus Australien, den sie erst mit ihrem letzten Versuch mit 4,06 Meter und einem Vorsprung von vier Zentimeter gewinnen konnte.
Am Abschlusstag der Senioren-WM stand der Marathon an. Vier kurvige Runden durch den Pac Parilly waren zu laufen. Auf den ersten drei Runden zeigte die Anzeige noch Rang 3 in der W 50 für Rieke Mayer-Tancic (LG Telis Finanz Regensburg). Aber wie so oft wird der Marathon am Ende entschieden und so sie lief auf den letzten zehn Kilometern in 3:12,41 Stunden zum Vizetitel. Mit der Mannschaft gab es für sie außerdem noch die Goldmedaille in der W 45 vor Spanien und Frankreich.
Einige weitere Teilnehmerinnen aus Bayern freuten sich über erkämpfte Finalteilnahmen:
In der W 40 schaffte es Karin Stranzinger (TSV Simbach) in das 100-Meter-Finale und lief dort mit 12,81 Sekunden auf den fünften Platz. Auch für den 200-Meter-Endlauf konnte sie sich qualifizieren und erreichte dort mit 26,77 Sekunden den siebten Rang. In der W 45 erreichte Andrea Holzapfel (SWC Regensburg) das Finale im Dreikampf und wurde mit 10,24 Meter Siebte.
Guido Müller setzt die Maßstäbe
Bei den Männern war auch diesmal Guido Müller (TSV Vaterstetten) in der M75 das Maß aller Dinge. Weder das anspruchsvolle Wetter noch sein enger Terminplan für die fünf gemeldeten Einzeldisziplinen in zwei verschiedenen Stadien konnten ihn aus der Ruhe bringen. Zusätzlich reizte er seinen Terminplan durch fünf Siegerehrungen in diesen fünf Disziplinen aus, natürlich für den jeweils ersten Rang. Seine Leistungen waren 13,83 Sekunden über 100, 28,15 Sekunden über 200 und 66,86 Sekunden über 400 Meter. Über die 80 Meter Hürden verbesserte Guido Müller mit 14,20 Sekunden den Europarekord um 0,16 Sekunden. Über die 300 Meter Hürden kam er auf 50,02 Sekunden, weswegen er sich bei der Siegerehrung beim Empfang der Medaille anhören musste, ob denn die drei Hundertstel, um unter 50 Sekunden zu kommen, nicht noch drin gewesen wären.
Überragender Hans-Jürgen Frühauf
Hans-Jürgen Frühauf (TSV Oberreitnau) hatte zwar auch für mehrere Disziplinen in der Altersklasse M 70 gemeldet, reduzierte aber angesichts der ermüdenden Temperaturen sein Programm auf die für ihn aussichtsreichsten Wettbewerbe, nämlich die 400 Meter und die 300 Meter Hürden. Damit lag er im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtig, denn in beiden Disziplinen gewann er. Über 400 Meter erreichte er das Ziel nach 62,66 Sekunden, deutlich vor dem Zweitplatzierten. Die 300 Meter Hürden beendete er nach 47,38 Sekunden, der zweitbesten jemals gelaufenen Zeit in dieser Altersklasse, und stieß damit in Müller’sche Sphären vor, was dieser nach einem Kontrollblick auf die Anzeige sofort einzuordnen wusste.
Bei den Werfern der M60 wurde Walter Kühndel (TV Dingolfing) mit 51,46 Meter Dritter im Speerwurf und im Werfer-Fünfkampf Fünfter mit 3743 Punkten.Ebenfalls bei den Werfern in der M 50 war wieder einmal Norbert Demmel (TSV Unterhaching) erfolgreich. Er holte Diskus-Gold mit 54,50 Meter und setzte sich auch im Werfer-Fünfkampf mit 4238 Punkten durch.
Daneben gab es weitere Finalteilnehmer aus Bayern:
Helmut Maryniak (1. FC Passau) wurde in der M 45 im Diskuswurf Fünfter und im Kugelstoß Achter. Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten) wurde in der M 55 über 200 Meter Sechster und verpasste als Vierter über 400 Meter die Bronzemedaille um 0,07 Sekunden. Eduard Gruber (LG Stadtwerke München) kam auf Rang sechs im Speerwurf.
Die Leichtathletik-Seniorenmeisterschaften gingen mit den 4 x 100 Meter- und den 4 x 400 Meter-Staffeln zu Ende. Zum Gelingen trugen nicht nur die sportlichen Leistungen bei, sondern auch die volle Zuschauertribüne, die von mitreißenden Moderatoren zu wahren Begeisterungsstürmen getrieben wurde.
Bayern tragen zum deutschen Staffel-Glück bei
Wieder waren einige bayerische Athleten an der Verbesserung des deutschen Medaillenspiegels beteiligt.
In der M 75 steuerten Guido Müller und Karl Jakob (LAZ Obernburg-Miltenberg) ihren Anteil zum Gewinn der 4 x 400 Meter Staffel bei, die von den Zuschauern auf der vollen Tribüne stürmisch für die Verbesserung des alten Weltrekords um knapp sieben Sekunden auf 4:47,85 Minuten gefeiert wurde. Guido Müller gewann ebenfalls mit der 4 x 100 Meter-Staffel und konnte damit insgesamt sieben Goldmedaillen mit nach Hause nehmen.
In der M 70 war Hans-Jürgen Frühauf ebenfalls Teilnehmer in beiden Staffeln. Während sich die 4 x 100m-Staffel wegen eines Wechselfehlers disqualifizierte, gewann das 4 x 400-Meter-Quartett unerwartet die Goldmedaille. Damit schloss er die WM mit insgesamt drei Goldmedaillen ab, übertroffen nur noch von Ingrid Meier, die mit beiden Staffeln in der W 65 Gold gewann und damit auf insgesamt fünf Goldmedaillen kam.
Auch Gerhard Zorn trat in der M 55 in beiden Staffeln an und gewann mit seinen Staffelkameraden jeweils Silber hinter den USA, allerdings vor den immer starken Briten und den im eigenen Land ebenfalls stark auftretenden Franzosen.
Die Siegerehrung der 4 x 400-Meter-Staffeln fand als Abschluss der Meisterschaften für alle Medaillengewinner auf dem Rasen vor der immer noch vollen Tribüne und bei bester Stimmung statt. Einige Athleten hatten dabei bereits die außerplanmäßig im nächsten Jahr wieder stattfindende Weltmeisterschaft in Perth, Australien, im Blick.