U 18/U 16-Mehrkampf-DM Lage: Lukas Radis und die Sempter Buben machen ihr Meisterstück
"Wir haben natürlich insgeheim schon mit einer Platzierung auf dem Treppchen geliebäugelt", gab Gnilka nach seiner Rückkehr aus Ostwestfalen zu. "Dass es allerdings zu Gold reichen würde, hat alle umgehauen. Aber der Lukas hat sich das wirklich verdient!" Dabei durften sich die Oberbayern nach dem ersten Tag des Wettkampfes bei realistischer Betrachtung allenfalls Hoffnung auf Silber machen. Zu übermächtig trat der erklärte Favorit Ole Perske (USC Mainz) auf und führte mit 2250 Zählern vor Radis, der zur "Halbzeit" auf 2116 Punkte kam. Vor allem Perskes Stabhochsprungleistung offenbarte einen Klassenunterschied: 3,90 Meter standen am Schluss für den Mainzer zu Buche, 70 Zentimeter mehr als die Nächstbesten und sogar 90 Zentimeter Abstand zum Garmisch-Partenkirchener.
Doch Lukas Radis, der mit 12,57 Sekunden über 100 Meter bei heftigem Gegenwind (-2,6 m/sec), 5,44 Meter im Weitsprung, 48,35 Meter mit dem Speer und 3,00 Meter im Stabhochsprung begonnen hatte, sollte seine Chance bekommen. Ausgerechnet im 80-Meter-Hürden-Lauf zu Beginn des zweiten Tages passierte Ole Perske ein Missgeschick. Der 14-Jährige kam ins Straucheln und schlüpfte unter einer Hürde durch und musste disqualifiziert werden. Das warf den Mainzer hoffnungslos zurück, so dass er im Endklassement lediglich 22. mit 4318 Punkten wurde.
Radis, der in der Woche zuvor noch mit einer Angina im Bett lag und zwei Kilo verlor, war von dem Moment an der Gejagte, weil sich nun auch David Schepp (TSG Dülmen) Chancen ausrechnete. Soliden 11,65 Sekunden im Hürdensprint (-1,4 m/sec) folgten 12,40 Meter mit der Kugel und 1,69 Meter im Hochsprung. In letzterer Disziplin sammelte Schepp fleißig Punkte, indem es sich über 1,84 Meter schwang. Der nachfolgende Diskuswettbewerb sollte sich dann zu einem echten Nervenkrieg entwickeln. Lukas Radis, eigentlich ein guter Diskuswerfer, legte mit einem Sicherheitswurf von 41,00 Metern vor, doch seine nachfolgenden Versuche waren ungültig. Zum Glück verfügte aber auch David Schepp an diesem Tag über ein zittriges Händchen, so dass der abschließende 1000-Meter-Lauf die Entscheidung bringen musste. Hier galt es für Lukas Radis, seinen Konkurrenten nicht zu weit enteilen zu lassen. Der legte zunächst ein Höllentempo vor, war aber auf der Zielgeraden mit seinen Kräften völlig am Ende, so dass der junge Oberbayer näher und näher kam und mit 3:16,15 Minuten die Ziellinie überquerte. Radis`Schlussresultat von 5048 Punkten lag nur um zwei Zähler unter seinem Bayerischen Rekord.
LG Sempt holt sich sensationell den Mannschaftstitel
Dass sogar zwei jungen Burschen aus Oberbayern zur abschließenden Siegerehrung aufmarschieren durften, krönte den tollen Erfolg der weißblauen M 14-Neunkämpfer. Leander Schweitzer (LG Sempt) schaffte mit zwei ausgeglichenen Tagen auf hohem Niveau einen ausgezeichneten sechsten Rang (4814). Dies legte den Grundstock für einen Erfolg, den zuvor ebenfalls niemand auf der Rechnung hatte. Gemeinsam mit seinen Sempter Teamkollegen Nick Samuel Braune (Platz 15 in der M 15 mit 5068) und Kevin Heller (24. in der M 15 mit 1812) schnappte er sich den Deutschen Mannschaftstitel - auch hier passt die Beifügung "sensationell". Mit 14 694 Punkten lagen die Jungs der LG Sempt vor dem Polizei SV Eutin (14 472) und der SG TSV Kronshagen/Kieler TB (14 393).
Nicht vergessen werden darf hier selbstverständlich der absolut bemerkenswerte achte Einzelrang von Kilian Fischer (TSV Rottach-Egern) in der Klasse M 15 (5151).
Silber für U 16-Mädchen der SpVgg Auerbach/Streitheim
Auch für die Sportler, Betreuer und Eltern der SpVgg Auerbach/Streitheim war Lage allemal eine Reise wert. Nicht nur, dass ihre drei Siebenkampf-Aushängeschilder Angela Stockert (Neunte in der W 15 mit 3652), Sophie Müller (Elfte in der W 15 mit 3636) und Emily Schuster (Zwölfte in der W 14 mit 3503) allesamt hervorragend abschnitten. Zur Überraschung aller fiel bei der Verkündung des Silberrangs der Name "SpVgg Auerbach/Streitheim". Die Mädchen freuten sich jedenfalls unbändig über ihre Erfolg hinter dem haushoch überlegenden ART Düsseldorf (11246).
Scheinbar gibt es also tatsächlich frisches Blut für die schwächelnde bayerische Mehrkampfszene. Bleibt nur zu hoffen, dass die erfolgreichen U 16-Athleten aus dem Freistaat in den kommenden Jahren nicht doch der Versuchung der Spezialisierung auf eine Disziplin erliegen. Im U 18-Bereich kam von den weißblauen Sportlern lediglich Maximilian Holzmüller (TSV Schwabmünchen) unter die Top Ten (Neunter im Zehnkampf 6464 Punkten). Die Mannschaft der LG Sempt (Korbinian Obermaier, Simon Holländer, Andreas Huber) belegte mit 15 503 Zählern Rang acht.