Senioren-Hallen-WM in Budapest: Bayerns Athleten holen 15 Mal den Titel
Ein Kompliment muss man den ungarischen Veranstaltern für die sehr gute Vorbereitung der Großveranstaltung mit 3800 gemeldeten Teilnehmern machen. Der Zeitplan für die beiden nebeneinander liegenden Hallen erforderte ein auf die Minute abgestimmtes Timing. Die ersten Wettbewerbe der Mehrkämpfe begannen bereits um acht Uhr und endeten teilweise nach Mitternacht. Die milden Frühlingstemperaturen nach den ersten beiden Wettkampftagen und das trockene Wetter während der gesamten Veranstaltung förderten die Leistungen der Freiluft-Wettbewerbe, waren aber auch sehr hilfreich für die Teilnehmer, die sich auf einem Freigelände mit Tartanbahn einlaufen konnten.
Als eine noble Geste wurde die Einladung des deutschen Botschafters am Nachmittag des vierten Wettkampftages eingestuft, der nicht nur die Mannschaftsleitung, sondern auch 100 Teilnehmer des deutschen Teams in seine Residenz auf dem Burgberg empfing. Beim kalten Buffet konnten dem Botschafter bereits die ersten gewonnenen Medaillen präsentiert werden.
Frauen, Altersklasse W 65: Ihren ersten Saisonstart nach längerer Verletzungspause absolvierte Ingrid Meier (LAC Quelle Fürth). Die Weltrekordhalterin gewann als Favoritin die 60 Meter, während sie den schon sicher geglaubten Sieg über 200 Meter, eher durch Unachtsamkeit, gegen die neben ihr laufende deutsche Konkurrentin mit zwei Hunderstel Sekunden Rückstand verlor. Dagegen erzielte die 4 x 200 Meter-Staffel durch sie als Schlussläuferin einen Weltrekord in der Zeit von 2:09,74 Minuten vor den Staffeln aus Australien und Ungarn. Die alte Bestzeit aus dem Jahr 2004 hielt ebenfalls ein deutsches Team mit 2:13,38 Minuten.
Mit zu diesem Weltrekord beigetragen hat ihre Teamkameradin Waltraud Kraehe (TSV Penzberg), die außerdem Gold im Fünfkampf und im Hochsprung gewann und damit insgesamt drei Goldmedaillen errang. Im Hochsprung verbesserte sie ihre bayerische Bestleistung aus dem Vorjahr auf 1,21 Meter. Silber gewann Waltraud Kraehe über 60 Meter Hürden und im Weitsprung, während sie über 200 Meter auf Platz vier kam.
Erwähnenswert ist das Abschneiden von Margarete Tomanek in der Altersklasse W 60. Sie startet bei den internationalen Wettkämpfen für ihr Heimatland Belgien und bei den nationalen Wettkämpfen für die LG 90 Ebersberg-Grafing. Tomanek gewann in Budapest das Hammer- und Gewichtwerfen und beim Diskuswerfen belegte sie den dritten Platz.
Männer, Altersklasse M 45: Einziger bayerischer Medaillengewinner in dieser Altersklasse war der bewährte Martin Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg), der gleich zwei Medaillen gewann: Gold im Gewichtwerfen und Bronze im Hammerwerfen.
Altersklasse M 50: Auch in dieser Altersklasse gewann ein Bayer im Hammerwerfen eine Bronzemedaille, nämlich Viktor Hansen (TV Dingolfing). Gleich zwei Bayern hatten im Acht-Kilometer-Crosslauf die Nase vorn. Es siegte Dr. Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen) vor Reimund Hobmeier (PTSV Rosenheim).
Altersklasse M 55: Ein Aktivposten der bayerischen Senioren ist zweifellos Dr. Gerhard Zorn (TSV Vaterstetten). Der Deutsche Meister verzichtete auf einen Start über 60 Meter, gewann aber bei starker Konkurrenz Bronze über 200 Meter und Silber über 400 Meter. Eine große Enttäuschung war für ihn und für seine Teamkameraden, dass er vom DLV als bester deutscher 200-Meter-Läufer nicht für die 4 x 200 Meter Staffel aufgestellt wurde. Dies passierte auf Grund grober Unachtsamkeit der Mannschaftsleitung des DLV, für die es keine Entschuldigung gibt. Wie bei der Hallen-WM vor zwei Jahren in Jyväskylä (Finnland) gewann Reinhold Paul (VfL Waldkraiburg) wieder das Speerwerfen.
Altersklasse M 60: Auch in Budapest siegte, wie bei den Hallen EM im vergangenen Jahr in San Sebastian Walter Kühndel (TSV Dingolfing) überlegen im Speerwerfen.
Altersklasse M 65: Johann Schrödel (TSG 08 Roth) sicherte sich die Goldmedaille über 800 Meter mit 2:24,06 Minuten und im Hochsprung gewann Gerhard Wenzke (LG Region Landshut) Bronze mit der neuen bayerischen Bestleistung von 1,58 Meter.
Altersklasse M 70: Einziger Medaillengewinner aus Bayern in dieser Altersklasse ist Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt) durch seinen Sieg über 1500 Meter mit 5:20,32 Minuten. Diesen erzielte er im letzten Jahr seiner Altersklasse, international gesehen. National gesehen bedeutet seine erzielte Zeit in der AK 75 bayerische Bestleistung. Jeweils Fünfter wurde Walter über 3000 Meter und im Acht-Kilometer-Crosslauf.
Altersklasse M 75: Zweifellos der erfolgreichste bayerische Teilnehmer war Guido Müller (TSV Vaterstetten). Er erzielte Einzelsiege über 60 Meter, 200 Meter, 400 Meter und über 60 Meter Hürden. Über 60 Meter verfehlte er den Europarekord nur um zwei Hundertstelsekunden und über 60 Meter Hürden sogar nur um eine Hundertstel. Sein bayerischer Teamkollege Hermann Beckering (SpVgg Ahorn), der zwei Tage vor Beginn der Meisterschaften sein 75. Lebensjahr vollenden konnte und dadurch in der M 75-Altersklasse startberechtigt wurde, belegte über 60 Meter Platz drei und über 200 Meter wurde er Zweiter. Beckering legte als Startmann in der 4 x 200-Meter-Staffel die Grundlage für den überragenden Weltrekord von 2:00,58 Minuten, den Müller als Schlussmann vollendete. Den alten Rekord hielt eine Staffel aus den USA mit 2:03,45 Minuten. Die aktuelle USA-Staffel wurde mit 2:21,17 Minuten Zweite.
Altersklasse M 80: Zu einer weiteren Goldmedaille für die bayerische Vertretung trug Manfred Konopka (LG Hof) als Mitglied der 4 x 200 Meter Staffel bei.
Die nächste Großveranstaltung für die bayerischen Senioren sind die Stadion Europa Meisterschaften, die vom 22. bis 31. August in Izmir (Türkei) stattfinden werden.