Stephanie Bendrat feierte mit einem Paukenschlag ihren Einstand in der weißblauen Leichtathletikszene: Bei den bayerischen Hallenmeisterschaften gewann sie auf Anhieb zwei Titel.

Er will künftig die Kugelstoßszene im Freistaat dominieren: Christian Zimmermann.

Christina Hering zeigte sich in Fürth angriffslustug und in guter Form.

Im Duell der schnellen Münchner 400-Meter-Läufer hatte diesmal Benedikt Wiesend (Mitte) vor David Gollnow (links) die Nase vorne. Im Hintergrund lauert Samuel Aßmann . . .

. . . der tags darauf (links) über 200 Meter Jungstar Felix Straub (Mitte) im Zaum hielt.

Geglückte Generalprobe für die Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften: Stefanie Aeschlimann holte sich bei den Frauen den Dreisprung-Titel.

Clemens Bleistein erlief sich mit aller Routine Gold über die 1500 Meter.

Christian Rasp (links) verteidigte erfolgreiche seine Revier über 60 Meter. Alle Fotos: Theo Kiefner

01.02.2015 21:11 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-MS Fürth: Neue Gesichter drücken der weißblauen Leichtathletik ihren Stempel auf

Christina Hering, Stephanie Bendrat, Christian Zimmermann, Stefanie Aeschlimann, Tina Pröger, Samuel Aßmann, Sabrina Zeug, Alexander Merk: An diese Namen sollte man sich als Beobachter allmählich gewöhnen. Denn sie ertönten bei den diesjährigen Bayerischen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen besonders oft und läuteten auch einen Generationswechsel im Freistaat ein. Nimmt man noch einige fehlende Leistungsträger dazu, so steht in der Tat eine Reihe von „jungen Wilden“ in den Startlöchern.

Obwohl 2015 einige der prominentesten bayerischen Leichtathleten wie Corinna Harrer, Tobias Potye, Florian Orth, Maren Kock, Fabienne Kohlmann, Jannika John, Johannes Trefz oder Jonas Plass nicht dabei waren, weil sie entweder beim Internationalen Hallenmeeting in Karlsruhe antraten, die Indoor-Saison ganz auslassen, verletzt sind oder aber im Winter andere Schwerpunkte setzen, konnten sich die Fürther Titelkämpfe nicht über einen Mangel an vorzeigbaren Resultaten beklagen. Beinahe schon erwartungsgemäß drückten die Viertelmeiler der LG Stadtwerke München dem ersten Veranstaltungstag ihren Stempel auf. Bei den Männern setzte sich Benedikt Wiesend über die beiden Hallenrunden in 47,83 Sekunden vor seinem Trainingspartner David Gollnow durch (48,05 Sekunden). Bronze ging an Samuel Aßmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 48,34 Sekunden), der damit schon andeutete, fast auf Augenhöhe mit den beiden DLV-Staffelassen mitlaufen zu können.

Zwei Tage nach ihrem 800-Meter-Intermezzo in Düsseldorf wagte sich Christina Hering (LG Stadtwerke München) in Fürth über die 400 Meter. Mit Erfolg. Ihre Siegerzeit von 55,03 Sekunden stellte sie selbst durchaus zufrieden. „Das hat sich gut angefühlt“, freute sich die 20-Jährige. Auf dem zweiten Rang landete Rebecca Griffel (LG Landkreis Dachau; 58,36 Sekunden) vor Sina Heubel (LG Stadtwerke München; 59,82 Sekunden). Ihre 800-Meter-Ambitionen für die Hallen-Europameisterschaften in Prag (5. Bis 8. März) hat Christina Hering noch nicht ganz begraben. „Eigentlich wollten wir bis zu den Deutschen Meisterschaften kein Rennen mehr bestreiten. Aber nun wird es ziemlich sicher nochmal ein Rennen davor geben. Vielleicht klappt`s ja dann.“ Als Schlussläuferin der 4 x 200-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München zeigte sie sich ebenfalls in guter Form und gewann mit der U 18-Jugendlichen Elena Pagliarini, Lisa-Marie Petkov und Julia Riedl in starken 1:38,66 Minuten vor der LG Karlstadt-Gambach-Lohr (1:43,49 Minuten) und dem MTV 1881 Ingolstadt (1:44,24 Minuten).

Stephanie Bendrat überrascht alle

Verblüffung herrschte an den beiden Tage in der Fürther Halle am Finkenschlag über eine Sportlerin, die bislang niemand kannte: Die ebenso zierliche wie schnelle Stephanie Bendrat (LG Festina Rupertiwinkel) entthronte am ersten Tag quasi vor eigener Kulisse Bayerns Sprint-Queen Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth). Im Finale über 60 Meter musste sie sich klar in 7,58 Sekunden der 23-jährigen Sprinterin, die früher für einen österreichischen Verein an den Start ging, aber die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, geschlagen geben. Bendrats Zeit war freilich Extraklasse: 7,45 Sekunden. Dritte wurde hier Julia Hofer (1. FC Passau; 7,80 Sekunden). Tags darauf gewann Bendrat erwartungsgemäß auch die 60 Meter Hürden in vorzüglichen 8,31 Sekunden vor Kristina Fister (1. FC Passau; 8,92 Sekunden) und Tina Pröger (LAC Quelle Fürth; 9,07 Sekunden).

Am Sonntag schlug dann Samuel Aßmanns große Stunde über die 200 Meter. Mit seinem unwiderstehlichen Finish hielt er Sprinthoffnung Felix Straub (LAC Quelle Fürth) in 21,91 zu 22,14 Sekunden in Schach, obwohl Straub im Vorlauf mit 21,93 Sekunden bereits ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hatte. Im mit Spannung erwarteten 60-Meter-Finale konnte einer der „Alteingesessenen“ den Ansturm der Jugend diesmal noch abwehren. Der ehemalige Deutsche Juniorenmeister Christian Rasp (LG Stadtwerke München) setzte sich in 6,86 Sekunden vor dem leicht verletzten Deutschen U 20-Hallenmeister Lucien Aubry (LG Erlangen; 6,93 Sekunden) und Hannes Weisser (LAC Quelle Fürth; 7,03 Sekunden) durch.

Abermals eine absolute „Sahne-Besetzung“ bot die LG Stadtwerke München bei den Männern über 4 x 200-Meter auf. Benedikt Wiesend, David Gollnow, Christian Rasp und Tobias Giehl trugen nach 1:27,09 Minuten den Stab als Erste über die Ziellinie, gefolgt von der zweiten Stadtwerke-Staffel (1:30,34 Minuten) und der TS Herzogenaurach (1:33,41 Minuten). Für die Münchner scheint da auch eine Medaille bei den Deutschen Hallenmeisterschaften durchaus in Reichweite.

Christian Zimmermann übernimmt Dippels Zepter

In Abwesenheit von Altmeister Robert Dippl hätte der 20-jährige Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) bei seinem ersten Kugelstoß-Bayerntitel im Aktivenbereich gerne weiter gestoßen. In Fürth musste er sich jedoch mit einer Siegesweite von 17,36 Meter begnügen. Anfang Januar hatte Zimmermann in München bereits 18,32 Meter erzielt. „Leider ging heute nicht mehr“, bilanzierte der Zwei-Meter-Hüne, „obwohl sich die Stöße alle gut angefühlt haben. Aber wir haben die Woche über hart in Kienbaum trainiert, das steckt mir offenbar noch in den Knochen.“ Silber ging an Rene Hamberger (1. FC Passau) mit 15,72 Meter, während Dennis Edelmann (LG Augsburg) nur knapp dahinter Bronze errang (15,59 Meter).

Im Dreisprung bei den Frauen vollzog sich ebenfalls eine Wachablösung: Die jahrelange Abonnement-Meisterin Katharina Struß (TS Herzogenaurach), die unter ihrem Mädchennamen Schreck 2007 Deutsche Vizemeisterin im Dreisprung wurde, musste diesmal Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt) den Vortritt lassen. Die 17-Jährige gewann mit 12,56 Meter zu 12,52 Meter. Für die deutsche U 20-Jahresbeste im Dreisprung waren die „Bayerischen“ die Generalprobe für die nationalen Titelkämpfe am 14./15. Februar in Neubrandenburg. „Beim Anlauf hat fast nichts gepasst“, zeigte sich die Ingolstädterin selbstkritisch. „Ein paar Mal war ich drüber und bei meinem besten Versuch weit weg vom Brett.“ In Neubrandenburg will sie nur „gut springen“ und sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Rang drei ging an Laura Keilhofer (LG Bayerwald) in 12,16 Meter.

In der Vorwoche hatte Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) beim „Munich Indoor“ im Weitsprung zum ersten Mal die Sechs-Meter-Marke übertroffen. In Fürth auf der schwer zu springenden Anlage unterstrich die vorjährige Bronzemedaillengewinnerin bei den Deutschen U 20-Meisterschaften ihre derzeit gute Forum und holte sich den Bayerntitel mit 5,91 Meter vor Sabine Hoja (SWC Regensburg; 5,71 Meter) und Kerstin Schellenberger (LAC Quelle Fürth; 5,63 Meter). Eine neue persönliche Bestleistung reichte Sabrina Zeug (LG Oberland) im Kugelstoßen mit 13,89 Meter um sich Dauer-Meisterin Johanna Höcketstaller (SWC Regensburg) vom Leib zu halten, die sich diesmal mit 13,81 Meter und Silber begnügen musste. Und die Jugend drängt auch hier bereits nach: Rang drei ging an die 18-jährige Laura Renner (TV Altötting), die sich auf 13,53 Meter steigerte.

Bleistein und Gröbl souverän

Zwar keine neuen Siegernamen, aber dafür umso spannendere Rennen gab es bei den Männern im Laufbereich. Über 800 Meter hatte Gabriel Genck (LG Donau-Ries) hauchdünn in 1:53,46 Minuten die Brust im Ziel vor Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch; 1:53,54 Minuten) und Florian Lang (LSC Höchstadt/Aisch; 1:57,25 Minuten). Für Kürzdörfer gab es über 1500 Meter die nächste Medaille, und zwar in Bronze in 3:58,71 Minuten. Der Titel ging jedoch an Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München), der in 3:56,76 Minuten vor Felix Hentschel (LG Bamberg; 3:58,14 Minuten) nichts anbrennen ließ. Über 3000 Meter hatte der Neu-Fürther Mitku Seboku lange Zeit kräftezehrende Führungsarbeit geleistet. In der letzten Runde ging dann der Deutsche Marathonmeister von 2013, Tobias Gröbl (LG Zusam), relativ locker vorbei und gewann in 8:18,02 Minuten. Seboku kam als Zweiter auf 8:20,12 Minuten, Dritter wurde Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) in 8:30,62 Minuten.

Alexander Merk (MTV 79 München) gehört ebenfalls zu denen, die sich immer mehr in den Vordergrund schieben. In Fürth gewann er in Abwesenheit von Tobias Potye den Hochsprung mit 2,05 Meter vor Manuel Marko (LAC Quelle Fürth) und Andreas Plößl (SWC Regensburg; beide 2,01 Meter). Im Weitsprung gelang Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München) als Einzigen ein Satz über sieben Meter (7,05 Meter). Damit landete er vor seinem Trainingspartner David Faltenbacher (LG Stadtwerke München; 6,91 Meter) und Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn; 6,77 Meter). Ebenfalls wie Troßmann und Faltenbacher der Trainingsgruppe von Richard Kick gehört der neue Bayerische Meister über 60 Meter Hürden an. Matthias Peeters (LG Stadtwerke München) gewann mit 8,66 Sekunden vor Mario Saur (MTV 1881 Ingolstadt; 8,76 Sekunden) und Paul Bobinger (TSV 1860 München; 8,79 Sekunden).

Im Dreisprung hätte Ivane Antonov (MTV 1881 Ingolstadt) in Abwesenheit seines noch an den Folgen eines unverschuldeten Autounfalls laborierenden Bruders Dimitri junior liebend gerne eine Weite deutlich über 15 Meter angeboten. Eine Fersenprellung ermöglichte ihm bei seinem Titelgewinn jedoch „nur“ 14,78 Meter. Fast auf Tuchfühlung kam ihm Patrick Lutzenberger (LG Stadtwerke München) als Zweiter mit 14,61 Meter nahe. Sogar Jacob Conrad (FC Aschheim) auf Platz drei sprang noch über 14 Meter (14,26 Meter). Die Meisterschaft im Stabhochsprung holte sich Lucas Schwaiblmair (SWC Regensburg) mit 4,90 Meter vor Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg; 4,60 Meter) und André Zahl (TS Herzogenaurach; 4,20 Meter).

Zwei Mal Gold für Anna-Katharina Plinke

Gleich zwei Mal Gold durfte Anna-Katharina Plinke (LG Telis Finanz Regensburg) von Mittelfranken in die Oberpfalz nehmen. Sowohl über 3000 wie auch über 1500 Meter erwies sich die 26-Jährige als die klar beste und taktisch versierteste Läuferin. Über die kürzere Distanz erwischte sie den exakt richtigen Zeitpunkt, um sich vom Feld abzusetzen und in 4:33,13 Minuten vor Kathrin Wallner (LG Stadtwerke München; 4:36,78 Minuten) und Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth; 4:38,20 Minuten) zu gewinnen. Tags zuvor hatte Plinke schon die 15 Hallenrunden als Beste in 9:46,88 Minuten vor Isabelle Heers (LG Stadtwerke München; 9:58,34 Minuten) und Domenika Weiß (LAC Quelle Fürth; 10:07,67 Minuten) absolviert.

Kleines Feld, hauchdünne Entscheidung: Nur drei Hochspringerinnen machten Edelmetall in Fürth unter sich aus. Das bessere Ende hatte Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg) für sich, die höhengleich mit 1,71 Meter vor Carina Dörr (Athletik- und Sprintteam München) Gold gewann. Bronze ging an Nadine Lanners (LG Stadtwerke München; 1,65 Meter). Im Stabhochsprung schnappte sich Eva Rossow (LAZ Kreis Würzburg) den Titel. Sie überquerte 3,40 Meter. Auf den weiteren Medaillenrängen folgten Daniela Weichselgartner (ZSV 1880 Wasserburg) und Annika Treffehn (TV 1848 Schwabach), beide mit 3,20 Meter.

Zu Meisterehren über 200 Meter kam Celina Kränzle (SC Vöhringen), die für die Hallenrunde 25,22 Sekunden brauchte. Silber durfte sich Ines Dirscherl (25,81 Sekunden) umhängen, während Naomi Hemmelmann (beide LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 26,10 Sekunden) mit Bronze schmückte. Über 800 Meter holte sich die lange verletzte Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München), die ursprünglich in diesem Winter eigentlich gar keinen Hallenwettkampf bestreiten wollte, in 2:13,21 Minuten einen weiteren Bayerntitel ab. Mit gebührendem Abstand kamen Babinja Wirth (TSV Ebermannstadt; 2:19,98 Minuten) und Simona Greier (TSV Ostheim/Rhön; 2:20,68 Minuten) ins Ziel.

Zwei Mal LG Karlstadt-Gambach-Lohr vor der LAC Quelle Fürth: So lautete die nüchterne Bilanz der abschließenden 4 x 400 Meter-Staffeln von Fürth. BLV-Lauftrainer Jörg Stäcker brachte allerdings noch einen anderen Aspekt ins Spiel: „Die Karlstädter Sprinter haben zum ersten Mal die Fürther Läufer geschlagen!“ Bei den Männern rangen Philipp Finsterwalder, Sebastian Böck, Lance Amrehn und Samuel Aßmann in 3:21,42 Minuten ihre mittelfränkischen Konkurrenten in 3:22,50 Minuten sowie die StG Penzberg/Murnau in 3:28,10 Minuten nieder. Ebenso knapp fiel die Entscheidung bei den Frauen aus, wo das unterfränkische Quartett mit Naomi Hemmelmann, Ines Dirscherl, Mareike Bauer und Elisa Jäger in 4:00,59 Minuten vor dem LAC Quelle Fürth (4:01,69 Minuten) die Oberhand behielt.

Über die Titelkämpfe der Klasse U 18 erfolgt noch ein gesonderter Bericht.