U 20-WM Tampere: Corinna Schwab ist Staffel-Weltmeisterin!
Die Wechsel sitzen. In jeder Besetzung. Das haben die deutschen Sprinterinnen am Samstag in Tampere eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ohne Stammläuferin Keshia Kwadwo haben Viktoria Dönicke, Corinna Schwab, Sophia Junk und Denise Uphoff bei der U20-WM die Goldmedaille über 4 x 100 Meter geholt.
„Das Wichtigste zuerst: Vielen Dank an Keshia und Kathrin, an Thomas und Alex und an das gesamte medizinische Team!“ Startläuferin Viktoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge) gab auch beim Sieger-Interview den ersten Impuls, dem sich alle Mitstreiterinnen mit ihrem Dank an Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid 01), die im Vorlauf zum Einsatz gekommen war, Ersatzläuferin Kathrin Grenda (TSVE 1890 Bielefeld), an die Bundestrainer Alexander Seeger und Thomas Kremer sowie die Ärzte und Physiotherapeuten anschlossen und dann auch noch Biomechaniker sowie natürlich die Heimtrainer nicht unerwähnt lassen wollten.
Die Goldmedaille der deutschen 4 x 100-Meter-Staffel – sie war Teamwork. Während des Rennens sowieso, in dem Viktoria Dönicke das Quartett wieder gut ins Rennen brachte, Corinna Schwab diesmal die Gegengerade absolvierte, Sophia Junk (LG Rhein-Wied) wie immer ihre Stärke in der Kurve ausspielte und Denise Uphoff (Sprintteam Wetzlar) unverhofft in die Rolle rückte, den bis dahin herausgelaufenen Vorsprung vor Irland (43,90 Sekunden) und Großbritannien (44,05 Sekunden) ins Ziel zu bringen. Das gelang! Nach 43,82 Sekunden war der Staffel-Titel perfekt – der erste deutsche seit 2000.
Die Goldmedaille war zudem in der Vorbereitung Teamwork gewesen. Beim Auftakt am Morgen war die Entscheidung gefallen, dass Keshia Kwadwo nach einer langen Saison mit der Doppelbelastung bei den Frauen und in der U 20 sowie nach vier 100-Meter-Rennen in Tampere auf das Finale verzichten wird – eine Vorsichtsmaßnahme auch im Hinblick auf ihren Staffel-Einsatz bei der EM in Berlin. Sofort war Denise Uphoff zur Stelle – wenngleich ziemlich überrascht: „Ich habe richtig gezittert, und die anderen haben mir Mut gemacht“, sagte die WM-Halbfinalistin über 100 Meter.
„Der DLV, die Trainer und die Biomechaniker investieren so viel Zeit und Arbeit da rein, dass wir auf solche Momente vorbereitet sind“, sagte Sophia Junk. „Jetzt konnten wir beweisen, dass wir ein Team sind und gemeinsam einen Traum haben!“ Dieser Zusammenhalt verlieh ihr und auch Corinna Schwab, die vom ihrem 400-Meter-Hintergrund zehren konnte („Ach, das war ganz entspannt für mich!“), nur kurz nach dem 200-Meter-Finale noch einmal die zweite Luft. „Rennen, rennen, rennen“ war der einzige Gedanke, der Denise Uphoff durch den Kopf schoss. Wenig später war die deutsche 4 x 100-Meter-Staffel U20-Weltmeister.
Auch über 200 Meter unter dne Besten der Welt
Nur zwei Tausendstelsekunden trennten Sophia Junk und Corinna Schwab schließlich auf den Plätzen sechs und sieben. Vorweg stürmte die erst 16-jährige Jamaikanerin Briana Williams.
Mit fünf Bahnen zwischen sich, aber auf selber Höhe überquerten Junk und Schwab im 200-Meter-Finale die Ziellinie. Seite an Seite standen sie schließlich im Zielauslauf und starrten auf die große Leinwand, die lange ihr Ergebnis nicht ausspucken wollte. Nach einer Weile wurde der Grund ersichtlich: Erst die Tausendstel-Auswertung entschied über die Platzierung der beiden DLV-Athletinnen, die nach 23,55 Sekunden ins Ziel gekommen waren. Sophia Junk hatte ganz knapp die Nase vorn.
Platz sechs der Welt? „Das hört sich wahnsinnig gut an“, freute sie sich, zumal sie am Vortag fast geschockt gewesen war, dass sie die Bahn eins erwischt hatte. „Da bin ich noch nie gestartet, und ein WM-Finale ist eigentlich kein guter Zeitpunkt, um das auszuprobieren.“ So habe das Rennen auch einige Schwächen gezeigt, „aber das ist ja gut, dann weiß man, dass man noch an sich arbeiten kann.“
„Das war nicht so gut“, zeigte sich Corinna Schwab ein wenig enttäuscht über ihr Rennen, obwohl sie zum dritten Mal innerhalb von rund 24 Stunden ihre alte Bestzeit unterboten und ihren neuen Hausrekord aus dem Vorlauf eingestellt hatte. „Der Start war ganz gut, aber ich bin wieder nicht so gut von der Kurve auf die Gerade gekommen." Zu diesem Zeitpunkt hatte die Führende Briana Williams (Jamaika) schon einen großen Vorsprung. Mit neuem Meisterschaftsrekord von 22,50 Sekunden holte sich die 16-Jährige nach Gold über 100 Meter in Tampere den zweiten Titel.