Deutsche Hallenmeisterschaften Karlsruhe, Teil 1: Corinna Harrer holt ihren ersten Hallentitel
Die Läuferinnen ließen es über die 15 Runden erst einmal locker angehen. Die Favoritinnen Jana Sussmann aus Hamburg sowie Harrer und Kock, die ihren Vorjahrestitel verteidigen wollte, hielten sich hinter der Hildenerin Sanaa Koubaa zurück, ließen sie sogar etwas davonlaufen.
Nach der Hälfte der Strecke übernahm dann Corinna Harrer die Verfolgung. Zusammen mit Jana Sussmann und Maren Kock lief sie den Konkurrentinnen davon und steigerte das Tempo immer weiter. Corinna Harrer und Maren Kock - im vergangenen Jahr Zweite und Erste - stürmten nebeneinander auf die Zielgerade, den entscheidenden besseren Endspurt hatte aber Harrer (9:25,87 Minuten). Die 21-Jährige übernahm damit den Titel von ihrer neuen Vereinskollegin Maren Kock (9:26,11 Minuten) und kehrte die Reihenfolge aus dem Vorjahr um. Die Bayern spielten generell im 3000-Meter-Finale die tragende Rolle: Von sechs Läuferinnen stammten allein vier aus dem Freistaat. Jannika John (LAC Quelle Fürth) wurde in 9:40,09 Minuten Fünfte, Jana Soethout (LG Telis Finanz Regensburg) folgte als Sechste (9:44,72 Minuten).
"Das Tempo war nicht so schnell, die ersten 1000 Meter in 3:15 Minuten" schilderte Corinna Harrer anschließend den Rennverlauf aus ihrer Sicht. "Ich habe gehofft, dass Jana Sussmann Tempo macht. Es war aber doch langsam. Ich habe versucht mitzuschwimmen und zum Schluss anzugreifen. Das hat geklappt. Super, dass auch noch ein Doppelerfolg für meinen Verein rausgekommen ist. Ich wollte in der Halle unbedingt einmal gewinnen, sonst war ich immer nicht so gut drauf. Ich hatte gehofft, dass Gesa Felicitas Krause mitläuft, um gleichwertige Konkurrenz zu haben. Sie läuft aber leider nur die 1500 Meter, deshalb kam hier nicht so ein starkes Rennen zustande. Ich wollte gewinnen, die Zeit war zweitrangig. Über 1500 Meter hoffe ich auf einen schnellen Lauf. Ich möchte eine Medaille holen und vielleicht eine Bestzeit. Danach ist meine Hallensaison abgeschlossen. Viele andere Mittelstrecklerinnen machen eine Höhenkette, ich nicht. Ich habe trotzdem keine richtige Hallenvorbereitung gemacht und nehme die Saison mit. Dieses Jahr setzte ich noch auf die 1500 Meter. Ich freue mich auf das Kräftemessen. Die Konkurrenz ist im Lande und ich muss mir keine Rennen suchen."
Mit nur einem gültigen Versuch verbesserte Dreispringer Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) gleich seine persönliche Bestleistung auf 15,80 Meter und holt sich gleich auch noch Bronze hinter Andreas Pohle (ASV Erfurt; 16,51 Meter) und Martin Seiler (ABC Ludwigshafen; 16,16 Meter) ab. Buchstäblich mit dem allerletzten Versuch kegelte Theresa Greb (LG Retio Münster) mit 13,07 Meter Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) vom Treppchen, die lang mit 13,05 Meter auf dem Bronzerang gelegen hatte. Schrecks Konter kurz darauf hätte beinahe gesessen, doch die Weitenmessung ergab nur 13,03 Meter. Dennoch ein ganz starker Wettkampf der Mittelfränkin.
Eine ganz starke Vorstellung lieferte im 60 Meter-Hürden-Finale Pamela Spinlder (LG Telis Finanz Regensburg). Schon im Vorlauf hatte die wiedererstarke Hürdensprinerin mit 8,20 Sekunden eine neue Bestzeit erzielt, die sie im Finale noch um eine Hundertstelsekunde toppte (8,19 Sekunden). Leider reichte es nur zu einem undankbaren vierten Rang, fünf Hundertstel hinter der Bronzemedaillengewinnerin Nadine Hildebrandt (LAZ Salamander Kornwestheim; 8,14 Sekunden).
Mindestens schon zwei Finger am Edelmetall hatte im Weitsprung Oliver Koenig (LG Stadtwerke München). Seine 7,78 Meter aus dem zweiten Durchgang reichten ebenfalls nur zu Platz vier, wobei der Dritte Alyn Camara (Bayer 04 Leverkusen) exakt die gleiche Weite, aber den besser zweiten Versuch aufzuweisen hatte. Mehr als achtbaren schlugen sich im 3000-Meter-Finale der Männer "Oldie" Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) als Sechster (8:18,12 Minuten) hinter einem überragenden Arne Gabius (LAV Tübingen) und "Youngster" Martin Grau (LG Höchstadt-Aisch) als Neunter (8:26,81 Minuten). Während im Kugelstoßen alles Augen auf Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz; 21,40 Meter gerichtet waren), durfte Robert Dippl (LAC Quelle Fürth) mit Platz sechs und einer Weite von 18,53 Meter durchaus zufrieden sein.
Spannend dürfte es in Karlsruhe aus bayerischer Sicht auch am Sonntag werden. Über 800 Meter rechnen sich mit Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), Karoline Pilawa und Katharina Heinle (beide LG Stadtwerke München) gleich drei starke Frauen Medaillenchancen aus. Über 400 Meter schafft es David Gollnow (LG Stadtwerke München) in den A-Endlauf, während über 1500 Meter bei den Damen Corinna Harrer, Julia Hiller (LAC Quelle Fürth), Stefanie Müller (TSV Bobingen), Jannika John und Maren Kock ganz vorne mit dabei sein wollen.