Bei der 10 000-Meter-DM in Aichach möchten die Bayern ihren Heimvorteil nutzen
Bei den Männern sind alle drei Medaillengewinner des vergangenen Jahres wieder gemeldet. In Bremen hieß die Reihenfolge Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) vor Pflieger Philipp (LG Telis Finanz Regensburg) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), wobei der Regensburger nach Rücksprache mit seinem Trainer Kurt Ring auf einen Start verzichten wird.
„Ich kann inzwischen wieder laufen“, meinte Pflieger gegenüber blv-online nach seiner im Januar diagnostizierten Stressfraktur, die ihn zu einer zweimonatigen Pause zwang. Seit drei Wochen befindet sich der Vizemeister des Vorjahres und Goldmedaillengewinner von 2012 wieder in einem dosierten, aber regelmäßigen Trainingsprozess. „Obwohl das schon wieder besser als erwartet läuft, kommt Aichach für mich aber leider trotzdem noch zu früh. Der Trainingsrückstand lässt sich nicht wegdiskutieren und ich brauche noch mehr Zeit, um wieder ernsthaft angreifen zu können“, sagte Pflieger. Den Mai werde er deshalb zur weiteren Vorbereitung nutzen. „Je nachdem wie sich die nächsten Wochen gestalten lassen, werden wir entscheiden ob und wo ich mich ab Anfang Juni noch auf die Jagd nach einem Ticket für Zürich machen werde“, gibt er die Hoffnung noch nicht ganz auf.
So bleibt 10 000-Meter-Debütant Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) die Rolle des Herausforderers. Aber für die EM in Zürich kommt wohl der Frankfurter als auch der Friedrichshafener nicht in Frage. Homiyu Tesfaye will sich über 1500 Meter qualifizieren, Ringer über die 5000 Meter, wo er im vergangenen Jahr mit feinen 13:27 Minuten zu überzeugen wusste. Tesfaye könnte wie im Vorjahr gleich zwei Titel gewinnen. Der WM-Fünfte über 1500 Meter und Doppelmeister aus der Halle rangiert bei Männern wie Junioren als klarer Favorit.
Nachdem Tom Gröschel und Nico Sonnenberg (LG Eintracht Frankfurt) in die Aktivenklasse aufgestiegen sind, rücken mit den Regensburgern Moritz Steininger und Jonas Koller weitere starke Läufer des Jahrgangs 1993 in den Mittelpunkt. Vereinskamerad Valentin Unterholzner als Junioren-Halbmarathon-Meister könnte in der U 23 ein weiterer Protagonist sein. Alle drei können an einem guten Tag die magischen 30 Minuten unterbieten und sind dann natürlich auch Medaillenkandidaten. Am stärksten muss man derzeit Unterholzner einschätzen, der in diesem Frühjahr von Bestzeit zu Bestzeit eilt.
Eine gute Rolle über die 25 Stadionrunden spielen möchte natürlich auch Lokalmatador Tobias Gröbl (LG Zusam), der nach Bronze beiden Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften vor knapp drei Wochen in Freiburg zu einem neuen Überraschungscoup ansetzen will. Nationale Titelkämpfe seien für ihn immer eine Motivation, zumal er sich im Schwäbischen auch als eine Art Lokalmatador fühlen könne, sagte Gröbl. „Da diese Meisterschaften zu einem frühen Zeitpunkt stattfinden und die meistens Teilnehmer noch keine Bahnrennen absolviert haben, könnte sich schon die eine oder andere Überraschung ergeben.“ Auseinandersetzen muss sich Tobias Gröbl auf bayerischer Seite noch mit Sebastian Reinwand, Joseph Katib (beide TSG 08 Roth) und Tobias Schreindl (LG Passau).
Bei den Frauen ist selbstredend Langstrecken-Ikone Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) klare Favoritin. In Aichach könnte die 34-Jährige ihren 39. Titel bei den Frauen holen. In wenigen Wochen möchte sich die Siegerländerin dann entscheiden, ob sie bei der Europameisterschaft den Marathon oder die 10 000 Meter in Angriff nimmt. Beide Normen hat sie bereits im Vorjahr unterboten. Im Verfolgerfeld werden sich in Aichach die beiden Regensburgerinnen Corinna Harrer und Maren Kock finden, die für Zürich andere Strecken auf ihrem Wunschzettel stehen haben, auch wenn Harrer 2013 mit ihren 32:30,41 Minuten bereits einmal die EM-Norm auf dieser Strecke unterboten hat. Sie werde einfach den Rennverlauf abwarten, sagte Corinna Harrer und dämpfte damit schon die Erwartungen.
Dahinter macht sich ein weiteres Telis-Trio mit der Deutschen Marathonmeisterin von 2011 und Meisterschaftsvierten von 2013 Steffi Volke, U 23-1500 Meter-Meisterin und letztjährigen U 23-Bronzemedaillengewinnerin Thea Heim (die Frau mit der schnellste Meldezeit der U 23) sowie der Deutschen Marathon-Vizemeisterin Julia Galuschka Hoffnungen auf schnelle Zeiten.
Franzsika Reng liebäugelt mit dem Treppchen
Über 5000 Meter suchen die Läuferinnen der U 20 ihre neue Meisterin. Die erst 17-Jährige Erbacherin Alina Reh nimmt mit über 30 Sekunden Vorsprung Platz eins der Meldeliste ein. Der Titelverteidigung aus dem Vorjahr steht anscheinend nichts im Wege. Mit Lea Meyer (VfL Löningen) und Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) stehen zwei weitere Medaillengewinner der Deutschen Crossmeisterschaften an der Startlinie. In diese Phalanx mit eingreifen Nada Balcarczky (LG Würm Athletik).
Mehrere heiße bayerische Eisen liegen bei den Altersklassen im Feuer. So führt Johann Hildebrand (LG Stadtwerke München) die Starterliste in der M 35 vor Andrew McLeod (TG Viktoria Augsburg) an, genauso wie Bianca Meyer und Petra Stöckmann (beide LG Stadtwerke München) in der W 40. Zum ewig jungen Duell zwischen Hans-Joachim Hermann (LG Erlangen; Meldebester) und Rainmund Hobmeier (Post-Telekom-SV Rosenheim) kommt es in der M 50. „Ich habe Motivationsprobleme“, gesteht Hobmeier. „Nachdem ich nach den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften eine Verletzung hatte, bin ich zur Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft krank geworden. Das nervt!“ Und kündigt gleichzeitig an: „Insofern werde ich nicht mit Joachim mitgehen.“ Wahrheit oder Poker? In Aichach wird es sich erweisen.
Weitere aussichtsreiche Teilnehmer aus Bayern sind:
M 55: Hans Hörmann und Erwin Müller (beide Post-Telekom-SV Rosenheim)
W 55: Regina Graf (SWC Regensburg)
M 60: Hans-Jürgen van Gemmeren (MTV 1881 Ingolstadt)
M 65: Franz Herzgsell (LG Reischenau-Zusamtal)
W 65: Leni Bauer (LC Aichach
M 70: Helmut Müller (LG Erlangen)
M 75: Georg Groß (SCO Leichtathletik Germaringen), Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt)
M 80: Norbert Schmid (TV Erkheim)