Novum beim Bayerischen Cross-Festival in Ingolstadt: Harrer gewinnt zwei Mal
Hat der Speedcross in Bayern schon eine Tradition? Gegeneinander laufen Langsprinter, Mittelstreckler und Langstreckenläufer außer gelegentlich im Training äußerst selten. Eine der wenigen Wettkampfgelegenheiten hierzu bietet seit einigen Jahren der Speedcross, der am Samstag im Rahmen des Bayerischen Cross–Festivals in Ingolstadt stattfand. Die Wettkämpfe wurden auf dem von den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften 2009 bekannten Terrain im Hindenburgpark ausgetragen.
Beim Endlauf der Frauen und Weiblichen Jugend A trafen zwei erfahrene Speedcrossläuferinnen aufeinander. Schon in den vergangenen Jahren duellierten sich Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) und Stefanie Müller (TSV Bobingen) in Vaterstetten beim Speedcross. Karoline Pilawa ging in Ingolstadt sofort in Führung, Stefanie Müller folgte ihr zunächst mit leichtem Abstand, der sich allerdings 200 Meter vor dem Ziel deutlich verringert hatte. „Ich habe einen Angriff erwartet, konnte dann aber selbst zum Spurt ansetzen“, berichtete Karoline Pilawa nach dem Lauf, den sie mit 1:36 Minuten und zwei Sekunden Vorsprung auf Stefanie Müller gewinnen konnte. Die Bobingerin gewann mit ihrer Leistung natürlich die Wertung der weiblichen Jugend A.
Die Siegerin der Weiblichen Jugend B kam mit der erst 13-jährigen Michelle Lau vom veranstaltenden MTV 1881 Ingolstadt. Der schnellste Läufer im Endlauf für die Männliche Jugend Matthias Bauer vom TSV Penzberg führte von Anfang an und konnte sich sogar erlauben, auf den letzten Metern nach den Konkurrenten zu blicken. Am Ende siegte der 18-jährige allerdings nur noch mit einer Zehntelsekunde vor Julian Speyerer (LAV Neustadt), der mit 1:29,10 Minuten die Klasse der Männlichen Jugend B gewann.
Unglücklich verlief für Michael Wilms (LG Stadtwerke München) der Endlauf im Speedcross der Männer. Auf der kurzen Bergabpassage nach etwa 200 Meter wurde er von einem Zuschauer, der über die Strecke lief, behindert und musste sein Tempo drosseln. Michael Wilms übernahm dann zwar im zweiten Teil der 600 Meter langen Strecke nochmals kurz die Führung, musste sich dann aber Tobias Giehl (LG Würm Athletik) mit einer Sekunde Rückstand geschlagen geben.
Der Crosslauf ist für die Schüler und Schülerinnen der Leichtathletikvereine häufig der erste Höhepunkt im Jahresablauf. Die Veranstaltung in Ingolstadt bot die Möglichkeit, die aktuelle Form zu testen. Die Staffelwettbewerbe wurden bei den Mädchen von der LAC Quelle Fürth mit dem Trio Lisa Kurz Lisa, Marie Retzer und Theresa Kurz gewonnen. Bei den Schülern hatte das Team Sebastian Schindler, Marius Drechsel und Lukas Eickmeyer vom Landesstützpunkt Fürth mit einer Gesamtzeit von 9:11 Minuten als erste Mannschaft die 3100 Meter lange Strecke absolviert.
Mit zumeist deutlichem Vorsprung der Sieger und Siegerinnen endeten die Einzelrennen der Schüler und Schülerinnen über 1100 beziehungsweise 2100 Meter. Maximilian Glogger (MTV 1881 Ingolstadt), Lisa Basener (TSV 1862 Neuburg), Brian Weiheit (LG Augsburg) und Lena Goestl (TV Zwiesel) durften auf dem Siegerpodest den ersten Platz besteigen.
Der Mittelstreckenwettbewerb über drei Runden und 3100 Meter hatte insgesamt 32 Läufer und Läuferinnen. Couragiert ging der diesjährige Bayerische Halbmarathonmeister Maximilian Meingast (LG Zusam) an die Spitze, es folgten die Zwillinge Martin und Bastian Grau sowie Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg). Als es in die letzte Rund ging, konnten die Zuschauer schon ahnen, dass der Sieg eine innerfamiliäre Angelegenheit werden könnte: Martin Grau, der erst vor kurzem im Berglauf einen Bayerischen Meistertitel gewann, oder sein Bruder Bastian? „Martin hatte in den vergangenen zwei Wochen schlechtere Trainingsmöglichkeiten, weil er die Grundausbildung bei der Bundeswehr ableistet“, erklärte Bastian Grau nach dem Zieleinlauf seinen Sieg in Ingolstadt. Beide Nachwuchstalente wollen sich nächstes Wochenende beim Crosslauf des ASC Darmstadt gut darstellen.
Die Rennverlauf der Frauen über diese Mittelstrecke in Ingolstadt war konstant von Anfang an. Mit deutlichem Vorsprung, zumeist mit einigen Läufern, lief Corinna Harrer, es folgte Jannika John (LAC Quelle Fürth), hinter ihr lief mit leichtem Abstand die derzeit erfolgreichste Langstreckenläuferin Schwabens Julia Weniger (TG Viktoria Augsburg). In dieser Reihenfolge überschritten diese Läuferinnen auch die Ziellinie. Für Harrer und Weniger war die Mittelstrecke offenbar nur die Aufwärmphase: Beide Läuferinnen standen kurze Zeit später am Start zum Langstreckenwettbewerb über 7,1 Kilometer.
Hier auf heimischem Gelände wollte sich natürlich der Lokalmatador Heiko Middelhoff gut darstellen. Er führte zunächst die Spitzengruppe mit Johannes Hillebrand (LG Stadtwerke München), Markus Meißgeier und Alemu Tirfesa Tufa an. In der zweiten Hälfte des Rennens fiel Hillebrand zurück und Tufa setzte sich etwas ab. Middelhoff kämpfte engagiert, um den Abstand gering zu halten. Die Zuschauer konnten noch auf ein interessantes Duell hoffen. Doch statt eines Schlussspurts bog kurioserweise der Äthiopier in eine weitere Runde ein und Heiko Middelhoff stürmte als Erster ins Ziel.
„Ich mag den Cross echt gerne, das ist meine Lieblingsdisziplin, und gerade hier, wo ich 2009 meine erste Deutsche Crossmeisterschaft gewann“, resümierte Corinna Harrer ihre beiden Siege beim Bayerischen Crossfestival. Nach 26:05 Minuten hatte die 20-jährige Studentin die Frauenkonkurrenz klar gewonnen. Auch sie will sich in den kommenden Wochen bei nationalen und internationalen Crossläufen ganz vorne platzieren. Julia Weniger, die vor einigen Wochen mit 2:49:49 Stunden beim München-Marathon glänzte, benötigte 27:46 Minuten für die Langstrecke.