DLV-Bestenliste A-Jugend 2010: Corinna Harrer setzt toller Bayern-Bilanz die Krone auf
Eine Läuferin mit einer solchen Bandbreite, Konstanz und Klasse gab es bislang selbst im Freistaat kaum. Ihrem Trainer, Mentor und väterlicher Freund Kurt Ring rutscht bisweilen in seinen Berichten auf der Homepage der LG Telis Finanz Regensburg immer noch ein liebesvolles „Coco“ heraus. Doch das Nesthäkchen früherer Jahre hat sich nicht zuletzt dank seiner Hilfe zu einer ernstzunehmenden Größe in der nationalen Laufszene gemausert und schickt sich ab 2011 an, ihre beispiellose Karriere in der Frauenklasse fortzusetzen. Zum Abschied von der Weiblichen Jugend A räumte Corinna Harrer in diesem Jahr noch einmal alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Etliche deutsche Meistertitel, Platz sechs bei der U 20-WM im kanadischen Moncton, erste Ranglistenplätze über 800 Meter (2:04,28 Minuten), 1500 Meter (4:19,10 Minuten), 5000 Meter (16:47,04 Minuten) und im 10 Kilometer-Straßenlauf (35:11 Minuten) sowie ein im Vorbeigehen hingelegter sechster Rang über 400 Meter (55,23 Sekunden) legten ein eindrucksvolles Zeugnis von der Ausnahmestellung der 19-Jährigen ab. Dass Corinna Harrer auch bei der Wahl zu Nachwuchs-Leichtathletin des Jahres beste Chancen eingeräumt werden, versteht sich angesichts dieser eindrucksvollen „One-Woman-Show“ eigentlich von selbst.
Hinter der Dominatorin aus der Oberpfalz gibt es freilich noch eine Reihe anderer bayerischer Läuferinnen, die für Furore sorgten. Die B-Jugendliche Elisabeth Weinfurtner (TV Zwiesel) kam bei den A-Jugendlichen zwei Mal auf Rang acht, und zwar über 5000 Meter (17:46,58 Minuten) und über 10 Kilometer auf der Straße (37:17 Minuten). Besser platzieren konnten sich hier noch Lisa Staudt (Stadtmarathon Würzburg) als Fünfte (36:49 Minuten) und Anke Friedl (LAC Quelle Fürth) mit 37:04 Minuten. Über 3000 Meter belegte Friedls Vereinskameradin Jannika John Rang zehn (9:56,18 Minuten).
Eine prima Saison liegt auch hinter Lisa Hofmann (TSV Bad Kissingen). Als die 400-Meter-Hürdenläuferin im Juni in Regensburg mit 57,99 Sekunden quasi aus dem Nichts heraus die Norm für die U 20-WM in Moncton schaffte, hielten das viele noch für eine Eintagsfliege. Die Kissingerin belehrte jedoch all ihre Skeptiker eines Besseren, als sie ihre Bestzeit zum Jahreshöhepunkt in Kanada sogar noch auf 57,75 Sekunden steigern könnte – ein Wert, der heuer in Deutschland unübertroffen blieb. Auf dem siebten Rang folgt hier mit Kristina Reßler (TSV Peiting; 61,22 Sekunden) eine hoffnungsvolle B-Jugendliche (die über 400 Meter flach noch 14. mit 55,99 Sekunden wurde), Platz neun belegt Sharon Müller (TSV Penzberg) mit 61,87 Sekunden.
Martina Riedl Dritte über 200 Meter
Bei den weiblichen A-Jugend-Sprintern tauchen wie erwartet die Riedl-Zwillinge vom SC Vöhringen ganz weit vorne auf. Martina belegt über 200 Meter Rang drei mit 24,19 Sekunden, Julia rangiert mit nur einer Zehntelsekunde schlechter (24,20 Sekunden) auf Position sechs (13. Katharina Eich, DJK Weiden, 24,38 Sekunden). Über 100 Meter mussten beide jedoch anerkennen, dass die erst 16-jährige Alexandra Burghardt (LAZ Inn) mit ihren 11,83 Sekunden diesmal um einen Deut schneller war (7.). Julia Riedl steht auf Platz zwölf (11,90 Sekunden), Martina auf 14 (11,97 Sekunden). Eine überaus erfreuliche Entwicklung lässt sich bei einem Blick auf die DLV-Bestenliste über 2000 Meter Hindernis ziehen. Gleich vier junge Damen aus Bayern finden sich zwischen Platz sieben und 14: Jelena Tancic (LAC Quelle Fürth) 6:58,30 Minuten (Siebte), Cornelia Griesche (SG DJK Ingolstadt) 7:02,67 Minuten (Zehnte), Andelka Tancic (LAC Quelle Fürth) 7:05,32 Minuten (Zwölfte) und Lisa Wirth (LAC Quelle Fürth) 7:09,29 Minuten (14.).
Einen enormen Sprung nach vorne machte in Deutschland Hammerwerferin Veronika Ferg (SpVgg Hebertshausen). Die vom Gewichtheben kommende Athletin schob sich mit ihren 53,51 Metern bis auf Rang vier und gehörte zu den Leidtragenden des „Blitz-und-Donner-Finales“ bei der DM in Ulm, das nach dem vierten Durchgang abgebrochen werden musste, weshalb sie den möglichen Sprung aufs Treppchen verpasste. Weitere gute Platzierungen gab es von der noch B-Jugendlichen Hochspringerin Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim; Siebte mit 1,80 Meter), Kugelstoßerin Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg; Achte mit 14,13 Meter), Dreispringerin Julia Auer (LAZ Inn; Neunte mit 12,29 Meter; außerdem Elfte im Siebenkampf mit 5107 Punkten), den Stabhochspringerinnen Amelie Garatva (LG Telis Finanz Regensburg; Elfte mit 3,85 Meter) und Julia Ott (TV Gunzenhausen; Zwölfte, ebenfalls mit 3,90 Meter) sowie Diskuswerferin Melanie Dörr (TV Ochenbruck; 13. mit 45,43 Meter). Auf Platz vier landete die Siebkampfmannschaft des LAZ Inn (13 124), während die 3 x 800-Meter-Staffeln der LG Team Isartal (6:53,81 Minuten) und des LAC Quelle Fürth (6:53,87 Minuten) Achte beziehungsweise Neunte wurden.
Dreispringer Bigelmaier überraschte alle
Auch Manuel Bigelmaier (LAZ Kreis Günzburg) gehört zu den ganz großen Überraschungen in der abgelaufenen Saison. Im Dreisprung trat er in die Fußstapfen seines bayerischen Vorgängers Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), wurde Deutscher Meister und führt auch die DLV-Rangliste mit 15,29 Meter an. Nicht zu unterschätzen sind die 14,50 Meter von Urs Buegger (DJK Weiden), die ihm Rang sechs einbrachten, sowie die 14,16 Meter von Felix Bär (LAC Quelle Fürth; Elfter). Etwas verwirrend stellt sich dagegen die Situation im Hammerwurf der Männlichen Jugend A dar. Der DLV verzeichnet hier in seiner offiziellen Bestenliste Johannes Limmer (UAC Kulmbach) mit einer Leistung von 69,55 Meter als Führenden, erzielt bei einem Wettkampf Anfang Juli. Limmer wurde jedoch, wie bereits mehrfach berichtet, Mitte Juli für zwei Monate nach einem positiven Test auf Cannabinoide im Mai für zwei Monate gesperrt und alle ab diesem Zeitpunkt erzielten Ergebnisse annulliert. Deshalb steht er zum Beispiel in der Jahresbestenliste des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes (BLV) „nur“ mit einer Leistung von 68,35 Meter, die Limmer Ende September nach Ablauf seiner Sperre warf. So oder so: Platz eins in Deutschland geht auf jeden Fall in den Freistaat, denn mit 69,03 Meter liegt Limmers ständiger Konkurrent Tristan Schwandke (TV Hindelang) als Zweiter (oder doch Erster?) absolut auf Augenhöhe. Das traditionell gute bayerische Hammerwurfbild vervollständigen Simon Lang (LG Frankenwald) als Siebter mit 62,24 Meter, Florian Büttner (TG Würzburg) als Zehnter mit 61,12 Meter und Patrick Frey (DJK Aschaffenburg) als Elfter mit 59,73 Meter.
In der Rolle des Shootingstars fühlt sich Langsprinter Benedikt Wiesend (TSV Erding) ebenfalls pudelwohl. Dessen dritten Rang über 200 Meter (21,27 Sekunden) hätte zu Jahresbeginn ebenso wenig einer der Fachleute erwartet, wie Platz zwei über 400 Meter (47,15 Sekunden). Der Lohn des rasanten Aufstiegs: Wiesend durfte sogar mit zur U 20-WM nach Moncton. Über 200 Meter konnte sich obendrein Alexander Janetschek (MTV 1881 Ingolstadt) als Zehnter (21,78 Sekunden) hervorragend platzieren. Über 400 Meter stehen noch vier weitere Nachwuchs-Viertelmeiler aus Bayern unter den Besten. Sechster wurde der vorjährige 400 Meter-Hürden-Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik), der trotz Abiturs und Kreuzbandanriss im Winter mit 47,53 Sekunden eine vorzügliche Zeit ablieferte, Achter der Deutsche Jugend-Hallenmeister Stefan Gorol (TSV Friedberg) mit 47,58 Sekunden und 13. Johannes Trefz (LG Würm Athletik) mit 48,32 Sekunden. Giehl rangiert in seiner Spezialdisziplin – aus den genannten Gründen – immerhin noch auf dem dritten Platz (51,77 Sekunden), fünf Plätze von Michael Hofmeister (TSV Plattling; Achter in 53,67 Sekunden).
Martin Grau knapp geschlagen Zweiter
Der nächste Moncton-Fahrer kommt aus dem Fränkischen, genauer gesagt vom TSV Höchstadt/Aisch, und verpasst mit seinen 5:47,02 Minuten über 2000 Meter Hindernis als Listen-Zweiter um weniger als eine Sekunden die Spitze. Martin Grau werden deshalb jedoch keine grauen Haare wachsen, schließlich gingen 2010 nahezu alle seine sportlichen Wünsche in Erfüllung. Selbst sein achter Rang über 3000 Meter (8:32,50) und sein zehnter über 1500 Meter (3:55,49) liegen noch voll im Soll. Wie bei den Mädchen beeindrucken auch die Jungs mit einer vorzüglichen Leistungsdichte über die Hindernisse. Dominik Karl (TV Ochsenfurt) wurde Sechster (5:59,41), Lukas Kellner (LG Telis Finanz Regensburg) Siebter (6:00,16) und Valentin Unterholzner (LG Region Landshut) Elfter (6:04,24). Zwei Mal ist Fabian Fleischmann (1. FC Passau) in der deutschen Rangliste vertreten, wobei sein dritter Rang im Hochsprung mit 2,11 Meter berechtigten Anlass zur Hoffnung gibt, dass ein Athlet aus Bayern in dieser Disziplin endlich ein Wörtchen auf Bundesebene mitreden kann. Über 110 Meter Hürden belegte der vielseitige Passauer außerdem Platz acht (14,22 Sekunden).
Generell gut aufgestellt präsentierten sich die weißblauen Läufer. Marco Kurzdörfer /TSV Hochstadt/Aisch) konnte sich sowohl über 800 Meter (1:50,58 Minuten; Siebter) als auch über 1500 Meter (3:54,02 Minuten, Neunter) in die Top Ten schieben. Über 5000 Meter (15:14,19 Minuten) sowie im 10 Kilometer Straßenlauf (32:36 Minuten) kam der B-Jugendliche Lukas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) jeweils auf den zehnten Platz.
Die neue bayerische Zehnkampfhoffnung heißt Johannes Hock
Ein nahezu optimales Jahr liegt hinter Johannes Hock (TV Marktheidenfeld). Bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Potsdam ließ der 18-Jährige die gesamte Konkurrenz hinter sich und holte sich in souveräner Manier den Titel, in der Bestenliste landete er mit seinem dort erzielten Ergebnis von 7416 Punkten hinter Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied) und Matthias Brugger (SSV Ulm) auf Rang drei. Dazu kommt noch der siebte Platz für Florian Katzschmann (TS Herzogenaurach; 7196), der auch 2010 erneut mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte (dazu noch Achter über 100 Meter in 10,74 Sekunden). Die bayerische Geher-Fahne hielt bei der Männlichen Jugend A Stefan Gerstl (SpVgg Niederaichbach) als Fünfter im 10 000 Meter Bahngehen (56:14,13 Minuten) sowie als Achter im 10 Kilometer Straßengehen (55:23 Minuten) hoch. Jeweils sechste Plätze gab es für Martin Schynoll (LG Landkreis Roth) im Kugelstoßen (18,02 Meter) und Sebastian Dietl (LAZ Obernburg/Miltenberg) im Diskuswerfen (54,53 Meter). Neunter wurde im Stabhochsprung Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing; 4,90 Meter), Zehnter im Speerwerfen Kim-Dominik Seyfried (TSV Göggingen; 65,09 Meter).
Bei den Staffeln über 4 x 400 Meter schob sich die DJK Friedberg bis auf Platz drei vor (3:19,36), während die LG Stadtwerke München als zehntes Quartett registriert ist (3:25,05). Ebenfalls Dritter wurde der TSV Höchstadt/Aisch über 3 x 1000 Meter (7:24,95), Neunter die LAC Quelle Fürth (7:35,43). Das Zehnkampfteam des TSV Göggingen landete auf Rang zehn (17 353).