Um die Wette strahlten (von links) Dominik Idzan und Lena Zintl, nachdem sie in Wattenscheid beinahe im Gleichschritt Deutsche U 16-Meister geworden waren. Foto: Andreas Bücheler

20.08.2018 18:05 // Von: Reinhard Köchl

Deutsche U 16-Meisterschaften Wattenscheid: Zintl und Idzan überragen die Konkurrenz

Es ist ihr erster großer Erfolg auf der nationalen Leichtathletikbühne: Stabhochspringerin Lena Zintl und Kugelstoßer Dominik Idzan lieferten die herausragenden Leistungen bei den Deutschen U 16-Meisterschaften im Wattenscheider Lohrheidestadion und holten jeweils Gold. Außerdem wurde Naomi Krebs Vizemeisterin über 80 Meter Hürden, während Dreispringer Nicolai Postruznik und Speerwerfer Vincent Schäfer jeweils Bronze gewannen. Die Gesamtbilanz für Bayern war jedoch erschreckend schwach.

Das Erfreuliche zuerst: Zwei junge Münchner setzten die Highlights der zweitägigen Titelkämpfe in Bochum-Wattenscheid und bewiesen, dass sie in ihren Disziplinen zu den absoluten Hoffnungsträgern gehören. Lena Zintl und Dominik Idzan (beide LG Stadtwerke München) zeigten sich auf den Punkt topfit und holten in beeindruckender Manier Gold.

In einer erstklassig besetzten Stabhochsprung-Konkurrenz musste die von ihrem Vater Bernhard Zintl – selbst mehrfacher Deutscher Meister in den 1980er Jahren – betreute Schülerin Lena Zintl ihren Hausrekord letztendlich um fünf Zentimeter auf nun 3,55 Meter steigern, um im Titelrennen erfolgreich zu sein. Denn lange hatte Maybrit Sommer (LG Lippe-Süd) die Nase vorne gehabt, da sie bis einschließlich 3,40 Meter, im Gegensatz zu Zintl, alle Höhen im ersten Versuch gemeistert hatte. Bei 3,55 Meter schlug dann aber die Stunde der jungen Münchnerin, die als einzige der drei verbliebenen Titelanwärterinnen diese Aufgabe meisterte. Silber ging schließlich an Mona Münster (3,50 Meter, ART Düsseldorf) vor der höhengleichen Sommer.

Im Kugelstoßen wurde Dominik Idzan seiner Favoritenstellung voll und ganz gerecht. 18,98 Meter gelangen dem Schützling von Trainer Andreas Bücheler in seinem weitesten Versuch. Aber auch sämtliche vier weiteren gültigen Versuche des 120 Kilogramm schweren Athleten hätten zum Sieg gereicht. Vizemeister Luc Mehnert (SC Potsdam) wurden 17,30 Meter gutgeschrieben. „Ich hätte gerne die 19-Meter-Marke übertroffen, aber ansonsten bin ich zufrieden“, sagte Idzan, der bereits im Mai mit gestoßenen 19,32 Metern für einen neuen bayerischen M 15-Rekord gesorgt hatte.

Ebenfalls Chancen auf den Titel über 80 Meter Hürden hatte sich Allroundtalent Naomi Krebs (LG Bamberg) in einem ausgesprochen engen Feld ausgerechnet. Nach einem spannenden A-Finale blieb der 15-Jährigen schließlich in starken 11,53 Sekunden (bei -1,0m/sec) schließlich die Silbermedaille, nur knapp geschlagen von der neuen Deutschen Meisterin Johanna Paul (TuS Wunsorf), die 11,50 Sekunden benötigte. Ausgerechnet über die Hürden zeigten sich die jungen Bayerinnen als Macht. Auf Platz vier schrammt Alicia Inhofer (TV Bad Kötzting) in 11,70 Sekunden nur knapp an einer Medaille vorbei, während Amélie Unkel (LG 90 Ebersberg-Grafing) in 12,07 Sekunden Rang sechs belegte.

Mit Nicolai Postruznik (TSV Vilsbiburg) schob sich eine junger Dreispringer in Wattenscheid in den Vordergrund. Mit 12,76 Meter schnappte sich der junge Niederbayer völliug unerwartet Bronze hinter dem Sieger Florian Bernet (LAC Berlin; 13,28 Meter) und Pascal Boden (SC Hoyerswerda; 12,93 Meter). Ebenfalls über eine Medaille in der Farbe Bronze durfte sich Speerwerfer Vincent Schäfer (LG Stadtwerke München) freuen. Gleich zum Auftakt gelang ihm ein Versuch auf 56,58 Meter, der schließlich für Rang drei reichen sollte. Vom Zweitplatzierten Noah Jahn (TSV Zeulenroda) trennten Schäfer gerade mal 68 Zentimeter. Unangefochtener Sieger der Speerwurf-Konkurrenz wurde Nils Albrecht (BSG Stahl Eisenhüttenstadt) mit 63,63 Metern. Für Robin Ott (LA-Team Alzenau) blieb hier der fünfte Platz mit 54,27 Meter.

Ebenfalls zu den Gewinnern zählen die Viertplatzierten Emelie Hense (LG Sempt) über 300 Meter Hürden (45,62 Sekunden), Speerwerferin Ronja Hinterding (LG Würm-Athletik; 41,09 Meter), die Geherin Djamila Jürgens (TSV Kranzegg) über die 3000-Meter-Distanz (18:19,62 Minuten) sowie die männliche 4 x 100-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München mit Simon Schöndorfer, Niclas Freudenblum, Patrick Ruzek und Livius Holland-Moritz mit 44,83 Sekunden. Sprinter Johannes Wiesinger (LG Festina Rupertiwinkel) wurde im 100-Meter-A-Finale guter Fünter in 11,61 Sekunden (-1,4 m/sec). Die gleiche Platzierung gab es für Carolin Kupsch (LG Landkreis Roth) im Diskuswerfen (34,25 Meter). Hochspringerin Lea Holtmann (LG Sempt) kam auf Rang sechs (1,65 Meter), Jakob Stade (Kissinger SC) belegte über 800 Meter den siebten Platz (2:06,82 Minuten), ebenso wie Jan-Niclas Witzke (LG Region Landhut) im 100-Meter-A-Finale (11,73 Sekunden) und Florian Ertl (Kirchheimer SC) wurde in einem hochklassigen Diskuswerfen-Wettbewerb Achter mit 52,41 Meter. Die Stabhochspringer Roman Jocher (TSV Königsbrunn), abermals Robin Ott, Maximilian Riedl (TSV 1862 Erding) und Vincent Hell (TSV Gräfelfing) belegte mit jeweils übersprungen 3,50 Meter die Plätze acht, neun, zehn und elf.

Trotz dieser bemerkenswerten Erfolge waren die Falten auf der Stirn von BLV-Präsident Gerhard Neubauer und dem Leitenden Landestrainer Andreas Knauer nicht zu Übersehen. Nachdem Bayern in den ersten Jahren der nationalen U 16-Titelkämpfe 2014 bis 2016 noch ungefochten die Punktewertung aller Bundesländer anführte, gab es 2017 bereits Einbußen mit Rang drei zu verzeichnen. Der drastische Rückgang in diesem Jahr gleich auf Platz sieben ist ein deutliches Alarmsignal. Obwohl gleich mehrere Mädchen und Buben die Qualifikationsnorm für die U 16-DM geschafft hatten, blieben sie aus bislang unbekannten Gründen den Titelkämpfen in Wattenscheid fern. Liegt es an der Zusatzleistung, die manche nicht bringen konnten oder wollten? Oder an der Urlaubzeit? Die Verantwortlichen des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes sind auf jeden Fall gefragt, diesem Abwärtstrend so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten.