Nils Leifert schloss eine schwierige Saison mit seiner besten Leistung ab. Foto: Theo Kiefner

31.08.2024 14:51 // Von: leichtathletik.de/Svenja Sapper

U 20-WM Lima: Nils Leifert und Jule Lindner mit starken Vorstellungen

"Daumen nach oben" lautet die Devise für Hindernisläuferin Jule Lindner (LG Bamberg) nach ihrer Vorstellung bei der U 20-WM in Lima (Peru). Der oberfränkischen Leichtathleten gelang im Finale über 3000 Meter Hindernis eine neue persönliche Bestleistung. Absolut zufrieden können auch Hürdensprinter Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) und 200-Meter-Sprinterin Elena Schernhardt (LG Festina Rupertiwinkel) sein. Beide gelang der Sprung ins Halbfinale. Souverän hat sich Hammerwerferin Johanna Marrwitz (LG Stadtwerke München) für das Finale qualifiziert, während Hochspringerin Ella Obeta (LG Eckental) und 200-Meter-Sprinter Maximilian Achhammer (LG Stadtwerke München) inder Qualifikation beziehungsweise dem Vorlauf das Handtuch werfen mussten.

Eine starke Leistung lieferte Jule Lindner (LG Bamberg) am dritten Tag der U 20-WM in Lima ab. Die Bambergerin, die sich noch im ersten U 20-Jahr befindet, behauptete sich mit Bravour, und das, obwohl sie mehrere Runden ihr eigenes Rennen machen musste. In 10:09,73 Minuten schraubte sie ihren Hausrekord um ganze fünf Sekunden nach unten, rannte als viertbeste Europäerin auf Rang zwölf und strahlte am Schluss: "Ich bin sehr zufrieden: Ich bin neue PB gelaufen und PK-Norm. Das war das Ziel. Ich hatte die taktische Marschroute, langsam anzugehen und am Ende noch ein paar Athletinnen einzusammeln. Die letzten zwei Runden musste ich ziemlich alleine laufen, aber mein Ziel war es, möglichst dicht an die Gruppe vor mir ranzukommen. Ich wusste, ich darf mich von den anderen nicht mitreißen lassen. Es ist auch angenehmer, auf den letzten paar Runden noch Läuferinnen überholen zu können, als kämpfen zu müssen. Da muss man sich zureden, dass man es gerade richtig macht und im eigenen Fokus bleiben. Ich bin auch sehr stolz, weil ich gar nicht dachte, dass ich heute noch so viel Kraft habe. Ich bin noch nie zweimal innerhalb von drei Tagen 3000 Meter Hindernis gelaufen. Ich weiß auch, meine Familie ist stolz, meine Freunde sind stolz, das ist ein tolles Ergebnis. Geile Stimmung, das hat Spaß gemacht!

 

Auch Nils Leifert zufrieden

 

Hürdensprinter Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) bewies am Donnerstag, dass er auf den Punkt wieder in Bestform ist. Er lieferte ein flüssiges Rennen ab und kam in 13,68 Sekunden bis auf vier Hundertstel an seinen Hausrekord heran. Damit sprintete er in seinem Rennen auf Rang drei. Große Qs wurden zwar nur für die Top Zwei eines jeden Laufs vergeben. Doch lange zittern musste der U 18-EM-Dritte von 2022 nicht, denn in der Mixed Zone nahm er die Nachricht entgegen, dass er zu diesem Zeitpunkt Erster von acht Zeitschnellsten war. Und auch anschließend waren nur zwei weitere Drittplatzierte schneller. Als Bester der Vorrunde beeindruckte der US-Amerikaner Ja'Kobe Tharp (13,23 sec). Im Halbfinale gelang es Leifert allerdings nicht, seine Leistung zu steigern. Nachdem er mit der zweitbesten Reaktionszeit (0,144 sec) gut aus den Blöcken gekommen war, wurde das Rennen von Hürde zu Hürde ein wenig unrunder, ohne dass dem 19-Jährigen dabei ein grober Fehler unterlaufen wäre. So fiel die Zeit mit 13,88 Sekunden, was ihm Rang sieben in seinem Lauf einbrachte, nicht ganz so stark aus wie noch im Vorlauf. Nach seiner langwierigen Verletzung am Anfang der Saison war der Fürther dennoch sehr stolz, es bei der U 20-WM bis ins Halbfinale geschafft zu haben. Großer Favorit fürs Finale ist der US-Amerikaner Ja'Kobe Tharp, der mit 13,11 Sekunden neue Weltjahresbestzeit sprintete.

 

"Vielleicht hatte ich irgendwo einen Schritt drin, der nicht ganz gepasst hat" suchte Nils Leifert am Schluss nach Antworten. "Dann kommt man schnell aus dem Rhythmus. Hinten raus war es echt ein Kampf, ich bin kurz verkrampft, dann kann man nicht so ´smooth` durchlaufen. Bis zur dritten, vierten Hürde hatte ich mich sehr gut gefühlt. Ich bin sehr stolz auf mich! Bei einer Weltmeisterschaft im Halbfinale zu stehen, ist schon ein Erfolg, auf den ich persönlich sehr stolz sein kann. Damit kann ich heute Nacht gut schlafen. Gerade wenn man bedenkt, wie die Saison verlief. Ich weiß aber, wenn ich weiter hart arbeite und trainiere, geht es irgendwann noch weiter nach oben."

 

Elena Schernhardt verkauft ihre Haut so teuer wie möglich

 

Zum Mitfiebern und auch ein wenig Zittern blieb Elena Schernhardt (LG Festina Rupertiwinkel) nach ihrem 200-Meter-Vorlauf in der Mixed Zone stehen und schaute sich den letzten Vorlauf an. Mit ihrer Zeit von 24,01 Sekunden hatte sie sich zuvor aussichtsreich für den Halbfinaleinzug positioniert, wenngleich ihr auf den letzten Metern noch das große Q entgangen war. Die 18-Jährige sah nach ihrem Rennen den in der Breite schnellsten Lauf, in dem gleich fünf Athletinnen unter 24 Sekunden blieben. So auch die Deutsche Meisterin Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz), die als Vierte in 23,87 Sekunden als Schnellste über die Zeit weiterkam. Auch Elena Schernhardt schnappte sich noch ein kleines q, und so konnten sich die beiden DLV-Sprinterinnen in der Mixed Zone glücklich in die Arme nehmen. Die beste Zeit der Vorrunde sprintete mit 23,19 Sekunden die Silbermedaillengewinnerin über 100 Meter, Adaejah Hodge, von den britischen Jungferninseln. 

 

Ein wenig langsamer war Elena Schernhardt dann ein paar Stunden später im Halbfinale unterwegs, sie belegte mit 24,30 Sekunden Rang sechs in ihrem Lauf. Der Lauf gab der 18-Jährigen die Chance, die Abläufe bei einer WM kennenzulernen und einen stressigen Meisterschaftstag mit zwei Rennen in wenigen Stunden durchzustehen. Ihr Fazit fiel deshalb überwiegend positiv aus: "Es war mega kalt! Besonders der Wind vor dem Start. Jetzt ist es geschafft und ich kann zufrieden sein. Das Halbfinale war nicht selbstverständlich, deshalb kann ich damit schon sehr zufrieden sein. Der letzte Lauf war noch mal mega, um das Feeling bei einer WM zu genießen. Die Stunden zwischen Vorlauf und Halbfinale waren ziemlich stressig. Wir haben versucht, möglichst schnell ein Taxi ins Hotel zu bekommen, und dann eigentlich nur gegessen und hatten noch eine halbe Stunde, bis wir wieder den Bus ins Stadion genommen haben. Ich konnte hier ganz viel lernen, was den Druck angeht. Und auch, dass es im Aufwärmstadion so voll ist, dass man lernen muss, seinen Weg zu finden."

 

Johanna Marrwitz macht das Finale klar

 

Während Hammerwerferin Nova Kienast direkt nach dem ersten Versuch ihre Sachen packen konnte, war ihre teamkollegin Johanna Marrwitz (LG Stadtwerke München) ein wenig länger gefordert. Ihr erster Wurf ging ins Netz, im zweiten schleuderte sie ihr Arbeitsgerät auf 61,06 Meter. Als Neunte beider Gruppen war damit der doppelte Finaleinzug perfekt. "Ich fühle mich ganz gut!", sagte sie anschließend. "Ich bin froh, dass ich die Quali erst mal überstanden habe, obwohl es mir die Tage davor nicht so gut ging. Die Weite war okay, darauf kann man im Finale aufbauen, aber heute hat es ja erst mal gereicht. Vor dem zweiten Versuch habe ich noch mal meine Imitationen gemacht und den Bewegungsablauf gemacht, dann hat das Werfen auch funktioniert. Ich hoffe, dass ich im Finale mit voller Power werfen kann.

 

Ella Obeta scheidet überraschend aus

 

"Es war wohl die nervenaufreibendste Qualifikation meines Lebens", fasste Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) ihren Hochsprung-Wettkampf im Anschluss zusammen. Schon bei 1,77 Meter hatte sie in den zweiten Versuch gemusst, bei 1,80 Meter dann erneut und bei 1,83 Meter stand sie vor ihrem dritten Versuch mit dem Rücken zur Wand. Die 19-Jährige wusste: Diese Höhe musste sie überqueren für den Finaleinzug, denn zu diesem Zeitpunkt lag sie auf Rang 13. Und die Nerven hielten! Die Deutsche Vizemeisterin floppte über die Latte, die Erleichterung war groß. Zum Leidwesen von Ella Obeta (LG Eckental). Die EYOF-Siegerin des Vorjahres hatte die 1,80 Meter im ersten Versuch übersprungen, 1,83 Meter schaffte sie dann jedoch nicht, und so blieb ihr der "undankbare" 13. Platz. Besonders bitter: Ein einziger "Schönheitsfehler" bei 1,77 Meter war es, der sie den Finaleinzug kostete.

 

Maximilian Achhammer unter seinen Möglichkeiten

 

Bei Gegenwind und Kälte begaben sich die 200-Meter-Sprinter auf ihre halbe Stadionrunde. Für beide DLV-Athleten verlief das Rennen nicht nach Wunsch, das Wetter wollten sie jedoch nicht als Ausrede gelten lassen: "Es haben alle dieselben Bedingungen." Zunächst war es Maximilian Achhammer (LG Stadtwerke München), der schon schwer aus den Blöcken kam und sich in 21,95 Sekunden ins Ziel kämpfte. Nicht viel besser erging es Justin Rennert (SC Berlin), für den bei seinem ersten internationalen Start 21,87 Sekunden gestoppt wurden. Für beide war damit das Halbfinale deutlich außer Reichweite. "Die Kurve war in Ordnung, danach ging gar nichts mehr" gab der Deutsche U 20-Meister über 200 Meter hinterher zu. "Ich weiß nicht, warum. Alles ist zugegangen und dann kam auch noch der Wind dazu. Ich hatte mir erhofft, eine Runde weiterzukommen. Das wäre in dem Vorlauf eigentlich möglich gewesen, deshalb ist das jetzt schon ein Dämpfer. Aber trotzdem cool, dass ich hier dabei war."