Hallen-DM Dortmund Tag 1: Amelie-Sophie Lederer sorgt für die Sprint-Sensation
Ein echtes Feuerwerk brannte Amelie-Sophie Lederer auf die Bahn in der Helmut-Körnig-Halle und sorgte für die Überraschung am ersten Wettkampftag. Schon im Vorlauf stürmte die 26-Jährige, die in denen vergangenen Jahren hart an ihrem endgültigen Durchbruch in die nationale Spitze gearbeitet hat, in 7,20 Sekunden zur Bestzeit (bisher: 7,26 Sekunden) und Hallen-EM-Norm (7,24 Sekunden). Im Finale stand sie plötzlich mit der besten Vorleistung aller Athletinnen. Von plötzlichem Druck war aber ganz und gar nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Münchenerin, die weiterhin beim ehemaligen BLV-Sprintteamleiter Patrick Saile trainiert, zündete die nächste Rakete und startete in 7,12 Sekunden gleich in die europäische Spitze durch. In diesem Winter war in diesem Vergleich erst eine Athletin schneller. Und das ist keine geringere als 200-Meter-Weltmeisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien; 7,08 Sekunden), die ihre Hallensaison allerdings schon für beendet erklärt hat.
Auch hinter der Überraschungssiegerin waren die Zeiten schnell. Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen), die sich mit ihren konstant starken Zeiten in diesem Winter gute Medaillenchancen ausrechnen konnte, steigerte sich auf 7,19 Sekunden und belohnte sich mit Silber. Zeitgleich auf Rang drei unterbot Yasmin Kwadwo (LC Paderborn, 7,19 Sekunden) ihre fast auf den Tag genau sechs Jahre alte Bestzeit (7,24 Sekunden) deutlich und empfahl sich ebenfalls für die Hallen-EM. Mit Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), die sich in diesem Winter ebenfalls erfolgreich zurückgemeldet hat, erfüllte als Sechste (7,24 Sekunden) eine weitere Bayerin noch die Norm für die Hallen-EM. Tina Benzinger (LG Stadtwerke München; 7,54 Sekunden) und Marina Scherzl (LG Kreis Dachau; 7,55 Sekunden) boten im Halbfinale gute Leistungen und verkauften ihre Haut so teuer wie möglich.
"Ich bin sprachlos!", bekannte die Überraschungsmeisterin in einer ersten Stellungnahme gegenüber leichtathletik.de. "Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Ich bin hierher gereist, um unter die ersten drei zu kommen und eine Medaille mit nach Hause zu nehmen. Dass es jetzt der deutsche Meistertitel ist mit so einer Zeit, macht mich unglaublich stolz. Das Training lief gut, sehr gut sogar. Aber dass so eine Zeit dabei rauskommt, hätte ich nie gedacht. Die 7,20 Sekunden im Halbfinale waren schon echt sensationell. Die Hallen-EM hatte ich schon ein bisschen im Hinterkopf, aber fester Bestandteil meines Plans für die Hallensaison war sie nicht. Umso glücklicher bin ich, dass ich jetzt zur Hallen-EM mitfahren kann. Wir haben im Training eigentlich gar nichts umgestellt. 2018 habe ich meinen Trainer gewechselt. Das trägt jetzt Früchte. Das Training bei Patrick Saile macht mir unglaublich Spaß. Mein Trainer ist gerade jetzt in der Schweiz bei den Schweizer Meisterschaften, deshalb war er heute hier gar nicht dabei. Jetzt gilt es, die Hallensaison erfolgreich zu beenden, und dann liegt der Fokus auf dem Sommer."
Schnell war es auch im 60-Meter-Finale der Männer, wo der Sieger Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) mit 6,52 Sekunden den deutschen Rekord von Julian Reus egalisierte. Yannick Wolf (LG Stadtwerke München), der als Sechster mit 6,67 Sekunden eine Hundertstelsekunde unter seiner Bestleistung blieb, hatte sich ein klein wenig mehr ausgerechnet, kann aber zufrieden nach Hause fahren. Im Halbfinale Endstation war für seinen Trainingspartner Fabian Olbert (LG Stadtwerke München; 6,79 Sekunden).
Ein weiterer Bayer durfte an diesem verheißungsvollen Samstag über Edelmetall strahlen. Kugelstoßer Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) hatte bei einer großen Meisterschaft endlich einmal seine Nerven im Griff und zimmerte mit 20,09 Meter einen neuen bayerischen Hallenrekord in die Ergebnislisten. Das langte zu der sehnlichst erhofften Silbermedaille hinter David Storl, der mit 20,83 Meter einmal mehr weit vor der nationalen Konkurrenz lag. Dementsprechend groß war der Jubel beim bayrischen Rekordler und seinem Trainer, dem BLV-Teamleiter Wurf Joachim Lipske. Damit stellte der 26-Jährige exakt seine Freiluft-Bestleistung ein. Im vierten Versuch ließ der Drehstoß-Hüne noch einmal 20,07 Meter folgen. "Besonders der Einstieg in den Wettkampf war gut wie selten, besonders für Deutsche Meisterschaften", ließ der frischgebackene Deutsche Vozemeister am Schluss noch einmal den besten Wettkampf seines Lebens Revue passieren. "Ich hatte gleich im ersten Versuch mit 19,99 Meter eine Bestleistung. Für die Hallen-Europameisterschaften hat es wohl trotzdem nicht gereicht. Ein bisschen was hat vielleicht gefehlt. Aber ich will mich nicht beschweren. Über eine Teilnahme würde ich mich aber sehr freuen. Was jetzt im Wettkampf besser klappt als in den letzten Jahren? Eigentlich alles. Ich bin technisch stabiler geworden und habe in den letzten Wochen gelernt, was es heißt, nicht nur drauf zu hauen, sondern weit zu stoßen. Für den Sommer ist mein Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spielen, auch wenn es ein hochgesetztes Ziel ist. Ich weiß, dass ich im Schnitt weit genug stoßen kann, um mich über die Rangliste zu qualifizieren."
Mit einem Haufen guter Erinnerungen an Dortmund tritt auch Hürdensprinterin Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) - im leichtathletischen Hauptberuf eigentlich Mehrkämpferin - die Heimreise an. Zum wiederholten Mal drückte der Schützling von BLV-Teamleiter MehrkampfStefan Wimmer und BLV-Hürdentrainer Jan Schindzielorz im Vorlauf über 60 Meter Hürden seine Bestzeit auf nunmehr 8,38 Sekunden, was zur Freude aller Bayern nach Braunschweig 2020 zu Mayers zweitem Finaleinzug bei Deutschen Meisterschaften reichte. Dort belegte die 27-Jährige mit 8,48 Sekunden Rang sieben. Die gleiche Platzierung gab es für ihren Vereinskameraden Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg) im Dreisprung. Mit 14,95 Meter schaffte er sogar einen neuen Hausrekord, während sich Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen) leider im zweiten Versuch verletzte und ausscheiden musste.
Völlig überraschend darf 400-Meter-Läufer Arne Lepplsack (TSV Gräfelfing) am Sonntag im Endlauf noch einmal in den Startblock. Mit 47,74 Sekunden gelang ihm eine neue persönliche Bestleistung sowie das Kunststück, auf den letzten Metern sogar den ehemaligen Deutschen Hallenmeister Marc Koch (LG Nord Berlin; 47,79 Sekunden) niederzuringen.