Ex-Weitspringer Kevin Korona erfüllt sich in Sotschi seinen Traum von Olympia
Leichtathletik und Bobfahren - gegenteiliger können zwei Sportarten auf dem ersten Blick gar nicht sein. Bis vor kurzem ist Kevin Korona noch im kurzen Sportdress in die Sandgrube gesprungen. Seit einem halben Jahr hat er diese gegen eine Eisbahn und einen hautengen Ganzkörperanzug getauscht.
Allerdings ähneln sich die beiden Sportarten doch in einigen Punkten: Man braucht vor allem Schnellkraft und eine gute Lauftechnik, und die hat Koronoa über Jahre beim Weitsprung trainiert. „Doch Kevin sah keine Perspektive mehr in der Leichtathletik“, erzählt sein Bob-Trainer Norman Dannhauer vom Mitteldeutschen Sportclub und führt Verletzungen des Leistungssportlers an.
Der Ex-Weitspringer ist auf der Nürnberger Bertolt-Brecht-Schule in die Leistungssportklasse gegangen und hat 2008 sein Abitur gemacht. Der Weitsprung war lange Zeit sein Steckenpferd; er holte einige Bayerische Meistertitel und nahm erfolgreich an Deutschen Meisterschaften teil. „Meine Bestleistung ist 7,72 Meter“, berichtet Kevin, der gerade in Sotschi ist, um sich auf seine neue Disziplin vorzubereiten. „Ich bin komplett von der Leichtathletik zum Bobsport gewechselt, weil meine Ergebnisse beim Weitsprung stagnierten und ich immer wieder verletzt war.“
Testtraining in Berchtesgaden
Über einen guten Freund kam der 25-Jährige zu einem Testtraining auf der Bobbahn in Berchtesgaden, bei dem er sich „sehr gut anstellte“, lobt sein Trainer die Anfänge des Athleten in seiner neuen Sportart. „Er hat seitdem eine sensationelle Entwicklung gemacht. Wir haben ihn mit Kusshand genommen“, sagt Norman Dannhauer weiter.
Und es stand auch schnell fest, dass Kevin als einer der beiden Ersatzleute für die drei Vierer-Bobteams mit zu den Olympischen Spielen nach Sotschi fährt. „Ich konnte das erst gar nicht begreifen, war aber total happy“, erinnert sich Kevin an die Nachricht. Erst beim Einkleiden in Erding ist ihm das Ganze richtig bewusst geworden. „Teil der Olympia-Familie zu sein, ist schon etwas Einzigartiges.“
Kevin ist Anschieber. Das heißt, er muss beim Start den Bob so schnell wie möglich von null auf hundert bringen. Im Ziel ist er dann Bremser, da der Schlitten während der Fahrt bis zu 130 Kilometer pro Stunde erreicht. Der 25-Jährige hat während der Olympischen Spiele einen Trainingsplan, der ihm von seinem Heim- und Athletiktrainer Josef Schaffarzik und seinem Bobtrainer Norman Dannhauer erstellt wurde.
Falls sich ein Bobfahrer kurzfristig verletzt, kann Ersatzmann Kevin die Chance ergreifen, sein Können zu beweisen. Die Vierer-Bob-Teams treten am Samstag und Sonntag bei Olympia an. „Ich kann auf jeder Position fahren, also auf der zweiten, dritten oder vierten“, sagt der Nürnberger, der momentan zwei Ziele verfolgt: Er möchte sein Lehramtsstudium neben dem Sport erfolgreich abschließen und an den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea teilnehmen – dann als Stammfahrer.