Philip Selbach holt Zehnkampftitel, Franziska Schlichting stellt Bayerischen Rekord auf
„Philip ist wegen seiner Verletzungsgeschichte etwas unter dem Radar geflogen“, sagt Stefan Wimmer, Teamleiter Mehrkampf im BLV, und möchte damit die Leistung von Philip Selbach ins richtige Licht rücken. Im Juni hatte er bei den Altenberger Mehrkampftagen seinen ersten Mehrkampf seit 2023 absolviert und sich mit 6.622 Punkten die Qualifikation für die DM gesichert. In Leverkusen zeigte er einen Mehrkampf aus einem Guss. Eine Steigerung auf 7.190 Punkte sieht da schon gewaltig aus. Ein Blick zurück zu den M15-Meisterschaften 2023 im Neunkampf relativiert die „Überraschung“. Damals wurde Selbach Dritter und Julius Kleine (SV Halle), der jetzt in Leverkusen Dritter wurde, gewann.
„Nach anderthalb Jahren Verletzung war es eine tolle Rückkehr. Endlich habe ich keine Probleme mehr“, freute sich der Deutsche U18-Meister nach seinem Sieg. Eine Oberschenkelverletzung, die eine Operation erforderlich machte, hatte ihn ausgebremst. In der Zeit danach hatte er sich zusammen mit seinem Heimtrainer Uli Lortz vom VfL Garching eine gute Basis erarbeitet. Das zeigte sich in Leverkusen in vielen kleinen und größeren Erfolgen. In den Würfen konnte Philip Selbach seine neue Stärke ausspielen. Auch seine Zeit von 50,25 Sekunden über 400 Meter ist ein gutes Zeichen für die Zukunft. Im abschließenden 1500-Meter-Lauf wurde es trotz einer Führung von 150 Punkten noch einmal spannend. Lokalmatador Lennox Giesen (TSV Bayer 04 Leverkusen) lief diese in 4:28,31 Minuten und verkürzte damit den Abstand auf 32 Punkte. Wie schon 2023 blieb er trotzdem einen Platz hinter Selbach.
Die nächsten bayerischen Zehnkämpfer konnten sich auf den Plätzen 14 bis 16 platzieren. Ludwig Dinkel (TSV Gräfelfing) legte mit 6.305 Punkten den Grundstein für den Teamsieg. Matteo Schwaiger erreichte mit 6.237 Punkten den 16. Platz und Elias Henne kam mit 5.940 Punkten auf den 24. Platz. Damit war der Teamtitel perfekt. Der Bayerische Meister Maximilian Ertl (LG Sempt) wurde mit 6.299 Punkten Fünfzehnter.
Mit fünf persönlichen Bestleistungen überraschte die erst 16-jährige Franziska Schlichting beim Siebenkampf der U18 in Leverkusen. Bei der Bayerischen Meisterschaft in Ingolstadt hatte sie sich mit 5.105 Punkten den Titel geholt und dabei einen Vorsprung von über 500 Punkten herausgearbeitet. Damit hatte sie die sechstbeste Vorleistung. Mit der EYOF-Siegerin Svea Funck (TV Jahn Walsrode) gab es auch eine ganz klare Favoritin. Diese holte sich am Ende mit 5.552 Punkten sehr souverän den Titel. „Franziska hat neben ihren großen Stärken auch einige Schwächen, an denen sie arbeiten kann“, freute sich Stefan Wimmer über die Silbermedaille von Franziska Schlichting. Ihre Stärken waren bereits bei den Bayerischen Einzelmeisterschaften deutlich erkennbar, als sie für ihre 100-Meter-Hürdenzeit mit dem Hartmut-Schweizer-Preis für die beste Sprintleistung beim Nachwuchs ausgezeichnet wurde. Die 100-Meter-Hürdenzeit steigerte sie in Leverkusen bei Gegenwind auf 14,02 Sekunden. Erst mit einem beherzten 800-Meter-Lauf verbesserte sie sich von Platz vier auf Platz zwei.
Auch die Zeit von 2:26,37 Minuten über 800 Meter war eine ihrer persönlichen Bestleistungen. Ebenso wie im Hochsprung, wo sie sich im strömenden Regen um zehn Zentimeter auf 1,66 Meter verbesserte. Auch im Kugelstoßen und im Speerwurf, die zu ihren schwächeren Disziplinen gehören, steigerte sie sich. „Beim Weitsprung konnte man sehen, was noch möglich ist“, erzählte Wimmer. Hier war sie vor dem Brett abgesprungen und blieb mit 5,90 Metern nur zwei Zentimeter unter ihrer persönlichen Bestleistung.
Das Team des TV Geisenfeld mit Enea Kujath, Sita Nachbichler und Marie Kastl konnte sich hier die Bronzemedaille freuen. Nach dem Hochsprung geriet die angestrebte Silbermedaille außer Reichweite. Auch für Bronze wurde es eng. So gingen alle drei hoch motiviert in den abschließenden 800-Meter-Lauf und sicherten sich dabei die meisten Punkte aller Teams. Damit hatten sie die angestrebte Medaille erreicht.
Jakob Sand sicherte sich bei der U16 die Bronzemedaille im Neunkampf der M15 mit 5,424 Punkten. „Ein Wachstumsschub mit viel Nasenbluten und Wachstumsschmerzen hatte Jakob in den letzten drei Wochen ausgebremst“, erzählte sein Trainer Eric Grau. Trotzdem konnte er seine Jahresbestleistung steigern. Über die Sprintstrecken (100 Meter und 80 Meter Hürden) war er der Schnellste. Der allgegenwärtige Wind machte ihm vor allem beim Diskuswurf einen Strich durch die Rechnung. Seine beiden besten Würfe landeten außerhalb des Sektors, sodass nur ein Wurf von 36 Metern in die Wertung kam. „Das hat ihm gut 150 Punkte gekostet“, ist sich Grau sicher. Vor dem abschließenden 1.000-Meter-Lauf lag er nur auf Rang sechs. Hier zeigte er sich jedoch als echter Mehrkämpfer. Er ging mit den Schnellsten mit und spurtete in 2:48,13 Minuten zum Sieg.
Im Siebenkampf der Altersklasse W15 erreichte Munachi Eze vom LAC Quelle Fürth mit 3.706 Punkten den fünften Platz. Über 100 Meter und 80 Meter Hürden war sie die schnellste Sprinterin. Ihre Schwächen bei den Würfen verhinderten jedoch eine noch bessere Platzierung. Lenya Wolf (LA-Team Alzenau) belegte mit 3.620 Punkten den vierten Platz.
Die U20-Athleten standen an diesem Wochenende etwas im Schatten der jüngeren Altersklassen. Bester bayerischer Zehnkämpfer war David Kleinschrodt (TSV 1860 Ansbach), der den siebten Platz erreichte. Der Bayerische Meister Julian Burghardt (MTV Ingolstadt) wurde Neunter. Im Siebenkampf war keine bayerische Athletin am Start.