Neues Selbstbewusstsein in neuer Umgebung: Fabienne Kohlmann (links) setzte sich im Ingolstädter Speedcross-Finale gegen ihre künftige Trainingskollegin Christine Gess (rechts) durch.

Phillip Pflieger spulte sein Mammutprogramm in Ingolstadt nach überstandener Verletzungspause mit der Präzision eines Uhrwerkes herunter. Er und . . .

. . . seine Teamkollegin Corinna Harrer wollten sich beim Bayerischen Crossfestival für die Ekiden-Staffel in Japan empfehlen.

Johannes Trefz (links) gelang die schnellste Speedcross-Zeit.

Laurin Walter (links) präsentierte sich ebenfalls schon in gute Frühform. Alle Fotos: Theo Kiefner

10.11.2013 12:37 // Von: Dieter Claus

Crossfestival in Ingolstadt bringt spannende Speed-Finals und zufriedene Regensburger Doppel-Läufer

255 Läuferinnen und Läufer zog es zum 12. Bayerischen Cross-Festival nach Ingolstadt. Für vier Stunden verwandelte sich der beschauliche Hindenburgpark mitten in der Stadt wieder in eine Rennbahn für Leichtathleten unterschiedlichen Alters, darunter befanden sich mehrere prominente Athleten wie Fabienne Kohlmann, Corinna Harrer und Philipp Pflieger.

Herzstück des Crossfestivals, das lange Zeit in Vaterstetten stattfand, ist jedes Jahr natürlich der Speedcross. Wie Rennpferde jagen die Läufer und Läuferinnen aus dem Startareal vor der Festungsanlage ins Rennen. Nach etwa 200 Metern fordert ein kurzer, aber scharfer Anstieg die Athleten heraus. Wer wird dann aus der abschüssigen Kurve als Erster herauskommen? In manchen Läufen ist damit der Sieger beziehungsweise die Siegerin bereits festgelegt. Auf dem nachfolgenden Flachstück mit Kurve kämpfen freilich noch viele Athleten um die Endplatzierung.

Nach 600 Meter und deutlich und zwei Minuten ist für die Sprinter und Mittelstreckler der Ingolstädter Wettkampf dann zumeist zu Ende. Wer in den Endlauf will, muss sich in einem Vorlauf qualifizieren. Hier müssen die Kräfte geschont werden. Dies galt dieses Jahr auch für Lisa-Maria Petkov (TSV Königsbrunn), die mit 1:49 Minuten den Wettbewerb der U 18 gewann. Schon im Vorjahr war die diesjährige Bayerische Meisterin über 400 Meter Hürden die Schnellste in der U 18. Sie wird zum Jahresende den TSV Königsbrunn verlassen.

Zum Speedcross der Frauen meldeten sich nur fünf Teilnehmerinnen an. Allerdings standen dabei prominente deutsche Spitzenathletinnen an der Startlinie. Schon nach 300 Metern war klar, dass die Entscheidung zwischen der Deutschen Meisterin über 800 Meter, Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), der Deutschen Meisterin in der U 20 Christine Gess (TSG Balingen) und der vorjährigen Deutschen Vizemeisterin über diese Strecke, Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München), fallen würde. Sie gewann bereits mehrfach beim Crossfestival den Wettbewerb der Frauen. Pilawa fiel dieses Jahr im Schlussspurt leicht zurück und musste den Sieg Fabienne Kohlmann überlassen, die sich nach dem Lauf sehr zufrieden äußerte: "Dieser Sieg war ein wichtiger Test für mein Selbstbewusstsein. Damit hat sich auch mein neuer Trainer und mein neues Umfeld bestätigt."

Wer einmal Speedcross gelaufen ist, nimmt die Chance des Crossfestivals immer wieder wahr. So auch Walter Laurin (LG Stadtwerke München), der seinen Vorjahressieg wiederholen wollte. Der Halbfinalist über 400 Meter bei den diesjährigen U 18-WM in Donetsk (Ukraine) lief von Anfang an der Spitze des Feldes und konnte im Schlussteil einen Angriff von Moritz Hecht (LG Forchheim) abwehren. Nach 1:29 Minuten sprintete Laurin mit einer Sekunde Vorsprung von Quirin Kappelmeier (LG Kreis Dachau) als Sieger 2013 der U 18 durchs Ziel.

Im Lauf der U 20 lag zunächst Lorenz Birner (LG Team Isartal) in Führung, aber Andreas Kölbl (TSV Penzberg) entschied bereits im Flachstück ausgangs der Kurve den Wettbewerb für sich. Im Kampf um den zweiten Platz setzte sich auf den letzten Metern noch Fabian Zwerger (SVO Germaringen) gegen Kölbl durch.  

Die schnellste Zeit im Speed-Cross entstand naturgemäß im Finale der Männer. Der Vorjahreszweite Johannes Trefz (LG Stadtwerke München) befand sich vor Zewudie Eshetu (LAC Quelle Fürth), als es auf die letzten 300 Meter der Distanz ging. Noch einmal griff Zewudie an, aber Trefz setzte sich durch und sprintete mit 1:25 Minuten ins Ziel. "Der Start hier erfolgte aus Trainingszwecken, es ist immer gut, wenn man weiß, dass man gute Grundlagen hat. Der Speedcross ist eine gute Grundlage in Laktat zu laufen", bewertete Johannes Trefz seinen erfolgreichen Start in Ingolstadt.

Wem 600 Meter zu kurz sind, der kann in Ingolstadt auf der Mittelstrecke über 1100, 2100, 3100 Meter und über die Langstrecke von 7100 Meter starten. Beste Jugendlichen in der U 14 waren Laurenz Waldbauer (TSV Vilsbiburg) und Helena Kolb (DJK Ingolstadt). Im Wettbewerb der U 16 dominierte Masi Valentino (LG Hof) das Feld und bei den Mädchen wurde mit Eva Schien sowie Amelie Panzer die Nachwuchsarbeit der LG Telis Finanz Regensburg deutlich. Sowohl die Telis-Läufer als auch die Läuferinnen der Regensburger Kaderschmiede beherrschten den Mittelstreckenlauf über 3100 Meter. "Das ist ein Trainingslauf für mich, und gegen die Jungs zu laufen macht mehr Spaß", resümierte Corinna Harrer nach ihrem Sieg mit riesigem Vorsprung vor ihrer Vereinskollegin Caroline Aehling.

Für den Sieger Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) lag eben Ingolstadt näher als Pforzheim, wo eine Alternativveranstaltung stattfand, und er hofft, dass ihn der Bundestrainer aufgrund seiner Leistungen bei der Ekiden-Marathonstaffel in Japan zur Cross-EM nominieren wird. Im Schatten der beiden Telisstars zeigten weitere bayerische Nachwuchshoffnungen beachtliche Leistungen: Hiob Gebisso (TG Viktoria Augsburg) und Pirmin Frey (MTV 1881 Ingolstadt) gewannen deutlich die U 20 beziehungsweise die U 20. Die Siegerin in der U 20, Michelle Lieb (LAC Quelle Fürth), lag sogar noch anfangs der Schlussrunde an der zweiten Stelle hinter Corinna Harrer. Mit Franziska Reng und Felix Plinke bewies die LG Telis Finanz einmal mehr ihre Dichte an leistungsstarken Athleten.

Nur kurze Zeit nach ihrem Siegeslauf auf der Mittelstrecke standen Harrer und Pflieger sowie weitere Telis-Athleten wieder an der Startlinie für die Langstrecke über 7100 Meter. Leider fehlten hier die weitere bayerischen Spitzenläufer und -läuferinnen über die Langstrecke. So bestritten Philipp Pflieger und Corinna Harrer ein einsames Rennen. Bei den Frauen fiel einzig die vereinslose Läuferin Nina Kunz auf, die als Zweite noch vor weiteren Telisläuferinnen ins Ziel kam.

Veranstalter MTV Ingolstadt stellte mit der einmal mehr mustergültigen Ausrichtung des Bayerischen Crossfestival - inklusive des für alle überraschenden wunderschönen Herbstwetters - einmal mehr seine Qualifikation für höhere Aufgaben unter Beweis.