DM Braunschweig Tag 1: Schwandke und Hummel festigen Bayerns Position als Hammerwurf-Hochburg
Es war ein hochspannendes Duell, das sich im Hammerwerfen Titelverteidiger Tristan Schwandke (TV Hindelang) und der erst 18-jährige Merlin Hummel (UAC Kulmbach) – bis zum allerletzten Durchgang. Der Herausforderer, der eigentlich noch mit dem Sechs-Kilo-Hammer der U20 wirft, bewies sein großes Talent auch in Braunschweig mit dem 7,26 Kilo schweren Männer-Hammer und übernahm im entscheidenden sechsten Versuch mit 69,53 Metern überraschend die Führung. Der Vorjahressieger, etwas gehandicapt durch eine Rückenverletzung, wackelte, doch er ließ sich nicht stürzen. 70,85 Meter in seinem letzten Wurf brachten Tristan Schwandke seine zweite Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften.
"Ich habe das Adrenalin für den letzten Versuch vielleicht wirklich gebraucht. Ich habe gemerkt, dass ewig keine Wettkampfsaison war. Deswegen war das sehr lethargisch, wie der Wettkampf verlaufen ist", rekapitulierte der alte und neue Meister Tristan Schwandke. "Ich hatte zudem vor drei Wochen eine schwere Rückenverletzung und bin froh, dass ich überhaupt hier bei den Deutschen Meisterschaften starten konnte. Ich habe es nur knapp über die Ziellinie geschafft, aber knapp ist gewonnen. Ich plane jetzt noch eine Saison bis Oktober, weil ich bis zu der Verletzung in einer Topform mit über 75 Metern war. Die ist zwar jetzt völlig abhanden gekommen, aber ich bin zuversichtlich, dass die Form wiederkommt, wenn ich mehr Trainingseinheiten habe, statt nur drei."
Kurz vor dem Ziel doch noch vom Thron gestoßen, aber dennoch nicht unglücklich: So zeigte sich der junge Gipfelstürmer Merlin Hummel. "Der Wettkampf war natürlich etwas anderes als sonst. Ich war leicht geschwächt, weil es mir die Vortage nicht so gut ging. Der Wettkampf hat sich in der Hitze sehr gezogen, damit kam ich aber ganz gut klar. Das sollte man auch immer von einem Athleten erwarten. Über den letzten Versuch bin ich stolz, dass ich mich dort noch einmal steigern konnte. Ich habe mir gedacht, dass ich die Großen ein bisschen aufmischen möchte. Ich konzentriere mich nach diesem Wettkampf aber wieder auf mein Gerät, weil ich jetzt im ersten U 20-Jahr bin. Dort liegt zunächst der Fokus." Knapp an einem Medaillenrang vorbei schrammte der Deutsche Meister des Jahres 2018, Johannes Bichler (LG Stadtwerke München). Mit 66,36 Meter blieb ihm nur der undankbare vierte Platz.
Drei Hochspringerinnen aus Bayern unter den ersten acht
Stark vertreten war Bayern auch im Hochsprung der Frauen, wo sich Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg) zum wiederholten Mal als eine der verlässlichsten Medaillengaranten überhaupt entpuppte. Obwohl kaum jemand nach ihrem mehrmonatigen USA-Aufenthalt die 20-Jährige auf der Rechnung hatte, schnappte sie sich mit einer exzellenten Höhe von 1,84 Meter, die gleichzeitig die Einstellung ihrer Bestleistung bedeutete, Bronze hinter der neue Titelträgerin Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; 1,90 Meter) und Alexandra Plaza (LT DSHS Köln; 1,87 Meter). Stark auch die amtierende Deutsche Hallenmeisterin Laura Gröll (LG Stadtwerke München), die mit 1,81 Meter auf dem fünften Platz landete, und Siebenkämpferin Anna-Lena Obermaier (SWC Regensburg), deren 1,75 Meter noch zu Rang acht reichten.
Ebenfalls seine ganze Routine in die Waagschale warf über 5000 Meter Routinier Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg). Obwohl der Zahnmediziner mittlerweile schon 31 Jahre zählt und nach einem kräftezehrenden Tag in der eigenen Praxis am Abend seine Trainingseinheiten absolviert, mischte er auch im Jahr der "Geistermeisterschaften" wieder bis zuletzt bei der Titelvergabe mit. Nach einem klassischen, da verhalten gelaufenen Meisterschaftsrennen, in dem sich vor allem der Hallenmeister Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) und Aaron Bienenfeld (SCC Hanau-Rodenbach) um das Tempo verdient machten, setzte Mohamed Mohumed (LG OlympiaDortmund) knapp 300 Meter vor dem Ziel die entscheidende Attacke. Der Lohn war Gold in 14:02,75 Minuten. Orth wurde auf den letzten Metern noch von Maximilian Thorwirth (14:05,64 Minuten) abgefangen, war aber mit seinen 14:06,43 Minuten und Bronze hoch zufrieden.
Mit etwas höheren Erwartungen waren Orths Mannschaftskameraden nach Niedersachsen gekommen. Am Schluss blieben für den Deutschen Crosslaufmeister Simon Boch (14:15,29 Minuten) und Dominik Notz (14:18,60 Minuten; beide LG Telis Finanz Regensburg) die Plätze sieben und acht.
Tina Pröger gute Dreisprung-Vierte
Auch für Tina Pröger (TSV Zirndorf) hat sich die Fahrt nach Braunschweig in jeder Hinsicht gelohnt. Mit guten 12,68 Meter landete sie im Endklassement des Dreisprung auf dem vierten Platz. Mehr als nur ein Achtungserfolg für die 25-jährige Mittelfränkin.
Ebenfalls ein wenig hadern konnte Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) mit seinem vierten Rang in seiner "Zweitdisziplin" Diskuswerfen. Bis zum vierten Durchgang hatten seine 58,74 Meter noch für einen Platz auf dem Treppchen gereicht. Dann schnappte ihm Hendrick Janssen (Sportclub Magdeburg) mit einem Wurf auf 59,88 Meter das Edelmetall weg. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt: Heute soll es mit einer DM-Medaille im Kugelstoßen, wo Zimmermann vor kurzem zum ersten Mal die 20-Meter-Marke übertraf, endlich klappen. Einen schönen Erfolg gab es für Markus Schwertfeger (LGH Augsburg), der mit seinen 52,04 Meter den achten Rang belegte.
Siebenkämpferin Isabel Mayer im Hürden-Finale
Dass Siebenkämpferin Isabel Mayer (SWC Regensburg) das Finale über 100 Meter Hürden erreichte, durfte sie bereits als Erfolg abheften. Den perfekten Tag rundete am Schluss dann sogar noch ein sechster Gesamtrang in 13,76 Sekunden ab. Drei Hundertstelsekunden fehlten Sprinterin Amelie-Sophie Lederer (LG Telis Finanz Regensburg) im 100-Meter-Endlauf von Braunschweig zu Edelmetall. Nachdem die 26-Jährige ihren Vorlauf souverän in 11,49 Sekunden für sich entscheiden konnte, reichte es später zu Rang fünf in 11,43 Sekunden. Dass bei den Männern zwei Sprinter aus Bayern den Endlauf erreichen konnten, sollte man keineswegs unter den Tisch kehren. War Aleksandar Askovic (LG Augsburg) dort quasi als "gesetzt" erwartet worden, so galt die Qualifikation des etatmäßigen Weitspringers Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) schon als Riesenüberraschung. Askovic (10,41 Sekunden) und Wolf (10,42 Sekunden) kamen dann auch knapp hintereinander auf den Rängen sechs und sieben ins Ziel.
Weitere Medaillen könnten am Sonntag durch das 800-Meter-Trio der LG Stadtwerke München um Christina Hering sowie die 400-Meter-Jahresbeste Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) ins Haus stehen. Sie alle absolvierten ihre Vorlauf-Pflichtaufgaben souverän. Weitere heiße Eisen im Feuer sind Weitspringer Maximilian Entholzner (LAC Passau), Hochspringer Tobias Potye (LG Stadtwerke München), Kugelstoßer Christian Zimmermann, Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), 400-Meter-Läufer Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth) und Mittelstrecklerin Kerstin Hierscher (LAC Quelle Fürth), die in den 1500-Meter-Vorläufen überraschend die schnellste Zeit erreichen konnte.