Bayerische Berglaufmeisterschaften am Tegelberg: Freie Fahrt für die "jungen Wilden"
Tekle ist Asylbewerber aus Eritrea, konnte aber noch nicht bei den Bayerischen Meisterschaften starten. "Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, würde ich Tekle gerne in die Nationalmannschaft aufnehmen", teilte der ebenfalls anwesende DLV-Berglauf-Teammanager Kurt König mit. Damit könnte der Wahl-Schwabe auch außerhalb Deutschlands starten, was ihm aufgrund der aktuellen Rechtslage für Asylbewerber nicht möglich ist. So musste sich der 23-Jährige dieses Jahr mit dem Highlight am Hochfelln begnügen.
Am Tegelberg lief Tekle mit dem Zweitplatzierten Tulu Wodajo Addisu den ersten Kilometer in 3:03 Minuten an. Nach 1,5 Kilometer konnte er sich von dem Äthiopier lösen. Und wo blieben die Bayern? Mit ausgezeichneten 41:16 Minuten kam Fabian Alraun (PTSV Rosenheim) als Gesamtdritter und als Bayerischer Berglaufmeister 2015 ins Ziel. "Ich bin etwas zwiespältig ins Rennen gegangen. Einerseits habe ich gewusst, dass ich in einer guten Verfassung bin, andererseits hatte ich in den vergangenen Wochen harte Rennen hinter mir", berichtete der 23-jährige Student für Systemmanagement.
Den ersten Kilometer lief Alraun eher verhalten an, schob sich dann nach dem zweiten Tausender auf den fünften Rang und machte mit Toni Lautenbacher (Laufclub Tölzer Land) bis Kilometer vier gemeinsame Sache. Als die steile Passage begann, löste sich Alraun von Lautenbacher, der später als Gesamtfünfter in der Meisterschaftswertung Silber gewann.
Das diesjährige Rennen auf den Tegelberg begann mit einer Verzögerung um 30 Minuten, weil sich noch iele Läufer quasi auf die letzte Minute anmelden wollten. Beim Start hörte der Regen auf, und die Bergläufer fanden ausgezeichnete Rennbedingungen vor. Neben der starken Konkurrenz lag eventuell auch in der günstigen Witterung der Grund dafür, dass viele schnelle Athleten ihre Bestzeiten am Füssener Hausberg verbessern konnten. So neben dem Vierten Edwin Singer (ZV Erkheim) zum Beispiel auch der drittplatzierte Bayer Christian Oppel (TV 1848 Coburg) mit einer enormen Zeitverbesserung zu 2011, oder Alexander Hirschberg (LG Allgäu/Kempten), der sich als Gesamtzehnter und als Sechster in der Meisterschaft mit 44:08 Minuten gegenüber seinen Zeiten von 2013 und 2012 steigerte.
Dass sie auch Bayerische Meisterin werden würde, war für die deutsche Berglaufmeisterin 2015 Tina Fischl (LG Passau) überaus wahrscheinlich. Die 39-Jährige kannte allerdings das Tegelbergrennen noch nicht. Bis zum Kilometer sechs lag Fischl noch vorne. Dann aber, als sich die Strecke mit einer 40-prozentigen Steigung über eine Skipiste und weiter über einen stufigen Gebirgssteig fortsetzte, zog die Inhaberin des Streckenrekordes, Daniela Gassmann-Bahr (TSV Galgenen; Schweiz) an Tina Fischl vorbei. Mit 22 Sekunden Rückstand wurde sie mit einer Zeit von 49:26 Minuten Bayerische Meisterin.
"Das hat mir zugesetzt, dass ich sogar im steilen Abschnitt gehen musste", gestand Silvia Weishäupl (SWC Regensburg). Dass am Ende dann die Vizemeisterschaft heraussprang, versöhnte die 37-Jährige mit dem Berg. Die Bronzemedaille in der Frauenwertung ging an ihre Teamkollegin Susanne Schmidt, die im Mai in der W 45 Deutsche Berglaufmeisterin wurde. Die Junioren-Titelkämpfe fanden ohne den Favoriten Maximilian Zeus (DJK Weiden) statt. Gold fiel dann an Christian Kim (Ski-Club Gaissach).
Die neue Bayerische Berglaufmeisterin der Juniorinnen heißt Anna-Lena Stich (PTSV Rosenheim). Setzt sich hier eine familiäre Läufertradition fort? Mutter Barbara Stich hat am Sportgerät "Berg" mehrere Titel gewonnen. Mit dem PTSV Rosenheim läuft Anna-Lena Stich für einen fleißigen Titelsammler. Diese Serie setzte sich auch bei diesen "Bayerischen" fort. Mit Fabian Alraun und den beiden Routiniers John Mooney und Winfried Huber holten sich die "Blauen" aus Rosenheim mit großem Abstand den Titel in der Teamwertung. Den Titel bei den Frauen ging an die TG Viktoria Augsburg mit Sonja Huber, Lea Baumgartner und Stefanie Kirschey.
Obwohl die Bayerischen Berglauf-Meisterschaften 2015 keine Alterklassenwertung vorsahen, zogen sie viele Seniorenläufer aus dem Freistaat an. So auch Roland Wild (LG Bamberg). Mit einer Zeit von 46:18 Minuten war er schnellster Senior Bayerns am Tegelberg. "Die Umgebung in Bamberg bietet drei Berge. Vier Stunden Anfahrt zu diesen Bayerischen sind es mir durchaus wert", berichtet er im Rahmen der Siegerehrung.
Für 2016 wurden die Deutschen Berglaufmeisterschaften am Tegelberg dem erfahrenen Team um das Ehepaar Felle übertragen. Für 2017 strebt DLV Berglaufmanager Kurt König die "Deutschen" am Brocken an. Berglauf soll keine vorwiegend süddeutsche Sportart sein.