Deutsche Hallenmeisterschaften Karlsruhe, Teil 2: Maren Kock dreht den Spieß um
Maren Kock startet erst seit etwas mehr als 57 Tagen für die LG Telis Finanz Regensburg. Zuvor hatte sich die 21-Jährige bei der LG Emstal-Dörpen einen klingenden Namen über die Langstreckenstrecken erworben. Ein Grund für den Wechsel aus dem Emsland nach Bayern mag sicherlich die Regensburger "Kaderschmiede" und das Training unter Kurt Ring gewesen sein. Seit den Hallenmeisterschaften von Karlsruhe kommt freilich auch ein anderer dazu: die mannschaftsinterne Konkurrenz in Gestalt von Corinna Harrer, die ja bekanntlich das Geschäft belebt.
Es muss Maren Kock ziemlich gewurmt haben, dass ihr ausgerechnet "Coco" einen Strich durch die erfolgreiche Titelverteidigung über 3000 Meter machte. Entsprechend motiviert ging sie deshalb auch über die halb so lange Strecke zu Werke. Gesa Felicitas Krause wurde am Ende nicht ganz für ihre Arbeit belohnt. Bereits im Vorlauf hatte die Frankfurterin als einzige kein Bummeltempo angeschlagen, und auch im Finale war es die Jugend-Leichtathletin des Jahres, die sich vor das Feld spannte.
Nur Harrer und Kock konnten ihr folgen. Nachdem Maren Kock nach der Hälfte des Rennens etwas den Anschluss verloren hatte, kämpfte sie sich in der Schlussrunde wieder heran, ging auf der letzten Gegengeraden an ihren Konkurrentinnen vorbei und zog in ihrem Windschatten noch Corinna Harrer an Gesa Felicitas Krause vorbei. In 4:14,72 Minuten lief die 3000-Meter-Zweite so schnell wie keine andere DM-Siegerin seit mehr als zehn Jahren. Corinna Harrer machte in 4:15,24 Minuten den erneuten Regensburger Doppelsieg perfekt, Gesa Felicitas Krause wurde in 4:16,36 Minuten Dritte.
„Auf den 1500 Metern hätte ich mir nie zugetraut, dass es so schnell werden kann. Es ist Wahnsinn!“, sagte Maren Kock. "Wir haben uns auf ein schnelles Rennen von Gesa eingestellt. So ist es auch gekommen. Am Anfang hatte ich Probleme, dranzubleiben. Am Ende wollte ich es besser machen als gestern und habe auf der Gegengeraden zum Schlussspurt angesetzt. Ich weiß, dass ich gut spurten kann. Dass es nach dem 3000er, dem Vorlauf über 1500 und dem schnellen Tempo noch so gut geht, hätte ich nicht gedacht. Es ist eine Bestätigung meiner Form und wir können positiv in den Sommer blicken. Da ist mein Ziel die Norm für die Europameisterschaft über 5000 Meter. Dafür muss ich ein schnelles Rennen finden."
Zu einem bemerkenswerten sechsten Rang reichte es außerdem noch für Jannika John (LAC Quelle Fürth), die 4:28,41 Minuten benötigte, während Stefanie Müller (TSV Bobingen) Zehnte in 4:33,90 Minuten wurde. Die Fürtherin Julia Hiller stieg im Finale aus.
Zu einer Bank auf bundesdeutscher Ebene über die 800 Meter entwickelt sich allmählich Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München). Bei der Hallen-DM reichte es diesmal sogar zu Silber in 2:04,69 Minuten. Allerdings sah es lange nicht danach aus. Carolin Walter (TSV Bayer 04 Leverkusen) machte vom ersten Schritt an Ernst, setzte sich an die Spitze des Feldes und gab diese Position bis zum Ende des Rennens nicht mehr ab. Der Lohn der Mühen war schließlich die Normerfüllung für die Hallen-WM in Istanbul in 2:01,29 Minuten. Nur Hürdenspezialistin Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) folgte ihr zunächst, musste dann aber dem hohen Tempo Tribut zollen und wurde abgeschlagen Achte in 2:09,02 Minuten. Im Kampf um Silber zog Karoline Pilawa schließlich noch an Aline Krebs (LAZ Saarbrücken) vorbei. Platz sieben belegte ihre Münchner Mannschaftskameradin Katharina Heinle in 2:08,63 Minuten.
Noch einmal gab es im Lager der LG Stadtwerke richtig Grund zum Jubeln. Die 4 x 200-Meter-Staffel mit Christian Rasp, Marcus Mikulla, Benedikt Wiesend und David Gollnow holte sich im deutschen Rekordlauf des TV Wattenscheid (1:23,90 Minuten) Bronze in 1:25,54 Minuten, während die Münchner Frauen auf Rang acht einkamen (1:39,84 Minuten). Für David Gollnow war das Staffelbronze eine kleine Entschädigung für den undankbaren vierten Platz über 400 Meter (47,84 Sekunden). Bei seinem Sieg im B-Finale war Benedikt Wiesend sogar noch einen Tick schneller (47,74 Sekunden), was ihm jedoch in der Endabrechung nur Rang fünf hinter Gollnow einbrachte.
Dagegen dürfen zwei junge Bayern ihre sechsten Plätze absolut als Erfolg abheften. Marco Kürzdörfer (TSV Höchstadt-Aisch) kam in einem reinen Spurtrennen in 1:53,68 Minuten über die Ziellinie, während Michael Wilms (LG Stadtwerke München) über 1500 Meter überraschend als bester Läufer aus dem Freistaat in die Wertung ging (3:52,08 Minuten). Der Deutsche Hallenmeister des Vorjahres, Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) musste das Rennen nach einem Sturz vorzeitig beenden, sein Trainingspartner Erik Somssich wurde Zehnter (3:58,41 Minuten).
Auch eine andere Titelverteidigung für die LG Telis Finanz Regensburg schlug fehl. Die zweifache Deutsche Weitsprungmeisterin Michelle Weitzel fabrizierte drei ungültige Versuche und kam nicht in die Wertung. Im Stabhochsprung gibt es zwar nach dem Weggang von Malte Mohr keinen zwingenden Siegspringer aus Bayern mehr. Dennoch schaffte Fabian Schulze (LG Stadtwerke München) mit 5,52 Meter Saisonbestleistung (Rang sechs). Sein Trainingspartner Tim Lobinger riss drei Mal die Anfangshöhe.