Sarah Leidl warf fast 50 Meter mit dem Speer. Der Bezirkstitel blieb ihr allerdings mangels Konkurrenz versagt. Foto: Kiefner

30.06.2010 21:16 // Von: Gerd Raithel

Bezirks-Titelkämpfe Teil 1: Erschreckend schwache Resonanz in Aktivenklassen

Die Meisterschaften in den sieben bayerischen Bezirken sind abgeschlossen - und es wäre keine Überraschung, wenn die bei der jüngsten BLV-Verbandsratssitzung angeregte Zusammenlegung der Titelkämpfe auf regionaler Ebene in Zukunft noch mehr als bisher Befürworter finden würde.

Natürlich darf nicht verkannt werden, dass die am vorvergangenen Wochenende durchgeführten Meisterschaften in vier Bezirken (Niederbayern, Oberpfalz, Unterfranken und Schwaben) stark unter den für Mitte Juni ungewöhnlich schlechten Witterungsbedingungen litten. Aber auch bei den eine Woche später auf dem Programm stehenden Titelkämpfen (Oberbayern, Oberfranken und Mittelfranken) konnten bei besseren äußeren Umständen die Teilnehmerzahlen und Leistungen in vielen Disziplinen nicht befriedigen. Dass die meisten  bayerischen Spitzenathleten und -athletinnen nicht bei diesen Veranstaltungen zu sehen sind, ist freilich nichts Neues und im Hinblick auf die Saisonplanung auch verständlich.

Im ersten Teil unserer Zusammenfassung der Bezirksmeisterschaften berichten wir über die Veranstaltungen, die durch Dauerregen und niedrige Temperaturen erheblich beeinträchtigt waren. In Niederbayern fehlte es bei den vom TSV Plattling im Karl-Weinberger-Stadion ausgerichteten Meisterschaften zwar nicht an Masse, doch war das auf die gute Beteiligung bei der Jugend und bei den Schülern zurückzuführen. Von den fast 300 Startern und Starterinnen traten lediglich 88 bei den Männern und Frauen an.

Für die besten Leistungen in Plattling sorgten bei den Männern, gemessen am nationalen Standard, die Hammerwerfer: Peter Huber (TuS Alztal Garching) außer Wertung mit 56,96 Metern und der Meister Michael Holzner (TSV Vilsbiburg) mit 55,20 Metern platzierten sich immerhin mit diesen Weite unter den ersten 25 der deutschen Jahresbestenliste. Außer Konkurrenz gab es ein weiteres guter Resultat, auch wenn Weitspringer Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) mit 7,25 Metern seinen eigenen hohen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Zu den besseren Ergebnissen bei den Männern sind auch die Zeiten der 4 x 100-Meter-Staffeln des 1. FC Passau (42,93 Sekunden) und der LG Region Landshut (43,18 Sekunden) zu zählen.

Maryniak (42) und Kühnel (58) gewinnen in Niederbayern

Doppelsieger im Sprint wurde Andreas Petzi (LG Region Landshut) über 100 Meter in 11,16 und über 200 Meter in 22,47 Sekunden - jeweils vor Thomas Eckl (FTSV Straubing). Drei Vertreter der LG Region Landshut belegten über 400 Meter die ersten drei Plätze, Schnellster von ihnen war der Favorit Christian Franz (50,00 Sekunden) vor Martin Hopf. Gleich die ersten fünf Ränge über 1500 Meter wurden von Läufern der LG Passau belegt, den Titel holte sich Tobias Schteindl in 3.59.57 Minuten. Zwei Senioren machten in den Wurfwettbewerben von sich reden. Der 42-jährige Helmut Maryniak (1. FC Passau), der seit vielen Jahren zur bayerischen Spitzenklasse zählt, ließ im Diskuswurf mit 45,40 Metern den Jüngeren wieder einmal keine Chance, in Ermangelung starker Konkurrenz gewann der 58 (!)  Jahre alte Walter Kühndel (TV Dingolfing) mit 49,36 Metern die Goldmedaille im Speerwurf.

Herausragende Teilnehmerin bei den Frauen war in Plattling Sarah Leidl (1. FC Passau), die viermal den ersten Platz belegte, aber ausgerechnet in ihrer Paradedisziplin Speerwurf für starke 49,79 Meter nicht als Meisterin geehrt wurde, weil neben ihr nur noch ihre jüngere Schwester Nicola (mit ebenfalls guten 46,73 Metern) angetreten war und Meistertitel erst bei mindestens drei Teilnehmern vergeben werden. Als die Beste erwies sich Sarah Leidl (Jahrgang 87) über 100 Meter Hürden (15,72 Sekunden), im Hochsprung (1,60 Meter) und im Kugelstoßen (11,74 Meter). Dieser Wettbewerb brachte zwar keine beachtlichen Weiten, verlief aber insofern ungewöhnlich, als die lediglich drei Teilnehmerinnen nur und fünf Zentimeter auseinander lagen: hinter Sarah Leidl kamen Carolin Fonfara mit 11,73 Meter und Michaela Eichhorn (beide LG Region Landshut) mit 11,69 Metern auf die Plätze. Michaela Eichhorn aus der Seniorenklasse W 40 gewann den Diskuswurf mit 39,74 Metern, den weitesten Wurf mit dem Hammer schaffte Stephanie Holzner (TSV Vilsbiburg) mit 42,16 Metern. Die Siege im Sprint gingen an Athletinnen des 1. FC Passau: Shari Morris gewann die 100 Meter in 12,80 Sekunden, Christine Reinelt die 200 Meter in 26,34 Sekunden. Ernüchternd: Zehn Mal wurden keine Meistertitel vergeben, weil nur zwei oder gar nur ein Teilnehmer am Start war - drei Mal bei den Männern und drei Mal bei den Frauen.

Telis-Mehrkämpfer proben bei Oberpfalz-Titelkämpfen

Bei den Oberpfalz-Meisterschaften, organisiert vom SWC Regensburg in der städtischen Sportanlage am Weinweg, fehlten ebenfalls viele potenzielle Titel- und Medaillenanwärter. Unter den nur 125 Teilnehmern (einschließlich A- und B-Jugend) aus 21 Vereinen war die sonst übermächtige LG Telis Finanz Regensburg nur durch die drei Mehrkämpfer Markus Bösl, Tom Bechert und Malt Hartfiel vertreten. Diese erfüllten jedoch die Erwartungen. Die Zehnkämpfer betrachteten ihre Starts als Mehrkampftest, wobei Tom Bechert das Kugelstoßen mit 13,09 Metern und den Diskuswurf mit 42,58 Metern gewann, außerdem Dritter im Speerwurf wurde. Sein Teamkollege Markus Bösl entschied den Weitsprung mit 6,59 Metern und den Speerwurf mit 54,90 Metern für sich, belegte außerdem Rang zwei im Kugelstoßen und den vierten Platz im Kugelstoßen. In den qualitativ schwach besetzten Laufwettbewerben bot Armin Martinitz (TV Bad Kötzting) mit 56,81 Sekunden über 400 Meter Hürden noch die beste Leistung. Als Kuriosität sei vermerkt, dass über 110 Meter der 46-jährige Markus Eigenstätter (SWC Regensburg) keinen Konkurrenten vorfand.

Bei den Frauen gab es in Regensburg eine Dreifachgewinnerin und eine Doppelsiegern. Christiane Rötzer (SWC Regensburg) durfte sich angesichts schwacher Gegnerschaft über Siege im Hochsprung (1,59 Meter), im Weitsprung (4,90 Meter) und im Diskuswurf (24,38 Meter freuen und war außerdem Zweite im Speerwurf; Stefanie Singer (TV Vohenstrauß) war schnellste Sprinterin über 100 Meter in 12,97 und  über 200 Meter in 26,74 Sekunden. Höher einzuschätzen sind die 10:26,70 Minuten, in denen Constanze Boldt (LLC Marathon Regensburg) den 3000-Meter-Lauf für sich entschied. Auch in der Oberpfalz verzeichnete man bei Männern und Frauen insgesamt acht Disziplinen, in denen weniger als drei Teilnehmer um den Sieg kämpften.

Gute Sprint- und Wurfleistungen bei Unterfränkischen Meisterschaften

Die Sprinter der LG Karlstadt/Gambach/Lohr sorgten für die Glanzpunkte bei den Unterfränkischen Meisterschaften in Schweinfurt. Michael Fischer gewann die 100 Meter mit unter den gegebenen Umständen beachtlichen 10,77 Sekunden, Christian Rapp siegte über 200 Meter in ebenso guten 21,72 Sekunden. Und die 4 x 100-Meter-Staffel der LG Karlstadt/Gambach/Lohr mit dem A-Jugendliche Max Tatschner sowie den drei Junioren Michael Fischer, Christian Rasp und Michael Schnurr erreichte mit 42,09 Sekunden eine Zeit, die sie unter die besten 20 der DLV-Rangliste 2010 brachte. In Bayern waren in diesem Jahr bisher nur die Sprintasse der LG Stadtwerke München schneller. Erwähnenswert sind ferner die Weiten des erst in diesem Jahr zu den Junioren aufgestiegenen Wurf-Doppelsiegers Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg): 15,82 Meter mit der Kugel, 49,76 Meter mit dem Diskus; außerdem kam er mit dem Speer (54,48 Meter) auf Rang zwei hinter Martin Hofer (LG Landkreis Aschaffenburg/56,63 Meter).

Der zur Altersklasse M 40 zählende Martin Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) setzte sich mit 51,40 Metern wieder einmal im Hammerwurf an die Spitze. Einen Doppelsieger gab es in den Läufen mit dem 20-jährigen Alexander Krenzer (TG 48 Würzburg) mit 51,92 Sekunden über 400 Meter und 2:01,48 Minuten über 800 Meter. Das erlebt man nicht alle Tage: Die besten drei Weitspringer erreichten zwar keine berauschenden Leistungen, aber sie verzeichneten alle drei die gleiche Weite - genau 6,00 Meter. Den entscheidenden zweitbesten Versuch hatte Nicolai Büttner (1. FC Schweinfurt 05) vor Matthias Küsters (LAZ Kreis Würzburg) und Aljoscha Wagner (LG Landkreis Aschaffenburg). Büttner gewann  auch den Dreisprung, der als Stabhochspringer besser bekannte Küsters erzielte über 110 Meter Hürden im Alleingang das Ziel in 15,98 Sekunden.

Bei den unterfränkischen Frauen holte sich Ines Dirscherl (LG Karlstadt/Lohr/Gambach) zwei Goldmedaillen: im 400-Meter-Lauf mit 58,93 Sekunden und im Weitsprung mit 5,53 Metern. Lisa Krapp (LAZ Obernburg-Miltenberg) siegte über 200 Meter in 26,65 Sekunden und sprintete über 100 Meter auf den zweiten Platz hinter ihrer Vereinskollegin Heike Jörg (12,49 Sekunden), kam ferner im Weitsprung auf Rang zwei. Von den Werferinnen hinterließ die W 35-„Seniorin“ Tanja Köhler (TSV Münnerstadt) als Speerwurf-Siegerin mit 40,70 Metern den besten Eindruck. Insgesamt elf Wettbewerbe bei Männern und Frauen waren mit nur zwei Teilnehmern oder gar nur einem Starter besetzt. Auch in Schweinfurt schönten viele Jugendliche und Schüler/Schülerinnen das Bild, das die insgesamt erfreuliche Teilnehmerzahl abgab.

Friedberg war Schauplatz der Meisterschaften des Bezirks Schwaben, bei denen gleichzeitig auch die Titelkämpfe der Schülerklasse ausgetragen wurden. Bei den Männern gelang es einem Athleten, zwei Meistertitel zu erringen: Maximilian König (LAZ Kreis Günzburg), der im Vorjahr noch der A-Jugend angehörte, war der Beste im Weitsprung (6,41 Meter) und im Dreisprung (13,64 Meter). Ein Vereinskamerad von ihm, der gleichaltrige Christopher Schüssler, wurde im 100-Meter-Sprint seiner Favoritenrolle gerecht und siegte in 11,04 Sekunden von Matthias Eisenbarth (TSV Schwabmünchen/11,09 Sekunden), der danach über 200 Meter in 22,30 Sekunden souverän auf den ersten Platz lief.

Erfolge gab es ferner für die Brüder David und Gabriel Genck (LG Donau-Ries): David vom Jahrgang 88 gewann die 400 Meter in 49,12 Sekunden, der zwei Jahre jüngere Gabriel ließ über 1500 Meter (4:10,82 Minuten) nichts anbrennen. Über 800 Meter kam Tobias Gröbl (LG Zusam) in 1:54,54 Minuten vor Stephanus Pilawa (LG Donau-Ries/1:56,46) als Erster in Ziel. In guter Form präsentierte sich Bernhard Schneider (LG Westallgäu) über 400 Meter Hürden mit einer Zeit von 57,87 Sekunden.

Wörner bei den „Schwäbischen“ drei Mal auf dem Podest

Drei Mal auf dem Siegerpodest in Friedberg sah man bei den Frauen die A-Jugendliche Natalie Wörner (DJK Memmingen); sie gewann die 100 Meter in 12,42 Sekunden und die 200 Meter in 26,09 Sekunden, außerdem wurde sie Dritte im Kugelstoßen. Gefallen konnten aiuf der Laufbahn weitere Athletinnen, die noch der Jugendklasse angehören: Veronika Wastian (Jahrgang 92/TSV Königsbrunn) als Siegerin über 400 Meter in 59,78 Sekunden, Kathrin Oechsner (Jahrgang 91/ebenfalls TSV Königsbrunn), die den 100-Meter-Hürdensprint in 14,78 Sekunden gewann, und Stefanie Müller (Jahrgang 92/TSV Inningen), die ihre Stärke eigentlich von 800 Metern an aufwärts hat, als Meisterin über 400 Meter Hürden in 63,96 Sekunden. Und auch in den technischen Wettbewerben gab es Gold für A-Jugendliche: Wanda Müller (LAZ Kreis Günzburg) im Hochsprung mit 1,59 Metern, Alexandra Blümle (TV Kempten) im Dreisprung mit 10,37 Metern und Lisa Satzger (TSV Friedberg) im Kugelstoß mit 12,20 Metern. Im  Vergleich mit den an deren Bezirken hatten die Schwaben nicht ganz so viele Wettbewerbe mit weniger als drei Teilnehmern - bei ihnen waren es „nur“ sechs.

Erfolge von Nachwuchsathletinnen und -athleten waren nicht nur in Friedberg zu verzeichnen, sondern überhaupt symptomatisch für die diesjährigen Bezirksmeisterschaften. Mit Abstand die meisten Titel wurden von Junioren/Junioren oder von eben erst der Juniorenklasse entwachsenen Sportlern gewonnen, viele sogar von A-Jugendlichen. Daneben errangen Senioren und Seniorinnen zahlreiche Medaillen. Nur in der Aktivenklasse zwischen den Junioren und den schon etwas Älteren registrierte man erstaunlich wenig Erfolgserlebnisse. Da klaffte eine bedenkliche Lücke.

Ein weiterer Bericht über die Bezirksmeisterschaften in Oberbayern, Oberfranken und Mittelfranken folgt.