Ein Favoritensieg und eine Überraschung bei den Bayerischen Halbmarathon-Meisterschaften
Diese Bayerischen Meisterschaften auf de Halbmarathondistanz bot den Teilnehmern eine ausgezeichnete Organisation und ein wahrhaftes Bad in der Läufermenge. Über 1000 Läuferinnen und Läufer versammelten sich am Start für die Distanz über 21,1 Kilometer lange Strecke.
Von Anfang an lief eine Vierergruppe mit deutlichem Vorsprung zu den Verfolgerfeldern auf der vereinzelt welligen Strecke. Für den Meistertitel kamen zunächst Solomon Merne Eshete, Addisu Tulu Wodajo (TV 1848 Coburg) und Johannes Estner (LG Zusam) in Frage. Nach der ersten Brücke und etwa neun Kilometern hatten sich die beiden Äthiopier allerdings bereits mit zirka 20 Metern Abstand zu Estner abgesetzt. Mit schon fast zwei Minuten Rückstand kamen zumeist einzeln die Verfolger. Nach 19 Kilometer setzte Merne Eshete zu einem Zwischenspurt an, dem Tulu Wodajo nicht folgen konnte. Nach 1:07:58 Stunden und 34 Sekunden Vorsprung war der 32-jährige Asylbewerber Bayerischer Meister.
Solomon Merne Eshete hat auf der Halbmarathondistanz eine Bestzeit von 1:00:22 Stunden stehen. Nach Auskunft seines Betreuers war das Laufen in Äthiopien seine Hauptbeschäftigung. Auch für Addisu Tulu Wodajo brachte der Wettkampf im Obermaintal einen Titel. Der ebenfalls aus Äthiopien stammende Läufer gewann mit Timo Gieck und Alexander Finsel, der zugleich Meister in der M 40 wurde, Mannschaftsgold für den TV 1848 Coburg.
Auf den vierten Platz in der Gesamtwertung der „Bayerischen“ schob sich mit Eicke Loch (LAC Quelle Fürth) der erste Seniorenläufer und zugleich Meister in der M 45. Der 49-Jährige freute sich über diese Platzierung, fügte aber realistisch hinzu: „Es fehlten eben hier aufgrund der hochkarätigen Konkurrenzveranstaltungen im April sehr viele Eliteläufer.“ In der Teamwertung belegte das LAC Quelle-Team den zweiten Rang.
Äußerst interessant verlief der Kampf um den Sieg bei den Frauen. Tina Fischl war zwar gemeldet, stand aber dann doch nicht an der Startlinie. Nach acht Kilometern liefen in einer dichten Läufergruppe Elvira Flurschütz (SC Kemmern) und Constance Boldt (SWC Regensburg). Boldt hatte bereits vor Jahren Gold über die Halbmarathondistanz gewonnen. Flurschütz ist eine der schnellsten Läuferinnen ihres aufstrebenden Vereins und ist im vergangenen Herbst in Aschaffenburg 1:24:58 Stunden über 21,1 Kilometer gelaufen. Dieses Leistungspotenzial reichte allerdings nicht aus, um Constance Boldt zu folgen.
Und dann wurde Flurschütz bei Kilometer 13 von Katka vom Dorp (PTSV Rosenheim) eingeholt. Die 26-Jährige ist seit dem Herbst die Überraschung bei Straßenläufen. Routinier und Laufbetreuer Toni Gröschl vom PTSV Rosenheim hatte vom Dorp bereits vor dem Rennen einen vorderen Platz zugetraut. Und als nach etwa 19 Kilometern auf unbefestigtem Weg entlang des Mains die Strecke nach Bad Staffelstein führte, griff die Rosenheimerin auch die führende Constance Boldt an, überholte und konnte sich einige Meter absetzen.
Nun führte die Strecke durch den Kurgarten und etwas eckig durch eine Unterführung ins Ziel. Und Constance Boldt als erfahrene Läuferin gab natürlich nicht sofort nach und wurde auch von ihren SWC-Anhängern unterstützt. Nach der Stadionrunde war aber klar, dass die neue Bayerische Meisterin Katka vom Dorp heißt. „Ich freue mich einfach nur riesig. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Es war mein erster Halbmarathon, und ich wollte eigentlich nur konstant einen Viererschnitt durchlaufen. Aber dass es so gut läuft, das hätte ich nicht gedacht“, teilte sie nach dem Lauf mit. In den nächsten Monaten will sie sich wieder ihrer zweiten Sportart, dem Sommerbiathlon, widmen.
Mit Elisabeth Hobmaier und Agnieszka Glomb gewann die neue Bayerische Halbmarathonmeisterin dann auch noch den Mannschaftswertung. Silber und Bronze gingen an den SWC Regensburg.
Im Wettbewerb der Senioren und Seniorinnen war die Abwesenheit der Spitzenläufer eher selten. So wurden bei der Siegerehrung die bekannten Athleten aufs Podium gerufen: In der M3 5 Dominik Mages (LAC Quelle Fürth), in der M 55 Walter Stich (PTSV Rosenheim) sowie in der M 60 Hugo Mann (TSV Penzberg). Er kam nur fünf Sekunden vor Siegfried Haas (RSC Neukirchen) ins Ziel.
Mit 1:17:49 Stunden erfüllte Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) angesichts der Streckenverhältnisse seine eigene Zielvorgabe Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) gab sich nach seiner überraschenden Niederlage bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften in Herten zufrieden mit dem Titelgewinn in der M 65. In der M 75 lief der Sieger Johann Lorenz (LG Kreis Dachau) 1:48:05 Stunden. Er trainiert pro Woche zirka 45 Kilometer und hat erst mit 61 Jahren Halbmarathon- und Marathonläufe begonnen. „Ob ich noch einmal Meisterschaften laufen werde, weiß ich nicht, ich wollte es eigentlich nur mal wissen, wie gut ich noch bin“, resümierte er.
„Meine Konkurrentin ist 17 Jahr jünger!“, betonte Constance Boldt nach ihrer Niederlage gegen Katka vom Dorp. Wie schnell sie noch ist, bewies Boldt mit ihrem Klassensieg in der W 40. Fast sechs Minuten Vorsprung hatte sie auf die Zweitplatzierte. Mit Christine Ramsauer (LAC Quelle Fürth) in der W 45, Barbara Stich (PTSV Rosenheim) in der W 50, Christine Sachs (LG Mettenheim) in der W 55 und mit Regina Graf (SWC Regensburg) in der W 60 siegten in Bad Staffelstein jene Läuferinnen, die seit Jahren in ihren Altersklassen vorne mitmischen.
Der Läufertag in Bad Staffelstein mit vier Wettbewerben ist für die oberfränkische Stadt im April ein touristischer Höhepunkt. Seit Jahren steht Karl-Heinz Drossel in der Adam Riese-Stadt für den oberfränkischen Läuferevent.
Weitere ausgewählte Ergebnisse aus der Meisterschaftswertung: M 70 Jürgen Garrandt (PTSV Rosenheim), W 35 Silvia Weishäupl (SWC Regensburg), W 65 Edeltraud Dörr (TSG 08 Roth), W 70 Sibylle Vogler (SC Kemmern).