Süddeutsche Meisterschaften Regensburg: Bayern räumen beim „Heimspiel“ ab
In manchen Wettbewerben durften sich in diesem Jahr Athleten über Medaillen freuen, die unter normalen Umständen kaum in die Nähe des Siegerpodestes gekommen wären. Im Kugelstoßen der Frauen gab es beispielsweise mit nur zwei Teilnehmerinnen (darunter der frühere U 18-Weltmeisterin Lena Urbaniak) den traurigen Tiefstand zu verzeichnen. Andererseits machen auch wieder die unverhältnismäßig hohen Teilnehmerfelder im Kugelstoß der U 18 mit 28 Starterinnen sowie manch respektable Leistung in dieser Altersklasse bei den Mädchen wie Jungen Hoffnung. Am Veranstalter LG Telis Finanz Regensburg lag es auf keinen Fall, dass einmal mehr der Sinn solch „halbierter Deutscher Meisterschaften“ auf den Prüfstand gestellt wurde. Die eventerprobten Regensburger unter der Regie von Jochen Schweitzer taten wirklich alles, um den Stern der „Süddeutschen“ letztlich erfolgreich hochzuhalten.
Dass die bayerischen Leichtathleten an diesem letzten Juni-Wochenende ihr „Heimrecht“ weidlich ausnutzten, war in dieser geballten Form eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Immerhin hatten einige hochkarätige Namen, die auch bundesweit einen guten Klang haben, den Weg an die Donau gesucht, um vor Ulm noch einmal ihre Form zu testen. Michelle Weitzel (SWC Regensburg) wird dann freilich bei der Universiade in Kazan (Russland; 6. bis 17. Juli) an den Start gehen. Im Regensburger Regen sprang sie mit 6,19 Metern zum Sieg. „Mit meiner Weite bin ich nicht richtig zufrieden, aber man darf das auch nicht überbewerten. Es war wirklich sehr kalt und sehr nass“, erklärte Weitzel nach dem Wettkampf. Für die Universiade hat sie sich deutlich mehr vorgenommen: „Ich möchte ins Finale kommen, am liebsten würde ich 6,60 Meter springen – oder noch weiter!“
Erfolgreiche Hürdenläufer
Über 100 Meter Hürden konnte Christina Muckenthaler (LG Stadtwerke München) mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 13,75 Sekunden aufwarten, die zum Titel reichten. Dritte wurde hier Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) in 13,98 Sekunden. Ihr Pendant bei den Männern hieß Fabian Fleischmann (1. FC Passau). Der frühere Hochspringer scheint endgültig den Umstieg auf den Hürdensprint vollzogen zu haben. Gegen seine Bestzeit von 14,25 Sekunden war kein Kraut gewachsen. Über 400 Meter Hürden lief Mario Saur (LG Telis Finanz Regensburg) ein einsames Rennen: Nach 52,59 Sekunden kam er mit mehr als eineinhalb Sekunden Vorsprung, unter anderem vor Martin Hopf (LG Region Landshut) auf Rang drei (55,05 Sekunden) und dem Vierten Christian Kolb (DJK Memmingen; 55,87 Sekunden) ins Ziel.
In einem zumindest in den Medaillenrängen bärenstarken Speerwurfwettbewerb bei den Frauen ließ die Favoritin Susanne Rosenbauer (LG Augsburg) nichts anbrennen und holte sich im strömenden Regen Gold sowie Titel mit respektablen 54,71 Meter. Auch Sarah Leidl (1. FC Passau) übertraf mit 51,18 Meter (auf Platz drei) noch die 50-Meter-Marke. Ebenso Rang eins und drei aus bayerischer Sicht gab es im Speerwerfen der Männer für den neuen Süddeutschen Meister Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg; 66,77 Meter) und Toni Maximilian Roeder (TSV Ebensfeld; 63,22 Meter). Die Hammerwerfer konnten eine kurze Regenpause nutzen, in der Alexander Ziegler (LG Staufen) sein Gerät auf 70,28 Meter schleuderte und damit vor Johannes Bichler (LG Stadtwerke München; 67,03 Meter) gewann.
Bei den Männern gingen die längeren Sprintdistanzen jeweils an Sportler der LG Stadtwerke München. Marcus Mikulla gewann ebenso überraschend den Süddeutschen Titel über 200 Meter (21,24 Sekunden) wie sein Vereinskamerad Michael Pflügler über die 400 Meter (47,71 Sekunden). Die 4 x 400 Meter-Staffel wurde eine Beute der LG Region Landshut, deren Schlussläufer Thomas Schiller die nötigen Hundertstel im Kampf um die Farbe des Edelmetalls herausholte (3:18,10 Minuten). Über 4 x 100 Meter bei den Frauen blieb das Quartett der LG Stadtwerke München konkurrenzlos (46,33 Sekunden).
Bayerischer "Sweep" über 800 Meter
Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) hatte sich an der Donau ein Mammutprogramm mit Starts über 400 und 800 Meter innerhalb eines Tages aufgebürdet. Über die Stadionrunde langte es zu Silber in 55,32 Sekunden vor Regina Straub (LAC Quelle Fürth; 55,59 Sekunden), während über die doppelte Distanz sogar ein lupenreiner weißblauer Sweep heraussprang. Angeführt von Pilawa (2:04.77 Minuten) liefen auf Platz zwei mit Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg) und Stefanie Müller (TSV Bobingen) auf Rang drei bereits die nächsten bayerischen Läuferinnen ein.
Überhaupt entwickeln sich die Läufer aus dem Freistaat nicht nur in Süddeutschland zu einer absoluten Hausmacht. Besonders am ersten Tag von Regensburg lief es wie aus einem Guss, denn gleich sieben von acht zu vergebenen Goldmedaillen blieben in Bayern. Julia Hiller (LAC Quelle Fürth, 4:25.97 Minuten) und Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg, 3:46.69 Minuten) sorgten für zwei souveräne Meisterschaften über 1500 Meter und zeigten, dass ihre Form eine Woche vor den Deutschen Meisterschaften in Ulm stimmt. Über 5000 Meter gingen die Titel an Regina Högl (LG Region Landshut) und Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München).
In der U 18 lief Marina Rappold (LG Sempt) in einem sehenswerten Solo über 1500 Meter in 4:39.66 Sekunden zum Sieg und Platz acht in der aktuellen Deutschen Bestenliste, während sich Salome Sager (TSV Königsbrunn, 10:15.15 Minuten) und Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik, 10:18.74 Minuten ) über 3000 Meter einträchtig in der Führung abwechselten und so im Ziel ihren bayerischen Doppelerfolg gemeinsam feiern konnten. Auf der gleichen Strecke ließ der U 18-WM-Starter Patrick Karl nichts anbrennen und benötigte nur paar schnelle Schritte, um in 9:05.47 Minuten seinen nächsten Titel einzufahren. Über 2000 Meter Hindernis der U 18 lagen mit Kilian Stich und Alexander Endres gleich zwei Nachwuchskräfte aus Bad Aibling deutlich in Front.
Silbermedaillen gab es bei den Frauen außerdem für Diskuswerferin Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth), die 56,32 Meter weit warf, Dreispringerin Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) für einen Satz auf 12,32 Meter, Hochspringerin Nadine Niemann (LAZ Obernburg-Miltenberg), die 1,73 Meter überwand, sowie Kugelstoßerin Sabrina Zeug (LG Oberland), die auf 11,99 Meter kam. Mit Bronze dekoriert wurden Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt) über 400 Meter Hürden (61,64 Sekunden), Amelie Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth), die zum ersten Mal unter der Zwölf-Sekunden-Marke landete, und das gleich zwei Mal (11,97 Sekunden, im Vorlauf sogar 11,95 Sekunden), Stefan Cimander (LG Stadtwerke München) im Hochsprung (1,90 Meter) sowie Routinier Andreas Beraz (LAC Quelle Fürth) im Dreisprung mit 13,59 Meter.
Lukas Koller schafft WM-Norm - nachträglich
Einige erfreuliche Ausrufezeichen setzte der bayerische U 18-Nachwuchs in Regensburg. So übertraf Diskuswerfer Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) als neuer Süddeutscher Meister mit 56,26 Meter sogar die Norm für die U 18-WM in Donetsk – wenn auch eine Woche zu spät. Es mag dem 17-Jährigen sicherlich ein Trost sein, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit auch dann nicht für die WM nominiert worden wäre, wenn er diese Leistung früher gebracht hätte. Denn Koller belegt im „Diskusland“ Deutschland mit dieser Leistung „nur“ Rang fünf in der aktuellen Rangliste. Hinter ihm steigerte sich auch sein ewiger Kontrahent Valentin Döbler (LG Stadtwerke München) auf hervorragende 55,72 Meter, was die Vizemeisterschaft bedeutete. Zuvor hatte Döbler im Kugelstoßen mit 17,19 Meter noch Bronze einsammeln können. Ebenfalls zwei Medaillen gab es im Hammerwurf der männlichen U 18. Dominik Maaß (LAV Neustadt) gewann Gold mit 57,01 Meter, auf Platz Alexander Attila Gleixner (LG Landkreis Aschaffenburg) mit 49,93 Meter.
Zwei Nachwuchsspringer aus Oberbayern sorgten im Uni-Stadion für Furore. Weitspringer Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München) beschenkte sich selbst mit dem lange erwarteten Sieben-Meter-Satz (7,08 Meter) sowie der Süddeutschen Meisterschaft, während Dreispringer Jacob Conrad (FC Aschheim) mit 13,68 Meter die Nase vorne hatte und ganz oben auf dem Podest landete. Ebenfalls aus dem Münchner Raum kommt mit Anna-Lena Obermaier (LG Sempt) ein weiteres bayerisches Hochsprungtalent, das sich am ersten Tag selbst vom Dauerregen nicht aufhalten ließ und mit sehr guten 1,72 Meter zu Gold sprang.
Silbermedaillen gingen außerdem an Stabhochspringer Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing; 4,40 Meter), 400-Meter-Sprinterin Celina Kränzle (SC Vöhringen; 56,45 Sekunden), Siebkämpferin Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) im 100 Meter-Hürdenlauf (14,04 Sekunden) und Luisa Miorin (DJK Memmingen) über 400 Meter Hürden in 63,95 Sekunden. Über bronzenes Edelmetall freuen durften sich Paul Bobinger (TSV 1860 München) über 400 Meter in 57,40 Sekunden, Hochspringer Sven Glück (TV Schierling) durch einen Satz über 1,92 Meter, Kugelstoßerin Laura Renner (TV Altötting; 14,99 Meter), Speerwerferin Veronika Klimek (VfL Waldkraiburg; 48,61 Meter) sowie die 4 x 100 Meter-Staffeln der LG Landkreis Aschaffenburg bei den Jungen (44,35 Sekunden) und der LG Würm Athletik bei den Mädchen (49,38 Sekunden).