Uni Bayreuth testet junge Werfer am BLV-Stützpunkt Stadtsteinach
Hintergrund der sportwissenschaftlichen Untersuchung sind Forschungsprojekte von Professor Dr. Hohmann, der sich seit langem mit Talentkriterien beschäftigt. Hohmann ist zum Beispiel auch Initiator des "Fuldaer Bewegungs- und Talentchecks", bei dem jährlich zirka 2000 Schüler des zweiten Grundschuljahrs im Landkreis Fulda auf ihre sportlichen und motorischen Grundfähigkeiten getestet werden. Am Ende gibt es einen Siegerabend und Kinder sowie Eltern bekommen eine detaillierte Auswertung und Empfehlungen, für welche Sportart besondere Eignung besteht.
Die Vereine und Trainer der Region werden mit integriert bekommen Kontaktadressen und so landet manches Kind da, wo sein sportliches Potential besonders vorhanden ist. Inzwischen hat man das Fuldaer Modell in China in der Region um Shanghai kopiert. Mancher Leichtathletikverein, mancher Trainer würde sich regional solche Aktionen wünschen. "Es darf doch nicht jeder Drittkläßler beim Fußball landen", meint man am Lehrstuhl von Professor Hohmann in Bayreuth.
Für die Werfer in Stadtsteinach ging es bei dem Projekt aber nicht nur um allgemeine sportliche und motorische Tests. Die Aufgabe, die Professor Hohmann seinen Studenten gegeben hatte, hieß: "Erstellen einer Testbatterie für die Talentsichtung junger Werfer". Einige der 15 Testübungen kam den Teilnehmern somit bekannt vor, da ähnliches ins alltägliche Training immer wieder einfließt. Schon während der Übungen kamen unter den angehenden Sportwissenschaftlern konstruktive Diskussionen und Bemerkungen auf wie zum Beispiel "Hast du das Mädchen balancieren gesehen?" oder "Schau mal, wie der Junge springt!".
Dass auch die jungen Talente der Wurfgruppe Kulmbach-Stadtsteinach Individuen sind, manches besonders gut können und manches weniger gut, wurde von den Studenten der Uni Bayreuth interessiert registriert. So sind die Werte des 13-jährigen Merlin Hummel, der im Hammerwurf derzeit eine enorme Entwicklung mit leichten, altersgerechten Geräten macht, in Schnelligkeitskeitstests nahezu genial, aber im Bereich der koordinativen Kopplungsfähigkeit (zwei oder mehr unterschiedliche koordinative Dinge werden parallel durchgeführt) weniger gut. Dagegen bestach die 12-jährige Michelle Konopacki, die im Leichtgewicht des Rasenkraftsports schon einen deutschen Rekord aufgestellt hat, in allen Bereichen mit guten Testergebnissen.
Welche Testübung nun tatsächlich einen Aussagewert für die Entwicklungsprognose junger Nachwuchstalente hat, steht auf einem Blatt, das die Bayreuther Sportwissenschaftler durch weitere Untersuchungen mit Hilfe von Praktikern wie BLV-Stützpunkttrainer Martin Ständner erforschen wollen. "Wir werden weitere Tests und Untersuchungen durchführen und kooperieren. Die hervorragenden Möglichkeiten im nahen Bayreuth einschließlich Sportmedizin gilt es auch weitab von OSP und Bundestützpunkten zu nutzen", freut sich Martin Ständner.
Kopfschüttel über Petition gegen Bundesjugendspiele
Während die Talente in Stadtsteinach in der brütenden Hitze ihre Übungen absolvierten, kam natürlich auch die Petition gegen die Bundesjugendspiele zur Sprache, die von den Studenten von Professor Hohmann nur mit Kopfschütteln quittiert wurde. "Natürlich verändert sich auch der Sport", meinte ein Student, "aber man muss bei all der Diskussion erstmal klarstellen, dass ein Jugendlicher nur Spaß an einer Sportart haben kann, wenn er persönliche Fortschritte erfährt. Das geht aber doch nur, indem man sich mit einzelnen Disziplinen, egal ob es sich um Wettkampf-, Hobby- oder Schulsport dreht, beschäftigt und eben trainiert. Aber genau das will man mit der Petition verbequemlichen und letztendlich abschaffen".