DLV-Bestenliste A-Jugend 2011: Tristan Schwandke und Martin Grau auf den „Sonnenplätzen“
Nachdem sein früherer Dauerkonkurrent Johannes Limmer (ATS Kulmbach) die Hammerwurfschuhe nach den Bayerischen Winterwurfmeisterschaften an den Nagel gehängt hat, musste Schwandke im zurückliegenden Jahr eigentlich so gut wie keinen ernsthaften Konkurrenten sowohl auf bayerischer wie auch auf bundesdeutscher Ebene fürchten. Mit fast eineinhalb Metern Vorsprung führt der Allgäuer deshalb in seinem letzten A-Jugendjahr die DLV-Bestenliste vor Nils Lindner (ASV Erfurt) an. Mit Platz sieben bei der U 20-EM in Tallinn (Estland) gelang ihm das beste Ergebnis eines deutschen Nachwuchswerfers, dazu gab es noch jeweils den Deutschen Meistertitel im Sommer sowie im Winter. „Er ist einer der engagiertesten jungen Athleten“, lobt Hammerwurf-Bundestrainer Michael Deyhle den Schützling von Josef Zillibiller, und das Online-Portal leichtathletik.de stufte ihn sogar als „Hoffnungsträger“ hinter arrivierten Athleten wie Markus Esser ein. Im kommenden Jahr muss sich der 19-Jährige mit dem 7,26 Kilogramm schweren Männer-Hammer beweisen.
Sieben bayerische Hammerwerfer unter den ersten 13
In Schwandkes Schlepptau finden sich sage und schreibe sechs Werfer aus Bayern unter den besten 13 in der Republik, was einmal mehr für die weißblaue Dominanz in dieser technisch anspruchsvollsten Wurfdisziplin spricht. Über einen ausgezeichneten dritten Rang darf sich Jonathan Herbst (ATS Kulmbach) mit 68,56 Meter freuen, Johannes Limmer belegt mit nur einem Wettkampf im kalten Januar (65,57 Meter) noch Rang sechs, Nachwuchshoffnung Simon Lang (LAV Naila) wurde mit 65,41 Meter Siebter, während Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) mit 63,05 Meter auf Platz acht rangiert. Auf den Rängen zwölf und 13 finden sich noch Sebastian Schramm (ATS Kulmbach; 61,20 Meter) und Patrick Frey (DJK Aschaffenburg; 60,52 Meter).
Der „Check“ von leichtathletik.de hat sich in den zurückliegenden Jahren stets als guter Gratmesser für die zukünftige Entwicklung einer Disziplin sowie ihrer Athleten erwiesen. Über 3000 Meter Hindernis hoben die Experten diesmal den A-Jugendlichen Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) sogar unter die Top Drei bei den Männern hinter Steffen Uliczka und Benedikt Karus. Der Grund liegt auf der Hand: Die eine Hälfte der schnellen Grau-Zwillinge steigerte ihre Bestzeit zum perfekten Zeitpunkt: Bei der U 20-EM in Tallinn lief er mit sieben Sekunden schneller als jemals zuvor (8:48,76 Minuten). In einem dramatischen Finale holte er trotz eines Sturzes in der letzten Runde die Bronzemedaille. Auch in der deutschen A-Jugendbestenliste führt Martin Grau über die kürzeren 2000 Meter Hindernis in 5:40,51 Minuten klar das Feld an. Auf Rang sechs schieben konnte sich Valentin Unterholzner (LG Region Landshut) in 5:54,02 Minuten, während Moritz Steininger (1. FC Passau) in 6:02,09 Minuten Zehnter wurde und im Zehn-Kilometer-Straßenlauf sogar den fünften Platz belegt (31:41 Minuten).
Top Ten-Platzierungen gab es für Martin Grau auch über 800 (Zehnter mit 1:52,20 Minuten), 1500 Meter (Sechster in 3,50,68 Minuten) und 300 Meter (ebenfalls Sechster in 8:28,34 Minuten). Sein Zwillingsbruder Bastian findet sich über 3000 Meter als Neunter im vorderen Drittel der Rangliste (8:31,47 Minuten). Eine weitere Bank in der Höchstädter Laufbastion stellt Marco Kürzdörfer dar, der um 800 Meter als Achter firmiert (1:51,47 Minuten). Er, Bastian Grau sowie Tobias Budde schafften mit ihrem DM-Lauf von Kassel über 3 x 1000 Meter obendrein die dritte bayerische Spitzenposition dieses Jahres (7:29,57 Minuten).
Im Auge behalten sollte man auch die Entwicklung von Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg), der sich drei Mal unter die schnellsten A-Jugendlichen Deutschlands lief: über 5000 Meter (Neunter in 14:51,09 Minuten), über 3000 Meter (Elfter in 8:33,03 Minuten) sowie über zehn Kilometer auf der Straße (14. in 32:19 Minuten).
Johannes Hock verabschiedet sich mit bayerischem Rekord
Eine absolute Bank in der deutschen A-Jugendrangliste stellte 2011 der vielseitige und hoch talentierte Johannes Hock (TV Marktheidenfeld). Nicht nur dass er mit 7864 Punkten im Zehnkampf einen neuen bayerischen Rekord aufstellte, der ihn hinter seinem Dauerrivalen Kai Kazmirek (LG Rheim/Wied) auf den zweiten Platz der DLV-Rangliste brachte. Bei der U 20-EM in Tallin holte er sich auch noch Bronze und rangiert auf kontinentaler Ebene ebenfalls auf Rang drei. Neben dem Zehnkampf taucht der Name Hock noch insgesamt acht Mal in der aktuellen deutschen Bestenliste auf. Mit 14,45 Sekunden belegt er Rang 13 über 110 Meter Hürden, 16,31 Meter reichen zu Platz 16 im Kugelstoßen, mit 4,70 Meter wurde er 19. im Stabhochsprung, 48,45 Meter im Diskuswerfen und 60,52 Meter im Speerwerfen reichten zu Rang 20, 7,03 Meter im Weitsprung zu Rang 21, 10,94 Sekunden über 100 Meter zu Platz 36 und 49,96 Sekunden über 400 Meter immerhin noch zum 48. Rang. Leider kehrt Johannes Hock aus studientechnischen, aber auch sportlichen Gründen Bayern den Rücken. Ab 2012 trägt das unterfränkische Mehrkampftalent das Trikot von Bayer 04 Leverkusen, wo er von Erfolgscoach Axel Berndt betreut wird.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall auch der vierte Rang von Kilian Hartmann (TuS Bad Aibling), der im Zehnkampf als Vierter mit 7214 Zählern ebenfalls in die unmittelbare deutsche Spitze vorgestoßen ist. Auch Hartmann wird im kommenden Jahr für einen neuen Verein an den Start gehen: bei der LG Telis Finanz Regensburg bleibt er jedoch im Freistaat. Die Zehnkampfmannschaft der TS Herzogenaurach rangiert mit 15 972 Punkten auf Platz neun der Bestenliste.
Seyfried, Schiller, Trefz und Barth lassen aufhorchen
Mit einem „Hammer-Versuch“ von 72,72 Meter gelang Speerwerfer Kim Dominik Seyfried (LG Augsburg) bei den Bayerischen Meisterschaften in Passau ebenfalls ein neuer bayerischer Rekord bei der Männlichen Jugend A. Ganz klar, dass der 19-Jährige damit auch auf Bundesebene ganz vorne zu finden ist (Zweiter). Mit einigen markanten weißblauen Farbtupfern präsentieren sich die DLV-Bestenlisten auch bei den schnellen Jungs. Thomas Schiller (LG Region Landshut) schaffte es mit seinen 21,57 Sekunden sogar auf Rang drei über 200 Meter (100 Meter: 19. mit 10,85 Sekunden), Sebastian Barth (LG Würm Athletik) revanchierte sich nach der Enttäuschung über die Nichtnominierung für Tallinn mit einem erstklassigen dritten Platz über 110 Meter Hürden (13,85 Sekunden), während sein Vereinskamerad Johannes Trefz als Shootingstar über 400 Meter ebenfalls Dritter (47,37 Sekunden), Sechster über 200 Meter (21,74 Sekunden) und Siebter über 400 Meter Hürden (53,53 Sekunden) wurde. In letzterer Disziplin schob sich überdies Michael Hofmeister (TSV Plattling) mit 53,69 Sekunden unter die Top Ten. Die 4 x 100 Meter-Staffel der LG Region Landshut schob sich mit ihren 42,33 Sekunden auf Position sieben, ebenso wie das 4 x 400 Meter-Quartett der LAC Quelle Fürth (3:22,59 Minuten), noch vor den Landshutern als Zehnten (3:24,01 Minuten).
Erfreulich auch der sechste Rang von Hochspringer Daniel Hofmann (TV Zeil) mit 2,05 Meter und Platz sieben für Kugelstoßer Martin Schynoll (LG Landkreis Roth) mit 17,95 Meter. Gleich zwei Mal findet sich Geher Stefan Gerstl (SpVgg Niederaichbach) im vorderen Bereich der diesjährigen Bestenliste. Übe 10 000 Meter auf der Bahn reichte es zu Position sechs (55:59,00 Minuten), über 10 Kilometer auf der Straße Rang acht (54:21 Minuten).
Jannika John rückt in den Fokus
Kein absoluter „Platz an der Sonne“ steht in diesem Jahr für die weiblichen A-Jugendlichen aus Bayern zu Buche. Dennoch gelang es einen Läuferin Jannika John (LAC Quelle Fürth), sich mit mehreren Top-Platzierungen eindruckvoll als eine der Hoffnungsträgerin in Szene zu setzen. Über 10 Kilometer auf der Straße steht die 19-Jährige auf Position drei (36:04 Minuten), über 300 Meter ist sie Vierte (9:43,78 Minuten), über 2000 Meter Hindernis (6:46,97 Minuten) hinter ihrer Trainingspartnerin Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt; Vierte in 6:46,56 Minuten) Fünfte und über 1500 Meter Zwölfte (4:30,92 Minuten). John und Griesche vertraten die deutschen Farben auch bei der U 20-EM in Tallin über 3000 Meter Hindernis.
Über 5000 Meter hält Simone Perfler (LG Telis Finanz Regensburg) mit ihrem fünf Platz (17:16,25 Minuten) Kontakt zu Spitzengruppe, während sie über 3000 Meter als Zwölfte gelistet ist (9:55,26Minuten). „Lauffloh“ Regina Högl (LG Region Landshut) lief 2011 drei Mal ins vordere Drittel der DLV-Bestenliste, und zwar als über 5000 Meter als Achte (17:37,70 Minuten), als 14. über die 10 Kilometer auf der Straße (37:45 Minuten) sowie als 16. über 3000 Meter in 9:59,01 Minuten. Der Straßenlauf bescherte überdies Elisabeth Weinfurter (TV Zwiesel) mit 37:06 Minuten als Siebter eine Top-Ten-Platzierung.
Ebenfalls einen Sprung nach vorne gelang Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen), obwohl es für sie als Stabhochspringerin eigentlich eher nach oben geht. Die Deutschen B-Jugend-Meisterin von 2010 verbesserte sich in diesem Jahr auf 4,10 Meter (Rang vier) und durfte zur Belohnung ebenfalls mit zur EM nach Tallinn fahren. Bemerkenswerten auch der neunte Platz von Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg), die 3,80 Meter überquerte.
Schnelle Zwillinge und noch einmal Alexandra Burghardt
Bei den schnellen Mädels im Freistaat gibt es zwei bekannte Namen sowie einen Shootingstar, von dem in naher Zukunft noch einige zu erwarten sein wird. Martina Riedl (SC Vöhringen) gelang über 200 Meter nach zwei Jahren wieder eine Zeit unter 24 Sekunden (23,96 Sekunden), was ihr die Position vier auf deutscher Ebene einbrachte. Über 100 Meter wurde sie Zehnte (11,93 Sekunden) vor ihrer Zwillingsschwester Julia (16. in 12,03 Sekunden). Die Riedl-Twins starten fortan für die LG Stadtwerke München und wollen unter der Regie von „Zwillings-Spezialist“ Heinz Löser und Sprinttrainer Tom Burger im kommenden Jahr zum Sprung in die deutschen Sprint-Spitze ansetzen. Die unmittelbare Konkurrenz kommt dabei vor allem aus Bayern: Mit Alexandra Burghardt (LAZ Inn) gewann eine B-Jugendliche bereits in diesem Jahr den A-Jugend-Titel über 100 Meter. Mit 11,83 Sekunden rangiert das Riesentalent auf Platz fünf.
Interessante Perspektiven ergeben sich bei der Weiblichen Jugend A über 400 Meter Hürden. Mit Kristina Reßler (TSV Peiting) taucht die beste bayerische Langhürdlerin auf Rang fünf auf (60,33 Sekunden), die B-Jugendliche Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen) folgt mit 60,86 Sekunden auf dem achten Platz und Stefanie Müller taucht mit 61,25 Sekunden als Elfte ebenfalls im erweiterten Kreis auf. Über 800 Meter wurde sie Zwölfte in 2:09,32 Minuten.
Jeweils Neunte wurden Tamara Stüllein (TS Lichtenfels) übe 100 Meter Hürden in 14,25 Sekunden, Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) über 800 Meter in 2:08,56 Minuten (vor Thea Heim, LG Stadtwerke München, als Elfter in 2:09,22 Minuten) und Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) im Dreisprung mit 12,29 Metern (vor Julia Auer, LAZ Inn, als 13. mit 12,07 Metern). Aller Ehren wert sind die jeweils zehnten A-Jugend-Ränge von Schülerin Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth; 1,79 Meter) sowie der B-Jugendlichen Anna Rinderle (DJK Memmingen; 51,70 Meter) im Hammerwurf. Die 4 x 400 Meter-Staffel der LG Karlstadt-Gambach-Lohr belegte in 3:55,91 Minuten Platz sechs.