Bayerische Hallen-MS U 20/U 16: Valentin Döbler setzt mit der Kugel ein Ausrufezeichen
Der Kugelstoß gehört – mit Ausnahme vielleicht von Altmeister Robert Dippl – seit Jahren nicht unbedingt zu den bayerischen Sahnedisziplinen. Um so erfreulich scheint die Entwicklung der Döbler-Geschwister aus München zu verlaufen, die sich beide anschicken, in die vom Osten dominierte bundesdeutsche Szene eine kräftige weißblaue Duftnote beizumischen. Valentin setzte sich mit seiner überragenden Steigerung gleich auf Rang vier der DLV-Hallenrangliste hinter Patrick Müller (SC Neubrandenburg), Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge) und Tom Carlowitz (LAC Erdgas Chemnitz) in Lauerstellung. Jeder seiner fünf gültigen Stöße des 17-jährigen Münchners landete jenseits der 17-Meter-Marke. Erfreulich, dass mit Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) noch ein weiterer bayerischer Kugelstoßer mit 16,43 Meter an die Tür zur deutschen Spitze klopft. Seine Schwester Amelie Döbler (ebenfalls LG Stadtwerke München) beherrscht ebenso souverän die W 15-Klasse, wo sie mit 13,60 Meter und fast einem Meter Vorsprung gewann. Eine Weite, die übrigens auch in der U 18 in der Vorwoche locker zum Sieg gereicht hätte.
Mit einer souveränen Vorstellung im 60-Meter-Finale der männlichen U 20 ließ die 18-jährige Sprinthoffnung Lucien Aubry (LG Erlangen) seinen Blackout vom Vorwochenende, als ihm die Nervosität mit einem Fehlstart einen Streich spielte, völlig vergessen. Bei seinem ungefährdeten Sieg in 6,89 Sekunden, 25 Hundertstel vor dem Zweitplatzierten Daniel Troßmann (LG Stadtwerke München), war er genauso schnell wie Christian Rasp (LG Stadtwerke München) als Bayerischer Meister bei den Männern. Auf der 200-Meter-Strecke lieferte sich Aubry mit den 400-Meter-Spezialisten Laurin Walter (LG Stadtwerke München) und Michael Adolf (DJK Ingolstadt) einen spannenden und harten Dreikampf. Schlussendlich gewann Walter in 22,02 Sekunden vor Aubry (22,13 Sekunden) und Adolf (22,33 Sekunden).
Einen kurzen Auftritt absolvierte Dimitri Antonov junior (LAC Quelle Fürth). In heimischer Halle benötigte der 17-jährige Dreispringer nur drei Versuche, um die Norm für die Deutschen Meisterschaften der Männer springen. Der Bronzemedaillengewinner der U 18-WM noch Donetsk(Ukraine) kam im dritten Durchgang auf 15,11 Meter.
Katharina Winkler dominiert die Titelkämpfe
Grund zum Strahlen gab es im Quelle-Lager auch über Katharina Winkler, eine weitere der jungen Erfolgsgarantinnen des Traditionsvereines. Die 17-Jährige gewann in der weiblichen U 20 gleich drei Titel. Richtig stark war dabei ihre Steigerung über 60 Meter Hürden. Auf 8,64 Sekunden steigerte sich die Mehrkämpferin und ließ anklingen, dass der deutschen Hallentitel in Sindelfingen nur über sie geht. Im Weitsprung genügte „Katha“ nach der phänomenalen Steigerung vom Wochenende diesmal eine Weite von 5,77 Meter um sich den Titel vor Johanna Windmaier (TSV 1880 Wasserburg; 5,70 Meter) und ihrer Teamkollegin Tina Pröger (5,58 Meter) zu sichern. Mit der 4 x 200-Meter-Staffel des LAC Quelle Fürth sicherte sich Winkler dann zum dritten Gold. Zusammen mit Jamie Breuer, Annika Kircher und Jessica Bernardo konnte sich das LAC Quartett in 1:44,90 Minuten hauchdünn vor dem 1.FC Passau (1:45,03 Minuten) durchsetzen.
In Abwesenheit des ursprünglich gemeldeten U 20-Hochsprung-Europameisters Tobias Potye (FC Aschheim) holte sich Sven Glück (TV Schierling) in guten 1,97 Meter den Titel. Abermals die Sieben-Meter-Marke übertreffen konnte der Münchner Daniel Troßmann bei seinem ungefährdeten Weitsprungtitel (7,04 Meter). Zusammen mit seinen Staffelkollegen Laurin Walter, David Faltenbacher und Felix Wolter erlief er sich in exzellenten 1:29,49 Minuten seine dritte Medaille, davon das zweite Gold, während der Stabhochsprung-Titel an André Zahl (TS Herzogenaurach) mit 4,30 Meter ging.
Trotz des Aderlasses durch Tobias Giehl und Johannes Trefz scheinen der LG Würm Athletik die guten Viertelmeiler nicht auszugehen. In Fürth lief Paul Straub in 50,95 Sekunden zum Titel. Den 60-Meter-Hürden-Meister bei den männlichen U 20 hatte zuvor eigentlich niemand auf der Rechnung: Felix Pegelhoff (MTV 1881 Ingolstadt) lief trotz eines Stolperers als Erster in 8,65 Sekunden ins Ziel, während die 1500 Meter ein Fall für Sebastian Viehbeck (LG Telis Finanz Regensburg) in 4:06,53 Minuten wurden.
Die jungen Wilden (Mädchen) aus München
Einen Doppelsieg im Sprintfinale der weiblichen U 20 zu feiern gab es für die LG Stadtwerke München, wobei mit Elena Pagliarini die Jüngste (Jahrgang 1998) auch gleichzeitig die Schnellste und Einzige unter acht Sekunden war (7,91 Sekunden). Auf dem Silberrang landete Isabel Wolf (8,04 Sekunden), einen Wimpernschlag vor Jamie Breuer (LAC Quelle Fürth; 8,05 Sekunden). Ebenfalls zur Garde der jungen Münchner Wilden gehört die erst 15-jährige Louisa Rieger, normalerweise auf der 400-Meter-Strecke zuhause. Ihr Sieg in der U 20 gegen die zeitgleiche und drei Jahre ältere Stefanie Maier (LG Region Landshut) in 25,92 Sekunden stand jedoch erst nach akribischer Auswertung des Zielfotos fest.
Abermals ein gutes Sprunggefühl und Begabung für den Bewegungsablauf offenbarte Siebenkämpferin Anna-Lena Obermaier (LG Sempt). Ihr gelang, bei ihrem Titelgewinn im Hochsprung sogar ihre Freiluftbestleistung aus dem Vorjahr um einen Zentimeter auf 1,74 Meter zu schrauben. Ihr erstes Bayern-Gold im neuen Trikot der LG Stadtwerke München konnte Lisa Marie Petkov über 400 Meter (58,20 Sekunden) verbuchen. Über 1500 Meter setzte sich Ann-Kathrin Wiertz (LAC Quelle Fürth) ungefährdet in 4:48,59 Minuten durch, während Salome Schlemmer (TSV Gräfelfing) den Stabhochsprung mit 3,40 Meter bei gleicher Höhe vor Veronika Plank für sich entscheiden konnte. Das „Comeback“ von Kristina Fister (1. FC Passau) als Dreispringerin brachte in Fürth auf Anhieb maximalen Ertrag: Mit 11,56 Meter sicherte sie sich im allerletzten Versuch den Titel, während gegen Laura Renner (TV Altötting) auch mit der Vier-Kilo-Kugel (12,89 Meter) kein Kraut gewachsen war.
Bei den U 16-Schülerklassen, in denen zum ersten Mal auch der jüngere W/M 14-Jahrgang startberechtigt war (allerdings nur mit den Älteren zusammen), halten sich die erwähnenswerten Leistung zu diesem doch recht frühen Zeitpunkt des neuen Jahres erwartungsgemäß in Grenzen. An erster Stelle muss neben Amelie Döblers Kugelstoß (siehe oben) die Hammer-Sprintzeit von Corinna Schwab (TV 1861 Amberg) genannt werden, die mit 7,91 Sekunden genauso flott unterwegs war, wie U 20-Siegerin Elena Pagliarini. Kurze Zeit später setzte sie mit 9,02 Sekunden auch noch die Tagesbestmarke über 60 Meter Hürden. Anna Hollerung (LAC Quelle Fürth) wurde mit ihrem ersten 3,00-Meter-Sprung mit dem Stab auf Anhieb Bayerische Meisterin und Juliane Friedrich (LG Kreis Ansbach) holte sich den Hochsprungtitel mit überquerten 1,62 Meter.
Bei den Jungs schnappte sich Christoph Müller (TV Strössendorf) in einem inoffiziellen Vierkampf gleich vier Mal Edelmetall. Im Weitsprung gewann er mit 6,12 Meter ebenso wie über 60 Meter, wo der 14-Jährige mit 7,61 Sekunden knapp die Nase vorne hatte. Im Hürdensprint langte es für ihn immerhin noch zu Platz zwei (9,09 Sekunden) hinter Meister Yannik Bastian (LAZ Kreis Würzburg; 8,91 Sekunden), ebenso wie im Hochsprung mit 1,59 Meter (Gewinner: Simon Balling, LAZ Kreis Würzburg; 1,65 Meter). Erschreckend und bedenklich: Dies waren auch die einzigen beiden männlichen Teilnehmer in dieser Disziplin. Hervorzuheben wäre schließlich noch der Kugelstoß von Thomas Huber (LAG Mittlere Isar). Er steigerte sich auf gute 14,31 Meter.