Maximilian Entholzner plant nach erfüllter EM-Norm den Angriff auf die Acht-Meter-Marke
Oberteuringen, nördlich des Bodensees gelegen, stand nicht im Wettkampfkalender von Maximilian Entholzner. Dort lief es die vergangenen beiden Jahre nicht gut für ihn, 2017 musste er sich mit 7,72 Meter begnügen. Die Weitsprunganlage befindet sich hinter einem Fußballtor. Der Anlauf steigt leicht bis zur Mitte an und fällt bis einen Meter vor dem Absprungbrett leicht ab, um nochmals leicht anzusteigen. Der Schnellste unter den deutschen Weitspringern, der durch das Gefälle noch schneller wird, hat durch den „Sprungschanzeneffekt“ technische Probleme, seine enorme Geschwindigkeit am Brett in Weite zu verwandeln. „Meine Anlauf- und Absprungtechnik gerät hier völlig durcheinander“, kommentierte er seine Abneigung gegenüber Oberteuringen.
Doch nach Weinheim stand der Passauer unter Zugzwang. Vier deutsche Athleten erfüllten dort mit Julian Howard und Stephan Hartmann (LG Nord Berlin, jeweils 8,20 Meter), Zehnkämpfer Ituah Enahoro (TSV Bayer Dormagen, 8,01 Meter) und Fabian Heinle (VfB Stuttgart, 7,98 Meter) die EM-Norm. „Ich war gezwungen, gegen die nationale Konkurrenz zu liefern und die EM-Norm zu springen“, beschrieb er im Rückblick die Ausgangssituation vor Oberteuringen. Ansonsten wäre die Gefahr groß gewesen, dass der Zug nach Berlin ohne ihn abfährt.
Maximilian Entholzner zeigte unter diesem hohem Druck Nervenstärke und dass er sich in Top-Form befindet. Die Weitspringer mussten sich bei optimalen 27 Grad nur auf wechselnden leichten Wind einstellen. Bei moderatem Rückenwind von 0,5 m/sec. flog er im zweiten Versuch auf 7,96 Meter. Ihm gelang, was in Weinheim nicht klappte. Er arbeitete auf das Brett hin. Von der Konkurrenz ließ er nur Howard, dem einzigen Acht-Meter-Springer des Wettbewerbs, den Vortritt. Dritter wurde Benjamin Gföhler (LC Zürich) mit 7,95 Metern vor den beiden Finnen Kristian Pulli und Henri Väyrynen mit 7,79 und 7,74 Metern.
Im Vergleich zu Howard konnte Maximilian Entholzner mit 7,85 Metern im letzten Versuch den besseren zweitbesten Versuch vorweisen. Hartmann hatte wegen leichten Problemen im Ansatz des Beugers auf einen Start verzichtet, Heinle landete bereits bei 7,72 Metern. Zehnkämpfer Enahoro war nicht am Start. Bei ihm ist fraglich, ob er überhaupt ernsthaft in dem Kampf um die EM-Tickets im Weitsprung eingreift.
Noch mit allen Chancen für Berlin
Am Ende des Tages stand ein äußerst erleichterter Maximilian Entholzner: „Jetzt ist viel Druck von mir weggefallen, die Norm ist geschafft und ich kann jetzt richtig angreifen.“ Jetzt muss er sich mit einem Sprung über acht Meter gegenüber der nationalen Konkurrenz bestmöglich in Position bringen, um sich eines der drei Tickets für Berlin zu sichern. Dem derzeit besten deutschen Springer Howard dürfte mit zwei Siegen und 8,20 und 8,14 Metern die Nominierung nur noch schwer zu nehmen sein. Auch wenn Hartmann bereits 8,20 Meter gesprungen ist, hat Entholzner gegenüber ihm und Heinle noch alle Chancen. Letztendlich werden die letzten EM-Tickets wohl erst nach den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg Mitte Juni vergeben.
Angriff auf die acht Meter in Bad Langensalza
Der Trend spricht für Maximilian Entholzner. In Regensburg war er mit 7,84 Metern in die Saison gestartet. In Karlsruhe distanzierte er die nationale Konkurrenz deutlich, verfehlte jedoch mit 7,92 Metern knapp die EM-Norm. Auf der für ihn ungünstigen Anlage in Oberteuringen nun 7,96 Meter. Jetzt stehen zwei Wochen hartes Training an, um ein Woche später beim „Weitsprung der Weltklasse“ im thüringischen Bad Langensalza erneut die acht Meter anzugreifen. Dort starten aus Südafrika der Weltmeister von London und Olympiazweite von Rio Luyo Manyonga (Bestleistung 8,65 Meter) und der WM-Dritte Ruswahl Samaai (Bestleistung 8,49 Meter) sowie viele weitere Acht-Meter-Springer. Und natürlich die gesamte deutsche Weitsprungelite - mit Maximilian Entholzner.