Sparkassen-Gala Regensburg: Rebekka Haase, Alina Reh und Fabian Olbert setzen Glanzlichter
Die Laufrichtung wurde extra gedreht, sodass die Sprinter bei der Sparkassen-Gala am Sonntag im Regensburger Stadion am Weinweg Rückenwind hatten. Die guten Bedingungen bei etwas Sonnenschein nutzte Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) im 100 Meter-Vorlauf (+1,5 m/sec) zunächst für ihre beste Zeit seit drei Jahren. Mit 11,21 Sekunden stellte die 27-Jährige die deutsche Jahresbestzeit von Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; VL: 11,27 Sekunden) ein. Aber es sollte noch schneller werden.
Das Duell der beiden Athletinnen pushte im Finale zu noch besseren Zeiten. Rebekka Haase stürmte als Siegerin in 11,11 Sekunden ins Ziel (+1,3 m/sec) – die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere. Nur 2017 in Zeulenroda war die Olympia-Vierte mit der Staffel von Rio mit 11,06 Sekunden schon einmal flotter gewesen. Lisa-Marie Kwayie lief dahinter als Zweite zu einer neuen persönlichen Bestmarke von 11,19 Sekunden. Die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere gelang als Dritter Lokalmatadorin Amelie-Sophie Lederer. Schneller als ihre 11,29 Sekunden in Regensburg war sie nur bei ihrem bayerischen Rekord 2017 bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt gelaufen (11,28 Sekunden). Einen neuen Hausrekord gab es auch für Marina Scherzl (LG Kreis Dachau). Ebenfalls im A-Finale, blieben die Uhren für sie bei 11,69 Sekunden stehen.
Fabian Olbert verletzt sich bei bayerischem U 20-Rekord
Bei den Männern war eines der stärksten Vorlauf-Resultate auf das Konto von Fabian Olbert (LG Stadtwerke München) gegangen. Der U 20-Staffel-Europameister steigerte seine 100-Meter-Bestmarke auf 10,38 Sekunden (+1,4 m/sec) und brach damit den bayerischen U20-Rekord von Christian Blum, der vor 14 Jahren 10,39 Sekunden gelaufen war.
Allerdings hatte Fabian Olbert großes Pech beim Zieleinlauf. In einem engen Finish, bei dem er noch den Deutschen Meister Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar; VL: 10,40 Sekunden) hinter sich ließ, kam der 19-Jährige ins Straucheln und stürzte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und Schürfwunden am rechten Arm verließ er die Bahn. Später kam die bittere Diagnose: Schlüsselbeinbruch, eine kleine Fraktur am rechten Handgelenk und damit das Saisonende.
Olbert war bis zu 60-Meter-Marke fünf Hundertstelsekunden hinter seiner Hallen-Bestzeit von 6,65 Sekunden geblieben. Dementsprechend musste er es gegen derart hochkarätige Gegner im Schlussabschnitt richten. Und er tat es. Der junge Münchner kämpfte und nahm Pohl auf den letzten 40 Metern ins Ziel siegentscheidende drei Hundertstelsekunden ab, Aleksandar Askovic (LG Augsburg) sechs. Wie nicht nur bei derart knappen Rennverläufen üblich drückten die drei Sprinter ihre Oberkörper mit dem Zieleinlauf über die Linie. Infolge dieser hundertfach praktizierten Bewegung verlor Olbert dieses Mal das Gleichgewicht und konnte sich nicht mehr auf den Beiden halten. Es folgte der besagte, folgenschwere Sturz. Askovic schaffte mit 10,40 Sekunden ebenfalls eine respektable Zeit.
Sichtbar lädiert und unter Schmerzen verließ der junge Münchner die Bahn. Statt direkt ins Finale führte sein Weg nun direkt ins Krankenhaus. Ein Bruch des Schlüsselbeins war schnell diagnostiziert. Trainer Michael Ehrenreich harrte bei Wind und Wetter fünf Stunden vor dem Krankenhaus aus, um Informationen zu erhalten und seinen Schützling gut versorgt zu wissen. Eine zunächst für den Sonntagabend angesetzte Operation fand schließlich am Montagmorgen statt. Den 90-minütigen Eingriff hat Olbert gut überstanden.
In der bevorstehenden trainings- und wettkampfreien Zeit hat er nun ausreichend Gelegenheit seine Leistung einzuordnen. Olbert, der sich erst Anfang Juli in München auf die Perspektivkadernorm von 10,42 Sekunden gesteigert hatte, verdrängt mit seiner neuen Bestleistung keinen Geringeren als Christian Blum, den vielfachen deutschen Hallenmeister und Silbermedaillen-Gewinner der Hallen-EM von 2015, bereits zum zweiten Mal aus der bayerischen Jugendrekordliste. Dieser hatte vor nunmehr 14 Jahren eine Zeit von 10,39 Sekunden erreicht. In der Halle unterbot Olbert schon seine 6,73 Sekunden über 60 Meter.
Das 100-Meter-Finale dominierten wie erwartet mit 10,19 Sekunden Europas Jahresschnellster aus der Schweiz Silvan Wicki und der deutsche Rekordler Julian Reus (LAC Erfurt; 10,25 Sekunden). Auf Platz drei kam Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) mit Saisonbestzeit von 10,33 Sekunden.
M 40-Europarekord für Schindzielorz
Ereignisreich war der erste Vorlauf über 110 Meter Hürden: Es siegte Matthias Bühler (TV Haslach) in deutscher Jahresbestzeit von 13,60 Sekunden. Der 33-Jährige hatte seine Karriere eigentlich 2018 beendet, strebt aber jetzt erneut den Start im Nationaltrikot an. Olympische Spiele in Tokio oder die Heim-EM 2022 in München sind seine Ambitionen, erzählt Bundestrainer Alexander John.
Hinter dem zweitplatzierten Ex-Langhürdler Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt; 13,93 Sekunden), der mittlerweile Bob-Sportler ist, rannte Jan Schindzielorz (LG Forchheim) in 14,05 Sekunden über die etwas flacheren Hürden zu einem neuen Europarekord der Klasse M 40.
Aufgrund einer längeren Regenunterbrechung traten die stärksten Hürdensprinter zum Finale nicht mehr an. Bei den Frauen gewann den Endlauf über die 100 Meter Hürden die Österreicherin Beate Schrott in 13,37 Sekunden (VL: 13,21 Sekunden). Im Vorlauf gelangen Isabel Mayer (SWC Regensburg; 13,58 Sekunden) und Paulina Huber (LG Stadtwerke München; 13,69 Sekunden) prima Zeiten.
Jackie Baumann mit Staffel-Ambitionen
Die 200-Meter-Zeitläufe entschieden Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 21,38 sec) und Lisa-Marie Kwayie (23,24 Sekunden) für sich. Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth) wurde Dritter in 21,51 Sekunden. Auf den 400 Metern der Männer behauptete Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,44 sec) einmal mehr seine aktuelle Poleposition gegen die nationale Konkurrenz. Und setzte sich gegen Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth; 46,58 Sekunden), den Deutschen Meister Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 46,59 Sekunden) und Johannes Trefz (TSV Gräfelfing; 47,15 Sekunden) durch.
Bei den Frauen blieben drei Läuferinnen unter 53 Sekunden. Den Sieg holte sich mit Heimvorteil souverän die Deutsche Hallenmeisterin Corinna Schwab, die LG Telis Finanz Regensburg startet und in Chemnitz trainiert. Nach ihren starken 51,97 Sekunden von Berlin wurden diesmal 52,46 Sekunden gestoppt. „Ich möchte immer auf Angriff gehen“, sagt die 21-Jährige, die damit experimentiert, Rennen mal schneller, mal langsamer anzugehen. „Wir probieren viel, um den Körper an spezielle Reize zu gewöhnen.“
Über ihre erste 52er-Zeit freute sich Langhürden-Spezialistin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 52,83 sec). Auf einem guten achten Rang landete die Deutschen U 20-Hallenmeisterin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die ihre Jahresbestzeit im Freien auf 54,01 Sekunden steigern konnte.
Alina Reh läuft europäische Bestzeit im zweiten Anlauf
Das beste Resultat über die 400 Meter Hürden-Strecke brachte mit 50,19 Sekunden Constantin Preis (VfL Sindelfingen) auf die Bahn, während Wahl-Bayer Creve Armando Machava (TS Herzogenaurach) in 50,68 Sekunden den dritten Rang belegte. Den 800-Meter-Sieg bei den Frauen schnappte sich WM-Halbfinalistin Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 2:05,40 Minuten). „Ich wollte heute das Kicken hinten raus üben, das fehlt mir noch, gerade für Meisterschaftsrennen“, sagt die 25-Jährige mit Blick auf die DM-Entscheidung. Davor nimmt sie kommenden Samstag noch an einem schnellen Rennen in Pfungstadt teil.
Während Yannik Wolf (LG Stadtwerke München) nach bärenstarken 10,47 Sekunden im 100-Meter-Vorlauf als Weitsprungsieger auf 7,25 Meter kam, beherrschten Isabel Mayer und ihre Siebenkampfkollegin Anna-Lena Obermaier (SWC Regensburg) mit 5,68 beziehungsweise 5,61 Meter die Konkurrenz der Frauen.
Zum Abschluss ging Alina Reh (SSV Ulm) erneut die 5000 Meter an, am Vortag hatte sie noch ein Wespenstich ausgebremst. Diesmal konnte die 23-Jährige das Rennen in einem gemischten Feld komplett durchlaufen und löste Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) an der Spitze der europäischen Bestenliste ab. Ihre Zeit: 15:27,46 Minuten. "Ich wollte schon etwas schneller rennen, aber es war einfach wichtig, das Ding hier zu Ende zu bringen und mit einem guten Gefühl rauszugehen", sagt die U 23-Vize-Europameisterin über die Strecke. Sie hofft bei den Deutschen Meisterschaften dann auf eine Steigerung.