Hallen-DM Leipzig: Kohlmann duelliert sich mit Hering, Kock überrascht Harrer
Außerdem gab es auch noch einige andere feine Resultate, die leider nicht ganz zu Edelmetall reichen. Die Antonov-Brüder (beide LAC Quelle Fürth) beispielsweise zeigten sich im Dreisprung in bestechender Form. Der erst 17-jährige Dimitri Antonov junior setzte gleich im ersten Versuch mit 15,85 Meter den zweitweitesten Sprung seiner Karriere in die Grube, was ihm vorübergehend die Führung, am Ende am "nur" den undankbaren vierten Rang einbrachte. Seinem 19-jährigen Bruder Ivane gelang im letzten Durchgang mit 15,65 Meter sogar eine neue persönliche Bestleistung. Damit landete er in einem starken Feld mit drei 16-Meter-Springern auf Rang sechs. Und Clemens Bleistein (LG Stadtwerke München), der noch in der Vorwoche in Spanien mit 7:54,11 Minuten die (auch nach Leipzig immer noch gültige) deutsche Jahresbestleistung über 3000 Meter aufgestellt hatte, musste sich in einem "Finale Furioso" dem entfesselt davon stümenden Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt; 7:58,09 Minuten) sowie Carsten Schlangen (LG Nord Berlin; 7:58,62 Minuten) und Marcel Fehr (LG Limes-Rems; 7:59,15 Minuten) beugen.
Nach einem eher durchwachsenen ersten Tag, an dem sich kaum ein weißblauer Sportler für die Finals oder den Endkampf qualifiziert hatte und es zum ersten Mal seit langem zur Halbzeit der Titelkämpfe keine einzige Medaille für bayerische Vereine zu bejubeln gab, lag das Interesse der mitgereisten bayerischen Trainer und Funktionäre am Sonntag eindeutig auf dem 800-Meter-Finale der Frauen. Schließlich erlangte dies durch die eigens aus den USA eingeflogene Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) sowie die Münchner Trainingsgruppe von Daniel Stoll mit Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), Christina Hering, Karoline Pilawa und Christine Gess (alle LG Stadtwerke München) beinahe den Charakter einer inoffiziellen Landesmeisterschaft.
Und vor allem wegen der Bayerinnen wurde es so schnell wie schon lange nicht mehr. Fabienne Kohlmann etwa brauchte für die vier Runde so wenig Zeit wie noch nie unter dem Hallendach. Auf den letzten Metern packte die 24-Jährige ihren berühmten Schlussspurt aus und warf sich in 2:03,27 Minuten vor ihrer Trainingskollegin Christina Hering ins Ziel, die nur drei Hundertstel langsamer war (2:03,30 Minuten). Eine starke Siegerzeit: Seit 2000 waren nur drei Deutsche Hallen-Meisterinnen schneller. „Mit dem Ausgang des Rennens bin ich sehr zufrieden, mit dem Verlauf eher nicht“, sagte Kohlmann, die auch im Sommer den Titel holte.
Der ursprüngliche Plan war: Mit Hering Tempo machen und die Hallen-WM-Norm (2:02,60 Minuten) angreifen. Doch stattdessen setzte sich Anne Kesselring an die Spitze des Feldes und Kohlmann wurde eingekesselt. Erst auf der letzten Runde konnte sie sich freilaufen – und wie. In 2:03,27 Minuten war sie auch schneller als im vergangenen Sommer. „Ich bin wieder auf einem guten Weg“, bilanzierte die frischgebackene Deutschen Meisterin. Anne Kesselring blieb nur der undankbare vierte Platz (2:05,24 Minuten) hinter der Bronzemedaillengewinnerin Aline Krebs (ATSV Saarbrücken; 2:04,62 Minuten). Nach oben zeigen die Formkurven der vorjährigen Deutschen U 20-Meisterin Christine Gess (2:06,47 Minuten) und von Karoline Pilawa (2:06,64 Minuten). Sie belegten die Ränge sechs und sieben.
Maren Kock zündet die Rakete
Die Rakete wurde 220 Meter vor dem Ziel gezündet. Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) zischte an ihrer sichtlich überraschten Vereinskollegin Corinna Harrer und Elina Sujew (Laufteam Hamburg Marathon) vorbei und zauberte eine Schlussrunde von unter 30 Sekunden auf die Bahn. Im Ziel konnte die 23-Jährige ihr Glück nicht fassen. Mit Tränen in den Augen ging Kock auf die schnellste Ehrenrunde des Wochenendes. „Ich wollte genauso laufen. Dass der Spurt aber so stark ist, damit habe ich nicht gerechnet“, jubelte sie nach ihrem zweiten Hallen-DM-Titel nach 2011.
Den letzten Kilometer auf dem Weg zu ihrer Siegerzeit von 9:01,09 Minuten legte Kock in pfeilschnellen 2:50 Minuten zurück. Damit nahm sie der zweitplatzierten Elina Sujew (9:04,96 Minuten) auf der letzten Runde fast vier Sekunden ab. Corinna Harrer folgte in 9:06,99 Minuten. Sie hatte sich zunächst hinter ihre als Tempomacherin fungierenden Teamgefährtin Thea Heim geklemmt und den ersten Kilometer nach 3:01,25 Minuten erreicht. Als Heim – die nur eine halbe Stunde zuvor Rang sechs über 1500 Meter in 4:27,30 Minuten belegte hatte – aber aus dem Rennen ging, wurde das Tempo deutlich langsamer. Trotzdem verpasste Maren Kock die Hallen-WM-Norm nur um drei Sekunden. Ihre Hallen-Bestzeit steigerte sie dafür gleich um rund 19 (!) Sekunden. Eine ausgezeichnete Leistung bot gleich dahinter Jannika John (LAC Quelle Fürth), die sich in 9:25,28 Minuten auf dem vierten Platz einsortierte. Mit Anna-Katharina Plinke (LG Telis Finanz Regensburg; Siebte in 9:50,72 Minuten) und Regina Högl (LG Region Landshut; Neunte in 10:09,03 Minuten) hatten es noch zwei Läuferinnen aus dem Freistaat in den Endlauf geschafft.
Lange lief Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) im 1500-Meter-Endlauf in der Spitzengruppe mit und unterstrich so seine Ambitionen, seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen zu wollen. Doch auf dem letzten 500 Metern griff Homiyu Tesfaye dann aber an – und wie. Da hatten Florian Orth und Christoph Lohse (Wattenscheid 01) keine Chance mehr, die schnell entstandene Lücke von zehn bis 15 Metern zuzulaufen, Tesfaye schon auf der Zielgeraden jubeln konnte. Orth muss sich dennoch nicht grämen. Hinter dem neuen deutschen Wunderläufer schnappte er sich Silber und die Vizemeisterschaften in 3:47,82 Minuten vor Christoph Lohse (3:48, 02 Minuten).
Enttäuschend verliefen die Deutschen Meisterschaften für den Jahresbesten über 400 Meter, David Gollnow (LG Stadtwerke München). Nach einem Fehlstart schied er schon im Vorlauf als einziger bayerischer Starter aus. Das Gleiche war ihm auch schon im Vorlauf der Europameisterschaften 2012 in Helsinki passiert. "Ist das zu fassen? Nö! Vollkommen unnötig! Aber leider nicht mehr zu ändern . . .", kommentierte er sein Malheur auf seiner Facebook-Seite.
Wenigstens für den Zwischenlauf über 60 Meter qualifizierte sich sein Vereinskollege Christian Rasp, der dort mit 6,82 Sekunde eine neue persönliche Jahresbestzeit aufstellte. Im 200-Meter-Vorlauf kam er auf 22,28 Sekunden. Auch Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) kam zumindest in Semifinale und bestätigte mit 7,58 Sekunden ihre derzeit starke Form. Etwas Wehmut lösten die Namen der Sprint-Sieger bei den bayerischen Zuschauern in Leipzig aus, starteten sie doch früher beide für die LAC Quelle Fürth-München 1860. Sowohl Christian Blum (6,61 Sekunden) wie auch Verena Sailer (7,14 Sekunden) unterboten die Hallen-WM-Norm.
Trotz neuer Hausrekorde über 800 Meter (1:51,13 Minuten) und 1500 Meter (3:51,63 Minuten) blieben sowohl Benedikt Huber (TSV Palling) wie auch Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch) in Runde eins hängen. Ins 1500-Meter-Finale schaffte es dagegen Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth). Hinter Thea Heim kam sie dort auf Platz sieben ins Ziel (4:27,54 Minuten). Über 4 x 200-Meter konnten die Männer der LG Stadtwerke München ihren Vorjahrestitel nicht verteidigen. In 1:25,72 Minuten wurde sie Fünfte. Das Quartett des LAC Quelle Fürth kam bei den Frauen auf Rang acht.