Auch im Jubeln Deutscher Meister waren die Siegerstaffeln des LSC Höchstadt/Aisch mit (von links) Brian Weisheit, Florian Bremm und Niklas Buchholz . . . / . . . sowie das U 20-Mädchen-Quartett des LAC Quelle Fürth / Startläufer Brian Weisheit (Dritter von links) brachte die Höchstädter in eine gute Position . . . / . . . die Schlussläufer Florian Bremm (vorne) mit aller Entschlossenheit verteidigte / Zentimeterentscheidung: die 4 x 400-Meter-Staffel des TSV Gräfelfing mit Schlussläufer Arne Lepplsack musste auf noch die Staffeln aus Berlin Dortmund vorbeiziehen lassen / Die Lindner-Zwillinge Jule und Emma sorgten neben Theresa Andersch für Bronze über 3 x 800 Meter / Die erfolgreichen Teams. Alle Fotos: Theo Kiefner

03.05.2023 16:48 // Von: Reinhard Köchl/leichtathletik.de

Staffel-DM Bietigheim: Höchstadt und Fürth überraschen mit Titelgewinnen

Die Staffeln nehmen beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) so etwas wie die Rolle des ungeliebten Stiefkindes ein. In den Vorjahren stets beliebter Programmpunkt bei den Deutschen Aktiven- oder Jugendmeisterschaften, wurde sie seit 2019 in eigene Deutsche Staffelmeisterschaften integriert. Was sich wie eine Aufwertung liest, ist aber in Wirklichkeit durch den frühen Zeitpunkt der Titelkämpfer eher das Gegenteil. Dennoch gaben sich in diesem Jahr in Bietigheim-Bissingen wieder eine ganze Reihe von Staffel die Ehre - trotz kalter Witterung. Für Bayern gab es gleich zwei Titel durch das LSC Höchstadt/Aisch über 3 x 1000 Meter bei den Männern und völlig überraschend über 4 x 400 Meter bei der weiblichen U 20 durch das LAC Quelle Fürth.

Den Auftakt bei der Langstaffel-DM machte die Entscheidung über 4 x 400 Meter der Männer – und die hielt gleich jede Menge Spannung bereit: Lange hatte das Quartett des TSV Gräfelfing wie der sichere Sieger ausgesehen, mit Michael Schäfer, dem einstigen EM-Teilnehmer Johannes Trefz an zweiter Stelle und Benedikt Wiesend die Konkurrenz angeführt. Doch die letzten Meter gehörten Marc Koch: Der Deutsche Hallen-Vizemeister von der LG Nord Berlin zog auf der Zielgeraden am Gräfelfinger Schlussläufer Arne Leppelsack vorbei und sicherte seinem Team mit Joseph Mouaha, Alexander Hanke und Johannes Wuthe in 3:12,60 Minuten den Meistertitel. 

 

Dahinter flog auch der zweimalige Deutsche Meister Manuel Sanders, Schlussläufer der LG Olympia Dortmund, heran und machte mit 3:12,71 Minuten den knappen zweiten Platz klar. Dem TSV Gräfelfing blieb in 3:12,80 Minuten Bronze. Die Vorjahres-Dritten aus Berlin hatten sich den Titelgewinn durchaus zugetraut. „Als ich als Dritter das Staffelholz bekommen habe, wusste ich schon: Da ist was drin“, sagte Marc Koch. „Wir dachten vorher, Deutscher Meister zu werden, wird schwierig“, erläuterten die Teamkollegen. „Aber als Marc den Staffelstab bekommen hat, wussten wir, das kann was werden.“ Platz sechs ging an die LG Stadtwerke München (3:31,21 Minuten).

 

Teamgeist macht den Unterschied zugunsten von Höchstadt

 

„Die kommen nicht näher!“, gab Hindernis-Spezialist Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch), mit der zweiten Mannschaft über 3 x 1000 Meter im Einsatz, seinem Vereinskollegen Florian Bremm mit auf die letzten zwei Runden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die erste Auswahl der Bayern, bestehend aus Brian Weisheit, Nick Jäger und Bremm, gemeinsam mit dem Team des SC DHfK Leipzig deutlich von der Konkurrenz abgesetzt. Doch am Ende wurde es doch noch einmal spannend: Gleich drei andere Staffeln konnten zu den beiden führenden Schlussläufern aufschließen, fünf Athleten gingen gemeinsam auf die finalen Meter. Das letzte Wort gehörte jedoch Florian Bremm: In 7:18,35 Minuten brachte er den Sieg ins Ziel – die beiden Mannschaften des LSC Höchstadt/Aisch jubelten anschließend gemeinsam ausgelassen. 

 

„Wir hatten einen harten Kampf, überhaupt zu entscheiden, wer ins erste Team darf und wer ins zweite“, betonte Nick Jäger anschließend. „Am Ende des Tages war es der Teamgeist, der vielleicht das Quäntchen Unterschied gemacht hat. Wir haben super zusammengearbeitet und uns unterstützt.“ „Von der Gegengerade war es unglaublich spannend zuzugucken“, sagte Startläufer Brian Weisheit. „Flo ist mit so viel Speed angeflogen gekommen!“ „Ich habe alles ausgeblendet“, ergänzte Florian Bremm. „Am Ende ging es nur darum, den Angriff irgendwie abzuwehren – und das ist mir gelungen!“ Die zweite Staffel des LSC Höchstadt/Aisch mit Buchholz, Friedrich Biniok und Theo Schell belegte Rang acht in 7:32,26 Minuten.

 

LAC Quelle Fürth holte überraschend den Titel

 

Über 4 x 400 Meter startete beim LAC Quelle Fürth mit der 16-jährigen Lotta Frindt die jüngste Läuferin in den Wettkampf. Die auf Position zwei laufend Janne Popp brachte die Staffel in Führung, die von Luisa Frehner ausgebaut wurde. Schlussläuferin Amelie-Johanna Fraeger lief trotz Vorsprung voll durch. So waren sie im Ziel eine Klasse für sich und hatten nach neuer Bestzeit von 3:53,88 Minuten einen satten Vorsprung von acht Sekunden auf die Silbermedaillengewinner vom SV Preußen aus Berlin. Nach diesem Coup war die Freude im Ziel dementsprechend gross. Wenig später durfte die gleichaltrige 3 x 800-Meter Staffel im illustren Feld von 14 Mannschaften an den Start. Angeführt von Startläuferin Julia Rath, die sofort die Führung übernahm, sprang ein sechster Platz für die Fürtherinnen in 6:55,90 Minuten heraus. Besser war allerdings noch das Trio der LG Bamberg mit Jule Lindner, Theresa Andersch und Emma Lindner, die sich Bronze in 6:49,31 Minuten sichern konnten.

 

Auf einen mehr als respektablen Vizetitel kam die junge 3 x 1000-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München mit Marius Kroll, Moritz Mühlpoitner und Tobias Tent in der Altersklasse U 20 in 7:37,70 Minuten. Zum SC Neubrandenburg, dessen Läufer sich Gold umhängen lassen durften, fehlten nur etwas mehr als zwei Sekunden. Jeweils fünfte Plätze gab es für die 4 x 400-Meter-Mixed-Staffel des  TSV Gräfelfing (3:33,45 Minuten) ebenso wie für das 4 x 400-Meter-Quartett der LG Main-Spessart (3:24,94 Minuten) und die 3 x 800-Meter-Staffeln der LG Stadtwerke München in der weiblichen U 23 (7:14,71 Minuten) sowie bei den Frauen (6:49,67 Minuten). Sechste wurden die Mädchen des SWC Regensburg über 4 x 400 Meter in der U 23-Klasse (4:17,49 Minuten).

 

In den Seniorenklassen, deren Deutsche Staffelmeister und -meisterinnen ebenfalls in Bietigheim-Bissingen ausgelaufen wurden, gab es für das LuT Aschaffenburg über 3 x 1000 Meter in dem Klassen M 50, M 60, M 70 (9:57,20 Minuten) und den TSV Gräfelfing über 4 x 400 Meter in der Kategorie M 35, M 40 jeweils Silber (3:47,26 Minuten). Glücklich über Doppel-Bronze waren die W 40/W 50-Damen der SVG Ruhstorf/Rott über 4 x 400 (5:38,71 Minuten) und 3 x 800 Meter (9:16,69 Minuten).