Team-EM: Bayern steuern ein Zehntel der Punkte zum fantasischen deutschen Mannschaftssieg bei
Zehn Einzelsiege und starke Leistungen durch die Bank gaben den Ausschlag: Mit 371 Punkten hat Deutschland bei der Team-EM Favorit Russland (359,5 Punkte) und Frankreich (295) in die Schranken gewiesen. „Wir haben uns einen Traum erfüllt“, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska zu diesem glanzvollen Auftritt. Es ist das zweitbeste Punkteergebnis, das je bei einer Team-EM erzielt wurde. Nur die Russen waren 2011 in Stockholm (Schweden) mit 375 Punkten besser.
Schon vor der abschließenden 4 x 400 Meter Staffel der Männer schwappte die Laola-Welle durch das Stadion. Die Zuschauer im Eintracht Stadion, die sich über die zwei Tage in Braunschweig durchweg als fachkundig, fair und begeisterungsfähig zeigten, sangen „Oh, wie ist das schön!“ und die Athleten stimmten in den Jubelgesang mit ein. „Dem Publikum ist es auch zu verdanken, dass vor allem unseren jungen Athleten hier Flügel gewachsen sind“, sagte Idriss Gonschinska.
Mittendrin statt nur am Fernseher dabei waren auch fünf Athleten aus bayerischen Vereinen. Nach langjähriger Abstinenz vertrat Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München) Deutschland wieder in einem wichtigen 400-Meter-Einzelrennen. Auf Bahn zwei legte Gaba ein überaus flottes Rennen, vielleicht aber auch zu flottes Rennen an den Tag. Die Zuschauer flippten regelrecht aus, als der großgewachsene Münchner als einer der Ersten auf die Zielgerade stürmte, aber dann konstatieren musste, dass er schlicht überpacet hatte. Je näher das Ziel rückte, um so langsamer wurde Kamghe Gaba. So blieb am Schluss Rang sechs in 46,58 Sekunden und die Erkenntnis, dass er sich wohl zu sehgr gepusht habe. Der Lohn der Mühen: sieben Punkte.
Kohlmann kämpft sich nach vorne
Nach ihrem 800-Lauf konnte Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) noch einige Interviews geben, dann fühlte sie sich erstmals nach einem Lauf unwohl und musste sich in ärztliche Betreuung begeben. Die 24-Jährige hatte alles herausgeholt und war nach zögerlichem Beginn (Letzte nach 200 Metern, Achte zur Halbzeit) mit einem starken Finish bis auf den vierten Platz nach vorne gelaufen. In der Startliste war sie auf Rang acht gelistet gewesen. Dafür hab es neun Punkte.
Kurz nach dem Lauf bilanzierte sie: „Ich wollte auf jeden Fall vorne dabei sein. Ich finde, dass Platz vier ganz gut ist. Allerdings habe ich mir eine bessere Zeit erhofft.“ In 2:03,51 Minuten konnte sich Fabienne Kohlmann allerdings vor einigen höher eingeschätzten Läuferinnen platzieren.
Das Rennen in einem kompakten Feld machte die favorisierte Russin Yekaterina Poistogova, die Dritte der Olympischen Spiele von London (Großbritannien; 2:02,65 Minuten). Zweite wurde die Französin Renelle Lamote (2:03,36 Minuten) vor Olha Lyakhova (Ukraine/2:03,39 Minuten).
Martin Grau teilt sich Rennen richtig ein
Er reckte beide Daumen in die Höhe, und während seine Konkurrenten noch schnaufend auf der Bahn lagen, stand Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) schon zum TV-Interview bereit. Kurz zuvor hatte er als Zweiter hinter dem Meisterschaftsrekord laufenden Franzosen Yoann Kowal (8:25,50 Minuten) nach 8:29,16 Minuten das Ziel erreicht – und zuvor alles richtig gemacht und elf Zähler geholt.
Zuerst hatte der Türke Tarik Akdag ein schnelles Tempo angeschlagen, dann hatte der Franzose die Führung übernommen. Grau hielt sich zunächst an Position fünf. „Ich wusste, dass das Tempo vorn zu schnell für mich ist und habe gehofft, dass mir die anderen von vorn entgegenkommen, wenn ich mein Tempo laufe“, erzählte er später. Und er behielt Recht. In der drittletzten Runde kämpfte er sich zunächst an das Quartett vor ihm heran und dann sogar bis auf Position zwei vor. Diese hielt er, auch als ihn der Russe Nikolay Chavkin auf der Zielgerade am letzten Hindernis noch einmal attackierte. Diesem blieb in 8:30,61 Minuten aber nur Platz drei hinter Grau.
Bei der finalen 4 x 400 Meter-Staffel der Männer kamen Kamghe Gaba und sein Vereinskollege David Golnnow (LG Stadtwerke München) zum Einsatz, während der frischgebackene deutsche U 23-Meister Johannes Trefz als Ersatz nur die Partystimmung im Eintracht-Stadion genießen durfte. Bei La Ola-Wellen mischte das deutsche Quartett, dem noch Miguel Rigau und Thomas Schneider angehörten, kräftig mit und belegte hinter Russland (3:02,68 Minuten) und Frankreich (3:03,05 Minuten) Rang drei (3:03,18 Minuten), was gleichzeitig die EM-Norm für Zürich bedeutete. Prima Ausbeute: Zehn Punkte.
Etwas weniger Stimmung, aber dafür auch einige interessante Ergebnisse gab es bei den Team-Europameisterschaften der B-Gruppe in Riga, wo Agata Strausa (LAC Quelle Fürth) für ihr Heimatland Lettland extra aus dem Studienort USA eingeflogen wurde und in typisch taktischen Rennen mit Platz zwei über 1500 Meter (4:31,84 Minuten) und Platz vier über 800 Meter (2:05,94 Minuten) wichtige Punkte zum knappen Sieg des lettischen Teams (206,5 Punkte) gegen die Schweizer (206 Punkte) beisteuerte. Auf Rang drei landete Bulgarien (192 Punkte).
Mit ihrer Teilnahme an der Team-EM hat die Fürtherin auch einen großen Schritt in Richtung EM in Zürich unternommen, denn der lettische Verband hat bereits signalisiert, dass die internationale Norm von 4:12,00 Minuten über 1500 Meter für eine Qualifikation ausreichend sein wird. Diese hatte Agata Strausa bereits im vergangenen Jahr mit 4:11.27 Minuten erfüllt.