Bayerische U 20/AK 15-Hallen-MS: Neue Impulse, alte Probleme
Insgesamt 79 Athleten aus dem Jahrgang 1997 nutzten die erstmals gebotene Chance, ihre Besten in den Einzeldisziplinen in der Halle zu suchen. Das ist auf Anhieb zwar keine richtig schlechte Bilanz. In einigen Bereichen, die im Freien teilweise üppige Teilnehmerfelder garantieren, herrschte jedoch eine erschreckende Leere auf den Startlisten. So meldeten im Hürdensprint der männlichen AK 15 ganze acht Burschen (die glücklicherweise alle antraten), so dass sie gleich sich im Endlauf wiederfanden. Überlegener Sieger wurde hier Christopher Löffelmann (1. FC Schweinfurt) in 8,67 Sekunden. Bei den Mädchen bewarben sich neun Kurzhürdlerinnen, was zwei Vorläufe nötig machte, bei denen das Feld für Finale um eine Teilnehmerin reduziert wurde. Paula Benstetter (TSV Bad Endorf) gewann hier in starken 8,97 Sekunden gewann – wie zuvor übrigens auch die 60 Meter flach in ebenfalls bemerkenswerten 7,86 Sekunden.
Fast schon programmiert schien die Situation im Dreisprung: Da die jüngeren Schüler und Schülerinnen im vergangenen Jahr mangels Wettkampfgelegenheiten und Meisterschaften zu diesem frühen Zeitpunkt des Jahres im Prinzip überhaupt keine Quali-Leistung vorzuweisen hatten, mussten einige Ergebnisse der Süd- beziehungsweise Nordbayerischen Meisterschaften der U 18-Klasse am Vorwochenende im Zuge einer Nachmeldung herangezogen werden. Die gezeigten Leistungen waren prima – Sieger bei den Jungs wurde Thomas Krome (TS Herzogenaurach) mit 12,74 Meter, bei den Mädchen gewann Stefanie Aeschlimann (MTV 1881 Ingolstadt) mit 10,97 Meter – die Konkurrenz dagegen eher mau. Insgesamt versuchten sich bei nur drei 97er an der anspruchsvollen Sprungdisziplin.
Teilnahme ist gleich Finale
Wenig Resonanz gab es auch über 800 Meter bei der männlichen U 16 (drei Teilnehmer) sowie über 2000 Meter bei den Mädchen (vier). Im Kugelstoßen (Gold an Michelle Schneider, LG Stadtwerke München, mit 12,10 Meter, und Marius Laib, LG Eckenthal, mit 13,51 Meter) kamen bei sieben Athleten gleich alle in den Endkampf, im Weitsprung der Buben (fünf Teilnehmer) sowieso (Erster: Idrissa Sow, LG Stadtwerke München, mit 5,99 Meter). Bei den Mädchen (sieben Starterinnen) holte sich Johann Windmaier (TSV 1880 Wasserburg) den Titel mit 5,41 Meter, während im Hochsprung nur fünf Mädels und vier Burschen antraten. Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, die Hallen-Titelkämpfe der AK 15 im kommenden Jahr auch für „Hochstarter“ aus der AK 14, die die entsprechende Quali-Leistung erbringen, zu öffnen.
Ein bisschen besser sah es da in der U 20 (vormals A-Jugend) was, auch wenn die Meldezahlen von einer Trendwende noch weit entfernt waren. Erfolgreichster Teilnehmer war Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn), der gleich zwei Titel einheimsen konnte, nämlich über 60 Meter Hürden in 8,35 Sekunden und im Weitsprung, wo er mit 7,04 Meter zum ersten Mal die Sieben-Meter-Marke übertraf und das Riesentalent Dimitri Antonov (LAC Quelle Fürth) mit 6,99 Meter (ebenfalls Bestleistung) in die Schranken verwies. Der noch 15-jährige Neuzugang der Fürther wollte jedoch mehr, nämlich ebenfalls seinen ersten Sieben-Meter-Satz. Richtig sauer war Antonov gar nach seinem überlegenden 60-Meter-Sieg in der Klasse U 20. „Der Startblock ist mir beim Start weggerutscht und ich bin fast hingefallen“, ärgerte sich der Deutsche Schülerrekordler im Dreisprung. Den Rückstand nach den ersten Metern konnte er bis zum Ziel aufholen und sich in 7,14 Sekunden mit über einer Zehntelsekunde Vorsprung vor Philipp Hackner (MTV 1881 Ingolstadt; 7,25 Sekunden) den Titel sichern. „Die Sieben sollte eigentlich schon heute fallen“, begründete der jüngere Antonov seinen Ärger. Im Vorlauf war er locker persönliche Bestzeit von 7,06 Sekunden gelaufen.
Daniel Hofmann stellt Hierarchie wieder her
Einen überzeugenden Sieg gelang seinem Bruder Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth) im Dreisprung mit 14,87 Meter, während Daniel Hofmann (TV Zeil) im Hochsprung wieder die innerbayerische Hierarchie zurechtrückte und nach überstandener Krankheit mit 2,02 Meter als Einziger die „Schallmauer“ nach oben durchbrach. Bemerkenswerte auch die 4,50 Meter von Stabhochsprung-Meister Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg), der vor dem 15-jährigen Ruben Mayer (LG Sempt; 4,10 Meter) lag, und die 16,12 Meter, mit denen Bayernmeister Stefan Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg) über einen Meter Distanz zwischen sich und Silbermedaillengewinner Dennis Edelmann (TSV Dinkelsbühl; 14,96 Meter) legte.
Um den viel zitierten Wimpernschlag lag Stefan Schranner (LG Region Landshut) im 200-Meter-Finale mit 22,71 Sekunden vor Thomas Schnurr (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 22,72 Sekunden). Die 400 Meter entwickelten sich zu einer klaren Angelegenheit für Konstantin Bauer (DJK Friedberg; 51,49 Sekunden), während über 800 Meter mit Dorian Herle (MTV 1881 Ingolstadt) der Sohn eines ganz Großen der bayerischen Leichtathletik in einem packenden Finale gegen Julian Speyerer (LAV Neustadt) seinen ersten bayerischen Meistertitel feiern konnte (2:00,53 Minuten zu 2:00,55 Minuten). Vater Christoph Herle hatte 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles den fünften Rang über 10 000 Meter belegt und hält immer noch den bayerischen Marathon-Rekord. 3000 Meter-Gold ging schließlich an Konstantin Wedel (TSV Höchstadt/Aisch) in 8:35,67 Minuten, während in der 4 x 200 Meter-Staffel der Favorit LG Region Landshut (1:32,62 Minuten) eine schier unüberwindliche Barriere für die andere Quartette darstellte.
In Abwesenheit von Alexandra Burghardt gab es im 60-Meter-Endlauf der U 20-Mädchen einen Drei- beziehungsweise Zweikampf: die Weiß-Zwillinge aus Kötzting gegen Katharina Eich (DJK Weiden). Letztere behielt dann auch in 7,83 Sekunden knapp die Nase vor Magdalena (7,85 Sekunden) und Laura Weiß (7,86 Sekunden). Ein ähnliches Bild ergab sich über die 60 Meter Hürden-Distanz, wo Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach) mit 8,69 Sekunden knapp vor Magdalena Weiß (8,72 Sekunden) Gold gewann. Über die längere Sprintstrecke (200 Meter) drehte Magdalena dann den Spieß um und siegte ihrerseits in 25,52 Sekunden.
Starke Springerinnen
Starke Leistungen boten an diesem Samstagnachmittag die Springerinnen, allen voran die gerade aus der Schülerklasse aufgestiegene Deutsche Mehrkampfmeisterin Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth). Mit 1,70 Meter bezwang sie die lange verletzte 1,80-Springerin Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim), die wie die Dritte Carina Dörr (TSV Ochenbruck) 1,67 Meter überquerte, und ließ Hoffnungen für die kommenden Wochen und vor allem die Freiluftsaison keimen. Im Stabhochsprung stellte Julia Ott (TC 1860 Gunzenhausen) mit ihrer Siegeshöhe von 4,03 Meter das Maß aller Dinge dar. Im Weitsprung holte sich Katharina Eich ihren zweiten Bayerntitel mit 5,60 Meter, wobei die Deutsche Meisterin Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg) mit 6,20 Meter und Gabi Kutscherauer (LG Würm Athletik) mit 5,82 Meter außer Konkurrenz noch eine Ecke weiter sprangen und einen standesgemäßen Einstand in der Halle feierten. Den Dreisprung entschied Anna Dupke (TS Herzogenaurach) mit 11,87 Metern für sich.
Noch zwei weitere Ergebnisse ragten bei den jungen Damen heraus. Über 3000 Meter lieferten sich Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) und Regina Högl (LG Region Landshut) einen packenden Kampf, den die Ingolstädterin schließlich in 10:06,34 Minuten für sich entschied. Über 400 Meter verwies Isabell Hergenröther, neuerdings im Trikot des LAC Quelle Fürth, die Corinne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), die kleinere Schwester von Fabienne Kohlmann, in 57,88 zu 58,29 Sekunden hinter sich. Das Kugelstoßen entschied Linda Wagner (LG Fichtelgebirge) mit 11,87 Meter für sich, über 4 x 200 Meter holte sich die Startgemeinschaft Team Schwaben in ausgezeichneten 1:44,74 Minuten die Meisterschaft.
Den Titel über 800 Meter in der vorgezogenen U 18-Klasse holten sich Benedikt Fuchs (TV Hauzenberg) in 1:59,57 Minuten und Katharina Trost in exzellenten 2:10,70 Minuten vor Lena Fischer (TV Bad Kötzting; 2:15,51 Minuten), über 3000 Meter sicherten sich Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth) in 9:44,46 Minuten) sowie die noch der U 16-Klasse angehörende Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik) in 10:42,15 Minuten die obersten Podestplätze. Die ebenfalls noch im Rahmenprogramm ausgetragene 4 x 400 Meter-Staffel sahen bei den Männern die LG Region Landshut (3:25,36 Minuten) und bei den Frauen die LG Stadtwerke München (3:55,28 Minuten) vorne.
Schlussendlich soll auch der absolute Tiefpunkt des Nachmittags nicht unerwähnt bleiben: Über die eigentlich beliebte 800 Meter-Strecke traten in der weiblichen U 20 lediglich zwei Mädchen an. Nicht verantwortlich für diese Entwicklung war selbstverständlich Siegerin Judith Genck (LG Donau-Ries; 2:28,97 Minuten).