Bayerische MS Markt Schwaben, Teil 1: Gelungene Titelkämpfe als Generalprobe für Nürnberg
Was nicht zuletzt ein Verdienst der gastgebenden LG Sempt war, die zum ersten Mal ihre prächtige Sportanlage in Markt Schwaben – 2013 Schauplatz der Deutschen U 16-Mehrkampfmeisterschaften – für die Sprinter, Läufer, Springer und Werfer aus dem Freistaat öffnete. Zumindest für diejenigen, die in nicht einmal zwei Wochen bei den Deutschen „Heimspiel“-Meisterschaften im Nürnberg Grundigstadion eine gute Figur abgeben wollen, stellte Markt Schwaben quasi eine Generalprobe dar. Die mustergültige Organisation und das leistungsfördernde hochsommerliche Wetter mit fast permanentem Rückenwind auf der Zielgeraden taten ihr Übriges, um zwar nicht WM-Normen, aber immerhin doch persönliche Bestzeiten en Gros purzeln zu lassen. Dass dabei auch noch die Meldezahlen beinahe das hohe Niveau des Vorjahres erreichten, dürfte neben den Verantwortlichen des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes auch den Kassenwart der LG Sempt gefreut haben.
Die beste Leistung der beiden Tage im Markt Schwabener Sportpark kam dabei nicht etwa von einem „Big Name“, sondern von einem gerade mal 18-jährigen Fast-Nobody. Jamie Williamson (LAC Quelle Fürth), im vergangenen Jahr noch Deutscher U 18-Meister über die 800 Meter, düpierte bei den Männern über 1500 Meter die gesamte Konkurrenz und schnappte in einem packenden Spurtfinale Marco Kürzdörfer (LSC Höchstadt/Aisch; 3:48,87 Minuten) und Felix Plinke (LG Telis Finanz Regensburg; 3:51,32 Minuten) den Bayerntitel weg. Seine Siegerzeit von 3:47,10 Minuten wäre sogar die U 20-EM-Norm für Eskilstuna gewesen – nur leider ein bisschen zu spät.
Von den Etablierten präsentieren sich vor allem die beiden Viertelmeiler Johannes Trefz und Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München) in starker Verfassung. Trefz verteidigte in Markt Schwaben erfolgreich sein weißblaues Revier über 400 Meter. In 46,67 Sekunden deklassierte der Münchner die Konkurrenz (Samuel Aßmann, LG Karlstadt-Gambach-Lohr, in 47,43 Sekunden und Patrick Schneider, LAC Quelle Fürth; in 47,76 Sekunden). Schnellster Läufer war allerdings ein anderer: Der außer Wertung startende Israeli Donald Sanford trommelte die Stadionrunde in 45,58 Sekunden herunter. Wiesend wich dem direkten Duell mit seinem Vereinskameraden diesmal aus und offenbarte dafür seine Sprinterqualitäten über 200 Meter. Beim Sieg des 24-Jährigen blieben die Uhren bei 21,42 Sekunden stehen. Jonas Wohlfahrt (LAZ Kreis Würzburg; 21,67 Sekunden) und abermals Patrick Schneider (21,85 Sekunden) blieben noch unter der 22-Sekunden-Marke.
Zielfotoentscheid zwischen Rasp und Aubry
Spannung pur gab es über die 100 Meter, wo sich Christian Rasp (LG Stadtwerke München) und Lucien Aubry (LG Erlangen) einen Fight bis aufs Messer lieferten. Mit dem besseren Ende für Rasp, der bei Zeitgleichheit von 10,57 Sekunden einen Millimeter die Nase vorne hatte. Für Aubry gab es dafür im Zwischenlauf, quasi als Trostpreis, eine neue Bestzeit mit 10,49 Sekunden. Bronze ging an Florian Bauer (LG Stadtwerke München) in 10,87 Sekunden. Über 800 Meter musste Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) nach einem harten Spurtrennen auf den letzten 100 Metern mit 1:50,24 Minuten eine hauchdünne Niederlage gegen seinen Vereinskameraden Benedikt Huber (1:50,17 Minuten) einstecken. Dritter wurde Eshetu Zewudi (LAC Quelle Fürth; 1:51,73 Minuten).
In den späten Abendstunden des Samstags lieferten sich die ehemaligen Deutschen Marathonmeister Tobias Gröbl (LG Zusam) und Tobias Schreindl (LG Passau) ein heißes Duell über 5000 Meter. Mit dem besseren Ende für Gröbl, der nach einem erfrischenden Regenguss in 14:29,38 Minuten vor Schreindl (14:32,42 Minuten) und Johannes Hillebrand (LG Stadwerke München; 14:48,08 Minuten) gewann. Bei den Frauen war Gesa Bohn (LAC Quelle Fürth) für alle Konkurrentinnen einen Nummer zu groß. Mit 16:59,15 Minuten blieb sie knapp unter der 17-Minuten-Marke. Ihre Vereinskameradin Julia Hiller wurde Zweite (17:16,82 Minuten) vor Felicity Milton (TSG 08 Roth; 17:23,05 Minuten).
Die Instanz in Sachen Kurzhürden in Bayern ist seit geraumer Zeit Fabian Fleischmann (1. FC Passau). Mit über einer Sekunde Vorsprung (14,22 Sekunden) holte sich der 24-Jährige im 110-Meter-Hürden-Endlauf Gold vor Matthias Peeters (LG Stadtwerke München; 15,30 Sekunden) und Mario Saur (MTV 1881 Ingolstadt; 15,32 Sekunden). Saur seinerseits ließ über 400 Meter Hürden niemanden auch nur annähernd an „seiner“ Goldmedaille schnuppern. Mit der Steigerung seiner Jahresbestleistung auf 52,58 Sekunden vor Christian Kolb (SC Vöhringen; 53,72 Sekunden) und Andreas Kölbl (TSV Penzberg; 54,30 Sekunden) scheint der 26-Jährige seine Verletzungsprobleme aus dem Vorjahr endgültig überstanden zu haben und will nun unbedingt in Nürnberg den DM-Endlauf erreichen.
Die Frauen-Titel über die Hürden gingen samt und sonders an den SWC Regensburg. Isabel Mayer gewann über 100 Meter Hürden in 14,58 Sekunden vor Kristina Fister (1. FC Passau; 14,69 Sekunden) und Julia Schneider (LG Stadtwerke München; 14,87 Sekunden). Ihre Trainingspartnerin Julia Liedl war über die Langhürden (62,15 Sekunden) nicht von Sonja Keil (LG Augsburg; 63,81 Sekunden) und Sharon Müller (TSV Penzberg; 64,06 Sekunden) zu schlagen.
Johannes Bichler scheitert knapp an der 70-Meter-Marke
Nur ein Zentimeter trennte Hammerwerfer Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) von der 70-Meter-Marke. Mit 69,99 Metern blieb er vor Tristan Schwandke (TV Hindelang; 68,17 Meter). Der Deutsche U 23-Meister Simon Lang (LG Stadtwerke München) musste sich diesmal mit Bronze (67,26 Meter) begnügen. Auch ein anderes Münchner Wurf-Ass durfte am ersten Tag unerwartet einem anderen zum Sieg gratulieren: Für Jonas Bonewit (LG Stadtwerke München) reichten 68,78 Meter nicht zum Titel. Der ging an Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg; 70,61 Meter). Dritter wurde Florian Prechtl (LG Festina Rupertiwinkel; 61,46 Meter).
Generell präsentierten sich die bayerischen Werfer am Meisterschaftswochenende in erstaunlicher Form, wobei zwei „Altmeister“ demonstrierten, dass mit ihnen durchaus noch zu rechnen ist. Im Diskuswerfen der Frauen hielt Ulrika Giesa (LAC Quelle Fürth) mit 53,27 Metern die vorjährige U 20-WM-Teilnehmerin Evi Weber (TSV 1862 Erding; 49,40 Meter) sowie Sabrina Zeug (LG Oberland; 42,87 Meter) auf Distanz, während Kugelstoßer Robert Dippl, der mit 32 Jahren wieder zu seinem Heimatverein TSV Wasserburg zurückgekehrt ist, mit 17,70 Meter gegenüber den 17,06 Meter von Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) die alte Hackordnung wieder herstellte. Bronze ging an Dennis Edelmann (LG Augsburg; 14,81 Meter). Gut, wenn auch für Meister Christian Zimmermann nicht ganz zufriedenstellen, war die Siegerweite von 50,57 Meter. Absolut enttäuschend aber, dass nach dem ewig jungen Helmut Maryniak (1. FC Passau; 41,80 Meter) nicht einmal eine Bronzemedaille vergeben werden konnte.
Drei Schwestern beim Speerwerfen vorne
Kurioses gab es vom Speerwerfen der Frauen zu vermelden, wo die drei Leidl-Schwestern in Abwesenheit von Susanne Siebert für den 1. FC Passau das gesamte Siegerpodest besetzten, und zwar mit der Klasseweite von 54,66 Meter für Sarah, 48,03 Meter für Tamara und 45,74 Meter für Nicola. Doch eine Premiere war es in Markt Schwaben beileibe nicht: Gleiches hatten das die speerwurfverrückte Familie auch schon 2011 bei den Bayerischen Meisterschaften im heimischen Passau zustande gebracht. Den Kugel-Titel holte sich bei den Damen schließlich Sabrina Zeug (13,57 Meter) von Johanna Höcketstaller (SWC Regensburg; 13,33 Meter) und Annemarie Schlüter (LG Stadtwerke München; 12,01 Meter). Im Hammerwerfen duellierten sich ebenfalls zwei starke Münchner Frauen. Das bessere Ende lag auf Seiten von Anna Arlt (53,54 Meter) von Anna Rinderle (47,15 Meter). Dritte wurde Johann Kislaszlo (LG 90 Grafing-Eberberg) mit 42,56 Meter.
Gleich zwei Titel konnte am Wochenende Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg) aus dem Süden des Freistaates mit nach Hause in die Domstadt nehmen. Nachdem die Mittelstrecklerin am Samstag die 800 Meter für sich entschied (2:07,68 Minuten), sicherte sie sich tags darauf auch Gold über 1500 Meter (4:19,40 Minuten). Lange Gegenwehr lieferte ihr über die längere Mittelstrecke Stefanie Müller (LAC Quelle Fürth), die ihre Bestzeit auf 4:20,18 Minuten verbesserte und sich damit in die Phalanx der besten 1500-Meter-Läuferinnen Deutschlands schob. Dritte wurde auf der „Kurzstrecke“ die Deutsche Halbmarathon- und U 23-5000-Meter-Meisterin Regina Högl (LG Region Landshut; 4:28,92 Minuten). Über 800 Meter gingen die weiteren Medaillen an Karoline Pilawa (2:09,28 Minuten) und Christine Gess (beide LG Stadtwerke München; 2:09,62 Minuten).
Die gleiche Titelausbeute wie bei Kick geht auf das Konto von Martina Riedl (LG Stadtwerke München). Über die 200 Meter blieb sie endlich einmal wieder unter der 24-Sekunden-Marke (23,97 Sekunden) und landete vor Katharina Eich (DJK Weiden; 24,55 Sekunden) und Jennifer Weiherer (MTV 1881 Ingolstadt; 25,91 Sekunden). Und offenbar findet Martina Riedl immer mehr Gefallen am Langsprint, denn tags zuvor holte sie sich auch über 400 Meter den Titel (55,14 Sekunden) vor Mareike Bauer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 56,17 Sekunden) und Karoline Pilawa (56,30 Sekunden). Auch Katharina Eich nutzte die Gunst der Stunde und wurde Bayerische 100-Meter-Meisterin in 12,14 Sekunden vor Sinéad Ebert (LAC Quelle Fürth; 12,24 Sekunden) und Lisa Gnam (LG Stadtwerke München; 12,52 Sekunden).
Gegenwind für Weit- und Dreispringer
Leider keine guten Bedingungen fanden in Markt Schwaben die Drei- und Weitspringer. Auf einer schwer zu springenden Anlage blies ihnen obendrein auch noch permanent heftiger Gegenwind ins Gesicht. Unter diesem Aspekt sind die Ergebnisse Urs Buegger (SWC Regensburg) zu bewerten, der als einziger Weitspringer über sieben Meter kam (7,00 Meter) und Jan-Sebastian Gerber (6,90 Meter) sowie Matthias Peters (beide LG Stadtwerke München; 6,78 Meter) auf die Plätze verwies. Bei den Frauen stand Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) mit ihrer Siegerweite von 5,78 Meter einsam auf weiter Flur (Zweite Isabel Mayer, 5,43 Meter; Dritte Sabine Hoja, 5,37Meter; beide SWC Regensburg). Quasi als Alleinunterhalter verdingte sich Ivane Antonov (MTV 1881 Ingolstadt) im Dreisprung (14,83 Meter). Bei den Frauen gab es wenigstens mit Katharina Struß (TS Herzogenaurach; 12,82 Meter), Sabine Hoja (11,68 Meter) und Kristina Fister (11,55 Meter) ein komplettes Podest. Die größte Weite sprang freilich die außer Wertung startende ehemalige U 20-WM-Dritte Yarianna Martinez aus Kuba (13,09 Meter).
Dünn auch die Starterfelder im Hochsprung und im Stabhochsprung der Frauen. Nur zwei Damen schwangen sich mit dem Stab in luftige Höhen, wobei Karen Ettinger (3,50 Meter) und Eva Rossow (3,20 Meter) eigentlich eine vereinsinterne Meisterschaft des LAZ Kreis Würzburg austrugen. Im Hochsprung kamen drei in die Wertung: die Siegerin Carina Dörr (Athletik- und Sprintteam München) guten 1,74 Meter, die vielseitige Speerwurfemeisterin Sarah Leidl (1,61 Meter) und Stephanie Bichler (TV Eggenfelden; 1,56 Meter). Die Bilanz beiden Männern sieht nur unwesentlich besser aus. Im Stabhochsprung wiesen lediglich drei Teilnehmer in der Ergebnisliste eine Höhe auf, nämlich Meister Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) mit 4,80 Meter vor Florian Obst (TV Emmering) mit 4,50 Meter) und Noah Kollhuber (LG Sempt) mit 4,40 Meter. Der Hochsprung sah Alexander Merk (MTV 79 München) mit 2,02 Meter in Front. Silber ging an Andreas Plößl (SWC Regensburg; 1,99 Meter) vor Florian Richter (TV 1884 Marktheidenfeld; 1,95 Meter).
Zwei Mal LG Stadtwerke München: So hießen zum wiederholten Mal die Bayerischen 4 x 100-Meter-Staffelmeister. In Markt Schwaben fightete bei den Frauen Mittelstrecklerin Karoline Pilawa die Schlussläuferin der Startgemeinschaft SWC Regensburg/Weiden/Schwandorf in 47,75 zu 47,82 Sekunden nieder (Dritter: LAC Quelle Fürth, 48,25 Sekunden). Bei den Männern entwickelte sich die Sache klarer. Hier gewann das Stadtwerke-Quartett in 41,42 Sekunden vor der LG Region Landshut (42,92 Sekunden) und der LG Karlstadt-Gambach-Lohr (43,00 Sekunden).
Bereichert wurden die Titelkämpfe durch Einlagewettbewerbe von Sportlern mit Handicaps, die der frühere BLV-Vizepräsident Wirtschaft und aktuelle Vorsitzende der Special Olympics Bayern, Joachim Kesting, initiiert hatte.
Über die Wettkämpfe der Jugend U 20 und U 18 folgt ein eigener Bericht.