Marathon-DM Frankfurt: Jonas Koller und Franziska Reng melden Ansprüche auf EM-Start in Berlin an
Stand der Frankfurt-Marathon und seine Berichterstattung zu sehr im Schatten von Arne Gabrius, Fate Tola und Katharina Heinig? Individuell haben mehrere bayerische "Marathonis" sicherlich einen bedeutenderen Leistungssprung gezeigt als die Sieger Gabrius und Heinig sowie die Vizemeisterin Fate Tola. Vor einem Jahr musste Jonas Koller auf den letzten Kilometern des der 42,195-Kilometer-Distanz Lehrgeld bezahlen. Dieses Jahr absolvierte er diesen kritischen Teil des Marathons optimal.
Bei Kilometer 30 lief der 24-Jährige noch mit den Konkurrenten Frank Schauer und und Timo Göhler. Arne Gabrius und Marcin Blacinzski lagen noch Minuten vor Koller. Beim schwierigen Abschnitt ab Kilometer 35 hatte Jonas Koller sich von Timo Göhler gelöst, der Vorsprung von Blacinski betrug aber immer noch 68 Sekunden. Auf den entscheidenden letzten sieben Kilometer im Kampf um die Meisterschaft lief keiner außer Arne Gabrius so schnell wie Jonas Koller. Mit 2:16:03 Stunden gewann er die Vizemeisterschaft, gehört nun in der deutschen Bestenliste zu den drei schnellsten Marathonläufern und hat mit seiner Leistung in Frankfurt den Richtwert für die EM 2018 geschafft.
Der zweitschnellste bayerische Marathonläufer wurde Kollers Vereinskamerad Erik Hille. Weil andere Telis-Läufer nicht im Ziel ankamen, wurde die LG Passau mit dem fünften Gesamtplatz bestes BLV-Team. Für Tobias Schreindl (LG Passau), Deutscher Meister 2014 und passionierter Marathonläufer, ist das Rennen in Frankfurt "nicht so besonders gelaufen". Der 30-jährige Maschinenbauingenieur kennt die Höhen und Tiefen eines Marathons, und am vergangenen Sonntagmorgen spürte er Beine "wie aus Beton".
Zwei Plätze hinter Schreindl und 82 Sekunden nach ihm kam Markus Brennauer (TSV Penzberg) ins Ziel. Mit einer Zeit von 2:27:15 Stunden kann sich der Realschullehrer mindestens die Note "gut" auf der Königsdisziplin geben, in der M 35 holte er sich die Bronzemedaille. Die einzige Goldmedaille und Titelverteidigung eines BLV-Läufers gab es in der M 50. Eike Loch deklassierte seine Konkurrenz mit 2:30:09 Stunden. Der 50-jährige Softwareentwickler hat auch trotz widriger Witterungsbedingungen nur minimal seine Vorjahreszeit überschritten. 70 Jahre und kein bisschen langsam - dies gilt für Werner Beuschel (TG Kitzingen). Mit einer Zeit von 3:41:32 Stunden holte er sich bei der DM-Wertung die Bronzemedaille.
Das Debüt auf der Marathonstrecke ist für viele Langstrecklenläufer ein Hazardspiel. Für Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) war der Start in Frankfurt von enormer Bedeutung. "Ich werde alles für den Moment geben, an dem ich zum ersten Mal die 42,195 Kilometer erfolgreich hinter mich gebracht habe und sagen kann: Ich habe es geschafft. Jetzt bin ich eine Marathonläuferin", teilte die 20-jährige Studentin auf ihrer Homepage mit. Dass es dann noch ein Spitzenplatz wird, hätte die Journalistin im Nebenjob vermutlich nicht erwartet, zumal sie viele Kilometer ohne direktem Kontakt mit den Konkurrentinnen lief.
Als sie dann als dritte deutsche Läuferin in der Frankfurter Messe im Ziel war, lag sie total erschöpft und überglücklich in den Armen eines Verantwortlichen. 2:34:57 Stunden bedeuteten dann für Reng ebenso wie für Jonas Koller auch noch eine Zeit unter dem EM-Richtwert. Bis 200 Meter vor dem Ziel hielt sie die Bronzemedaille fest, musste dann aber völlig entkräftet zuschauen, wie ihr Laura Hottenrott (GSV Eintracht Baunatal) mit 2:34:43 Stunden um 14 Sekunden das Edelmetall wegschnappte.
Elvira Flurschütz (SC Kemmern) lief im Frühjahr in Hamburg die 42,195 Kilometer in 2:53:08 Stunden. In der Mainmetropole war die 28-Jährige trotz Windböen nach 2:48:20 Stunden im Ziel. "Super gelaufen" ist es auch mit einer Zeit von 2:52:22 Stunden für Susanne Schreindl (LG Passau) in ihrem ersten Marathon. Überzeugen konnte auch die Marathondebütantin Anna Plinke (LG Telis Finanz Regensburg) sowie der Neuzugang bei der LG Region Landshut, Elisabeth Jensen.
Der Marathon hat seine eigene Gesetze, unerwartete Verletzungen und eine falsche Renntaktik können monatelanges Training wertlos machen. Julia Galuschka (LG Telis Finanz Regensburg) schied frühzeitig wegen einer Muskelverletzung aus. Die bayerische Hoffnungsträgerin in der W 60, Heidrun Besler (SC Altstädten), lag bei Kilometer 30 mit einer Zwischenzeit von 2:11 Stunden noch mit 14 Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz auf Erfolgskurs. Leider erreichte die Allgäuerin das Ziel nicht.
Mit Edelmetall kehrten dagegen Barbara Auer (TG Viktoria Augsburg) und Ilse Storch (LC Tölzer Land) aus der hessischen Bankenmetropole nach Hause. Auer gelang zwar nicht die Titelverteidigung, aber mit einer Zeit von 3:00:45 Stunden wird sie zufrieden sein. Überglücklich dürfte Storch über ihre Deutsche Meisterschaft in der W 55 gewesen sein. Mehr als bemerkenswert waren auch die Leistungen von Anita Caspari (TV Planegg Krailling) mit Silber und Sibylle Vogler (SC Kemmern) mit Bronze in der W 70.