DLV-Bestenliste U 23 für 2012: Bayerns Top-Bilanz steht und fällt mit Corinna Harrer
2012 war ohne jeden Zweifel Corinna Harrers Jahr, das durch das Erreichen des Halbfinales über 1500 Meter bei den Olympischen Spielen in London ihren uneingeschränkten Höhepunkt erfuhr. Wie klar und souverän der 21-jährige Schützling von Trainer Kurt Ring inzwischen das Laufgeschehen in Deutschland dominiert, beweist ein Blick in die aktuellen deutschen Bestenlisten. Während Harrer schon bei den Frauen (Bericht folgt in Kürze) mit der Führungsposition in vier Wettbewerben und weiteren drei Plätzen unter den Top Fünf allein auf weiter Flur steht, ist ihre Vormachtstellung bei den U 23-Juniorinnen noch um einiges bemerkenswerter. Über 800 Meter (2:00,34 Minuten), 1500 Meter (4:04,30 Minuten), 3000 Meter (8:55,47 Minuten), 10 000 Meter (33:13,62 Minuten) sowie im 10-Kilometer-Straßenlauf (33:38 Minuten) konnte der Laufhoffnung aus Bayern im abgelaufenen Jahr niemand in der Bundesrepublik das Wasser reichen.
Zumindest eine Vereinskameradin brachte die „Königin der Mittel- und Langstrecken“ über einige Strecken wenigstens ein bisschen in Bedrängnis. Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg) holte sich selbst Rang eins in der DLV-Rangliste über 5000 Meter (der Disziplin, in der sie auch bei den Europameisterschaften in Helsinki die deutschen Farben vertrat) mit über einer Minute Vorsprung vor der Zweitplatzierten in 15:27,65 Minuten. Außerdem belegte die 22-Jährige hinter Harrer die Plätze zwei über 3000 Meter (8:55,60 Minuten) und 10 000 Meter (33:29,14 Minuten), drei im 10-Kilometer-Straßenlauf (35:37 Minuten), vier über 1500 Meter (4:11,72 Minuten) und sieben über 800 Meter (2:05,39 Minuten). Ein mehr als stolze (Vereins-) Bilanz!
Dass sich auch andere junge Damen aus Bayern in der deutschen Laufelite etablieren konnten, zählt zu den weiteren positiven Aspekten des zurückliegenden Jahres. Zu erwähnen wäre hier vor allem Jannika John (LAC Quelle Fürth), die im 10-Kilometer-Straßenlauf (35:38 Minuten) ebenso wie über 3000 Meter Hindernis jeweils auf Position vier gelistet ist, über 5000 Meter Achte (17:11,62 Minuten) und über 1500 Meter Elfte (4:26,27 Minuten) wurde. Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) erreichte auf der Hindernisstrecke die sechstbeste Zeit des Jahres (10:22,13 Minuten), Melanie Stemper (LAG Mittlere Isar) wurde Dritte über die Halbmarathon-Distanz (1:19:45 Minuten) und Neunte über 10 000 Meter (37:16,72 Minuten) vor ihre Vereinskameradin Monika Rausch als Neunter (Halbmarathon; 1:25,04 Minuten) beziehungsweise Elfter (10 000 Meter; 38:08,12 Minuten).
Mit Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel) gelang es einer U 18-Jugendlichen, sich bis auf Rang sechs über 800 Meter bei den U 23-Juniorinnen vorzuschieben (2:05,07 Minuten). Ebenfalls dem Jahrgang 1995 gehört noch Julia Lettl (SC Spiegelau) an. Die DLV-Ranglistenerste bei der U 18 belegt bei den Juniorinnen einen respektablen neunten Platz im 10-Kilometer-Straßenrennen. „Lauffloh“ Regina Högl (LG Region Landshut) landete über 5000 Meter auf Platz neun (17:13,58 Minuten) sowie über 3000 Meter auf dem elften Rang (9:51,63 Minuten). Derselbe Rang steht auch für Lea Süß (LAC Quelle Fürth) über 3000 Meter Hindernis zu Buche (10:41,36 Minuten).
Eine Sprintkarte, die bei den Juniorinnen alle anderen ausstach, hatte 2012 die LG Stadtwerke München mit ihrer 4 x 100-Meter-Staffel in der Tasche. Lisa Scholbach, Martina und Julia Riedl sowie Christina Muckenthaler holten sich in 45,44 Sekunden nicht nur die Deutschen U 23-Titel sondern auch die erste Ranglistenposition. Obendrein belegte Martina Riedl, die Deutsche U 23-Meisterin über 200 Meter, in ihrer Spezialdisziplin Platz drei in 23,95 Sekunden. Außerdem wurde sie noch 14. über 100 Meter (11,78 Sekunden), die gleiche Platzierung wie sie Lisa Schollbach über 200 Meter erreichte. Dass die Juniorinnen-Staffel der LG Stadtwerke im neuen Jahr noch um einiges stärker aufgestellt ist, dürfte nach dem Wechsel von Alexandra Burghardt vom LAZ Inn außer Zweifel stehen. Die 18-Jährige wurde Zweite über 100 Meter Hürden (13,41 Sekunden) und Sechste über 100 Meter (11,54 Sekunden).
Bei einem Blick auf die Wurf-Ranglisten der U 23 kann man seit vielen Jahren wieder eine bayerische U 23-Athletin in den Disziplinen Kugel und Diskus entdecken. Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg) half ihr studienbedingter Amerika-Aufenthalt jedenfalls dazu, ihre Stagnation zu überwinden. In den USA wuchtete sie die Vier-Kilo-Kugel zum ersten Mal über die 15-Meter-Marke (15,09 Meter; Rang acht). Außerdem schleuderte sie die Ein-Kilo-Scheibe auf 47,46 Meter, was ihr Platz zwölf einbrachte. Hammerwerferin Anna Rinderle (DJK Memmingen) steigerte sich auf 54,24 Meter (11.), Stabhochspringerin Julia Ott (TV Gunzenhausen) kam mit 4,10 Meter auf Platz zehn und 400-Meter-Hürdenspezialistin Isabell Hergenröther (LAC Quelle Fürth) rangiert mit ihren 59,99 Sekunden auf Rang acht.
Gute Platzierungen gab es noch für die 3 x 800-Meter-Staffeln des TV Bad Kötzting (Fünfte in 6:48,46 Minuten) sowie das LAC Quelle Fürth (Neunte in 6:57,08 Minuten). Über 4 x 400 Meter wurde die jungen Damen der LG Stadtwerke München in der Endabrechnung Siebte (3:53,85 Minuten).
Manuel Ziegler und Johannes Bichler dominieren
Etwas übersichtlicher aber nichtsdestotrotz überaus positiv gestaltet sich die bayerische Bilanz bei den männlichen U 23-Athleten. Hier dominierten 2012 vor allem zwei Athleten aus dem Freistaat klar ihre jeweiligen Disziplinen. Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) gelang im Dreisprung zum ersten Mal ein Satz über die 16-Meter-Marke, die nationales Mittelmaß von der Spitze trennt. Mit seinem neuen Hausrekord von 16,26 Meter beherrschte der 22-Jährige klar die Szenerie der Mehrfachspringer in der Republik. Auf sehr guten dritten beziehungsweise fünften Plätzen sind die Gebrüder Antonov zu finden, wobei Dimitri (15,48 Meter) sogar 2013 noch der U 18-Klasse angehört und Ivane (15,31 Meter) noch ein Jahr in der U 20 starten kann.
Höchst beeindruckend mutet einmal mehr die Dominanz der bayerischen Hammerwerfer in der aktuellen U 23-Bestenliste an. Gleich fünf starke Jung-Männer aus dem Freistaat finden sich unter den ersten Elf. Angeführt wird die Phalanx von Johannes Bichler (LG Stadtwerke München), der als einziger Junior die 70-Meter-Grenze überwarf (70,38 Meter), gefolgt von dem ehrgeizigen Tristan Schwandke (TV Hindelang) als Zweiten mit 67,39 Meter. Auf den Rängen sechs und sieben folgen Simon Lang (UAC Kulmbach; 62,30 Meter) und Jonathan Herbst (ATS Kulmbach; 59,80 Meter), während Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) auf Platz elf mit 55,57 Metern steht.
Auch eine Reihe von Langsprintern sowie Mittel- und Langstreckern klopft an die Tür zu internationalen Herausforderungen. Der ehemalige U 20-Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik) etwa verkaufte sich über 400 Meter Hürden hervorragend bei der EM in Barcelona und belegt in der Rangliste den zweiten Platz (49,75 Sekunden). Zusammen mit anderen talentierten Viertelmeilern aus dem Freistaat wie Benedikt Wiesend (LG Stadtwerke München; Fünfter in 47,06 Sekunden), Johannes Trefz (LG Würm Athletik; Achter in 47,29 Sekunden) und Stefan Gorol (DJK Friedberg; Zehnter in 47,39 Sekunden) ist er auch über 400 Meter gelistet (Rang sieben in 47,25 Sekunden). Dazu kommt noch eine Top-Ten-Platzierung über 200 Meter (Zehnter in 21,34 Sekunden).
Durchaus sehen lassen kann sich das Ranking der Hürdensprinter. Maximilian Bayer (LG Stadtwerke München) belegt mit seinen 14,06 Sekunden einen sehr guten dritten Rang. In der neuen Saison wird er jedoch nicht mehr die bayerische Bilanz aufpolieren. Seit 1. Januar lebt und startet er in beziehungsweise für Leipzig. Auch der Fünfte über 110 Meter Hürden, Sebastian Barth (LG Würm Athletik; 14,22 Sekunden) beginnt nach seinem Sturz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach und einem Schlüsselbeinbruch erst langsam wieder mit dem Training während seines USA-Studiums.
A la Bonheur liest sich die 2012er-Bilanz der bayerischen U 23-Läufer. Zwar gibt es keinen Ranglistenführer, aber mit Moritz Steininger (1. FC Passau) einen starken Zehn-Kilometer-Straßenläufer (Zweiter in 30:17 Minuten) und mit Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) einen weiteren Rohdiamanten aus der oberpfälzischen Kaderschmiede. Koller steht über 10 000 Meter auf Rang vier (30:17,47 Minuten), über 5000 Meter auf Rang neun (14:30,61 Minuten) und über zehn Kilometer auf der Straße auf dem zwölften Rang (31:14 Minuten). Auf Platz zehn über 10 000 Meter findet sich mit dem äthiopischen Ausnahmeläufer Rashe Buggaa (Coburger TS; 32:25,18 Minuten) ebenfalls noch ein interessanter Athlet.
Auf den Strecken von 1000 bis 3000 Meter Hindernis taucht vor allem ein Verein im vorderen Drittel auf: der TSV Höchstadt/Aisch. Mit Marco Kürzdörfer (Vierter über 1000 Meter in 2:24,46 Minuten), den Grau-Zwillingen Martin (Dritter über 3000 Meter Hindernis in 8:47,43 Minuten sowie jeweils Fünfter über 1000 und 3000 Meter in 2:24,97 beziehungsweise 8:21,93 Minuten) und Bastian (Achter über 1000 Meter in 2:26,62 Minuten und Elfter über 3000 Meter in 8:25,38 Minuten) sowie Konstantin Wedel (Fünfter über 3000 Meter Hindernis verfügen die Höchstädter gleich über vier herausragende Läufer. Dies spiegelt sich auch im zweiten Rang der 3 x 1000-Meter-Staffel (Grau-Grau-Kürzdörfer) in 7:13,70 Minuten wider. Ebenfalls von sich reden machten in diesem Zusammenhang Valentin Unterholzner (LG Region Landshut) und Dominik Karl (TV Ochsenfurt), die über die Hindernisse die Plätze sechs (9:14,57 Minuten) und acht (9:20,94 Minuten) belegten. Gabriel Genck (LG Donau-Ries) wurde über 1000 Meter in 2:2720 Minuten Neunter.
Obwohl der freie Fall der Geher – nicht nur in Bayern – auch 2012 ungebremst weiterging, hält Stefan Gerstl (SpVgg Niederaichbach) als Vierter über 20 Kilometer auf der Straße die weißblaue Fahne hoch (2:00:37 Minuten). Während die bayerischen Springer keine Top-Platzierungen erreichen konnten, gelang es Joshua Deckert (LAZ Kreis Würzburg), Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) und Markus Kosok (LG Donau-Ries), sich im Kreis der besten U 23-Werfer Deutschlands zu etablieren. Deckert steigerte seine Bestleistung mit dem Zwei-Kilo-Diskus auf 53,26 Meter (Achter), während die Speerwerfer Seyfried (Siebter mit 71,51 Meter) und Kosok (Neunter mit 70,79 Meter) über die national relevante 70-Meter-Marke kamen.
Über 4 x 100 Meter belegte das U 23-Quartett der LG Stadtwerke München Rang sieben (41,28 Sekunden). Die 4 x 400-Meter-Staffel der TG Würzburg kam in der Endabrechnung auf Platz neun (3:20,79 Minuten).