Anna-Lena Obermaier holte nach der Deutsche Vizemeisterschaft im Hochsprung nun auch DM-Silber im Siebenkampf.

Kein Halten gab es für Elisabeth Glonegger (Zweite von links). Mit einer starken Hürdenzeit schuf sie die Basis für die deutsche Vizemeisterschaft im Siebenkampf. Ganz links die spätere Neunte Ines Dirscherl.

Noah Kollhuber (Mitte) legte mit einer starken Zehnkampf-Einzelleistung den Grundstock für das Mannschafts-Bronze der LG Sempt. Fotos: Theo Kiefner

Andrea Sedlbauer, die Überraschungszweite im U 23-Siebenkampf, präsentiert stolz ihre DM-Silbermedaille.

Starke Ingolstädter Frauen-Power: Andrea Tittmann (links), die Deutsche Siebenkampfmeisterin von 2003, coachte ihre Vereinskameradin Elisabeth Glonegger (rechts) zur deutschen Vizemeisterschaft 2014.

In Krachledernen empfingen (von links) Noah Kollhuber, Sven Holländer, Maximilian Ostler und Ruben Meyer ihre Bronzemedaille. Fotos: Stefan Erben

25.08.2014 20:30 // Von: Reinhard Köchl

Mehrkampf-DM Vaterstetten, Tag zwei: Vier Mal Edelmetall bei den „Deutschen dahoam“

Eine derart erfreuliche Bilanz hat es für bayerische Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer bei Deutschen Meisterschaften lange nicht mehr gegeben: Gleich vier Mal wurden die Vielseitigkeitsathleten aus dem Freistaat am Sonntagnachmittag im Vaterstettener Sportzentrum mit Edelmetall dekoriert. Das Tüpfelchen auf dem i für eine perfekte Veranstaltung, bei der sich der TSV Vaterstetten mit seiner wunderbaren Anlage höchstes Lob aus dem gesamten Bundesgebiet verdient hatte.

Selbst das Wetter hatte es in diesem ungewöhnlich kalten August gut mit den Vaterstettenern gemeint. Bei moderat warmen Temperaturen blieben – bis auf einen 30minütigen Wolkenbruch am Sonntagmorgen – die angekündigten Regenschauer aus. Selbst die Abwesenheit der stärksten Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen im Aktivenbereich sowie die weiter zurückgegangenen Meldezahlen müssen lediglich den Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) vor Fragen stellen, eventuell hinsichtlich einer attraktiveren Terminierung. Denn gerade ein Veranstaltungsort wie Vaterstetten braucht sich mit seinen atmosphärischen und weitläufigen Anlagen und der vorbildlichen Organisation auf keinen Fall hinter klassischen Mehrkampf-Events wie Ratingen oder Bernhausen verstecken.

Dass bei den „Deutschen dahoam“ auch noch die weißblauen Athleten eine derart starke Rolle spielen, erfreute nicht nur den Ausrichter, sondern vor allem all jene, die sich zuletzt berechtigte Sorgen um die Zukunft des Mehrkampfs im Freistaat gemacht hatten. Wobei Vaterstetten eine These nachdrücklich unterstrich: In der bayerischen Mehrkampfszene sind eindeutig die Frauen das starke Geschlecht. Trotz nach wie vor relativ überschaubarer Meldezahlen holten die Siebenkämpferinnen gleich drei Einzelmedaillen jeweils in der Farbe Silber, und zwar bei den Frauen und der U 23 – völlig überraschend – durch Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) und Andrea Sedlbauer (LG Landkreis Dachau) sowie bei der U 20 – etwas weniger überraschend, aber dennoch überaus erfreulich – durch Anna-Lena Obermaier (LG Sempt).

Elisabeth Gloneggers zweiter Sportler-Frühling

Der Höhenflug von Elisabeth Glonegger hatte sich bereits am Samstag abgezeichnet und setzte sich in der zweiten Halbzeit des Siebenkampfes nahtlos fort. Bei schwierigen Bedingungen mit starken Gegenwinden erzielte die 32-Jährige im Weitsprung mit 5,64 Metern das beste Resultat aller Teilnehmerinnen, steigerte sich in ihrer „Krisen-Disziplin“ Speerwurf auf 34,06 Meter und ließ im abschließenden 800-Meter-Lauf mit 2:23,28 Minuten gegenüber der Drittplatzierten Lisa Hampel (Team Niederrhein) nichts anbrennen. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 5303 Punkten holte sich die ehemalige Athletin des SV Gendorf-Burgkirchen nach mehrjähriger Pause und einem berufsbedingten Wechsel nach Ingolstadt in ihrem zweiten Sportler-Frühling unangefochten die Vize-Titel vor Hampel (5092). Am Sieg von Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit starken 5864 Zählern gab es zu keiner Phase des Wettkampfes etwas zu rütteln. Mit der ebenso wie Glonegger 32 Jahre jungen Ines Dirscherl (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) schob sich noch eine weitere Siebenkämpferin aus Bayern als Neunte (4919) unter die Top Ten.

Auch den Namen Andrea Sedlbauer hatte bei der Nennung der Medaillenkandidaten für Vaterstetten vorab niemand auf der Rechnung. Umso erstaunlicher war dann die Performance der 22-Jährigen, die ihren eigenen Hausrekord in Vaterstetten um fast 300 Punkte steigern konnte und mit 4966 Zählern schon an der Türe zur 5000er-Grenze klopfte. Hatte sich Sedlbauer nach dem ersten Tag bereits auf dem dritten Platz in Lauerstellung positioniert, blies sie am Sonntag vollends zum Angriff – nicht nur auf einen Podestplatz, sondern sogar auf Gold. Mit einer fulminanten Steigerung auf 5,46 Meter gelang ihr, wie auch Elisabeth Glonegger bei den Frauen, die Tagesbestleistung im Weitsprung. Dazu kamen noch 35,50 Meter mit dem Speer und 2:25,33 Minuten über 800 Meter, was zum hochverdienten und unangefochtenen zweiten Platz reichte. Zur frischgebackenen Deutschen U 23-Meisterin Lisa Steinlage (LG Kreis Gütersloh 09) fehlten in der Endabrechnung lediglich 73 Punkte. Maria Rummel (TV Türkheim) wurde hier mit 4435 Punkten Neunte und Anna Schmid (TV Dingolfing) belegte mit 4430 Zählern Platz zehn.

Anna-Lena Obermaier stürmt auf den Silberrang

Sogar das Bayerische Fernsehen hatte die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Vaterstetten zum Anlass genommen, um in seiner Sendung „Blickpunkt Sport“ mal wieder die Sportart Leichtathletik ins Blickfeld zu rücken. Im Mittelpunkt stand dabei eindeutig Anna-Lena Obermaier (LG Sempt), die nach einer furiosen Aufholjagd nach einem etwas enttäuschen siebten Platz vom Vortag bis auf den zweiten Platz nach vorne stürmte. Zwar hatte die 18-Jährige mit 5280 Punkten die beste Meldeleistung aller Teilnehmerinnen aufzuweisen, ein aus ihrer Sicht jedoch eher durchschnittlicher Hochsprung von „nur“ 1,68 Meter ließ den Traum von DM-Gold vorübergehend zerplatzen. Nun mag sich jeder selbst ausmalen, was für die erst 14 Tage zuvor in Wattenscheid gekürte Deutsche Vizemeisterin im Hochsprung drin gewesen wäre, wenn sie in die Nähe ihrer persönlichen Bestleistung von 1,78 Meter gekommen wäre.

So blieb Obermaier ein kämpferischer zweiter Tag, um sich ihr verdientes Edelmetall zu sichern und ihren Mitkonkurrentinnen noch einmal gehörig einzuheizen. Mit sehr guten 5,34 Meter im Weitsprung, 42,33 Metern im Speerwurf – der besten Leistung aller U 20-Athletinnen – und 2:24,98 Minuten über 800 Meter erreichte sie bärenstarke 5208 Zähler, schob sich bis auf Platz zwei hinter Caroline Klein (LAZ Puma Rheim-Sieg; 5283) vor und erzielte das zweitbeste Siebenkampfresultat ihrer Laufbahn. Etwas enttäuschend verlief der Sonntag dagegen für die zweite bayerische Hoffnungsträgerin Katharina Winkler (AC Quelle Fürth). Nach vier Disziplinen war Winkler noch aussichtsreich auf Rang vier gelegen, doch trotz 5,53 Meter im Weitsprung fiel sie in der Endabrechnung auf Rang neun zurück (4879).

Bronze für die Sempter Buam

Im Lager der LG Sempt gab es am Sonntag auch noch einen weiteren Grund zum Feiern. Während Anna-Lena Obermaier zur Siegerehrung bayerisch traditionsbewusst im Dirndl aufs Podest stieg, zogen die „Bronze-Buam“ der Zehnkampf-U 20-Mannschaftswertung mit Noah Kollhuber, Ruben Mayer und Sven Holländer ihre Krachledernen zur Medaillenvergabe an. Mit 18 568 Punkten landeten die Sempter hinter dem ASC Darmstadt (19 788) und der LG Region Karlsruhe (19 523) auf dem dritten Rang. Kollhuber als Bester des Trios schob sich als bester Bayer auch in der Einzelwertung unter die Top Ten (Achter mit 6684, darunter exzellente 4,50 Meter mit dem Stab), Mayer (6001) wurde 20. und Holländer 21. (5883), knapp vor ihrem Mannschaftskameraden Maximilian Ostler (23. Mit 5659). Mit André Zahl (TS Herzogenaurach) als 15. kam ein weiterer Zehnkämpfer aus dem Freistaat über die 6000-Punkte-Marke (6275).

Für einen anderen Zehnkämpfer aus dem Bayernland erfüllte sich der Traum vom Edelmetall leider nicht. Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) war nach Platz drei in der U 23-Konkurrenz am ersten Tag noch voller Optimismus in die zweite Hälfte gestartet, musste jedoch ausgerechnet nach einem Salto Nullo in seiner Spezialdisziplin Stabhochsprung alle Hoffnungen auf einen Platz auf dem Podest begraben. Bester weißblauer Teilnehmer war hier Alexander Gilch (LG Oberland) als 15. (6158). Im Zehnkampf der Männer kam Matthias Küsters (SWC Regensburg) als Einziger aus dem Freistaat in die Wertung und holte sich einen achtbaren 13. Rang mit 6587 Punkten.