Deutsche Meisterschaften Berlin 1: Überragende Hammerwerfer sorgen für bayerischen Sweep
Der Jahresbeste Tristan Schwandke unterstrich auch im Berliner Olympiastadion, dass er derzeit in seiner Disziplin national die uneingeschränkte Nummer eins ist. Jeder seiner sechs Würfe hätte zum Sieg gereicht, in fünf Durchgängen flog der Hammer über die 70 Meter-Marke. Der beste Versuch glückte in Runde drei mit 73,00 Metern. "Meinen ersten Titel zu gewinnen ist der Wahnsinn", sagte der Allgäuer glücklich. "Ich habe so viele Jahre darauf hingefiebert. Zwar war ich in der Jugend sehr erfolgreich, aber der Weg und der Sprung zu den Männern ist dann doch noch mal enorm. So viel Druck, wie heute, habe ich noch nie gespürt. Aber auch wenn ich im Vorfeld der Favorit war, muss jeder Wettkampf erst einmal gemacht werden. Du hast ja zunächst nur drei Versuche, da muss es passen. Ich gehe an jeden Wettkampf mit Demut ran. Jetzt werde ich mir noch die anderen Disziplinen angucken – das ist der Vorteil, als erster seinen Wettkampf zu haben."
Dass auch die weiteren Medaillenplätze nach Bayern gingen, ließ BLV-Präsident Gerhard Neubauer bei der Siegerehrung über das ganze Gesicht strahlen: Simon Lang (LG Stadtwerke München) sicherte sich mit 68,01 Metern Silber und beendete damit eine lange verletzungsbedingte Talsohle, Titelverteidiger Johannes Bichler (LG Stadtwerke München; 66,95 Meter) musste sich in diesem Jahr mit Bronze zufrieden geben. Dennoch waren alle drei nach der Zeremonie überglücklich, schließlich kennen sie sich schon seit frühester Jugend und haben so manches Trainingslager miteinander absolviert.
Dass es am Samstag im Berliner Olympiastadion noch vier Mal Bronze für BLV-Athleten gab, versüßte den starken Auftakt der weißblauen Leichtathleten obendrein. Auch wenn Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) beim phänomenalen deutschen Rekord von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) über 5000 Meter kurz vor dem Ziel sogar noch von dieser überrundet wurde, konnte sie dennoch in jede Hinsicht zufrieden sein. Nach 15:41,81 Minuten fehlte ihr nur eine Sekunde zur persönlichen Bestzeit. Miriam Dattke musste ihr Rennen fast völlig allein abspulen. Teamkollegin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) ließ derweil mit einem sechsten Platz über 5000 Meter in einer Zeit von 16:24,98 Minuten aufhorchen – zumal sie die Leistung nur drei Monate nach der Geburt ihres Kindes auf die blaue Bahn in Berlin zauberte.
Ein starkes Ende einer starken Saison gab es für Hochspringerin Lavinja Jürgens (TSV Kranzegg), die mit 1,84 Meter ihre persönliche Bestleistung einstellte und sich hinter Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart 1893; 1,90 Meter) und Imke Onnen (Hannover 96; 1,87 Meter) allmählich als dritte Kraft im Lande einzurichten scheint. In Berlin gab es für die frischgebackene Deutsche U 20-Meisterin Bronze bei den Frauen und so manches strahlende Lächeln danach.
Dafür waren die Blicke von Hürdensprinter Maximilian Bayer (MTV 1881 Ingolstadt) nach dem Finale um so grimmiger. Nach einer starken Vorstellung im Vorlauf, bei der er seine Anwartschaft auf mindestens Silber untermauert hatte, ging beim Finale fast alles schief. Nach einem durchwachsenen Start trat Bayer in die neunte Hürde, knickte bei de Landung leicht um und verpasste so den zweiten Platz um eine winzige Hundertstelsekunde mit 13,89 Sekunden gegenüber Trainingspartner Martin Vogel (SC Dhfk Leipzig; 13,88 Sekunden). Sieger wurde Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 13,68 Sekunden). Für ein Kuriosum sorgte Jan Schindzielorz (LG Forchheim). Als ältester Teilnehmer eines Hürdenfinals in der Geschichte der DM erreichte sorgte der 41-Jährige für Schlagzeilen, nachdem er im Vorlauf mit 14,32 Sekunden einen neuen persönlichen "Altersrekord" aufgestellt hatte. Im Endlauf wurde der neue BLV-Sprinttrainer Nord dann Siebter (14,40 Sekunden).
Dass Bayern im Hindernislauf seit Jahren eine Bank ist, wurde auch beim DM-Finale im Berliner Olympiastadion überdeutlich. Obwohl der spätere Sieger Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) hieß, war es doch der ehemalige Höchstädter Martin Grau (LAC Erfurt) der lange Zeit für Tempo sorgte und erst im Schlusspurt die Überlegenheit seines Kontrahenten anerkennen musste (8:33,59 zu 8:33,84 Minuten). Immer auf Tuchfühlung dabei: Patrick Karl (TV Ochsenfurt), der erst am in der heißen Endphase abreißen lassen musste, aber sicher und kontrolliert zur Bronzemedaille lief (8:38,39 Minuten). Auf den vierten Platz kämpfte sich mit Konstantin Wedel (LSC Höchstadt/Aisch; 8:43,65 Minuten) ein weiterer Bayer vor. Starke Ergebnisse auch im Mittelfeld: Achter wurde Nick Jaeger (TSV Penzberg; 8:54,23 Minuten), Neunter Alexander Bauer (TV Hauzenberg; 8:58,70 Minuten) und Zehnter Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch; 9:04,49 Minuten).
Im Weisprung begann es fpr Maximilian Entholzner (1. FC Passau) eher schleppend. Ein ungültiger erster Versuch und 6,97 Meter im zweiten ließen ein vorzeitiges Ausscheiden befürchten, bevor der Niederbayer Nervenstärke zeigte und sich im dritten Durchgang mit 7,54 Meter den Einzug in den Endkampf sicherte. Entholzner ließ dann noch einmal 7,66 Meter folgen, was den Bronzerang hinter Fabian Heinle (VfB Stuttgart 1893; 8,05 Meter) und Julian Howard (LG Region Karlsruhe; 7,88 Meter) absicherte.
Mit hohen Erwartungen war Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) in das Kugelstoß-Finale gegangen. Als zweitbester DLV-Stoßer des Jahres hatte der Hüne durchaus mit einer Medaille geliebäugelt. Dass es jedoch am Schluss nur zu Platz fünf reichte (19,44 Meter), sollte der 25-Jährige nicht nur als Enttäuschung abhaken. Der Leistungssprung in diesem Jahr, der durch die Umstellung auf die Drehtechnik ausgelöst wurde, hat ihn letztlich unter die Top-Five der deutschen Kugelstoß-Elite katapultiert. Und wenn man der alten Weisheit glauben mag, dass sich Kugelstoßer erst im vorgerückten Alter zur vollen Leistungsfähigkeit entfalten, dann hat er das Beste möglicherweise erst noch vor sich.
Als Achtungserfolg kann Lukas Koller (LG Stadtwerke München) den Einzug ins Finale der besten acht Diskuswerfer verbuchen. Hinter dem Sieger Martin Wierig (Sportvlub Magdeburg; 65,39 Meter) belegte er Platz acht mit guten 57,47 Meter. Auch Tina Präger (TSV Zirndorf) dürfte mit ihrem Einzug in den Dreisprung-Endkampf knapp unter ihrer Bestleistung (12,61 Meter) das Maximum herausgeholt haben. Rang sieben für Elisabeth Hafenrichter (LG Stadtwerke München) im Speerwerfen mit 51,52 Meter bedeutet den fast perfekten Abschluss einer exzellenten Saison.
Dagegen gelang Sprinterin Amelie-Sophie Lederer (LAC Quelle Fürth) in diesem Jahr nicht der Einzug ins 100-Meter-Finale. Nach 11,58 Sekunden war im Halbfinale Endstation, ebenso wie für Alexandra Burghardt (SV Gendorf Wacker burghausen; 11,51 Sekunden), Aleksandar Askovic (LG Augsburg; 10,57 Sekunden) Fabian Olbert (LG Stadtwerke München; 10,62 Sekunden) und Nick Kocevar (TSV Bad Endorf; 10,66 Sekunden).