Medaillenregen für bayerische Läufer bei Deutschen 10-Kilometer-Meisterschaften in Bobingen
Der Rennverlauf der beiden wichtigsten Wettbewerbe konnte unterschiedlicher kaum sein. Sabrina Mockenhaupt kam nach Bobingen, lief von Anfang an dem Feld weg und siegte überlegen mit fast zwei Minuten Vorsprung. "Das war hier die Verarbeitung meiner persönlichen Niederlage bei der WM in Moskau. Nur bei Kilometer Sieben musste ich daran denken, dass ich dort ausgestiegen bin", berichtete die kleine Läuferin aus dem Siegerland, die nun 37 deutsche Titel errungen hat. Ihr neuer Trainer Dietmar Bittermann bedauerte es, dass "Mocki" immer ganz alleine laufen musste und die Konkurrenz nicht angetrat. "Aber wen gibt es denn da noch auf dieser Strecke?", fragte kritisch Telis-Finanz-Trainer Kurt Ring.
Sein Frauenteam ging mit weniger Läuferinnen ins Rennen als geplant. Zunächst führte von den Telis-Läuferinnen Carolin Aehling eine kleine Verfolgergruppe an, später übernahm dann ihre Vereinskollegin Corinna Harrer die Führung. In der letzten Runde wurde dann jedoch Mona Stockhede (Lauf Team Haspa Marathon Hamburg) den Regensburgerinnen gefährlich. Zuerst überholte sie Aehling und verringerte zusehends den Abstand zu Harrer, die dann mit einer Zeit von 34:32 Minuten und zehn Sekunden Vorsprung auf Stockhede wie im Vorjahr Vizemeisterin wurde und die Meisterschaft in der Juniorinnenwertung wiederholte.
Flügel mischt lange bei der Titelvergabe mit
Der Höhepunkt der Meisterschaften war zweifelsohne der Wettbewerb der Männer, wenngleich der Vorjahressieger Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) kurzfristig auf den Start verzichtete. Aber die Bayern hatten im Vergleich der deutschen Landesverbände ja noch weitere Trümpfe, zum Beispiel Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg), Manuel Stöckert (TSV Ostheim von der Rhön), Tobias Schreindl (LG Passau) und Tobias Gröbl (LG Zusam). Nach der ersten Runde passierte Stöckert als erster Läufer den Zielbereich. Unmittelbar hinter ihm lagen Flügel, Rico Schwarz und Simon Stützel (ART Düsseldorf). Dann schob sich Julian Flügel nach vorne, die Konkurrenten ließen sich aber nicht abschütteln.
Als die Läufer in der letzten Runde zurück zum Ziel abbogen, verlor Manuel Stöckert kurz den Kontakt zur Spitzengruppe, wurde dann schließlich von zwei weiteren Läufern eingeholt und knapp geschlagen. 500 Meter vor dem Ziel sprach alles dafür, dass es zu einer Entscheidung zwischen Flügel und Schwarz kommen würde, da Stützel einige Schritte hinter dem Führungsduo lag. "Ich wusste, dass ich mit einem Angriff noch rechnen musste", berichtete der Regensburger nach dem Lauf.
Rico Schwarz verschärfte plötzlich deutlich das Tempo, übernahm die Führung, hielt die hohe Laufgeschwindigkeit und schüttelte Julian Flügel ab. Dessen kurze Schwäche wurde schließlich ein Vorteil für Simon Stützel, der dann auch den Regensburger angriff und ihn am Ende mit fünf Sekunden Vorsprung auf den dritten Platz verweisen konnte. Rico Schwarz blieb weiter in Führung und feierte im Ziel mit einem "Wahnsinn!" seine Meisterschaft, die er nach 29:40 Minuten errungen hatte. Manuel Stöckert kam als Sechster ins Ziel, Tobias Schreindl und Tobias Gröbl blieben wie im Vorjahr unter den besten zehn Läufern.
In den Klassen M 35 und M 45 holten sich Andrew McLeod (TG Viktoria Augsburg) und Klaus Mannweiler (LG Team Isartal) die Silbermedaille. Für Andrew McLeod bedeuteten die 31:39 Minuten von Bobingen zugleich eine neue Bestzeit. Klaus Mannweiler fehlten nur zehn Sekunden zur Titelverteidigung.
Bayerisches Duell zwischen Hobmaier und Herrmann
Im ersten Lauf wurden die Meistertitel in den Seniorenklassen vergeben. Nach der Hälfte der Distanz lagen drei Läufer klar in Führung: Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen), Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) und Markus Zerres (TV Waldstraße Wiesbaden). In der letzten Runde musste Markus Zerres die beiden bayerischen Läufer ziehen lassen. Die Führungsarbeit übernahm zumeist der Vorjahresmeister Hans-Joachim Herrmann. Doch Reinmund Hobmaier klebte fast an seinem Konkurrenten, der noch locker laufen konnte. Hobmaier dagegen musste kämpfen, wirkte verbissen, atmete laut. Würde ihm wieder Hans-Joachim Herrmann, so wie in Nagold, einige hundert Meter vor dem Ziel enteilen?
Als beide Läufer auf die Gerade zum Ziel einbogen, griff Hobmaier energisch an und hatte sofort einige Meter Vorsprung. Hans-Joachim Herrmann konnte nicht kontern, gab sich geschlagen, verringerte das Tempo. Mit einer Zeit von 33:49 Minuten und acht Sekunden Vorsprung spurtete Hobmaier ins Ziel. Es war sein dritter deutscher Meistertitel in der M 50 im Jahr 2013.
In der Klasse M 55 gab es an der Meisterschaft für Siegfried Haas (RSC Neukirchen) nie einen Zweifel. Mit seiner Zeit von 35:29 Minuten kam er als Sieger mit einem Vorsprung von über einer halben Minute vor Franz Prager (LG Passau) und Erwin Müller (PTSV Rosenheim) ins Ziel.
Wer ist der schnellste bayerische Läufer in der M 65. In den vergangenen Jahren konnte dies Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) von sich behaupten. In diesem Jahr musste er sich allerdings einige Male geschlagen geben. In Bobingen holte er die Silbermedaille und konnte Dietmar Hilgers (Lauffeuer Chiemgau) auf den dritten Platz verweisen. Als Ausnahmeläufer im hohen Alter bewies sich in Bobingen einmal mehr Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen). Mit 75 Jahren lief der Allgäuer noch eine Zeit von 42:13 Minuten über zehn Kilometer. Diese ausgezeichnete Leistung bedeutete den Meistertitel in der M 75. In der M 70 erkämpfte sich Helmut Müller (LG Erlangen) mit 43:12 Minuten die Vizemeisterschaft.
In den Klassen W35 bis W 75 durften sich bayerische Läuferinnen immer wieder von BLV-Vizepräsident Willi Wahl zur Siegerehrung aufrufen lassen. Eher erwartungsgemäß holten sich Christiane Göttner (LC Aichach) und Ruth Schlager (TSV Neustadt) die Goldmedaille, eher überraschend war der Titelgewinn von Barbara Auer-Gerber (TG Viktoria Augsburg) in der W 50. Christine Sachs (TV Geiselhöring) rechnete mit einer starken Konkurrenz bei diesen Meisterschaften. Dass ihr am Ende nur sechs Sekunden zur Meisterschaft in der M 55 fehlten, hätte sie sich vorher nicht gedacht.
Die Favoritin in der W 35, Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg), konnte verletzungsbedingt die Meisterschaft nur als Zuschauerin erleben. Aber Tina Fischl (LG Passau) vertrat die BLV-Vereine mit ihre Silbermedaille und einer Zeit von 35:56 Minuten vorzüglich. Eine Bronzemedaille erhielten bei diesen Deutschen Meisterschaften Birgit Hierl (LLC Marathon Regensburg), Edith Grassmann (SVG Ruhstorf/Rott) und Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt).
Bronze für Jonas Koller
Gleiches gilt auch für Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) bei den U 23-Junioren. Mit 30:42 Minuten landete er im Gesamteinlauf der Männer auf dem zehnten Platz. Die große Anzahl bayerischer Leichtathleten wirkte sich auch bei der Vergabe der Meisterschaften in der Teamwertung. Hier präsentierten sich der PTSV Rosenheim, die TG Viktoria Augsburg, die SG Indersdorf, der SVG Ruhstorf/Rott, die LG Stadtwerke München und die LG Telis Finanz Regensburg auf den vordersten Rängen.
In Bobingen regnete es Medaillen auf die Athleten des BLV, weil zugleich auch die Bayerischen Meisterschaften ausgetragen wurden. Wer enttäuscht die Siegerliste der "Deutschen" las, konnte sich nochmals Hoffnungen bei der Wertung bayerische Meisterschaften machen.
Die Bewertung der Strecke durch die Läufer und Trainer war unterschiedlich. Wie weitere andere Trainer deutscher Spitzenvereine stufte BLV-Landestrainer Jörg Stäcker den Parcours als nicht allzu schnell ein. Schließlich ergaben sich bei den Spitzenläufern keine außergewöhnlich guten Zeiten, meint Stäcker. Viele Läufer aus der mittleren Leistungsklasse und den Leichtathleten der Senioren-Wertungen gefiel die Strecke dagegen gut. Einig waren sich alle Teilnehmer über das angenehme Ambiente und die gute Organisation der Veranstaltung. Dies war das Verdienst des großen Teams um Herwig Leiter, der als Pionier der deutschen Volkslaufbewegung dem 50. Geburtstag dieser Veranstaltung einen würdigen Rahmen verlieh.