Eine Demonstration ihrer Klasse lieferte nach langer Verletzungspause Corinna Harrer (im Vordergrund, 455) im Ingolstädter Hindenburgpark im "Rennen der Blauen" ab.

Hielt sich seine Gegner eine Woche vor der Cross-DM in Markt Indersdorf auf Distanz: Martin Grau.

Bester "Nicht-Afrikaner" auf der Langstrecke und Bayerischer Crosslauf-Meister war Tobias Schreindl (Mitte).

Sie gehören zum Tafelsilber der bayerischen Läuferszene, das es sich lohnt zu pflegen: Jamie Williamson (links, blaues Trikot) und Patrick Karl (rechts daneben) . . .

. . . oder U 20-Siegerin Nada Balcarczyk,

U 18-Meisterin Renee Havenga . .

. . . sowie die beiden Goldmedaillengewinner in der U 16, Lisa Basener bei den Mädchen . . .

. . . und Florian Bremm bei den Buben. Alle Fotos: Theo Kiefner

01.03.2015 21:03 // Von: Dieter Claus

Crosslauf-BM Ingolstadt: Gelungene Leistungsschau der bayerischen Läufer mit Harrer und Grau als Highlights

Wer gegen internationale Konkurrenz bestehen kann, der siegt bei den Landestitelkämpfen allemal. Diese alte Läuferweisheit stellten bei den Bayerischen Crosslaufmeisterschaften in Ingolstadt überzeugend Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch) unter Beweis. Zum Abschluss der perfekt organisierten Titelkämpfe im Hindenburgpark gewann der Deutsche Marathonmeister von 2014, Tobias Schreindl (LG Passau), nach spannendem Verlauf Gold auf der Langdistanz.

Temperaturen um den Gefrierpunkt und bedeckter Himmel bildeten den äußeren Rahmen für Bayerische Crosslaufmeisterschaften, die sich als eine gelungene Leistungsschau der weißblauen Läufergilde entwickelten. Im Mittelpunkt stand trotz der zahlreichen Höhepunkte eindeutig der Mittelstreckenlauf und seinem extrem starken Läuferfeld. Nur selten können sich Läufer frühzeitig mit einem großen Vorsprung von den restlichen Konkurrenten absetzen. So war auch in Ingolstadt bis zur letzten Runde der Ausgang der Meisterschaft noch völlig offen. Tobias Gröbl (LG Zusam), Martin Grau (LSC Höchstadt/Aisch), Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth), Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) und Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) hatten noch Chancen.

In der Bergabpassage des kleinen Hügels gewann Grau dann fünf Meter Vorsprung. Der EM-Finalist über 3000 Meter Hindernis spielte nun trotz seiner jungen Jahre seine ganz Rennerfahrung aus, vergrößerte den Abstand und stürmte mit vier Sekunden Vorsprung auf Konstantin Wedel als bayerischer Crosslaufmeister 2015 ins Ziel. "Ich war vor dem Lauf sehr aufgeregt, weil ich weiß, dass die anderen Jungs sehr gut sind", sagte sich Martin Grau nach dem Lauf.  In der Teamwertung über die Mittelstrecke bewies das Meisterschaftstrio der LAC Quelle Fürth mit 15 Punkten ein weiteres Mal, dass der Verein eines der Leistungszentren bayerischer Leichtathletik darstellt. Konstantin Wedel gewann den Titel bei den U 23-Junioren.

Startet sie oder startet sie nicht? Erfreulicherweise kam Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) doch die rund 70 Kilometer nach Ingolstadt und  drückte dem Frauen- und U 23-Lauf ihren Stempel auf. "Coco" und dann mal lange Zeit keine Läuferin: So erlebten die Zuschauer den Wettbewerb. "Der Sieg war gar nicht so wichtig. Es sollte einfach ein sauberer Lauf werden", erläuterte Trainer Kurt Ring nach dem fulminanten Triumph der Olympiateilnehmerin.

Der Wettstreit um die weiteren vorderen Platzierungen blieb bis zum Schluss spannend. Entweder weitere Telis-Läuferinnen oder die Fürther Quelle-Mädchen, lautete die Devise. Das knappe Ergebnis spiegelte sich schließlich in der Teamwertung wider: LG Telis Finanz Regensburg mit Corinna Harrer, Julia Kick und Anna-Katharina Plinke und einem Punkt Vorsprung vor dem Trio der LAC Quelle Fürth mit Vizemeisterin Domenika Weiß, Julia Hiller und Gesa Bohn. Die Goldmedaille bei der weiblichen U 23 ging an Regina Högl (LG Region Landshut).

Bärenstarke Konkurrenz auf der Männer-Langstrecke

Die Konkurrenz auf der Langstrecke dürfte in der Zukunft stärker werden. Diese Erkenntnis wurde im letzten Rennen des Tages deutlich. In Ingolstadt noch außer Konkurrenz startend, beherrschten Yossief Tekle (LG Reischenau-Zusamtal) und Filmon Abraham (LG Festina Rupertiwinkel) von Anfang an den Lauf. Um die Medaillen kämpften Tobias Schreindl (LG Passau), Mario Wernsdörfer (LG Bamberg), Joseph Katib (TSG 08 Roth) und Hagen Brosius (MTV 1881 Ingolstadt). Mit zunehmender Rundenanzahl kam Schreindl immer mehr in Schwung, er konnte im Schlussteil sogar noch den Abstand zu den Läufern aus Afrika leicht verringern. "Der heutige Sieg freut mich besonders, da ich gar nicht damit gerechnet habe. Aber mir lag die Strecke gut, weil ich in den vergangenen Wochen viel im Schnee trainiert habe", bewertete Schreindl seinen Meisterschaftslauf. Silber fiel an Mario Wernsdörfer, Bronze an Hagen Brosius.  Die Mannschaftswertung gewannen die Passauer knapp vor dem Team der LG Stadtwerke München und dem MTV 1881 Ingolstadt.

BLV-Landestrainer Jörg Stäcker war ob der gelungenen Leistungsschau seiner Schützlinge hoch erfreut: "Eine wirklich erstklassige Veranstaltung mit einer überragenden Corinna Harrer bei den Damen und zwei jungen Wilden im Männerrennen. Die beiden Hindernisläufer Martin Grau und Konstantin Wedel sind ja gerade mal Anfang Zwanzig! Bei der Jugend gab es die erhoffte Demonstration auf den vorderen Plätzen durch Patrick Karl, Jamie Williamson, Nada Balcarczyk und Co und bei den U 16-Jugendlichen wachsen mit Florian Bremm und Lisa Basener die nächsten Talente heran."

Besagte Lisa Basener (MTV 1881 Ingolstadt) und Florian Bremm (TV Leutershausen) boten in dier Tat eine eindrucksvolle Demonstration ihres läuferischen Talentes. Schon in der ersten Runde der insgesamt 2100 Meter langen Strecke lag Basener an der Spitze. Mit einem Vorsprung von fünf Sekunden stürmte sie nach 8:24 Minuten ins Ziel. Hinter ihr entbrannte ein spannendes Rennen um den zweiten Platz. Auf den letzten 150 Meter drehte Johanna Kerschensteiner (TSV 1860 Scheinfeld) ihren Turbo auf und überholte noch Jana Vollert (1. FC Schweinfurt 1905) sowie Hanna Bruckmayer (TV Altötting). Damit wurde Kerschensteiner auch Meisterin in der W 14. 

Im Lauf der männlichen U 16 ließ der Läufer in rotem Trikot und rotgestreifter Mütze nie einen Zweifel an seinem Siegeswillen aufkommen. Florian Bremm holte sich einen Start-Ziel-Sieg, der die Meisterschaft in der M 15 mit 15 Sekunden Vorsprung bedeutete. M 14-Meister wurde Bastian Frisch (La Carrera TnTeam Rothsee).

Jugendliche zeigen sich vor der Cross-DM in Topform

Schon bei den oberbayerischen Crosslaufmeisterschaften verdeutlichte Nada Balcarczyk (LG Würm Athletik), dass sie auch auf schwierigem Gelände schnell laufen kann. Bei den "Bayerischen" in Ingolstadt gewann die 18-jährige Auszubildende in der weiblichen U 20 vor Felicia Körner (LG Sempt). Für die LAC Quelle Fürth holte sich in der U 18 Renee Havenga den Titel.

Auf der Mittelstrecke wird es in Bayern zukünftig weiterhin starke Konkurrenz geben. Dafür sorgen die diesjährigen Spitzenläufer aus der U 18 und U 20, Patrick Karl (TV Ochsenfurt) als Meister in der U20 und der Deutsche U 18-Meister über 800 Meter von 2014, Jamie Williamson (LAC Quelle Fürth) als Zweiter: Zusammen mit U 18-Sieger Lorenz Adler (1. FC Passau) stehen sie symbolisch für diese Entwicklung.

Im ersten Lauf gingen 60 schnelle Seniorinnen auf die Strecke. Bald setzte sich ein Führungstrio, bestehend aus Christiane Adriaanse (TV 1848 Coburg), Bettina Sattler (LG Zusam) und Yvonne Kleiner (LG Stadtwerke München) ab. Im weiteren Verlauf konnte Sattler einen kleinen Vorsprung herauslaufen, aber Adriaanse ließ sich nicht abschütteln und übernahm in der vorletzten Runde die Führung, die sie bis ins Ziel halten konnte. „Nach zwölf Jahren habe ich die Spikes wieder herausgeholt und dann die Meisterschaft gewonnen“, berichtete die Coburgerin nach ihrem Sieg in der Klasse W 35. Bettina Sattler wurde in der W 40 vor Yvonne Kleiner Meisterin.

Das größte Teilnehmerfeld ergab sich bei den Senioren ab M 50. Vier Runden lang lag Carl Hierl (SWC Regensburg) knapp vor Hans Joachim Herrmann (LG Erlangen). Beide klagten nach dem Lauf über eine Erkältung. In der fünften Runde verschärfte Herrmann das Tempo und sicherte sich schließlich souverän eine weitere Meisterschaft. Im Vorjahr war Herrmann Bayerns bester Seniorenläufer auf der Langstrecke. Vizemeister in der M 50 wurde Hierl, Bronze fiel in dieser Wertung an Richard Negele (TSV Bobingen), der sich von Runde zu Runde nach vorne kämpfte. „Titelgewinn in Ingolstadt: Schöner geht es nicht“, resümierte Albert Treffer (MTV 1881 Ingolstadt) als Meister in der M 55. In der M 65 dominierte wie erwartet Manfred Dormann (TV Bad Brückenau).

Hobmaier muss nach Stau bei den Jüngeren starten

Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) wäre ein starker Konkurrent für Hans Joachim Herrmann gewesen. Weil er im Stau stecken blieb, startete der 53-Jährige in der Masterklasse M 40/M 45. Zunächst führte mit Abstand eine Fünfergruppe, dann fiel Miguel Lenz (MTV 1881 Ingolstadt) zurück. Für den Sieg kamen in der letzten Runde nur noch Hobmaier, Thomas Langer (TV Jahn Kempten), Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München) und Frank Schouren (LG Passau) in Frage. Entschlossen griff Schouren an, ließ eine Lücke zu den Verfolgern entstehen und siegte mit drei Sekunden Vorsprung vor Jan Lettenmaier, der Meister in der M 45 wurde.

Nachfolgend weitere Klassensieger in der Wertung der Senioren und Seniorinnen: W 45 Anita Weger (FTSV Straubing), W 50 Marcela Loza Hilares (ATSV Kallmünz), W 55 Sieglinde Flexeder (SVG Ruhstorf/Rott), W 60 Gerlinde Kolesa (MTV 1881 Ingolstadt), W 65 Resi Christl (LC Aichach), W 70 Sibylle Weber (SC Kemmern). M 60 Ludwig Lang (SVG Ruhstorf/Rott), M 70 Wolfgang Huber (SVG Ruhstorf/Rott), M 75 Georg Groß (SVO Leichtathletik Germaringen).