BayernSTAR 2024 Regensburg: Immer erfolgreicher, immer größer
Die Geschichte des BayernSTAR ist eine Geschichte der permanenten Weiterentwicklung. An den bisherigen Veranstaltungsorten herrschten unterschiedlichste Rahmenbedingungen. Dass der mittlerweile zwölften BayernSTAR in Regensburg abermals einen neuen Maßstab setzen konnte, darf man keineswegs als selbstverständlich voraussetzen und ist zudem meilenweit entfernt von jeglicher Routine. In mühevoller Kleinarbeit gilt es stets, die zu ehrenden Sportlerinnen und Sportler anzufragen, Fotos und Videoclips zu sichten, einen zügigen, aber niemals oberflächlichen Programmablauf zusammenzustellen und mit den örtlichen Firmen im engen Kontakt Fragen des Sponsorings oder des Menüs zu klären. Die Organisation, bei der einmal mehr BLV-Geschäftsführer Peter Kapustin die Fäden in Händen hielt, und das nahtlose Zusammenspiel mit Sportkoordinatorin Isabel Keller sowie den Mitarbeitern der BLV-Geschäftsstelle ließen auch diesmal keine Wünsche offen. Der Erfolg belohnte das erfahrene Team nicht zum ersten Mal! Regensburg begeisterte die Besucher durch einen kurzweiligen Programmablauf sowie attraktive Video-Präsentationen von Bayerns Besten, bei denen der stellvertretende BLV-Geschäftsführer Martin Kallmeyer die Erfolge der zurückliegenden Monate unterhaltsam und packend aufbereitet hatte. Simon Holländer präsentierte den prall gefüllten Abend überdies bestens vorbereitet sowie routiniert, während Markus Schwertfeger die zeitaufwendige Addition aller Ergebnisse für die besten Vereine sowie die Preise des Ministerpräsidenten übernommen hatte.
Der gewachsene Stellenwert des BayernSTAR wird auch an der Liste der Ehrengäste deutlich, an deren Spitze in diesem Jahr der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) stand – nach den ehemaligen Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) 2019 in Erding schon das zweite Mitglied des bayerischen Kabinetts, das der Gala die Ehre erwies. Füracker wies in seinen Grußworten darauf hin, dass die Staatsregierung 110 Millionen Euro für die Sportförderung zu Verfügung gestellt habe, ein Umstand, den sowohl BLV-Präsident Gerhard Neubauer wie auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Jochen Schweitzer, mit Genugtuung zur Kenntnis nahmen. Regensburgs Bürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU) wies außerdem darauf hin, dass die Domstadt in Zukunft nicht nur durch ihre herausragenden Läufer, sondern im nächsten Jahr bereits durch die neuen Leichtathletikhalle eine Ausnahmestellung genießen werde.
So oder so: Für die meisten der bayerischen Leichtathletinnen und Leichtathleten war Regensburg schon 2024 ein Pflichttermin. Denn hier gab es nach mühevoller und fast ausschließlich ehrenamtlicher Tätigkeit die verdiente Anerkennung und Wertschätzung als Belohnung. Nach einem Sektempfang im Foyer des marina Forums genossen die festlich gekleideten Sportler und Ehrengäste im Inneren die Darbietungen des Duos „Heimatg´fühl“. Den Auftakt des Ehrungsreigens bildete diesmal die Vergabe der Sonderpreise des Bayerischen Ministerpräsidenten in Form eines bayerischen Löwen für die besten Leistungen bei den Bayerischen Meisterschaften (Aktive, U 20 und U 18). Zusammen mit Finanzminister Albert Füracker konnte BLV-Vizepräsident Reinhard Köchldie Trophäe in diesem Jahr zum ersten Mal an eine Sportlerin überreichen, die quasi ihren Titel verteidigte. Wie 2023 gewann den attraktiven Löwen wieder
Svenja Pfetsch (LG Stadtwerke München).
Die 23-jährige Sprinterin aus dem schwäbischen Vöhringen bestach diesmal nicht wie im Vorjahr durch eine erstklassige 100-Meter-Zeit, sondern setzte mit ihren 23,29 Sekunden ein absolutes Ausrufezeichen Richtung deutsche Spitze. Nach Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) hat sich Svenja Pfetsch auch mit ihrer 100-Meter-Bestzeit von 11,43 Sekunden inzwischen zur zweitschnellsten Frau Bayerns entwickelt.
Zum ersten Mal gab es bei den Jugendlichen den Sonderpreis des Ministerpräsidenten für die beste Leistung bei den Bayerischen Meisterschaften in der Kategorie U 20 und U 18. Bei den älteren Jugendlichen war es der U 20-WM-Dritte im Kugelstoßen
Georg Harpf (LG Stadtwerke München)
der mit eine Siegesweite von 19,55 Meter die mit Abstand beste Leistung seiner Altersklasse an den beiden Wettkampftagen brachte.
Zum ersten Mal wurde der Sonderpreis des Ministerpräsidenten auch an eine U 18-Jugendliche verliehen, nachdem im vergangenen Jahr der U 18-Jugendliche Maximilian Schreiber die gleiche Punktzahl wie Sprinterin Elena Schernhardt aufwies. Diesmal kam eine junge Hürdensprinterin zum Zug, und zwar
Emilia Kurz (LAG Mittlere Isar)
die sich über 100 Meter in starken 13,81 Sekunden durchsetzte.
In allen Fällen wurde die Punktetabelle von World Athletics als Berechnungsgrundlage herangezogen.
Die sieben bayerischen Bezirke benennen alljährlich Vereine, um sie im Rahmen des BayernSTAR für herausragende Nachwuchsarbeit auszuzeichnen. Dabei werden nicht nur die sportlichen Erfolge gewürdigt, sondern vor allem der Einsatz aller Beteiligten der jeweiligen Vereine für die Sportart Leichtathletik. Die Jugendgremien der sieben bayerischen Bezirke beriefen folgende Vereine für die Ehrung, die von BLV-Vizepräsidentin Jugend Michaela Regele durchgeführt wurde.
Oberbayern:
LG Festina Rupertiwinkel
Niederbayern:
TSV Ergoldsbach
Oberpfalz:
DJK Weiden
Oberfranken:
UAC Kulmbach
Mittelfranken:
TuS Feuchtwangen
Unterfranken:
TSV Oberthulba
Schwaben:
LG Donau-Ries
Auch 2024 umfasste der BayernSTAR wieder verschiedene Kategorien. Im Bereich Wettkampfwesen wurde diesmal das
LAZ Obernburg-Miltenberg
ausgezeichnet, das sich vor allem durch seine vorbildliche Organisation der Deutschen Meisterschaften der Masters im Fünfkampf im Mai dafür aufgedrängt hatte. Die Laudatio hielt der BLV-Vizepräsident Wettkampfwesen, Johannes Barnbacher. Den Preis nahmen Carsten Holm und Peter Klemm entgegen.
Im Bereich Nachwuchsarbeit stand diesmal wieder ein Verein im Scheinwerferlicht, nachdem im vergangenen Jahr mit Peter Gnilka eine Einzelperson ausgezeichnet wurde, und zwar die
LG Bamberg
Auf breiter Ebene bildet der Zusammenschluss oberfränkischer Leichtathletikvereine seit vielen Jahren Talente aus, ganz egal, ob Werfer, Springer, Sprinter und Läufer. Vor allem aus letzterer Disziplingruppe sorgen vor allem die Lindner-Zwillinge durch ihre internationalen Einsätze für Furore. Verdienter Applaus für Thomas Lindner, der den BayernSTAR von BLV-Vizepräsidentin Jugend, Michaela Regele, entgegennahm.
Für die die Kategorie Leistungssport, in der die Anzahl der Kaderathleten, die Einsätze auf internationaler Ebene oder bei Vergleichskämpfen sowie Platzierungen bei Deutschen und Bayerischen Meisterschaften honoriert werden, präsentierte BLV-Vizepräsident Sport Reinhard Köchl wieder die mit Spannung erwartete Top Ten-Tabelle. Gleichzeitig bedankt er sich bei allen Vereinen im Freistaat für die geleistete Arbeit. Unter den Top Drei gab es dabei das seit Beginn des BayernSTARS unveränderte Bild, allerdings mit einem wieder einmal deutlichen Abstand von Dauersieger LG Stadtwerke München, der sich auf einen neuen Punkterekord steigern konnte, zum Zweitplatzierten LG Telis Finanz Regensburg. Dritter bleibt wie bisher das LAC Quelle Fürth. An der Spitze ergab sich folgendes Bild:
- LG Stadtwerke München 4116
- LG Telis Finanz Regensburg 1834
- LAC Quelle Fürth 607
- TSV Gräfelfing 433
- TSV Ochenbruck 425
- UAC Kulmbach 400
- LAC Passau 362
- LSC Höchstadt/Aisch 337
- LG Bamberg 311
- SWC Regensburg 310
Für die LG Stadtwerke München nahm Vizepräsident Faliero Graiani den BayernSTAR 2024 entgegen.
BLV-Vizepräsident Finanzen Alois Bücheler, der zuvor lange Jahre als Kampfrichterobmann in Bayern tätig war, oblag es, einen ganz besonderen Kampfrichterkollegen als Kampfrichter des Jahres 2024 auszuzeichnen, und zwar
Josef Zweck
Ohne den Oberpfälzer mit Leib und Seele würden wahrscheinlich keine Veranstaltungen in Regensburg mehr über die Bühne gehen, ebenso wie mittlerweile auch viele Meetings in Bayern. Zweck, der mit Leib und Seele die Aufgabe des unparteiischen Kampfrichters ausübt und auch zu den tragenden Säulen der LG Telis Finanz Regensburg zählt, ist ein Musterbeispiel für Zuverlässigkeit, Fleiß und Korrektheit. Einst kam Zweck über seine Kinder Lukas und Jonas zur Leichtathletik. Dann ließ er sich Schritt für Schritt ausbilden, ist seit 2014 auch Bezirksobmann in der Oberpfalz und stand 2022 bei den Europameisterschaften in München in seiner Lieblingsdisziplin Weitsprung an der Grube. Wenn er dort steht, dann ist alles eben und perfekt“, hieß es in Alois Büchelers Laudatio.
Talkrunden mit Nachwuchsstars und Olympiateilnehmern
Als überaus positiv und abwechslungsreich wurden die Talkrunden mit den Medaillengewinnern der U 18-Europameisterschaften in Banská Bystrica (Slowakei) und der U 20-WM in Lima (Peru) sowie den anwesenden Olympiateilnehmern bewertet. Marc Weidenbach (LG Stadtwerke München; EM-Silber in der Medleystaffel), Benedikt Maurer (SV Germering, EM-Bronze im Dreisprung), Clara Hegemann (LG Stadtwerke München; EM-Gold im Hammerwerfen), Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf; EM-Silber im Speerwerfen), Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck; EM-Gold über 100 Meter, EM-Silber mit der Medley-Staffel) und Georg Harpf (LG Stadtwerke München; WM-Bronze im Kugelstoßen) gaben kluge und schlagfertige Antworten auf die Fragen von Moderator Simon Holländer. Dass von sechs Paris-Startern bei den Olympischen Spielen nur zwei, nämlich Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) und Merlin Hummel (UAC Kulmbach) in Regensburg waren, lag vor allem an den bereits begonnenen Trainingslagern der DLV-Eliteathleten. So hatten Mayer und Hummel mehr Zeit, um von ihren Erlebnissen bei Olympia zu berichten. Die Langstreckenläuferin war froh und dankbar über die Rückschau, „denn im aktuellen Trainingsgeschehen fühlt man sich oft schlecht und vergisst schnell all die schönen Sachen.“
Bei der obligatorischen Ehrung der erfolgreichsten bayerischen Leichtathleten gab es eine neue Aufteilung, die nicht wie früher in Disziplinblöcken, sondern in Altersklasse verlief. Vor allem bei den Jahrgangsstufen U 18, U 20 und U 23, dem „Tafelsilber“ der bayerischen Leichtathletik, herrschte ein regelrechtes Gedränge auf der Bühne. Kaum einer oder eine fehlte, erstaunlich viele wollten sich die „coole Veranstaltung“ (Moritz Mühlpointner im Regionalfernsehen TV Aktuell) nicht entgehen lassen. Neben den Sportlerinnen und Sportlern wurden auch die Heimtrainerinnen und Heimtrainer für ihre Arbeit ausgezeichnet. Im zweiten Ehrungsblock kamen dann die Erwachsenen zum Zug – jeder mit einem eigenen Applaus bedacht.
Straffer und attraktiver geriet in diesem Jahr auch die Ehrung der Seniorensportler des Jahres. Diesmal fiel die Auszeichnung, die jedes Jahr eine andere Disziplingruppe in den Fokus nimmt, auf zwei Läufer: Diana Kurrer (MTV 1881 Ingolstadt) und Walter Rentsch (LC Aichach). „Es ist schön, wenn man sich im Sport so verträgt – im Vergleich zu dem, was auf der Welt sonst so los ist“, meinte Rentsch mit Blick auf die Atmosphäre bei internationalen Senioren-Veranstaltungen.
Sonderpreis für Christina Hering
Einen besonders emotionalen Moment gab es, als es darum ging, die erfolgreichste Leichtathletin Bayerns im vergangenen Jahrzehnt von der großen Leichtathletikbühne zu verabschieden: Christina Hering. Obwohl die 15-fache Deutsche Meisterin bei den Frauen über 800 Meter zum selben Zeitpunkt im Urlaub in der Nähe von Brisbane (Australien) weilte, hatte sie eine Grußbotschaft geschickt. Für BLV-Vizepräsident Sport Reinhard Köchl ist Hering – Spitzname „Fischi“ – eine der ganz wenigen Sportlerinnen, die im „Haifischbecken“ Leichtathletik, in dem es eigentlich nur Konkurrentinnen und fast keine Freunde mehr gebe, immer offen, authentisch und grundehrlich bis zur letzten Sekunde geblieben sei. „Ich persönlich kenne keine einzige Lästerei über andere, sie hatte für jeden Zeit, war weit von irgendwelchem Zicken- oder Diven-Gehabe entfernt und blieb vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Karriere immer dieselbe: eine Ausnahmeathletin und ein ganz bemerkenswerter Mensch“, lobte Köchl. Deshalb habe Christina Hering wie kaum eine andere das Zeug zum Vorbild für junge Mädchen. Der Lohn für die große Sportlerin in Abwesenheit: langanhaltender Applaus.
Verdiente und überraschte Trainer des Jahres
Sie hatten nicht damit gerechnet. Die beiden frischgebackenen „Trainer des Jahres“ in der bayerischen Leichtathletik zeigten sich beide gerührt und dankbar für die Würdigung, die ebenfalls in Händen von Vizepräsident Sport Reinhard Köchl lag. Im Bereich „Nachwuchs“ fiel die Wahl auf
Norbert Wörlein
Man habe angesichts der überwältigenden Erfolge der bayerischen Nachwuchs-Leichtathletinnen und Leichtathleten lange überlegt, wem man wohl in diesem Jahr die begehrte Auszeichnung zukommen lassen sollte. Nachdem BLV-Wurf-Teamleiter Andreas Bücheler bereits vom DLV als „Nachwuchstrainer des Jahres“ ausgezeichnet worden war, sei man an Norbert Wörlein nicht mehr vorbeigekommen. Der des U 18-Sprint-Europameisters und fünffachen Deutschen Meisters Jakob Kemminer sei ein Musterbeispiel, was man als ehrenamtlicher Trainer mit Empathie und Know How erreichen könne. Wörlein, der selbst auf eine erfolgreiche Karriere als 400-Meter-Sprinter und Weitspringer zurückblicken kann, verstehe es immer wieder, maßgeschneiderte Lösungen für seine Sportlerinnen und Sportler zu erarbeiten, so Köchl. „Und damit liegt er eigentlich immer goldrichtig, wie der Weg seines Goldjungen Jakob Kemminer beweist.“
Beim „Trainer des Jahres“ stellte der Laudator vor allem ein Wort über seine Ausführungen: Hattrick! Wer sich dahinter verbergen sollte, wurde erst im Laufe der launigen Geschichte ganz allmählich klar. Da ging es um die Leidenschaft des Geehrten als Chef eines „Zentrums“, sein zweites Hobby eines Bier-Someliers und eine Episode rund um einen nicht gemessenen Wurf seines Schützlings bei den Olympischen Spielen in Paris. Erst am Schluss wussten alle im Marina-Forum, dass es sich um
Martin Ständner
Den Trainer des EM-Vierten Merlin Hummel, seines Bruders und U 18-EM-Teilnehmers Matti Hummel sowie der Liebenwald-Zwillinge Leonie und Linus handelte. Mit der Auszeichnung von Regensburg ist Ständner bereits zum dritten Mal als „Trainer des Jahres“ nach 2008 und 2019 (Nachwuchs) geehrt worden – deshalb das Bild vom „Hattrick“. Ein ungemein wertvoller Trainer, wie Reinhard Köchl bemerkte: „Aus solchem Holz sind eben Menschen geschnitzt, die die Leichtathletik in Deutschland weiterbringen. Und davon gibt es wirklich nicht mehr viele!“