Bayerische Langstreckler beim Zehn-Kilometer-Lauf in Berlin in Rekordlaune
Die bayerischen Langstreckerinnen und Langstreckler, allen voran die der LG Telis Finanz Regensburg, sind derzeit ein wenig ziellos". Die Corona-Krise machte die Verteidigungungen nationaler Titel zunichte, die Europameisterschaften in Paris fielen aus und auch die Europameisterschaften im Crosslauf, die am 13. Dezember in Dublin hätten stattfinden sollen, wurden bereits ersatzlos gestrichen. Was im Frühjahr sein wird, steht in den Sternen. Ob es 2021 wirklich Olympische Spiele geben wird, weiß keiner. Da kommen dann Angebote wie der „Berlin 10K Invitational II“ gerade recht, um wieder einmal den Trainingsalltag ein wenig aufzulockern.
Taktik war an diesem Vormittag im noch nicht verregneten Berlin kein Thema. Man wusste, die beiden Weltklasseleute, Daniel Ebenyo und Helen Tola, beide aus Ostafrika eingeflogen, waren auf Grund ihrer später auch abgelieferten Weltklasseleistungen von 27:18 und 30:59 Minuten kein echter Maßstab und auch keine Hilfe auf der Jagd nach Bestzeiten. So stürmten denn auch Miriam Dattke im Lauf der Frauen und Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) im Toprennen bei den Männern ohne Rücksicht auf Verluste los wie die Feuerwehr.
Während es Boch am Ende seines Parforcerittes gelang, alle Deutschen mit der erneuten Klassezeit von 28:37 Minuten abzuschütteln, hängte sich bei den Frauen Dauerkonkurrentin Katharina Steinruck (LG Eintracht Frankfurt) zäh an die Fersen von Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg). Der Spurtsieg der Frankfurterin in 32:16 zu 32:20 Minuten war dann die logische Konsequenz. „Das geht schon in Ordnung“, zeigte sich die junge Regensburgerin keineswegs enttäuscht. "Nach ein paar Wochen Grundlagentraining ist das ein deutlicher Fingerzeig, dass ich nach meiner Sommerverletzung wieder voll zurück bin.“ Auch Teamkollegin Anja Scherl zeigte, dass sie mit ihren 33:12 Minuten in ihrer Marathonvorbereitung für Valencia, Anfang Dezember, voll im Plan liegt.
Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) ließ mit ihren 33:40 Minuten nach nur zwei Wochen Training aufblitzen, dass sie vieles an Grundvermögen aus der letzten Saison in die neue Jahresvorbereitung mitnehmen konnte. Das Gesamtergebnis der Frauen war überragend: Neuer deutscher Teamrekord in 1:39:12 Stunden, 1:50 Minuten schneller als in der gleichen Besetzung vor einem Jahr in Siegburg.
Simon Boch zeigt nun auch im Herbst, dass er in einer anderen Liga angekommen ist. „Da wäre noch mehr gegangen, wenn ich nicht völlig allein für die Pace hätte sorgen müssen. Jetzt freue ich mich auf die Halbmarathon-WM in drei Wochen in Polen“, sagte der total zufriedene Regensburger unmittelbar nach dem Zieleinlauf. Der Kampf um den deutschen Team-Rekord war wie schon einige Male vorher bei knapp gescheiterten Versuchen ein Spiel mit den Sekunden. Am Ende gelang es diesmal, ganze vier Sekunden schneller zu sein. Die Besetzung war unerwartet: Florian Orth mit neuer persönlicher Bestzeit von 28:53 Minuten und Kevin Key, ebenso mit Straßen-Hausrekord von 29:47 Minuten lieferten zusammen mit Boch 1:27:17 Stunden ab. Der alte Rekord des TV Wattenscheid aus dem Jahr 2001 war endlich Geschichte.
Im Nachwuchsbereich sorgte Emma Heckel (TSV Katzwang) für einen Paukenschlag. Mit einer tollen Steigerung auf 33:52 Minuten verbesserte sie die bayerische U 20-Bestleistung von Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) aus dem Jahre 2015 um genau eine Sekunde. U 23-Mann Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) nähert sich mit 30:20 Minuten als Dritter des B-Laufs immer mehr der 30-Minuten-Schallmauer.
Insgesamt gesehen war der Berliner Lauf das qualitätsmäßig zweitstärkste Rennen in diesem Jahr in Europa, wobei Valencia im Februar noch außerhalb der Corona-Einschränkungen stattfand.